Praxistest: Motorola RAZR maxx V6

03.05.2007

Lieferumfang / Verarbeitung

Mit einer Rasierklinge - RAZR ist das marketingträchtige Kürzel für "razor" - hat das V6 nur wenig gemein, vor allem, wenn man andere aktuelle Slim-Handys daneben legt. Stattliche 15,5mm misst das Gerät in Tiefenrichtung - Samsungs in Kürze erscheinder HSDPA-Slider SGH-U700 bringt es auf noch schlankere 12 Millimeter. Und mit seiner imposanten Breite (53mm) ist das Handy alles andere als ein kompakter Hemdtaschenschmeichler. Doch trotz der relativ properen Maße bleibt das V6 fraglos taschentauglich und macht dank angeschliffener Kanten und exklusiver Materialwahl auf jedem Tisch eine gute Figur. Einen Großteil der edlen Optik verdankt das Handy einer Kunststoffplatte, die fast die gesamte Folderoberseite bedeckt - darunter wurde naht- und rahmenlos das Außendisplay integriert. Aufgrund der schwarzen Umgebung und der tiefen Einfassung wirkt die Darstellung hier allerdings grobkörnig und kontrastarm. Im Gegenzug freut man sich dank transflektiver Auslegung auch unter Sonnenlicht über glasklare Ablesbarkeit. Besonderes Highligt sind zweifellos die im inaktiven Zustand unsichtbaren berührungssensitiven Tasten für die Bedienung des Musikplayers; hört man mit dem V6 Musik, schimmern Icons in stylischem Blau durch die Glasfront. Das sieht nicht nur cool aus, sondern erweist sich auch als äußerst alltagstauglich.

Beim Aufklappen wird neben dem qualitativ hochwertigen Innendisplay eine Tastatur sichtbar, die man von allen RAZR-Ablegern kennt: aus einer blau schimmernden Metallplatte wurden Linien in Form von Tastenbeschriftungen herausgelasert und mit Gummimaterial ausgefüllt. So lassen sich die Grenzen der einzelnen Tasten gut voneinander unterscheiden. Das "blinde" Anwählen wird auch durch die gleichmäßig und knackig gesetzten Druckpunkte unter den Tastenfeldern unterstützt; beim V6 liefert jede Taste einwandfreies Feedback.

Die Verarbeitung ist dagegen nur mittelmäßig. Durch leichten Druck auf den Akkudeckel lassen sich dem Handy leise, aber deutliche Knarzgeräusche entlocken, während die Folderklappe spürbar im Scharnier hin- und herwackelt. Immerhin sind die Spaltmaße zwischen den den Gehäuseteilen gering ausgefallen und bieten kaum Angriffsflächen für Staub oder Fusseln. In diesem Zusammenhang fällt eine besondere Beilage des Lieferumfangs ins Auge: neben den üblichen Netz- und Verbindungskabeln findet der Nutzer einen kleinen Mikrofaser-Putzer, der an der Öse des Handys eingefädelt werden kann ? in Anbetracht der Glanzhülle, die fettige Fingerabdrücke wie ein Magnet anzieht, ein unverzichtbarer Alltagsbegleiter. Unter die Rubrik Extra-Zugabe fällt auch eine 128MB starke microSD-Karte samt SD-Adapter. Der Lieferumfang ist damit ganz ordentlich ? aber weniger hätte dem relativ teuren HSDPA-Handy auch nicht gut getan.

Ausstattung

Die stylischen Design-Handys der RAZR-Reihe konnten bisher nicht mit herausragender Kameraqualität glänzen und die betagte 2-Megapixeloptik inklusive Kameralicht, die beim V6 zum Einsatz kommt, kennt man auch schon vom Schwestermodell V3x. Die Bildqualität erreicht immerhin Abzugsreife und dürfte alle zufrieden stellen, die im Urlaub nicht permanent mit einer Digitalkamera herumlaufen wollen. Bilder für die Ewigkeit darf man von der Kamera natürlich nicht erwarten: eine permanente leichte Unschärfe an Farbkanten und eine etwas ins Blaue driftende Farbverfälschung sind der Tribut, die man der winzigen Optik zollt. Neben der blanken Pixelzahl sind sind Menüführung und Einstellungsmöglichkeiten für den Nutzer mindestens ebenso wichtig wie die Fotoqualität. Und hier fehlen dem Amerikaner die vielfältigen Möglichkeiten zur Bildregulierung wie sie mancher Konkurrent in die Waagschale wirft. In der Kameravorschau - in der sich ein semitransparentes Interface über die Voransicht legt - wird schnell deutlich, dass der Motorola-Nutzer nur sehr begrenzten Einfluss auf das Bildergebnis hat.

Natürlich hat ein Multimedia- und Lifestyle-Handy wie das RAZR maxx V6 musikalisch einiges unter der Haube. Songs landen schnell via USB-Datenkabel auf dem Handy; das in den Motorola Phone Tools enthaltene Multimedia-Studio sorgt für den bequemen Transfer und ermöglicht darüber hinaus die Erstellung eigener Klingeltöne aus beliebigen Musikdateien. Mit ca. 50MB internem Speicher und der im Lieferumfang enthaltenen 128MB microSD-Karte sind die Kapazitäten allerdings begrenzt. Kein Problem, der unter dem Akkudeckel verborgene Kartenslot schluckt Modelle mit bis zu 1GB Kapazität, die aktuell bereits für ca. 12? erhältlich sind. Die Bedienoberfläche präsentiert sich überzeugend, in der Musikbibliothek kann der Nutzer Songs nach Genre, Künstler oder Album sortieren oder eigene Playlisten erstellen. Beim Abspielen wird neben den typischen Steuerungsfunktionen auch - sofern vorhanden - ein großflächiges Albumcover angezeigt, während darunter die Titelanzeige als Fließtext übers Display rollt. Praktisch: beim Schließen des Folders schaltet die Musik unterbrechungsfrei in den Hintergrund, die Sensortasten erwachen zum Leben und die Bedienoberfläche wird auf das Außendisplay gelegt. Dank überragender Downloadraten kann der Nutzer Songs auch direkt Over the Air aufs Handy laden (ein 4MB großer MP3-Song landet in ca. 20 Sekunden auf dem Handy) oder bewegte Bilder aus Vodafones MobileTV-Angebot aufs Handy streamen. Mehr als 20 Sender stehen auf Abruf bereit, die vom Kids-Channel bis zum Bundesliga-Live-TV nahezu jeden Geschmack abdecken. Kleinere Blockartefakte und eine Framerate von knapp 15 fps schmälern allerdings den TV-Genuss und zeigen dem Streaming-Verfahren deutlich seine Grenzen auf: "Echtes" MobileTV via DVB-H bzw. DMB liegt um Längen vor der internetpaketbasierten Auslieferung von mobilem Fernsehen.

Neben Musik und Kamera kommen auch die Messaging-Funktionen auf dem HSDPA-Boliden nicht zu kurz. SMS-Tipper werden sich dank der komfortablen Tastatur schnell mit dem V6 anfreunden können, die lernfähige iTAP-basierte Eingabe geht flüssig von der Hand. Über das Kontextmenü kann der Nutzer bequem Bilder oder Sprachmemos einfügen - die SMS verwandelt sich dann automatisch in eine MMS. Die Beschränkung liegt hier bei den in Deutschland üblichen 300kB, für den Versand von Mediadaten erscheint der E-Mail-Client geeigneter, der mehrere Accounts auf POP- und auch IMAP4-Basis unterstützt. Um Ordnung in die Korrespondenz zu bringen, können eigene Ordner angelegt und mit Mails unterschiedlicher Accounts befüllt werden. Das ist ab einer gewissen Nachrichtenmenge auch dringend erforderlich, da die EMail-Übersicht recht spartanisch ausfällt (wahlweise zeigt das Gerät entweder den Absender oder den Betreff an) - immerhin werden gelesene und mit Anhängen versehene Botschaften mit deutlich voneinander unterscheidbaren Symbolen markiert. Blackberry-Verliebte können ihre EMails auch in Intervallen abrufen lassen, sodass sie bei Bedarf alle 10 Minuten über neue Nachrichten informiert sind.

Praxistest: Motorola RAZR maxx V6
Praxistest: Motorola RAZR maxx V6
Praxistest: Motorola RAZR maxx V6

Mehr als 1000 Kontakte mit zahlreichen Details verkraftet das Telefonbuch und genügt damit auch gehobenen Ansprüchen. Jedem Kontakt lassen sich Vor-und Nachname sowie ein Spitzname zuordnen - letzteres erweist sich als äußerst sinnvolles Feature, da der Nutzer seinen Kontakten beliebige Aliase zuweisen und wahlweise im Telefonbuch anzeigen lassen kann. Daneben können mehr als 5 Rufnummern unterschiedlicher Kategorien und Email-Adressen vergeben werden; jede Rufnummer lässt sich darüber hinaus noch als Video-fähig einstufen. Bei der RAZR-Familie häufig vermisst, diesmal gleich zweimal dabei: die Postadresse eines Kontakts mit zwei Straßenfeldern, Stadt, Bundesland, Land und PLZ. Darüber hinaus ist jeweils ein eigenes Anruferbild, ein individueller Klingelton und eine Notiz zuweisbar. Der Geburtstag lässt sich ebenfalls eintragen, berechnet wird sogar das Sternzeichen eines Kontakts - praktisch fürs Flirten, sofern der/die Auserwählte astrologisch veranlagt ist. Die Darstellung der zahlreichen Details ist leider nicht besonders übersichtlich: anstelle einer Reiteransicht à la Sony Ericsson muss der Nutzer ewig in der Vertikalen scrollen, um etwa zu schauen, welche Notiz er einem Kontakt angeheftet hat. Geburtstage können auch direkt im Kalender eingetragen werden, hier besteht die Möglichkeit, Termine in täglichen, wöchentlichen, monatlichen und jährlichen Intervallen zu wiederholen. Der Kalender präsentiert sich standardmäßig in der Monatsansicht, die alle Ereignisse stets auf die gleiche Weise als kleines Dreieck darstellt. Die Wochenansicht wird leider schnell unübersichtlich, da überlappende Termine nicht als solche markiert und die Ansicht auf ein Zeitfenster von 7 bis 19 Uhr begrenzt ist - außerhalb dieses Zeitrahmens muss sich der Nutzer auf sein Gedächtnis verlassen oder in die Tagesansicht wechseln, die alle Termine chronologisch auflistet. Summa summarum erweisen sich die PIM-Funktionen des RAZR maxx V6 umfangreich und ausgereift, Handys von Sony Ericsson oder S60-Smartphones von Nokia wirken in diesem Bereich aber noch wesentlich übersichtlicher und bieten noch business-tauglichere Funktionen.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Da unser Testmuster direkt von Vodafone stammte, war ein entsprechend starkes Menü- und Designbranding vorhanden - insbesondere die Menüsymbole und -farben sind stark davon beeinflusst. 12 Icons im Hauptmenu bieten Zugang zu allen Funktionen des Telefons, die Reihenfolge innerhalb der 3x4 Gitteransicht kann dabei beliebig verändert werden; Fans einr zurückhaltenden Bedienoberfläche stellen wahlweise komplett auf Listenansicht um. Die Untermenüs warten je nach Inhalt mit Icon- oder Listenansicht auf. Bei der Navigation gilt: alle Funktionen sind logisch angeordnet und intuitiv bedienbar, sodass sich auch Motorola-Neulinge schnell zurechtfinden werden. Textinformationen lassen sich bequem über eine integrierte Zwischenablagefunktion austauschen. Zweifellos kann man das V6 nicht mit den Multitasking-Qualitäten etwa eines Symbian-Smartphones gleichsetzen, doch der Nutzer kann mit dem Handy problemlos mehrere "Aufgaben" simultan erledigen, wie etwa Musik hören und SMS tippen. Ein längerer Druck auf die Telefontaste aktiviert die Sprachsteuerung, die Funktionen wie Namen- oder Rufnummernwahl bzw. das Anwählen der Mailbox vorsieht. Nach einer kurzen Anlernphase verstand uns das Telefon in der Mehrzahl der Fälle tadellos. Zwar verfügt das Gerät nicht über frei definierbare Situationsprofile; ein Flugzeugmodus, der sich im Einstellungsmenü versteckt und ein Shortcut für die Stummschaltung (durch längeren Druck auf die Raute-Taste) decken allerdings die für den Alltagsgebrauch wichtigsten Profilfunktionen ab.

Praxistest: Motorola RAZR maxx V6

Wer sich während des Lesens schon gefragt hat, wie man denn eigentlich die coole Beleuchtung auf der Vorderseite aktiviert, die auf jedem Hochglanz-Produktfoto zu sehen ist, wird an dieser Stelle erlöst: manuell ist da nichts zu machen, nur bei eingehenden Anrufen bzw. Nachrichten pulsieren zwei Streifen beiderseits des Außendisplays in futuristischem Blau. Zweifellos ein Hingucker - vor allem in abgedunkelten Räumen. Beim Telefonieren wird schnell deutlich, dass Motorola die Sprachqualität im Vergleich zu den Vorgängern verbessert hat. Klang der Gesprächspartner auf dem V3x stets etwas metallisch, so gibt das RAZR maxx V6 kaum Raum für Beanstandungen. Die Stimme reicht nahe an die Realität heran, während der Rauschfilter souverän Hintergrundgeräusche entfernt. Bei Bedarf kann die Sprachausgabe auf den Aktivlautsprecher gelenkt werden, sodass sich Gespräche auch führen lassen, ohne das Gerät ans Ohr halten zu müssen. Das integrierte Mikrofon ist empfindlich genug, um Gespräche in einem Abstand von bis zu einem halben Meter bequem führen zu können, was sich vor allem bei Videotelefonaten bezahlt macht. Empfangstechnisch ließ uns das V6 trotz seiner geringen Abmessungen nie im Stich. Wir telefonierten zumeist im Netz von Vodafone und O2, die Balkenanzeige bescheinigte uns im Regelfall stets 3G-Connectivity im oberen Drittel des Möglichen - die Verfügbarkeit von HSDPA wird gesondert in der Statuszeile angezeigt. Auch der Akku macht eine gute Figur: den schlanken Gerätemaßen zum Trotz zwängt Motorola einen kräftige Komponente mit 970 mAh Leistung in das Gehäuse. In der Praxis kommt man mit dem Telefon bei durchschnittlicher Nutzung (mehrere Telefonate und halbstündiges Musikhören pro Tag) ca. 4 Tage ohne Steckdose aus, bei intensiver Nutzung und Gebrauch der Kamera kann mitunter schon nach zwei Tagen Schluss sein ? für ein UMTS-Gerät sind das durchaus gute Werte.

Fazit

Langsam öffnet sich der Mund zu einem ausgiebigen Gähnen, wenn man das RAZR maxx V6 aus der Verpackung nimmt. Schon wieder ein langweiliger RAZR-Klon... Doch tatsächlich hat sich unter der abgenutzten Haube einiges getan: aufgepeppt mit einem featurereichen Musikplayer, coolen Sensortasten, erweitertem PIM-Management und vor allem ultraschneller HSDPA-Connectivity bietet das Gerät seinem Käufer mehr als nur in die Jahre gekommene Designkost. Flankiert von guten Telefonfunktionen und solider Akkulaufzeit hat der Folder erstaunlich viele Features im Angebot. Trotzdem: so ganz will sich die Gesichtsmuskulatur nicht entspannen. Das Attribut "ultraflach" hat die RAZR-Reihe schon lange verloren und vor allem in Anbetracht des hohen Preises stellt sich die Frage nach dem Kaufgrund. Die Konkurrenz ist in diesem hochpreisigen Segment besser aufgestellt und bietet entweder schlankere und stylischere HSDPA-Handys (Samsung), das ausgereiftere Betriebssystem (Nokia) oder die besseren Musik- und Kamerafunktionen (Sony Ericsson). Fazit: eher für Motorola-Fans - aber die warten sicherlich schon aufs demnächst erscheinende RIZR Z8.

powered by AreaMobile