Praxistest: Sony Ericsson S500i

04.09.2007

Lieferumfang / Verarbeitung

In puncto Design konnte Sony Ericsson in der Vergangenheit oft Akzente setzten - kein Wunder also, dass der neueste Slider aus der schwedisch-japanischen Handyschmiede mit seinem erklärten Style-Schwerpunkt hohe Erwartungen weckt. Mit 14mm Tiefe reiht sich das S500i zwar nicht in die Riege der ultraschlanken Mobiltelefone ein, doch die sanft abgerundeten Gehäusekanten und das kompakte Design lassen das Handy problemlos in jeder Hosentasche verschwinden. Echte Fashion-Victims werden ihr nagelneues S500i wohl eher an einem Lanyard um den Hals tragen oder als Blickfang auf dem nächstbesten Tisch platzieren. Im Lieferumfang des S500i findet man nichts außergewöhnliches: die netten Beigaben schenkt Sony Ericsson erst der Walkman-Variante des S500i, dem W580i.

Warum Sony Ericsson das Design als "Inspiriert von der Natur" verkauft, wird erst beim Aufschieben deutlich, wenn sich der Blick auf das Metallic-Grün des Tastenfeldes und die naturnahe Optik der aufgeschobenen Sliderrückseite senkt. Ansonsten überwiegt rabenschwarzer Klavierlack-Glanz, der erkennen lässt, dass man sich nicht vollständig vom aktuellen Glanzdesign a la Shine, Cocolate und Co. lösen kann (oder will). Das vermittelt einen eleganten Gesamteindruck, ist aber mit den üblichen Nachteilen behaftet: die Spurensicherung ist bei der Überführung eines S500i-Nutzers nicht von Nöten, da dessen Oberfläche bereits nach kürzester Zeit von verräterischen Fingerabdrücken übersät ist. Da hilft nur putzen, putzen, putzen. Keinen Blumentopf gewinnt der Hersteller in der Disziplin Verarbeitung: die Sliderkonstruktion weist außerordentlich unregelmäßige Abstände zwischen Ober- und Unterseite auf. Doch es kommt noch schlimmer. Wer schon immer einmal ein Handy von innen sehen wollte, dem sei ein prüfender Seitenblick aufs offene S500i angeraten: weiter konnte man einem Handy noch nie unters Röckchen schauen - Sand, Staub und Fusseln freuen sich gleichermaßen über eine neue Heimat. Verlorenen Boden wiedergutmachen kann das Display, das mit 240x320 Pixeln und 262.144 Farben zwar nur dem aktuellen Standard entspricht, dafür aber eine hohe Leuchtkraft, brillante Farben und scharfe Kontraste aufweist. Wieder mit an Bord ist die von Sony Ericsson gewohnte Standby-Uhr, die neuerdings aber erst umständlich über die Lautstärketasten aktiviert werden muss.

Obwohl das Sliderkonzept genügend Platz für eine ordentliche Tastatur bietet, setzt Sony Ericsson auf eine fummelige Minitastatur. Die Tasten sehen zwar politisch korrekt aus und fühlen sich ansprechend an, Grobmotoriker sollten sich aber von den kleinen rechteckigen Tasten fernhalten. Bewährten Sony Ericsson-Standard bietet dagegen die Slideroberseite, die mit schmalen Metallstreifen (Softkeys) und kleinen Quadraten (Navigationstasten) zum Spielen einlädt. Eine wohlüberlegte Anordnung und gut austarierte Druckpunkte sorgen für die schnelle und intuitive Bedienung des Handys. Schade, dass der Hersteller seitliche Tasten für Kamera oder MP3-Player ausspart. Fraglos das Highlight des S500i: im Dunkeln leuchtet das Handy nicht nur heller als die meisten Konkurrenten, sondern schaltet auch seine Discolichter an - sie pulsieren farbenfroh beim Aufschieben oder lassen schon von weitem erkennen, wer gerade anruft. Über 22 Farbthemen machen das S500i fraglos zum Blickfang. Schade nur, dass die Leuchteffekte nicht mit der laufenden Musik oder erweiterten Telefon- bzw. Nachrichtenfunktionen korrespondieren.

Ausstattung

Dass das S500i kein Cyber-shot Handy ist, wird schnell klar, wenn man die 2-Megapixel-Kamera aktiviert: Statt einer Kamerataste muss man sich erst durchs Menü hangeln, um eine Kameravorschau präsentiert zu bekommen, die stur im Hochformat verharrt. Ausgelöst wird die Kamera mit Fixfokus-Linse mit Hilfe der Bestätigungstaste. Die fotografischen Ergebnisse leiden unter blassen Farben und zu den Rändern sichtbar abfallender Schärfe, reichen allenfalls fürs mobile Blogging, das vom S500 nicht direkt unterstützt wird. Für Schnappschüsse der nächtlichen Clubtour ist die Handykamera mangels LED ebenfalls nicht zu gebrauchen, der eingebaute Nachtmodus erkauft sich die höhere Lichtempfindlichkeit mit starker Unschärfe und deutlichem Bildrauschen. Auch die Videoaufnahmen des Fashion-Sliders taugen mit 176x144 Pixeln (QCIF) allerhöchstens für MMS-Späßchen.

Wer anfängt zu fotografieren, merkt spätestens nach ca. 30 Bildern, dass das S500i nur mickrige 12MB Speicherplatz bietet. Das ist wenig - nicht nur Musikhörer werden kaum um den Kauf eines M2-Speichersticks herumkommen. Moment, Musikhören? Das S500i ist kein Musikhandy und bietet daher nur rudimentäre Möglichkeiten, digitalen Klang wiederzugeben. Wer seine Musiksammlung in WMA betreibt, hört in die Röhre - das S500i spielt nur MP3s und M4As (z.B. iTunes). Die Bedienoberfläche bietet keine peppige Walkman-Optik, sondern nur schnöde Listenansichten ohne Albumcover und erinnert mit ihrer optisch mageren Aufmachung an jene Zeit, als die ersten Handys mit Farbdisplay das Licht der Welt erblickten. Zusätzlich muss der Nutzer auch mit einer Titelanzeige in Riesenlettern kämpfen, die bei vielen Interpreten nur die Hälfte des Namens bzw. Tracks anzeigt. Immerhin bietet das S500i einen Equalizer, der in Klangprofil- und Bandauswahl zwar nicht mit den hauseigenen Walkmännern mithalten kann, den für ein Nicht-Musikhandy recht druckvollen und klaren Sound aber spürbar beeinflusst. Auch der unter dem Steuerring verbaute Lautsprecher leistet sich keine Schnitzer und bietet eine verhältnismäßig hohe Lautstärke ohne zu übersteuern. Unentbehrlich für jeden Musikliebhaber (der sich allerdings kaum ein S500i zulegen wird): Playlisten lassen sich bequem auf dem Handy erstellen; das Bluetooth Stereo-Profil A2DP wird vom Slider unterstützt. Wer nicht nur Musikhören, sondern auch ein paar Games auf dem Fashion-Slider zocken möchte, dem sei gesagt, dass die Java Performance eigentlich eine Stärke des S500i ist, die im 3D-Bereich aber leider Lücken aufweist.

Praxistest: Sony Ericsson S500i
Praxistest: Sony Ericsson S500i
Praxistest: Sony Ericsson S500i

Wie jedes Midrange-Modell von Sony Ericsson wartet auch das S500i mit einem Netfront-Browser von ACCESS auf. Auch wenn man den Funktionsumfang des Browsers mangels Datenturbo UMTS kaum ausnutzen wird, lässt sich damit nahezu jede Webseite anzeigen. Praktisch ist dabei die Möglichkeit, die Ansicht um 90° zu drehen und um 50% herauszuzoomen, um das WWW übersichtlicher zu machen. Von einer Website veröffentlichte RSS-Feeds werden automatisch erkannt und können mit einem einzigen Tastendruck abonniert werden. Der übers Nachrichtenmenü zugängliche Feedreader aktualisiert RSS-Quellen in beliebigen Abständen und stellt auch Bilder und Hyperlinks korrekt dar. Beim Messaging hat sich nicht viel getan, sowohl MMS-Editor als auch EMail-Client (POP3- und IMAP4-Postfächer samt SSL/TLS-Sicherung und frei benennbaren Portnummern) bieten den altbekannten Sony Ericsson-Standard. Die Bedienbarkeit fällt dank der gewohnt hübschen Toolbar (MMS) und einem netten zettelartigen Hintergrund (EMail) ziemlich intuitiv aus und die Texteingabe wird wie gewohnt durch das T9-Interface erleichtert. Wer viele Freunde hat, für den ist das S500i genau das richtige. Erst bei mehr als 1000 Kontakten mit 2500 Nummern muss der erfolgreiche Networker anfangen, Prioritäten zu setzten und Leute aus dem Speicher zu verbannen. Dabei ist die Datentiefe markentypisch äußerst umfangreich und erreicht fast Smartphone-Niveau. Eine Besonderheit des S500i besteht in der Möglichkeit, dank des Active Light-Features Kontakten ein individuelles Lichtspiel (ähnlich einem persönlichen Klingelton) zuzuordnen, sodass man auch im Stummmodus erraten kann, wer gerade anruft. Wer sich mit seinen Kontakten auch noch verabreden möchte, hat wiederum schlechtere Karten. Mangels Kategorisierungs- und Gruppierungsfunktionen sowie der Möglichkeit, mehrere Kalender nebeneinander zu verwalten, geht die Übersicht im Organizer schnell verloren. Da hilft es nur, den Kalender hauptsächlich am PC zu verwalten und mit der umfangreichen Bluetooth 2.0 Unterstützung oder dem mitgelieferten Datenkabel mit dem S500i zu synchronisieren.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Die anspruchsvolle Optik des S500i spiegelt sich auch im Display wider: selten konnte man so hübsch und liebevoll animierte Flash-Menüoberflächen bewundern wie auf dem neuen Fashion-Slider von Sony Ericsson. Vor allem das Everchanging-Design passt mit seinen sanft schillernden Farbtönen perfekt zum im "Mysterious Green"-Lack schimmernden Slidergehäuse. Unter dem Menüpunkt "Design" verpackt der Hersteller Oberflächen, die die gesamte Optik und Anordnung des Betriebssystems umkrempeln. Neben Evergreen sind zwei weitere Designs installiert, die aber nicht mit dessen stimmiger Naturoptik mithalten können. Startbildschirm und Menüs wechseln je nach Tages- und Jahreszeiten die Farbe, kleine aber feine Animationen ergänzen die Naturstimmung: beim Aufsliden fallen mal Regentropfen schräg übers Display, mal schweben kleine Blätter sanft auf den "Waldboden". Dabei glänzt die gesamte Navigation mit rasanter Reaktionsgeschwindigkeit, Verzögerungen treten nur beim Start der Kamera oder bei der Aktivierung von Java-Programmen auf. Die Bedienlogik ist ausgereift und intuitiv: während sich Einstellungsmenü und Kontaktverwaltung in aussagekräftigen Reiteransichten präsentieren, hinterlassen die in den meisten Fällen gut lokalisierten Menüüberschriften einen verständlichen Gesamteindruck der Bedienung, die auch Neulinge des Herstellers schnell begreifen werden.

Praxistest: Sony Ericsson S500i

Empfangs- und Sprachqualität bezeichnen die natürlichen Feinde vieler smarter Fashion-Handys. Keine Überraschung, muss der Hersteller doch möglichst kleine Komponenten ins stylisch-schlanke Gehäuse pressen. Mit dem S500i kann Sony Ericsson dieses schwierige Unterfangen nur schlecht umsetzen - vor allem in schwächer abgedeckten Regionen macht der Slider schnell schlapp. Eine ganz miese Vorstellung liefert das Handy im Ausdauerbereich. Unser Testgerät musste bei intensiver Nutzung und sporadisch aktiviertem Bluetooth nach zwei Tagen wieder an die Steckdose. Wir wagen die Prognose, dass ein Otto-Normaltelefonierer maximal drei Tage ohne Steckdose auskommt. In Anbetracht des niedrigen Ausstattungsniveaus ist das ein indiskutabel schlechter Wert - wohin verschwinden nur die 930mAh des Akkus? Vor allem die Lichteffekte werden an der Ausdauer des Sliders zehren. Wer auf den Coolness-Faktor verzichten kann, sollte die Seitenscheinwerfer des S500i schnell abschalten.

Fazit

Ob man nun das überzeugende Design, die coolen Lichteffekte oder die atmosphärisch gelungene, schnelle Menüoberfläche betrachtet: Sony Ericssons neuer Fashion-Slider schimmert in jeder Hinsicht bunt und verführerisch. Schade, dass das Handy in allen anderen Bereichen eine weniger überzeugende Vorstellung abliefert. Kamera und Musikplayer sind nur wenig praxistaugliche Alibis für die Featureliste, Akkulaufzeit und Empfang miserabel. Am Ende bleibt ein Handy, das über die Optik hinaus keine Kaufargumente bietet. Fazit: für Designfreunde und Sony Ericsson-Fans.

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