Projekt-Management

Projektleiter müssen sich rezertifizieren

01.04.2010 von Christophe Campana, Eric Schott und Matthias Müller
Projekt-Management-Kenntnisse gelten als Karrieregarant in der IT-Welt. Allerdings muss das Wissen regelmäßig aufgefrischt werden.

Um die IT-Profis zur kontinuierlichen Weiterbildung anzuhalten und die Projekt-Management-(PM-)Qualitäten der Zertifizierten auch über größere Zeiträume zu garantieren, haben alle renommierten Institutionen eine regelmäßige Rezertifizierungspflicht eingeführt. Nach Ablauf einer bestimmten Frist läuft der Status des Zertifikats aus, und der Zertifizierte darf sich nicht mehr damit ausweisen, sofern er nicht bestimmte Bedingungen erfüllt.

CW-Serie

Die Qualifizierung von Mitarbeitern für das Projekt-Management (PM) wird auch abteilungsübergreifend immer wichtiger. Führende Projekt-Management-Organisationen vergeben Zertifikate zum Nachweis des Erfahrungsschatzes und Methodenwissens. Welche Organisation was anbietet und welche Zertifizierung für wen die richtige ist, erklärt die CW.

Die Zertifizierer sehen dafür unterschiedliche Aktivitäten vor. Das Project Management Institute (PMI) schreibt vor, innerhalb von drei Jahren den Erhalt einer bestimmten Anzahl an Professional Development Units (PDU) nachzuweisen, damit das Zertifikat gültig bleibt. PDUs können durch Projektarbeit, durch Kurse oder Teilnahme an Fachveranstaltungen erlangt werden.

Die International Project Management Association (IPMA) schreibt eine Rezertifizierung nach fünf Jahren vor. Dabei liegt der Schwerpunkt auf PM-Aktivitäten und der beruflichen Weiterentwicklung des Kandidaten seit der letzten Zertifizierung. Die Zertifizierungsstelle nimmt frühzeitig Kontakt mit dem Kandidaten auf und weist auf Wechselmöglichkeiten in andere Stufen des Systems hin. Für die Prince2-Methode muss der Practitioner nach fünf Jahren durch einen erneuten Test aufgefrischt werden, um die Re-Registrierung zu erlangen. Die Foundation-Zertifizierung dagegen hat lebenslang Bestand.

Unterschiedliche Prüfungskosten

Prince2-Zertifizierungen sind mit relativ geringem Aufwand schon nach wenigen Tagen zu erlangen. Ein Selbststudium anhand des Prince2-Handbuchs ist durchaus verbreitet, es werden aber auch Vorbereitungskurse häufig mit anschließender Prüfung angeboten. Die Kosten fallen vergleichsweise gering aus, kombinierte Kurs-Prüfungs-Veranstaltungen gibt es ab etwa 1000 Euro.

Foto: Project Management Institute (PMI)
Foto: PMI-Zertifikat

Der Vorbereitungsaufwand für PMI- und IPMA- Zertifizierungen ist höher. Ohne Teilnahme an einem oder mehreren Vorbereitungsseminaren und ein intensives Selbststudium kommen die wenigsten Bewerber aus. Die daraus resultierenden Kosten belaufen sich auf mehrere tausend Euro. IPMA-Zertifizierungen sind wegen ausführlicherer Nachweise und Referenzen für den Bewerber aufwendiger. Die mehrstufige und oft mehrere Termine umfassende Prüfung mit optionalen Elementen führt ebenso zu einem zeitlichen Mehraufwand. Auch die Rezertifizierung ist beim PMI und der IPMA mit deutlich höherem Aufwand und größeren Kosten verbunden als die Prince-2-Re-Registrierung.

Um die richtige Entscheidung zu treffen, sollte der Kandidat die Rahmenbedingungen und die Absicht, mit der er die Zertifizierung anstrebt, in seine Analyse einbeziehen. Steht die Zertifizierung per se im Vordergrund und soll sie durch eine stetige, begleitende Weiterbildung immer aktuell gehalten werden, sind die Angebote des PMI gut geeignet. Soll hingegen ein individueller Karriereplan oder eine PM-Laufbahn unterstützt werden und der Fokus auf langfristigem Wissenserwerb mit starkem Praxisbezug liegen, bietet die IPMA/GPM eine gute Alternative. Mit Prince2-Zertifizierungen lässt sich relativ unkompliziert, günstig und schnell eine Qualifikation nachweisen.

Die politischen und kulturellen Rahmenbedingungen in Unternehmen und Projekten, in welchen die Kandidaten arbeiten, sind genauso wichtig. Nordamerikanisch und asiatisch geprägte Projekte arbeiten häufiger nach dem Standard des PMI, wohingegen europäisch ausgerichtete Unternehmen eher die Empfehlungen der IPMA berücksichtigen. In Großbritannien hat sich besonders im öffentlichen Sektor Prince2 als De-facto-Standard etabliert und wird in britisch geprägten Umgebungen bevorzugt eingesetzt. Prince2 wird eher als Ergänzung zu einem der beiden anderen Systeme gesehen. Prince-Kurse einiger Organisationen werden durch das PMI als Weiterbildung zum Erwerb von PDUs anerkannt. In Deutschland sind die Zertifizierungen des PMI und der IPMA-Mitgliedsorganisation GPM am weitesten verbreitet.