Praxistest: Sony Ericsson Z610i

02.04.2007

Lieferumfang / Verarbeitung

Lang ist es her, als das Vorgängermodell Z600 erstmals um die Kundschaft buhlte - Herbst 2003 um genau zu sein. Zumindest in zwei Punkten hat sich am Designkonzept trotz der großen Zeitspanne nichts verändert: Auch das Z610i ist ein Clamshell-Handy, das mit einer Bautiefe von 2 Zentimeter vergleichsweise dick aufträgt. Geblieben sind ferner die auffallenden Rundungen. Das war's dann aber auch schon fast mit dem Gemeinsamkeiten, denn optisch setzt das Nachfolgermodell ganz eigene Akzente. Der Eyecatcher schlechthin ist die glatte, spiegelnde Oberfläche, durch die sich der Folder vom Gros der Handy-Kollegen absetzt. Die Oberschale gibt es dabei in den Trendfarben "Luster Black", "Rose Pink" und "Airy Blue". Laut Sony Ericsson ist das Z610i dadurch "wahlweise ein schlichter oder auffälliger Begleiter". Vollkommen richtig, allerdings reagiert erfahrungsgemäß vor allem weibliche Kundschaft auf Form und Farbgebung dieses Clamshell-Geräts.

Das Highlight dieses Handys ist sein monochromes OLED-Außendisplay, das unter der reflektierenden, halbtransparenten Außenhaut versteckt ist und nur dann in Erscheinung tritt, wenn das Telefon in Aktion ist - beispielsweise wenn ein Anruf oder eine Kurzmitteilung eingeht. Ein sehenswerter Effekt, der allerdings keineswegs so innovativ ist, wie der Hersteller uns glaubhaft machen will: schon vor einigen Jahren boten verschiedene Philips-Klapphandys den gleichen Effekt. Allerdings rückten die Holländer nicht wirklich in das Blickfeld der deutschen Konsumenten. Im aufgeklappten Zustand herrschen klare Linien: Alle Tasten sind auffallend groß dimensioniert und dem optischen Gesamtkonzept entsprechend ebenfalls rund abgeschliffen. Vorbildlich ist dabei, dass auch die farbliche Harmonie bei der Tastaturbeleuchtung gegeben ist, die in einem Roséton filligran durch die Beschriftung schimmert. Das TFT-Innendisplay ist mit 262.144 Farben auf 1,9 Zoll Flächendiagonale ausreichend groß bemessen und bietet saubere Kontraste und eine bestechende Farbbrillanz bei einem minimal sichtbaren Pixelraster - aber das ist man von Sony Ericsson ja mittlerweile gewohnt.

Bei der Verarbeitung macht das Z610i gegenüber dem Vorgängermodell einen großen Schritt nach vorne. Das betrifft vor allem das nach wie vor mächtige Scharnier. War das beim Z600i noch die klare Achillesferse (leierte schnell aus), verrichtet das Gelenk beim neuesten Folder pflichtbewusst seinen Dienst, ohne dass sich Auflösungserscheinungen bemerkbar machten. Auch die restlichen Bauteile sind erfreulich präzise ineinander verschraubt - Spaltmaße muss man da schon mit der Lupe suchen. Dass das Z610i dennoch nicht gerade den Eindruck erweckt, für die Ewigkeit bestimmt zu sein, liegt an den lauten Knarz- und Ächzgeräuschen, sobald man das Phone einmal härter anpackt; in puncto Robustheit leistet sich das Falthandy deswegen aber keineswegs einen Durchhänger. Die Zugaben des Z610i weisen einen ungewöhnlichen Schönheitsfehler auf: Zwar gehört ein USB-Kabel ebenso zum Lieferumfang wie eine 64MB Memory Stick Micro-Speicherkarte, doch dafür fehlt ein Headset.

Ausstattung

Im Bereich Komfort irgendwelche Vergleiche mit dem mittlerweile betagten Vorgängermodell zu ziehen, wäre ziemlich ungerecht, denn zwischen den beiden Klapphandys liegen zwei Jahre Entwicklungszeit! Technisch orientiert sich der Folder fast zu 100% am optisch weitaus schlichteren K610i und bietet so ziemlich alle Funktionen, die man im Alltag gebrauchen kann. Auf der spiegelnden Haube thront eine 2 Megapixel-Kamera, die sich über eine separate Taste unterhalb des Steuerkreuzes aktivieren lässt. Die von Sony Ericsson bekannten Aufnahmemodi (Panorama, Rahmen und Bilderfolge), einige Spezialeffekte wie Sepia oder Negativ-Aufnahmen, ein 2,5facher Digitalzoom sowie ein vom Nutzer einstellbarer Weißabgleich lassen auch professionellere Aufnahmen mit dem Handy gelingen. Mit der im W850i verbauten Cam kann dieses Modell aber leider nur bei Tageslichtbedingungen mithalten. In geschlossen Räumen oder bei schummrigen Lichtverhältnissen stößt die Kamera schnell an ihre Grenzen. Resultat: Schwammige Fotos mit Bildrauschen, körnigen Details und geringer Farbechtheit. Auch der Camcorder-Modus arbeitet gerade einmal mit der Minimal-Auflösung von 176 x 144 Pixeln ? für Homevideos völlig untauglich, für MMS völlig ausreichend.

Besser macht es da schon der MP3-Player, da er über die notwendigsten Funktionen und über ein ordentliches Klangbild verfügt, allerdings den von Walkman-Handys gewohnten "Megabass"-Modus vermissen lässt. Der Player ist übrigens die einzige Funktion, die sich über eine kleine seitliche Außentaste auch im geschlossenen Zustand ansteuern lässt. Dank Flugzeugmodus darf man auch über den Wolken Musik genießen, ohne dass eine forsche Lufthansa-Stewardess einem die Ohren lang zieht. Neben dem bekannten Tetris-Clone "QuadraPop" (diesmal fallen wabernde Pixelklumpen vom oberen Bildschirmrand herab) komplettieren diverse Audio/Video-Editoren das Multimedia-Vergnügen. Im Bereich Speicherplatz ist der Funker vernünftig aufgestellt: Neben rund 19 MB internem Speicher und maximal 1000 anlegbaren Kontakten sowie 200 Kurzmitteilungen sorgt ein Slot für Memory Stick Micro-Speicherkarten für ausreichend Flexibilität.

Überzeugend wirkt auch der ausgewogene Connecitivity-Mix des Z610i. So werden alle relevanten Datenkanäle in Form von GPRS Klasse 10, HSCSD (max. 4 download/ max. 1 upload), UMTS, USB-Schnittstelle, WAP 2.0 und Bluetooth besetzt. Letzteres überträgt dank A2DP-Profil sogar Stereosignale kabellos. Von den großen Geschwistern wurde die Blogging-Funktionalität übernommen, mit der sich Fotos aus vielen Bediensitationen heraus direkt an ein Google-Blog versenden lassen, das bei Bedarf neu angelegt wird. Auch SyncML-Fähigkeiten zum Abgleich mit PIM-Servern hält der schicke Folder bereit, alternativ lassen sich Daten mit der beiliegenden Software mit einer lokalen Outlook-Installation abgleichen. In der von uns getesteten Firmware R1ED001 traten hier aber in Verbindung mit einer Bluetooth-Connection Probleme auf, die zur Unterbrechung des Vorgangs und zu einem inkonsistenten Datenbestand im Z610i führten.

Mit dem integrierten Browser lassen sich auch "richtige" HTML-Seiten ansurfen, allerdings ist die Größe des Displays trotz "Smart-Fit"-Funktion nur bedingt für Ausflüge ins WWW geeignet. Hilfreich: Die Google-Page ist als Startseite vordefiniert. Ansonsten muss man aber nahezu alle Browser-Konfiguration zu Fuß eingeben, wenn man das Z610i im freien Handel erwirbt. Und dank UMTS-Connectivity bleibt auch der Lifestyle-Part der mobilen Datenkommunikation nicht unbeackert: Portale wie Vodafone Live! werden in Rekordzeit aufs Display geladen, MobileTV-Sendungen laufen übers RTSP-Protokoll schnell, flüssig und unterbrechungsfrei. Eine nach innen gerichtete Kamera mit VGA-Auflösung liefert das Bildmaterial für Videotelefonate in außergewöhnlich hoher Qualität.

Praxistest: Sony Ericsson Z610i
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Der Organizer-Bereich ist ebenfalls reichhaltig besetzt und besitzt sogar einige nette Extras. So lassen sich Kontakte mit bis zu 16 Merkmalen definieren, darunter auch der Geburtstag und persönliche Tags. Eine anlernpflichtige Sprachwahl/-steuerung ist ebenso an Bord wie ein Datensafe für heikle Daten (Code-Memo), ein RSS-Reader und eine Stoppuhr. Angesichts dieser Vielfalt braucht man Features wie ein Diktiergerät oder eine Freisprecheinrichtung nicht mehr großartig erwähnen. Nur eine Sache mutet ein wenig kurios an: Da packen die Entwickler schon eine Java-Applikation unter die Haube, die nahezu alle erdenklichen Maßen ineinander konvertieren kann, doch gerade das Umrechnen von Währungen beherrscht dieses pfiffige Programm nicht.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Das Kapitel Menüführung ist bei Sony Ericsson stets ein positives, denn kaum ein anderer Hersteller bietet in dieser Disziplin so viel Intuition und grafische Liebe zum Detail. Das Z610i bildet dabei keine Ausnahme, zumal dank der Option "eigene Verknüpfungen" und flash-basierten Themes auch ausreichend Personalisierungsmöglichkeiten gegeben sind. Schön, wenn sich zur guten Menüführung noch eine flinke Reaktionsgeschwindigkeit gesellt. Nahezu jeder Befehl wird ohne Bedenkzeiten umgesetzt. Dank der großflächigen und schnörkellos gestalteten Tastatur gelingt das Simsen sogar im Blindflug. Alle Tasten weisen dabei einen prägnanten Druckpunkt auf. Einzige Ausnahme: Ausgerechnet die rechte Steuertaste zum Annehmen von Telefonaten war bei unserem Testmuster unangenehm schwammig. Keinerlei Probleme bereit dafür das kreisrund gestaltete Joypad, mit dem man bereits nach kurzer Eingewöhnungszeit zurechtkommt.

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Zu den Messwerten: Der Lithium-Polymer-Akku wird zwar durch zwei Displays und UMTS-Technologie stark in Beschlag genommen, dennoch hält der Kraftspender bei moderater Nutzungsintensität rund fünf Tage durch, was im UMTS-Bereich ein Spitzenwert ist. Die Empfangsleistung liefert hingegen nur im E-Frequenzband gute bis sehr gute Ergebnisse. Vodafone- und T-Mobile-Kunden müssen sich hingegen darauf einstellen, dass es fernab eines Sendemastes ihres Heimatnetzes zu Gesprächsabbrüchen kommen kann. Selbst im Stadtgebiet fielen uns starke Schwankungen in der Empfangsstärke auf. Die Verständigung befindet sich dennoch insgesamt auf einem gewohnt soliden Niveau. Zwar sind die Stimmen vor allem in Senderichtung nicht frei vom typischen Blechdosen-Klang der Schweden/Japaner, doch dafür stimmt die Lautstärke. Nebengeräusche halten sich ebenfalls stark in Grenzen. Im UMTS-Betrieb verzeichneten wir gelegentliche Aussetzer.

Fazit

Das Z610i ist zwar in technischer Hinsicht kein Streber, dafür punktet der Folder durch eine unvergleichliche optische Präsenz und einem Ausstattungspaket, das kaum Wünsche offen lässt - und das alles zu einem fairen Preis. Da vor allem weibliche Handynutzer am Designkonzept Gefallen finden dürften, konnte sich das Z610 bei hiesigen Netzbetreibern schnell etablieren. Im Vergleich zum direkten Konkurrenten Motorola KRZR hat Sony Ericsson insbesondere im Bereich der Ausstattung die Nase vorn, haptisch überzeugte uns das KRZR noch ein bisschen mehr.

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