Praxistest: Samsung SGH-X700

02.04.2007

Lieferumfang / Verarbeitung

Als designorientiertes Business-Device steht das SGH-X700 seit Anfang des Jahres in den Läden. Der Hersteller spendiert seinem Barren-Phone ab Werk ein USB-Datenkabel, eine professionelle PC Suite und ein kabelgebundenes Stereo-Headset. Speicherkarten und sonstiges Zubehör muss sich der Nutzer selbst zulegen. Die Candybar-Optik des X700 ist eher untypisch für den fernöstlichen Hersteller. Das Design kann sich allerdings sehen lassen: geschwungene Linien und raffinierte Details bestimmen die Gehäuseoptik. An den Seiten des Gehäuses sorgen schwarze Kunststoffapplikationen für Abwechslung, die Rückseite dominiert ein großer Spiegel für Selbstportraits. Auf exklusive Materialien wie beim Softtouch-gummierten E760 wurde verzichtet, stattdessen kommt ein hochwertig wirkender, aber nicht besonders kratzfester Kunststoff zum Einsatz. Die Handymaße entsprechen etwa denen der konkurrierenden Barrenhandys, sein niedriges Gewicht von 79 Gramm macht das X700 aber zu einem drahtigen Außenseiter. Erst bei genauerem Hinschauen offenbaren sich kleine Mängel in der Verarbeitung: Grate und Unebenheiten findet man an den Spalten zwischen Ober- und Unterschale - Knarzgeräusche konnten wir dem Gehäuse dennoch auch unter stärkerem Druck nicht entlocken.

Das Display mit 176x144 Pixeln kann maximal 262.144 Farben darstellen, büßt aber gegenüber Sony Ericssons W810i etwa 20% an Kontrasten und Helligkeit bei der Ansicht von Fotos oder Videos ein. Samsung schützt die Anzeigefläche mit einer gewölbten, kratzfesten und entspiegelten Abdeckung vor Kratzern und Staub. Die Tastatur wirkt aufgeräumt und geradlinig, die Tasten sind dank eines leichten Versatzes in Druckrichtung gut erfühlbar. Versierte SMS-Tipper werden aber schnell die Nase voll haben vom Tastenfeld: der kleine Navkey und die nicht allzu deutlich definierten Druckpunkte sorgen nicht selten für Vertripper. Zentrales Bedienelement ist ein schmaler 5-Wege-Navkey, dessen schwer erfühlbare Bestätigungstaste im Standby-Screen direkt ins voreingestellte Netzbetreiberportal führt. Ebenfalls eher enttäuschend verarbeitet ist die Taste zum Auslösen der Kamerafunktion auf der rechten Seite des Geräts: mit werden Schnappschüsse zum Glücksspiel. Bravourös gelöst ist dagen Beleuchtung der Tastatur, die gestochen scharf durch die halbtransparente Tastenbeschriftung schimmert und in allen Bediensituationen gute Kontraste und Ablesbarkeit gewährleistet .

Ausstattung

Die mit der reaktionsschnellen Megapixelkamera aufgenommenen Fotos wirken farbenfroh und scharf, lediglich Artefakte der JPG-Kompression mindern die Ergebnisse in detaillierten Regionen. Statt eines Autofokus verfügt die Kamera über eine "Spot-Fokus"-Funktion, die die Bildhelligkeit ums zentrale Motiv mittelt und dabei hilft, das Gesamtergebnis leicht zu verbessern.Videos lassen sich mit einer Maximalgröße von 176x144 Pixeln aufnehmen und werden im 3GP-Format gespeichert. Leider überlagert stets ein leichter Rotschleier das Zentrum des Videobilds. Die Videos können so lang werden, bis der Speicher platzt, lassen sich aber auch auf MMS-Größe (ca. 300kB) beschränken. Musik kann in den Formaten MP3, AMR oder AAC(+) vorliegen, mit den gängigen WMA-Files kann Samsung noch wenig anfangen. Auch der Komfort bleibt auf der Strecke: der Medienplayer versteht sich nur auf eine einzige, umständlich zu verwaltende Playlist und lässt sich nicht in den Hintergrund schalten. Schade, denn die Musikwiedergabe erfolgt über zwei kleine aber leistungsfähige Lautsprecher mit mittlerer Maximallautstärke und dank A2DP-Profil unterstützt das Gerät auch die Musikwiedergabe auf kabellosen Stereo-Headsets. Auch das integrierte UKW-Radio lädt zum Musikgenuss mit dem Handy ein ? leider aber ohne RDS-Fähigkeit.

Knapp 30MB interne Speicherkapazität reichen für einige MP3-Ringtones aus, für ausschweifenden Multimedia-Genuss ist das aber etwas mager. Abhilfe schafft ein unauffälliger Slot für microSD-Karten bis zu einer Gesamtkapazität von bis zu 512MB. Samsungs System lässt die geteilte Nutzung des Speichers zu, sodass sich beispielsweise MMS oder EMails (ausgenommen Java-MIDlets) auch auf die Speicherkarte auslagern lassen. Für Kurzmitteilungen, Kontakte oder Kalendereinträge gilt das leider nicht - von ihnen lassen sich jeweils nur 200, 1000 oder 200 im X700 verewigen. Das X700 funkt in den weltweit verfügbaren Quadband-Netzen des GSM-Standards. Daten werden mit GPRS bzw. EDGE übertragen oder mit Hilfe eines schnellen Bluetooth-Ports an andere Geräte versandt. Besonderes Augenmerk liegt auf dem einfachen Datenaustausch mit einem PC über das beigelegte USB-Kabel, mit dessen Hilfe sich das X700 wahlweise als Massenspeichergerät oder als Handy am Computer registriert. Die mitgelieferte Software-Suite macht das X700 zum vollwertigen Modemersatz ? die Verbindungsdaten für alle großen Netzbetreiber sind bereits vorinstalliert. Neben der kompletten Synchronisation von Kontakten, Aufgaben und Kalenderdaten mit Outlook im Rahmen der im Telefon speicherbaren Daten, lassen sich mit den Unterprogrammen des PC Studios auch Ringtones im MP3-Format und 3GP-Videos zurechtschneiden, Fotos verwalten und Dateien in Handy-typischen Multimedia-Formaten abspielen. Als Browser kommt ein von Samsung angepasster Openwave-Kern zum Einsatz, der nur XHTML-Seiten in einigermaßen ansprechender Qualität auf dem Display wiedergeben kann. HTML-Webseiten werden in der Regel mit einer Größenwarnung abgewiesen.

Das X700 versendet SMS und MMS bis zu einer Größe von 12 verketteten Nachrichten (SMS) bzw. 295kByte (MMS). Der MMS-Client bietet für jedes Slide eine Vierergruppe der hinzufügbaren Elemente an. Ärgerlich, dass der intuitiv zu bedienende Email-Client auf POP oder IMAP4-Basis nur Attachments mit einer Gesamtgröße von 200kB zulässt. Für die Archivierung von Nachrichten bietet sich ein "Benutzerordner" an, der sich leider nicht durch eigene Ordnerstrukturen erweitern lässt. Das SGH-X700 verfügt nicht den von D600 oder X800 liebgewonnenen Picsel-Viewer, Office-Dokumente lassen sich mit dem Gerät daher nicht betrachten. Sie können aber problemlos vom PC aufs Handy übertragen werden und werden mit ihrer Dateiendung entsprechenden Icons in der Dateiliste angezeigt. Die integrierte Kontaktverwaltung sollte dem Standardnutzer ausreichen, die Detailauswahl ist für Business-Zwecke aber geradezu lächerlich gering: Postadressen, Geburtstage oder Instant-Messaging-Adressen sucht man hier vergeblich. Dafür lässt sich jedem Kontakt ein individuelles Anruferbild und ein Klingelton zuweisen und jeder Eintrag einer selbst definierbaren Gruppe zuordnen. Der Kalender stellt die Termine in übersichtlichen, farbenfrohen und leicht überschaubaren Monats- und Wochenansichten dar. Der Organizer versteht sich auf Ereignisse in vier Kategorien, an die man sich zu frei einstellbaren Zeitpunkten erinnern lassen kann und die in gewissen Zeitabständen wiederholt werden können. Gamer dürften sich vom X700 kaum begeistern lassen: Eine 3D-Engine fehlt dem Handy gänzlich und der Jbenchmark-Wert liegt allenfalls im Mittelfeld.

Praxistest: Samsung SGH-X700
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Die Menüführung des X700 orientiert sich optisch wie technisch am Urgestein D500 : über ein übersichtliches 3x3-Gittermenü in entschärfter animierter Cartoon-Optik findet man schnell und intuitiv Zugang zu allen Funktionen des Geräts. Echte Situationsprofile hat Samsung seinem X700 immer noch nicht mit auf den Weg gegeben; über das Einstellungs-Menü lassen sich das generelle Klingelverhalten des Telefons bei eingehenden Anrufen oder Mitteilungen festlegen. Ärgerlich: Mitteilungen lassen sich nur durch einen von 10 standardmäßig vorgegebenen Tönen signalisieren. Auch das gleichzeitige Klingeln und Vibrieren beherrscht das X700 nicht, man kann das Telefon höchstens dazu überreden, kurz den Vibrationsalarm anzuwerfen und anschließend den gewählten Klingelton abzuspielen. Auf dem Hauptscreen lässt sich eine Monatsansicht einblenden, die aber leider keinerlei Auskunft über die aktuelle Terminlage gibt. Klingelt das Handy mehrmals in Abwesenheit oder gehen parallel mehrere Nachrichten ein, werden sie übersichtlich in einer Reiteransicht auf dem Hauptbildschirm angezeigt. Über Sprachwahl oder -steuerungsfeatures verfügt das X700 nicht.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Praxistest: Samsung SGH-X700
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Wirklich Business-tauglich ist neben dem Design die Telefonie mit dem X700. Sprache wird nahezu unverfälscht wiedergegeben und tönt bei Bedarf auch laut genug aus der "Hörmuschel", um auf stark belebten Plätzen oder Messen telefonieren zu können. Die Empfangsstärke ist laut Balkenanzeige unempfindlich gegenüber Standortverlagerungen, Handovers und dicken Gebäudewänden. Die integrierte Freisprechfunktion reicht aus, um auch beim Autofahren telefonieren zu können, ohne das Handy in der Hand halten zu müssen - hier verbietet lediglich der Gesetzgeber die Interaktion mit dem Gerät zur Gesprächsannahme. Auch bei Business-typischer Nutzung mit mehreren längeren Telefonaten und einigen EMail-Sessions bleibt das X700 ein zuverlässiger Partner in der Jackentasche: in der Regel mussten wir das Handy nur alle vier Tage an die Steckdose hängen. Aktiviert man allerdings den Bluetooth-Port permanent, will das X700 jeden Abend Bekanntschaft mit seinem Netzteil schließen. Nach ca. 2 Stunden ist der Akku dann wieder vollständig aufgeladen.

Fazit

Es wäre vermessen, das X700 als Organizer-Ersatz zu bezeichnen. Der Business-Anspruch des Geräts ruht insbesondere auf dem zeitlosen Understatement-Design und den souveränen Telefonfunktionen. Mit der fummeligen Eingabe kommt man nach einiger Zeit der Gewöhnung schnell zurecht, die kunterbunten Menüicons dürften aber nicht jedermanns Geschmack treffen. Bluetooth-Funk, EMail-Client und saubere Kontaktsynchronisation verbucht Samsung auf der Haben-Seite, wenig Kontakteigenschaften, eine fehlende Agendaansicht und Office-Viewer stehen im Soll.

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