Praxistest: Sony Ericsson Z550i

02.04.2007

Lieferumfang / Verarbeitung

Sony Ericssons Z550i ist ein handfester Vertreter der Business-orientierten Lifestyle-Klasse von Sony Ericsson. Das Mittelklassemodell erreichte uns in einer typischen quaderförmigen Verpackung mit Sichtfenster, die der Hersteller für die meisten seiner Mittelklasse-Handys nutzt. Besonders reichhaltig ist der Lieferumfang aber nicht: weder Datenkabel noch Software-CD liegen bei, auch einen Memorystick spendiert der Hersteller dem Handy nicht.

Das Gerät hat mit allen bisherigen Foldern von Sony Ericsson optisch wenig gemeinsam und erinnert mit seinem geradlinigen HiFi-Design an Sonys Vaio-Notebooks. Dabei gelingt Sony Ericsson die Gratwanderung zwischen maskuliner Protzigkeit und zurückhaltendem Edeldesign ziemlich gut: Vor allem der Materialmix aus poliertem Aluminium und robustem schwarzen Kunststoff ist ein klarer Pluspunkt des Klapphandys Handyschmuck oder Lanyards muss man geduldig an einer im linken Scharnierende eingefrästen Öse einfädeln. Die Rückseite offenbart neben einem kreisabschnittförmigen Lautsprecherausgang auch einen Anschluss für eine externe Antenne. Leider enttäuscht der Akkudeckel: er lässt wegen seines leichten vertikalen Spiels den einen oder anderen Knarzer vernehmen.

Als Display kommt Sony Ericssons leuchtstarkes Standard-TFT mit 176x220 Pixeln Auflösung zum Einsatz. Hauptaugenmerk liegt aber auf dem monochrom-blauen Außendisplay, das auf 128x36 Pixeln genug Platz bietet, um viele wichtige Statusinformationen anzuzeigen, die langsam über die Anzeigefläche scrollen. Klar voneinander abgesetzte, ins Grundgehäuse eingelassene Tasten mit großzügigen Abständen und weichen aber präzisen Druckpunkten laden zum Tippen ein. Auch an eine Extrataste fürs praktische Neues-Menü hat der Hersteller neben Navkey und Powerbutton gedacht; die Außentasten des Z550i beschränken aber auf eine gut erreich- und erfühlbare Tastenwippe an der rechten Seite, die vorrangig die Lautstärke steuert. Die blaue Tastaturbeleuchtung illuminiert Tastenfeld und 5-Wege-Navkey hell und gleichmäßig und lässt vor dem schwarzen Hintergrund auch im Hellen die Kontraste nicht verschwimmen.

Ausstattung

Die wenigsten Nutzer werden mit dem Z550i wegen seiner 1.3-Megapixelkamera liebäugeln - und die Fotos des Handys sind auch allenfalls fürs technikgestützte Bildergedächtnis zu gebrauchen: ein permanenter Nebelschleier, unbrauchbare Nacht- und detailarme Tageslichtfotos verhageln die Freude am mobilen Fotoschuss. Einziger Lichtblick: der softwaregestützte Panorama-Aufnahmemodus lässt Urlaubs- und Architekturfotos mit 400 Pixeln Höhe relativ gut gelingen. Bewegte Bilder werden maximal mit MMS-tauglichen 176x144 Pixeln Auflösung aufgenommen und können so lang werden, wie es der freie Speicher erlaubt.

Sony Ericssons Standardmedienplayer kann mehrere Abspiellisten erstellen und Titel nach Interpreten sortieren. An Dateiformaten beschränkt sich das Z550i auf MP3s (mit variabler Bitrate) und AAC(+)s mit M4A-Endung. WMA- oder AAC-Files ohne entsprechende Anpassung werden nicht vom Dateisystem oder dem Medienplayer erkannt. Klappt man das Handy bei laufender Wiedergabe zu, lassen sich auf dem Außendisplay aktuelle Titelinformationen ablesen. Für Abwechslung sorgt ein RDS-fähiges UKW-Radio, das das Kabel des mitgelieferten Stereoheadsets als Antenne nutzt. Anrufe und SMS signalisiert der silberne Folder mit 16-stimmigen polyphonen Klingeltönen, die im SP-MIDI-Format vorliegen können. Alternativ lassen sich eigene MP3s als Klingel-, Weck- und SMS-Ton festlegen. Das Klangbild, das der rückseitig verbaute schmale Lautsprecher erzeugt, ist sehr gleichmäßig, bei hoher Kodierungsqualität völlig knacks- und knisterfrei und recht laut.

Das Z550i verfügt ab Werk lediglich über 20 MB internen Speicher, kann aber mit bis zu 1GB großen MemoryStick Micro M2s erweitert werden. Office- und Telefon only-Nutzer mag das nur am Rande interessieren: die Kontaktverwaltung nimmt ohnehin stets maximal 1000 Kontakte mit jeweils 5 Rufnummern, mehreren EMail-Adressen und anderen businessrelevanten Informationen auf. Wer seine Kontakte gerne auf der SIM-Karte verwaltet, wird sich mit dem Z550i ebenfalls kaum anfreunden können: der Zugriff auf SIM-Kontakte ist stets nur über ein Labyrinth aus Untermenüs möglich, eine gemischte Anzeige kennt das System nicht.

Daten überträgt das Triband-Handy via Bluetooth, USB-Datenkabel und GPRS. In Verbindung mit einer japanischen Kfz-Freisprecheinrichtung scheiterten wir reproduzierbar bei der Gesprächsannahme, Mono-Headsets koppeln sich aber problemlos mit dem Gerät. Stereo-BT-Headsets lassen sich mangels A2DP-Port nicht mit dem Z550i betreiben. Zur Synchronisation von Daten bietet sich mangels mitgeliefertem Kabel ebenfalls Bluetooth an: mit knapp 30kB/s wechseln Daten das Medium - zu den unterstützten Profilen zählen OBEX, Object Push und DUN. Wer einen SyncML-fähigen Server zur Kontaktverwaltung nutzt, kann das Z550i übers Internet stets auf dem neuesten Stand halten. In unserem Test benötigte das Z550i knapp anderthalb Minuten für den Abgleich von 100 Kontakten in beide Richtungen über eine GPRS-Verbindung. Dank vorinstalliertem ACCESS NetFront Browser kann man zügig und übersichtlich durchs WWW surfen, dabei lassen sich XHTML-, WAP2.0- und die meisten "echten" HTML-Seiten anstandslos betrachten.

Praxistest: Sony Ericsson Z550i
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Praxistest: Sony Ericsson Z550i
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Der EMail-Client des Z550i soll laut Sony Ericsson über eine "betreiberabhängige Push-Funktionalität" verfügen. In der Tat lässt sich das Thema "EMail-Push" sehr weit auslegen - Blackberry-ähnliche Konnektivität bietet der Folder aber mit Sicherheit nicht. Allenfalls lassen sich Konten in fünfminütigen Abständen auf Neuzugänge überprüfen. Dafür verbindet sich das Handy anstandslos mit POP- und IMAP-Konten. Attachments können in nahezu beliebiger Größe angehängt werden, über einen Office-Viewer verfügt das Z550i jedoch nicht. Lange Worte über den Organizer muss man nicht verlieren: er genügt den Standardanforderungen, die das tägliche Leben betreffen. Wiederholbare und überlappende Termine und übersichtliche Wochen- und Monatsansichten gehören seit dem K700i zum Repertoire eines jeden Sony Ericsson-Telefons. Weitere Fähigkeiten des Z550i sind eine Weckfunktion, eine nicht priorisierbare Aufgabenliste, ein optisch ansprechender RSS-Reader, Taschenrechner, Stoppuhr und Timer sowie einige relativ sinnfreie Editierfunktionen für Mediendateien.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Herausragende Leistung erzielt das Z550i an unerwarteter Stelle, nämlich im Lifestyle-lastigen Java-Bereich: mit 298 Zählern im JBenchmark2 lassen sich auch anspruchsvollere Titel schnell und ruckelfrei spielen. Die spezifikationskonforme und fehlerfreie Unterstützung von Online-Features ermöglichen darüber hinaus die Kommunikation von Java-Applikationen mit Internetdiensten. Die Bedien- und Reaktionsgeschwindigkeit bei der Arbeit mit dem Telefon ist überaus hoch, alle Menüstrukturen sind durchgängig mit Animationen untermalt und werden über eine FlashUI-Schnittstelle dargestellt. So fällt auch das Theming - die Anpassung der Oberfläche an den eigenen Geschmack - umfassend aus: wir fanden 4 hochwertige Themen auf unserem Testgerät; das Aussehen der Icons lässt sich aber nicht verändern. Nach wie vor praktisch und mittlerweile von vielen anderen Handyherstellern adaptiert ist das "Neues"-Menü, das man über eine spezielle Taste erreicht. Dieses zeigt kürzlich aufgetretene Ereignisse an und informiert über aktive Anwendungen wie den laufenden MP3-Player. Schließt man ein Headset am Z550i an, lassen sich Kontakte via Sprache anwählen. Allerdings muss das Telefonbuch vorher angelernt werden.

Praxistest: Sony Ericsson Z550i
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Der Umstand, dass die Antenne ins Gehäuse integriert wurde, trübt den Empfang des Z550i in keinster Weise. Ganz im Gegenteil: die Balkenanzeige wirkt sogar stabiler als bei manchem Vorgänger. Die Sprachqualität erfüllt allmählich Business-Maßstäbe, reicht aber noch nicht an Spitzenreiter von Motorola oder Nokia heran. Die Qualität der Freisprecheinrichtung liegt über dem Durchschnitt, der kleine Speaker ist aber leiser als bei ausgewiesenen Musik-Handys. Die Lautstärke des Telefon-Lautsprechers kann ebenfalls nicht ganz überzeugen: bei lauter Umgebung muss man sich den Folder ans Ohr pressen, um seinen Gesprächspartner gut wahrnehmen zu können. Unsere Gegenüber klangen bisweilen ziemlich fremd: der Sprachprozessor neigt dazu, die Tonhöhe leicht zu verändern; Starke Verzerrungen während eines Gesprächs verzeichneten wir seltener, kurze Aussetzer während der Kommunikation dafür auffallend häufig. Der mit 750mAh recht groß bemessene Akku des Z550i leistet bei normaler Nutzung von Telefonie- und Connectivity-Funktionen sowie Kamera, MP3-Player und Radio eine akzeptable Standby-Zeit von durchschnittlich dreieinhalb Tagen. Die von SonyEricsson angegebe Standby-Zeit von 320 Stunden (13 Tagen) und Gesprächszeit von 330 Minuten können nur erreicht werden, wenn man Stromfresser wie Kamera, Bluetooth, Zauberwort und Audiofunktionen selten bis gar nicht nutzt und das Display auf 50% Helligkeit dimmt. Über einen Flugzeugmodus verfügt das Z550i nicht.

Fazit

Den Folder Z550i als Business-Handy auszuweisen, wirkt angesichts der mittelmäßigen Sprachfeatures und eingeschränkten PIM-Funktionen etwas zu hoch gegriffen. Ein gesundes Mittelmaß an Ausstattung bietet das schicke Mittelklassemodell aber allemal und ungeduldige Gemüter werden von der flüssigen, verständlichen, anpassbaren und schnell reagierenden Menüführung begeistert sein. Dank rasend schneller Java-Engine steht dem mobilen Gaming und weiterführenden Applikationen nichts im Wege, das überdurchschnittliche Stehvermögen im Standardbetrieb prädestiniert das Z550i für Geschäftsreisen. Weiterer Trost: der Straßenpreis liegt bei knapp 200?, was unter anderem dem spartanischen Lieferumfang zu verdanken ist.

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