Praxistest: Samsung SGH-X300

02.04.2007

Lieferumfang / Verarbeitung

"Sleek Simplicity" steht es auf der Verpackung geschrieben. "Geschmeidige Schlichtheit" also, und besser hätte man es nicht treffen können! Denn wie das Einsteiger-Modell auch, hat der Inhalt der schick in Schwarz-Weiß gehaltenen Schachtel nicht viel zu bieten: ein Ladegerät, ein kabelgebundenes Stereo-Headset, ein Lithium-Ionen Polymer Akku mit einer Leistung von 800 mAh und natürlich eine, trotz der 84 Seiten, sehr übersichtliche und gut gegliederte Bedienungsanleitung. Nicht viel, aber genug um loszulegen ohne langes Vorspiel.

Gerade mal 75 Gramm wiegt der Folder verschwindet dank seiner kompakten Bauweise (85x43x22mm) in jeder Hosen- oder Hemdtasche. Das schwarze Hartplastik erinnert etwas ans Armaturenbrett eines nahöstlichen Autohauses, erweist sich aber als äußerst kratzfest. Die Verarbeitung wirkt robust und grundsolide - lediglich das Außendisplay avanciert durch den breiten Rand der Einfassung zum Staubmagneten. Beim Design hat sich Samsung nicht besonders weit aus dem Fenster gelehnt und schlägt mit den markanten Formen eine maskuline Note an. Eine straffe Feder lässt den Folder souverän auf- und zuklappen, der Akkudeckel ist bei Samsung erstmals nicht direkt mit der Batterie verbunden, sodass sich leicht Ersatz für kaputte oder verlorengegangene Akkus beschaffen lässt.

Wie das komplette Gerät sind auch die Displays eher Marke Einsteiger! Außen erfährt der Nutzer auf dem 80x80 Pixel kleinen, monochromen LCD-Display gerade mal das Nötigste: Ladestand, Empfang, Datum, Uhrzeit, unbeantwortete Anrufe und neue Nachrichten werden hier angezeigt. Das Innendisplay beschränkt sich auf eine mittlerweile etwas altbackene Auflösung von 128x160 Pixeln und lediglich 65.536 Farben, doch dank neuer UFB-Technologie kommen die Farben der pixeligen Darstellung gut zur Geltung. Bei der Tastatur verlässt sich Samsung aufs Bewährte. Sie ist übersichtlich gegliedert, besitzt den typischen 5-Wege-Navkey und alle Druckpunkte sind schön weich und gleichmäßig gesetzt. Eine Beschriftung am unteren Rand des Navkeys weist aufs Highlight des schwarzen Folders hin: das integrierte UKW-Radio. Insgesamt sind die Tasten trotz der kleinen Gerätemaße auch für größere Finger ausreichend bemessen und ermöglichen durchaus komfortables Tippen von Textnachrichten. Am oberen Ende der linken Seite des X300 sorgt eine Tastenwippe für leichte Navigation durchs Menü, sie dient aber primär zur Regulierung von Tasten- und Gesprächslautstärke.

Ausstattung

Von einem Einsteiger-Gerät ohne Kamera und MP3-Player sollte der Käufer auch bei der Ausstattung keine großen Sprünge erwarten. Der magere Speicher von 1,2 MB reicht zwar gerade noch für 500 Telefonbucheinträge, aber bei Java-Applikationen oder Browser-Features ist man schnell an den Grenzen des Geräts angelangt. Für Spiele stehen lediglich 265 KB zur Verfügung, Bilder und Töne müssen mit 300 KB auskommen. Da ist es auch wenig überraschend, dass sich einem Kontakt, der noch nicht mal in Vor- und Nachnamen unterteilt werden kann, gerade drei Rufnummern (Mobil, Büro und Privat) und eine E-Mail-Adresse zuordnen lassen. Besonders einschnürend: die volle Ausschöpfung der Zuordnungen (also drei Nummern plus Mailadresse) nimmt bereits 4 von den 500 Speicherplätzen ein. Wer einen individuellen Klingelton oder ein Anruferbild dazupacken möchte, guckt in die Röhre! Immerhin können Kontakte in Gruppen zusammengefasst und mit einem Klingel- bzw. SMS-Ton versehen werden. Via IrDa-Schnittstelle kann man einzelne Einträge aus einem anderen Telefon oder dem PC importieren.

Auch der Kalender trägt wenig zur Praxistauglichkeit im Business-Alltag bei. Weder gibt es einen echten Terminplaner, noch kann man sich vom Handy an Geburtstage erinnern lassen. Einem Datum lässt sich lediglich ein einmaliger Alarm mit einer 40 Zeichen umfassenden Beschreibung zuordnen. Praktisch ist die gesonderte Aufgabenliste, in der man einem bestimmten Datum auch Deadlines zuweisen kann.

Besser beraten sind Messaging-Freunde: der integrierte MMS-Client gestaltet sich übersichtlich und neben Bildern und Tönen können auch Sprachmemos direkt aufgezeichnet und verschickt werden. Mangels Kamera beschränkt sich der Bildmitteilungsdienst beim X300 aber höchstens auf überlange Kurznachrichten. Dank GPRS (Klasse 10) und einem WAP1.2 Browser kann man mit dem X300 sogar im mobilen Web surfen, angesichts der beschränkten Darstellungsfläche ist dieses Feature aber eher unspektakulär und beschränkt sich auf kleinere, angepasste mobile Websites.

Die 16 vorinstallierten, 40-stimmigen, polyphonen Klingeltöne sind eher langweilig und einfallslos. Von einschlägigen Anbietern lässt sich zwar via GPRS Nachschub beschaffen, hier muss man aber aufpassen: MP3- und AAC-Realsounds werden nicht unterstützt! Wer gar keinen Ton als Signal bei Anrufen oder eingehenden SMS möchte, kann den Vibrationsalarm im Menü oder durch langes Drücken der Rautetaste aktivieren - wirklich kräftig ist dieser allerdings auch nicht. Das herausstechende Merkmal beim X300 ist ein integriertes UKW-Radio. Hier hat sich Samsung wirklich Mühe gegeben, denn sowohl die Klangqualität übers mitgelieferte Stereo-Headset als auch die Empfangsleistung des Radios konnten unsere Tester überzeugen. Insgesamt sind 30 Sender programmierbar und der automatische Sendersuchlauf vereinfacht das Finden des Lieblingskanals. An "kleinen Helfern" mangelt es dem X300 ebenfalls nicht: Wecker, Weltzeituhr, Taschenrechner, Währungsrechner und die Möglichkeit, bis zu fünf Sprachmemos a 30 Sekunden aufzunehmen unterstützen die Alltagstauglichkeit. Für alle Zocker-Freaks steht eine MIDP 2.0-konforme Java-Engine bereit. Man kann zwar nicht viele Spiele gleichzeitig auf das Handy laden, die bereits von Samsung angebotenen Standardspiele sorgen aber schon für genug Entertainment. Mobile Chess, Fun2Link und Bubble Smile sind eher für die Denker, Ultimate Golf Challenge für den Sportler geeignet.

Praxistest: Samsung SGH-X300
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Praxistest: Samsung SGH-X300
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Wer Samsungs Menüs kennt, wird sich auch in den flachen Gewässern des X300-Menüs schnell freischwimmen. Neulinge werden sich schnell mit der Menüführung anfreunden können, denn das Hauptmenü besteht lediglich aus neun intuitiv erschließbaren Punkten, die mit dreidimensional gezeichneten Icons hinterlegt sind. Die Untermenüs werden zeilenweise als Text dargestellt. Für schnelle Übersicht sorgen kleine Fenster, die die aktuell gewählte Einstellung anzeigen, wenn man sich über einem Auswahlpunkt befindet. Negativ fällt allerdings die Trägheit der Software auf: Besonders beim Speichern bestimmter Einstellungen kann das Gerät nicht verleugnen, dass der Prozessor nur für Low-End-Ansprüche ausgelegt ist. Auch Individualisten haben das Nachsehen beim Samsung-Menü: sie können lediglich das Hintergrundbild austauschen und einige Menüschnellzugriffe definieren.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Die Empfangsqualität des Geräts bewegt sich im gehobenen Mittelfeld: Der Wechsel einer Funkzelle, wie er z.B. beim Gang in die U-Bahn stattfindet, geht ohne lästige Netzsuche vonstatten. Nur selten mussten wir in bekannten Problemzonen schleunigst das nächste Fenster aufsuchen, um für besseren Empfang zu sorgen. Konsequenz: die Sprachqualität des X300 ist sehr zufriedenstellend. Die Konversation kommt bei hoher Lautstärke zwar etwas dröhnig aus dem kleinen Speaker am Kopf des Folders, dafür arbeitet der Rauschfilter perfekt.

Praxistest: Samsung SGH-X300
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Bei so gutem Klang spricht man auch gerne länger, laut Samsung ist nach etwa drei Stunden Schluss ? nicht gerade ein wegweisender Ausdauerwert. Doch er passt durchaus zu den Erfahrungen, die wir in der Praxis mit dem Handy sammelten. Im Standby hält der 800mAh starke Akku knapp acht Tage durch, der größte Stromkiller ist das Radio. Im Normalfall wird man sein X300 etwa alle drei bis vier Tage an die Steckdose anschließen müssen.

Fazit

Wer nach dem Motto: "Ein Handy ist zum Telefonieren da" lebt, der trifft mit dem X300 eine gute Wahl! Die Verarbeitung ist solide, die Sprachqualität sehr gut und auch das Design nicht unbedingt altbacken. Der größte Lockvogel in Samsungs Einsteigermodell ist das erstklassige Radio. Wer also Wert auf ein Handy legt, mit dem man problemlos SMS schreiben und telefonieren kann und obendrein auch noch Musik für unterwegs will, der begeht mit dem Griff zum X300 keinen gravierenden Fehler. Nur das einfach gestrickte Plastikkleid lässt das Gerät noch billiger wirken, als es ohnehin schon ist ? das hätte nicht sein müssen!

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