Praxistest: Samsung SGH-E900

02.04.2007

Lieferumfang / Verarbeitung

In der schicken schwarzen Schachtel des E900 steckt eine solide Grundausstattung: ein Ladegerät, ein Kabelheadset und ein USB-Datenkabel sowie eine CD mit der hervorragenden PC-Lösung PC Studio 3 in der aktuellsten Version 3.0.1. Designtechnisch verfolgt Samsung mit dem E900 eine neue Linie, die sich quer durchs Portfolio zieht: klein und schwarz. Mit 93x45x16,5 mm und einem Gewicht von gerade mal 93 Gramm zieht der Slider das Beinkleid nicht in die Kniekehle, wenn man ihn in der Tasche trägt. Leider macht einem die aufregend glatte Kunststoffoberfläche einen Strich durch die Rechnung, denn nach kurzer Zeit in der Hosentasche weist das Handy deutliche Abriebspuren auf. Also aufgepasst, wenn man lange Freude an der extrem cool glänzenden Displayfront mit ihren chromfarben abgesetzten Designspitzen und dem lackierten Akkudeckel haben will. Bei der Verarbeitung ist Samsung nicht ganz so exakt und professionell wie bei anderen Modellen, vor allem beim Sliden flutscht das Handy nicht so butterweich wie etwa das D520 durch die Hand. Alle Anschlüsse sind verschließbar, Staub und Krümel haben keine Chance, ins Gehäuseinnere einzudringen. Die Kamera ist hinter dem Slideroberteil geschützt und auch nur in geöffnetem Zustand bedienbar.

Das Display des E900 stellt bei 240x320 Pixeln Auflösung 262.144 Farben dar und wirkt beim Betrachten von Fotos äußerst farbenfroh und scharf. Auf mechanische Tasten der Gehäusefront haben die Koreaner diesmal zugunsten berührungsempfindlicher Sensoren weitestgehend verzichtet: lediglich der 5-Wege-Navkey ist als fühl- und drückbares Tastenkreuz ausgelegt, was im Gegensatz zum LG Chocolate eher verwirrt als den Workflow zu unterstützen. Schaltet man den Mediaplayer ein, erscheinen drei weitere Tasten, die dann so klein ausfallen, dass die exakte Steuerung zum Glücksspiel wird.

Das aus großen, rechteckigen Tasten bestehende Ziffernfeld erfreut den Nutzer mit kurzen und gleichmäßig ausgefallenen Druckpunkten. Beim SMS-Tippen sollte aber auf Grund der nicht zu erfühlenden Begrenzungen zwischen den Tasten stets ein Auge aufs Ziffernfeld gerichtet sein. Die Beleuchtung fällt gleichmäßig und ausreichend hell aus, franst an den Kanten der berührungsempfindlichen Bedienelemente aber etwas aus.

Ausstattung

Zwar zeichnet die Kamera des SGH-E900 Fotos mit zwei Megapixeln Auflösung auf, wirklich überzeugen konnte sie uns aber nicht. Die Bilder sind rotstichig, Details verschmieren und auch bei der Kantenschärfe lässt das Ergebnis oft zu wünschen übrig. Mit einigen Einstellungsmöglichkeiten lassen sich die Bilder verschönern: Helligkeits- und Zoomregler, Zielbildgröße, Qualität und ISO-Modus können verändert und zusätzliche Effekte wie Schwarzweiß, Negativ, Sepia, Antik oder Mondschein hinzugeschaltet werden. Einen speziellen Nachtmodus gibt's leider nicht, dafür leistet die Fotoleuchte auf eine Entfernung von bis zu einem Meter akzeptable Arbeit. Videos werden im E900 maximal mit 352x288 Pixeln Auflösung im MPEG4-Format aufgenommen. Deren Länge ist lediglich durch den freien Speicherplatz begrenzt und qualitativ kann man die Ergebnisse durchaus mit einem etwas älteren Camcorder vergleichen. Platz zur Ablage hat man auf dem E900 reichlich: 82 MB stehen an internem Speicher zur Verfügung, dank microSD-Slot sind maximal 2GB möglich. Ein klarer Vorteil gegenüber dem LG Chocolate, das sich auf interne 128 MB beschränken muss.

Der Speicherplatz dürfte auch für alle Fans des integrierten MP3-Players von Bedeutung sein. Denn der Klang über das mitgelieferte Kabel-Headset kann überzeugen. Dafür sorgen die drei Equalizerstufen und der Punkt "3D-Sound", der für Raumklang im Headset sorgt. Der Monolautsprecher am Rumpf des Geräterückens ist nicht besonders hochwertig und bringt helle Klänge schnell zum scheppern. Besser, man koppelt Stereo-Headsets mit dem E900 - dank A2DP-fähiger Bluetooth-Schnittstelle ist das kein Problem, mangels Klinkenadapter aber nur für Technikfreaks zu erschließen. Abgespielt werden Dateien im AAC(+), AMR- und WMA-Format.

In puncto Connectivity ermöglicht der Bluetooth 1.2-Port den Datenaustausch mit durchschnittlich 45kB/s via FTP/OBEX. Um mit dem PC auf Handy-Inhalte zugreifen zu können, müssen diese vorher explizit freigegeben werden. Mit Hilfe des vorinstallierten Access NetFront-Browsers in Version 3.2 lassen sich sowohl WAP- als auch XHTML-Seiten und kleinere HTML-Sites bequem ansurfen. Neben zwei Darstellungsmodi kennt der Browser Cookies, Zertifikatsspeicher und Cache-Funktionen. Über ein geeignetes Kabel lässt sich das Displaybild auch direkt an ein TV-Gerät oder einen Beamer weiterleiten, um so zum Beispiel via Picsel-Viewer Präsentationen ohne Notebook zeigen. Leider muss man so ein Kabel extra kaufen.

Praxistest: Samsung SGH-E900
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EMails tippt man mit dem E900 genauso schnell wie eine MMS oder SMS, wobei hier leider eine Größenbegrenzung von 300KB nicht überschritten werden darf. Dazu kommt, dass höchstens 100 Mails in einen Posteingang passen. Wie viele Vorgänger verwaltet der Kalender des E900 drei Arten von Terminen und ist in Wochen- und Monatsansicht aufrufbar. Ins Telefonbuch passen 1000 komplett ausgefüllte Kontakte, wobei eine praktische Suchleiste am Kopf der Kontaktliste beim Wiederfinden hilft. Jeder Kontakt wird in Vor- und Nachname getrennt und erleichtert somit die Synchronisation mit lokalen Groupware-Clients, SyncML-Services lassen sich nicht ansteuern. Gruppenfunktionen, individuelle Ringtones und Anruferbilder sorgen im Telefonbuch für Ordnung und im Notizfeld lassen sich beispielsweise Websites oder Postadressen ablegen. Wer Erinnerungen gerne in gesprochener Form aufnimmt, kann Aufnahmen mit bis zu einer Stunde Länge im AMR-Format aufzeichnen. Drei unabhängige Wecker rütteln Tiefschläfer wach und Weltzeituhr und Einheitenrechner helfen dem Weltenbummler mit grundlegenden Informationen. Für alle Zockerfreunde sind auf dem E900 bereits zwei Spiele vorinstalliert: Bobby Carrot und Time Rider 2. Leider ist die MIDP2.0-konforme Java-Engine sehr langsam und für grafiklastige Handygames eher ungeeignet.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Beim SGH-E900 setzt Samsung sein neues Flash-basiertes Menü ein. Die Optik ist cooler und weniger verspielt als bei den Vorgängern und wirkt insgesamt einen Tick professioneller. Eine 3x3 Gitteransicht listet die einzelnen Menüeinträge mit animiert schattierten Icons auf. In den Untermenüs findet man dank Shortcut-Popups noch schneller zum gewünschten Ziel. Praktisch ist die Memofunktion: das Handy merkt sich, welchen Menü- und Untermenüpunkt man zuletzt angewählt hat und markiert diesen beim erneuten Betreten desselben Menüs. Will man Ordner mit vielen Multimediainhalten öffnen, macht sich die zähe Ausführungsgeschwindigkeit bemerkbar: nur träge lässt es sich durch die einzelnen Fotos oder Musiktitel scrollen. Im Eintrag "Mein Menü" können fünf verschiedene Shortcuts zu Applikationen festgelegt werden und wer häufig die selben Person anruft, kann Kurzwahlen vergeben.

Praxistest: Samsung SGH-E900
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Die Balkenanzeige für den Empfang bescheinigt dem SGH-E900 eine überaus akzeptable Antennenleistung. Beim Telefonieren bleibt die Leistung konstant und wir stellten im gesamten Testzeitraum keinen einzgigen Unterbrecher fest - lediglich Fahrstühle und Tunnel sorgen für Einbrüche. Die Sprachqualität ist etwas höhenlastig verzerrt, wobei der Lautsprecher eine so hohe Lautstärke liefert, dass man sich selbst in lauten Räumen noch gut verständigen kann. Der 700mAh starke Akku ist für Normaltelefonierer ausreichend: in der Praxis erzielbare drei Stunden Gesprächszeit sind durchaus annehmbar und bis zu 9 Tage Standby-Betrieb sollten ebenfalls ausreichen. Vorausgesetzt, man nutzt nicht alle Funktionen und gönnt sich auch noch Ausflüge ins mobile Web, kommt man auf eine Praxislaufzeit von bis zu 5 Tagen.

Fazit

Kann und muss man das SGH-E900 unbedingt mit LGs Chocolate vergleichen? Beide haben ihre Vorteile und beide auch mehr oder weniger schwer wiegende Nachteile. Das E900 punktet eindeutig mit 2MP-Kamera, erweiterbarem Speicher, Picsel-Viewer und seinem coolen Flash-Menü. Abzüge gibt es hingegen für die schlechtere Bedienbarkeit, die man den überempfindlichen berührungssensitiven Tasten zuschreiben muss, die Kontaktverwaltung und die träge Ausführungsgeschwindigkeit. Wer für sein Telefon nicht ganz so tief in die Tasche greifen möchte und einen stylischen Slider mit erweitertem Funktionsumfang benötigt, trifft mit dem E900 eine gute Wahl.

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