Praxistest: Samsung SGH-D800

10.10.2006

Lieferumfang / Verarbeitung

Mit dem Aufdruck "Wide and Slim Slider" erregt die flache Pappschachtel, in der das D800 steckt, große Neugier. Öffnet man den Deckel, liegt obenauf nur das Handy, gebettet in einen schlichten Papprahmen. Eine Etage tiefer wohnt das Zubehör: Akku, Netzteil, ein kabelgebundenes Stereo-Headset, ein USB-Datenkabel, eine Software CD und das Handbuch in englischer und deutscher Sprache. Dem aufmerksamen Samsung-User wird eins sofort auffallen: das vom D600 bekannte, sehr nützliche TV-Kabel wurde weggelassen und die alte Datenleitung ist wegen der neuen Flachstecker mit dem D800 leider nicht kompatibel.

Bei den Good Lookings haben sich die Koreaner sehr ins Zeug gelegt! Das D800 ist deutlich flacher als seine Slider-Vorgänger D500 und D600, dabei gleichzeitig in die Breite gewachsen und misst 97x52x14,9 mm. An den stolzen 98 Gramm Gewicht sind sicherlich auch der verchromte Metallrahmen der Slideroberseite und die Bestätigungstaste des Navkeys aus glattem Chrom-Aluminium schuld. Wer Design haben will, muss eben schleppen! Nimmt man das Gerät in die Hand, überrascht die professionelle Haptik und das einfache Öffnen des Sliders. Dank butterweicher Feder lässt sich das Telefon auch einhändig leicht öffnen und schließen. Geschlossen schützt die Rückseite des Handys Linse und Spiegel der Kamera und das kopfseitig verbaute Mikrofon für die Freisprecheinrichtung. Das gesamte Gehäuse wirkt präzisionsverliebt verarbeitet und Staub oder Schmutz haben nahezu keine Chance, in bewegliche Teile oder gar unter die Displayabdeckung zu gelangen. Gleiches gilt für die Steckanschlüsse für externes Zubehör und das Ladegerät: sie wurden in einen Port an der linken Kopfseite zusammengefasst und unter einem am Gehäuse befestigten Deckelchen versteckt.

Das Display stellt bei 240x320 Pixeln 262.144 Farben dar. Die Bildschirmdiagonale ist im Vergleich zum Vorgänger gewachsen, die Maximalhelligkeit gestiegen und alles wirkt einen Hauch brillanter als beim D600. Völlig enttäuscht werden viele Kunden von der Tastatur sein: Die planar angelegten und äußerst flachen Tasten sind durch vertikale, chromfarbene Abgrenzungen unterteilt, besser erfühlbar (beim Tippen einer SMS etwa) sind sie deswegen aber nicht. Der Tastenhub ist viel zu gering und richtig auf die Palme bringt den User mit der Zeit die mechanisch äußerst eng beieinanderliegenden Druckpunkte zwischen den Tasten # und 9 sowie die viel zu nahe am Ende des Sliders angebrachte unterste Tastenreihe. Auch die Tasten auf der Oberseite sind kein Meisterstück: Das Aussehen mag schick sein, aber was hat man davon, wenn man statt der Taste für die Menünavigation ständig die fürs Auflegen erwischt und sich wieder im Standby-Screen befindet?! Der 5-Wege-Navkey hebt sich so gut wie gar nicht von den anderen Tasten ab und die Löschentaste liegt gefährlich nah an seinem unteren Ende. Für Otto-Normal-Händer gerät das Tippen zur Konzentrationsübung!

Ausstattung

Ein so hochwertig anmuten wollendes Gerät nur mit einer 1,3 Megapixelkamera auszustatten, ist keine gute Idee. Mittelklassige Aufnahmen sind zwar kein Problem, aber verwöhnte Upper-Class-User dürften die rauschige Farbflächenqualität nur müde belächeln. Daran können auch die vielen, oft sehr umständlich zu erreichenden Einstellungen und Bildbearbeitungsoptionen nichts ändern. Videos nimmt das D800 in akzeptabler Auflösung von 352x288 Pixeln auf, wobei ein 20-Sekünder bereits satte 1,8 MB Speicherplatz belegt und das Betrachten auf dem Fernseher mangels TV-Kabel ohnehin nicht möglich ist. Obendrein sollte man sich sowieso stets gut überlegen, womit man den nicht erweiterbaren Speicherplatz von 82 MB zumüllt.

Für akustisches Entertainment sorgt beim D800 der souverän arbeitende MP3-Player, der sich endlich auch parallel zu anderen Anwendungen betreiben lässt. Die Hörmuschel dient als Monolautsprecher und liefert ein durchschnittliches Klangbild ohne Höhen und Tiefen. Mehr Hörgenuss erreicht man übers mitgelieferte Kabelheadset, echte Stylisten gönnen sich ein A2DP-fähiges Headset und lauschen via Bluetooth satten Stereo-Klängen. Die beliebten Komfortfunktionen der Samsung-Player wie A-B Kurzzeitwiederholung oder Spulfunktionen fielen dem Multithreading zum Opfer. Das SGH-D800 unterstützt die Formate MP3 und AAC/M4A, kann mit WMV- oder RealAudio-Dateien aber überhaupt nichts anfangen. Sämtliche Soundfiles können als Klingelton eingestellt werden, bei SMS-, Erinnerungs- und Alarmtönen muss man sich auf einige wenige vorinstallierte Exemplare beschränken.

Connectivity-technisch ist das D800 ein Vollprofi: Die Bluetooth 2.0-Schnittstelle verfügt unter anderem über ein A2DP-Profil für kabellose Headsets, zur einfachen Bildübetragung (z.B. an Fotodrucker) gibt es PictBridge, Java-Applikationen lassen sich aber nach wie vor nur via Datenkabel samt Software oder OTA-Verbindung via GPRS auf dem Handy installieren. Absolutes Highlight ist der integrierte NetFront-Browser von Access. Dessen zwei Ansichtsmodi SmartFitView (teilt Seiteninhalte so auf, dass sie untereinander aufs Display passen) und DesktopView (ermöglicht normales Surfen auf Ausschnitten der Webseiten) ermöglichen schnelles und komfortables Websurfen mit dem Slider.

Die Messaging-Funktionen des D800 gleichen denen seiner Vorgänger: Chain-SMS können bis zu 1836 Zeichen lang werden, Dateianhänge bei MMS maximal 295kB groß. Die Email-Inbox lässt sich für bis zu fünf POP- oder IMAP-Konten konfigurieren, beschneidet den Nutzer aber beim Empfang von Attachments: alles über 300kB wird ignoriert. Dem Kalender merkt man seine Businessorientierung an: er kann mit vier verschiedenen Arten von Terminen bestückt werden. Durchschnittlich gut fällt das Adressbuch aus, in dem man pro Kontakt zwar fünf Telefonnummern, eine Emailadresse, ein Foto, einen Klingelton und eine Benutzergruppe zuweisen kann, Adressfelder oder Geburtstage aber vergeblich sucht. Im Menüpunkt Anwendungen findet man einige hilfreiche Funktionen: Diktiergerät, Stoppuhr, Zeitzonenübersicht, Rechner, Wecker und zwei Spiele (Bobby Carrot und Time Rider 2) sind in dieser Klasse bereits Standard.

Praxistest: Samsung SGH-D800
Praxistest: Samsung SGH-D800
Praxistest: Samsung SGH-D800

Echtes Business-Ambiente lässt der Dokumentenviewer Picsel aufkommen, mit dem sich Office-Files der wichtigsten Formate fast so wie am PC-Bildschirm betrachten lassen. Beamer und optionales TV-Kabel vorausgesetzt, kann man mit dem SGH-D800 PPT-Präsentation vorführen, ohne auf ein Notebook angewiesen zu sein.

Bedienung / Telefonfunktionen

Das Menü ist abermals in Samsungs bewährter 3x3 Gitteransicht gestaffelt und kann wahlweise in 2D- oder leicht animierter Flash-Ansicht genutzt werden. Schade, dass die praktische Kachelansicht im Dateimanager nicht mehr dabei ist. Die Richtungstasten können individuell mit Befehlen belegt werden, einzig der die Bestätigungstaste des Navkey führt stets ins WAP-Portal. Neu im D800 ist der Menüpunkt Sprachbefehle. Hinter ihm verbirgt sich eine sprecherunabhängige Sprachsteuerung, die einwandfrei funktioniert und dank des sensiblen Mikrofons auch bei stärkeren Umgebungsgeräuschen auf die Stimme des Nutzers reagiert.

Praxistest: Samsung SGH-D800
Praxistest: Samsung SGH-D800

Empfangstechnisch gibt es bei diesem Handy keine Mängel zu entdecken: Doch weist gute Empfangsstärke noch lange nicht auf exzellente Sprachqualität, was auch viele unserer Gesprächspartner bemerkten: sie erkannten stets, dass wir mit dem D800 telefonierten, denn der Anrufer klingt blechern, Stimmen werden vergleichsweise stark entstellt und der Angerufene ist sogar subjektiv noch schlechter dran. Von den einstmals hochgelobten Voice-Clarity-Funktionen ist beim D800 nicht viel zu erwarten ? einen Punkt für sie findet man nicht mehr im Menü. Da tröstet es auch wenig, dass der Akku einen überdurchschnittlich langen Atem hat: lange Gespräche machen bei dem Klang keinen Spaß. Aber dafür kann man lange Musik hören oder Java-Spiele zocken, bis dem Handy nach 2 bis 3 Tagen Dauernutzung wieder die Lichter ausgehen. Im Standby-Betrieb hält das D800 neun Tage durch.

Fazit

Drum suchet wer findet - die Verfehlungen des D800 stecken im Detail und so entpuppt sich das Mobiltelefon zu nicht viel mehr als einem Designslider für mittelmäßige, aber business-orientierte Ansprüche. Zu deutlich hat Samsung hier am falschen Ende gespart: miese Sprachqualität und eine ziemlich nervenaufreibende Flach-Tastatur verhageln die Freude am hübschen Slider. Die nettesten Features kennt man schon von Vorgängern: Picsel-Viewer, Sprachwahl und Access Netfront-Browser machen das D800 businesstauglich. Bei der Entscheidung zwischen D800 und D600 muss muss nur eine Frage entscheiden: Design oder Technik ? der Rest erledigt sich von allein.

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