Praxistest: Samsung SGH-E350

10.10.2006

Lieferumfang / Verarbeitung

Mit dem SGH-E350 ergänzt Samsung seine Produktpalette der populären Slider-Handys um ein weiteres kompaktes Modell, das mit seiner leicht abgerundeten Gehäuseform und lediglich 75 Gramm Gewicht bequem in der Hand liegt. Im Gegensatz zu den High-End-Modellen in Slider-Bauweise ist der Öffnungsmechanismus dieses Geräts aber nicht gefedert und gestaltet sich etwas fummelig beim Aufschieben. Die Ober- und Unterseite glänzt in schwarzem Kunststoff, die Kanten wurden aus Samsungs typischem matten Metallimitat gefertigt. Verarbeitung und Materialwahl orientieren sich am Verkaufspreis von günstigen 200 Euro: besonders wertig wirkt das Gesamtbild nicht.

Unter einer Plastikglasabdeckung befindet sich ein TFT-Farbdisplay mit 65.536 Farben und einer von 128x160 Pixeln, das Oberklassegeräten in erster Linie an Pixeln und Wiederholrate, nicht aber an Farbbrillianz unterlegen ist. Der manuelle Schieber bedingt leider, dass sich schnell Fingerabdrücke und Schlieren auf der Oberfläche sammeln. Unterhalb des Displays befinden sich Tasten für die grundlegende Bedienung: Dazu gehört ein etwas schmaler und nicht besonders gut erfühlbare Navkey, in dessen Mitte ein ebenfalls zu klein geratenener Hot-Button Platz findet. Raum sparen wollten die Designer auch bei den neben dem Navkey angebrachten Softkeys und der darunter befindlichen Korrekturtaste. Die Tasten der aus dem Gerät herausschiebbaren Zifferntastatur wurden pragmatisch angeordnet und mit gleichmäßigen Druckpunkten versehen. Leider verlangt auch hier der Formfaktor von Nutzern mit größeren Händen eine Menge Fingerspitzengefühl beim SMS-Tippen.

Ausstattung

An der Ausstattung des SGH-E350 zeigt sich endgültig, dass dieses Modell nicht den avantgardistischen Handy-Freak sondern den preisbewussten Lifestyler ansprechen soll. Zum Fotografieren kommt eine VGA-Digitalkamera zum Einsatz, deren Bildqualität allenfalls für Schnappschüsse und MMS taugt. Die Farben wirken übersteuert, Farbkanten verwaschen ins Türkise und die Kontrastfilter scheinen ebenfalls nicht optimal eingestellt zu sein. Immerhin ist die Kameravorschau vergleichsweise flüssig und passt sich Helligkeitsveränderungen schnell an. Die Verzögerung des Auslösers ist minimal, Bilder verwackeln nur bei extrem ruckartigen Bewegungen ungeduldiger Handy-Fotografen. Das E350 verfügt über Samsung-typische Möglichkeiten zur Bildkomposition und -verfremdung wie Rahmen- und Filtereffekte. Videos werden maximal im QQVGA-Format (160x120 Pixel) und bis zur Grenze des relativ geräumigen internen Speicherausbaus von 40 MByte aufgezeichnet, genügen damit also den Ansprüchen von MMS.

Als Walkman-Ersatz kann das E350 mangels Speicherkarte zwar nicht herhalten, gibt aber Musikstücke im MP3- oder AAC-Format durch den gleichzeitig als Hörmuschel dienenden Lautsprecherausgang in zufrieden stellender Lautstärke wieder. Auch bei maximaler Lautstärke gehören Scheppern und Klirren von 128kBit-MP3-Files zur Ausnahme. Bedauerlich ist aber vor allem die Tatsache, dass Samsung nur minimale Einstellungsmöglichkeiten für die Anpassung der Audiowiedergabe vorgesehen hat. Zur Übertragung von Fotos, Kontakten oder Kalenderdaten an andere Endgeräte verfügt das Handy über einen Infrarot-Port ? Bluetooth oder ein USB-Datenkabel hat Samsung zugunsten des günstigen Anschaffungspreises bewusst ausgespart. Alternativ lässt sich zur Kommunikation auch der integrierte E-Mail Client verwenden, der Attachments bis zu einer Größe von 200kB über SMTP versendet und sowohl mit POP3 und IMAP4-Postfächern klarkommt. Er kann bis zu fünf verschiedene Postfächer verwalten und die Post bei Bedarf in Intervallen von 3, 6 oder 12 Stunden automatisch abholen. Wer viele SMS bekommt, freut sich über einen reservierten Speicherbereich für insgesamt 200 Nachrichten, EMS und MMS lassen sich ebenfalls mit dem E350 versenden und empfangen. Mit Hilfe von GPRS (Klasse 10) und einem WAP 2.0 Browser lässt es sich vergleichsweise komfortabel mit ISDN-Geschwindigkeit durchs Web surfen. Der integrierte Webbrowser stellt sowohl XHTML als auch WAP-Seiten anstandslos, wenn auch reichlich unübersichtlich und mit silbenignorantem, teilweise haaresträubendem Wortumbruch dar.

Für Kontakte hat Samsung festen Speicherplatz für 1.000 mögliche Einträge reserviert. Jedem Kontakt kann ein individueller Klingelton und ein Anruferbild zugewiesen werden, das bei einem Anruf im Kleinformat auf dem Display gezeigt wird. Auch Gruppenfunktionen sind dem E350 nicht fremd: Anrufergruppen lassen sich beliebig definieren und neu hinzufügen. Der obligatorische Kalender stellt Termine in Monats-, Wochen- oder Tagesansicht dar, dazu gibt?s nutzerfreundliche Sortier- und Mehrfach-Löschfunktionen. Die integrierte Sprachmemofunktion des E350 nimmt Diktate bis zu einer beachtlichen Länge von 60 Minuten entgegen. Darüber hinaus stehen im SGH-E350 ein Wecker, eine Zeitzonenübersicht, ein einfacher Taschenrechner, ein Timer, eine Stoppuhr sowie ein Umrechner für Währungen, Längen, Gewichte, Volumen, Flächen und Temperaturen zur Verfügung. Auf dem Java-fähigen E350 (MIDP 2.0) werden insgesamt drei Mobile Games ab Werk mitgeliefert: Forgotten Warrior ist ein einigermaßen anspruchsvolles Action-Game, bei Freekick kann der Spieler seine Fußballkünste beim Freistoßschießen auf ein Tor beweisen und hinter Arch Angel verbirgt sich eine wenig abwechslungsreiche Sci-Fi-Flugsimulation in Pseudo-3D-Optik.

Praxistest: Samsung SGH-E350
Praxistest: Samsung SGH-E350
Praxistest: Samsung SGH-E350

Die Menüführung des SGH-E350 stellt sich dem Nutzer in gewohnter 4-Wege-Gitteroptik dar. Der ausgereifte Samsung-typische 3D-Look verrät intuitiv, was hinter den Menüicons für Funktionen stecken ? die meisten Einstellungen und Funktionen lassen sich mit wenigen Klicks erreichen, es gibt stets jewils nur ein untergelagertes Listenmenü. Auf Sprachsteuerungs-Features muss man beim E350 genauso verzichten wie auf eine Sprachwahlfunktion ? das lässt sich mangels Bluetooth-Support für Headsets sicherlich verkraften.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Obwohl wir die Empfangsqualität des Triband-Handys in erster Linie in Verbindung mit einer SIM-Karte des Netzbetreibers T-Mobile testeten, der für seine überdurchschnittlich gute Netzabdeckung bekannt ist, waren wir bisweilen nur schlecht zu erreichen. Natürlich wirkt sich dies auch auf die Sprachqualität aus: während eines Telefongesprächs kam es nicht selten zu kurzen Aussetzern, die auf die mäßige Verbindungsqualität zurückzuführen sind. Zudem klingt die Stimme des Gesprächspartners trotz Samsungs Sprachoptimiersoftware Voice Clarity leicht verfälscht; darüber hinaus untermalte ein permanentes ? aber nicht penetrantes - Hintergrundrauschen unsere Gespräche. Die integrierte Freisprecheinrichtung ist für diese Geräteklasse allerdings wegweisend: sie bietet eine Klangqualität und Maximallautstärke, mit der sich bequem Gespräche führen lassen, ohne das Gerät ans Ohr halten zu müssen.

Praxistest: Samsung SGH-E350

Der mitgelieferte Li-Ionen Akku soll laut Herstellerangaben Gespräche mit einer Gesamtdauer von 3 Stunden und 10 Tage Standby-Betrieb ermöglichen. Im Praxistest erwies sich das E350 wirklich nicht gerade als ausdauernder Begleiter: wir erreichten bei geringem Nutzungsverhalten und insgesamt 20 Minuten Telefonie eine Betriebsdauer von gerade einmal anderthalb Tagen!

Fazit

Das E350 ist ein gelungenes Beispiel für ein Handy der Einsteigerklasse: Vor einem Jahr hätte es sogar noch in puncto Ausstattung Preise abräumen können, heute sind VGA-Kamera und 40MB Speicher auch fürs Lifestyle-Segment nicht mehr zeitgemäß. Der integrierte MP3-Player macht vor allem für Klingeltöne Sinn, längere Musiksessions verbieten sich alleine schon wegen der geringen Akkuleistung. Normal- und Vieltelefonierer sollten daher ohnehin vom Kauf absehen: sie werden auch von der mäßigen Empfangs- und Sprachqualität wenig begeistert sein. Punkte sammelt das E350 vor allem mit seinem charmanten und populären Slider-Formfaktor, der sparsamen Größe und der starken Subvention, die ihm viele Betreiber zuteil werden lassen. Der niedrige Gerätepreis prädestiniert es sogar zum erschwinglichen Handy für trendige Tarifdiscount-Kunden.

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