Praxistest: Motorola PEBL U6

10.10.2006

Lieferumfang / Verarbeitung

Die Verpackung des Design-Modells von Motorola passt sich dem Anspruch des PEBL an: eine dickwandige quaderförmige Pappschachtel mit Hochglanzbeschlag offenbart zunächst einen echten auf einem Trennboden aufgeklebten Kieselstein, unter dem sich der reichhaltige Lieferumfang verbirgt. Neben dem Gerät selbst findet man hier ein USB-Ladegerät, ein Datenkabel, eine CD-ROM mit Motorolas lizensierten Mobile Phone Tools der aktuellen Version 4.0 und reichhaltige Dokumentation zum Handy.

Dass das PEBL alles andere als ein technisches Highlight ist, werden wir später noch vertiefen - doch im Bereich des Handydesign setzt Motorola wie einst beim RAZR innovative Akzente. Anders als beim Vorgänger konzentrierten sich die PEBL-Designer auf die kieselsteinähnliche Form des Handys. Mit Hilfe eines überaus intelligenten magnetbasierten Öffnungsmechanismus, bei dem man einfach die Oberschale des Folders mit dem Daumen nach unten zieht und sich das Gerät mit einer sanft gefederten Bewegung öffnet, erhält man Zugriff auf die Funktionen des Handys. Verarbeitung und Materialwahl sind so exklusiv, dass der Öffnungsmechanismus des PEBL auf lange Sicht zum süchtigmachenden Spiel unter dem Schreibtisch oder der Jackentasche verleitet. Die Außenhaut wurde mit einem gummierten, Softtouch-ähnlichen Material überzogen, sodass das Handy weich und geschmeidig in der Hand liegt.

Während man beim Innendisplay auf die Motorola-typische 176x220 Pixel große Standardkomponente setzt, nutzt das Außendisplay eine Monochromkomponente auf OLED-Basis, die Informationen wie Uhrzeit, verpasste Anrufe und eingegangene Mails in überaus intelligenter Weise darstellt und dem Gesamtdesign die Krönung aufsetzt ? ein Farbdisplay wäre an dieser Stelle wahrscheinlich die falsche Wahl gewesen. Die Tastatur ist RAZR-ähnlich glatt und von geschwungenen halbtransparenten Gummizügen durchbrochen, die die einzelnen Tasten aus glattem Aluminium voneinander abgrenzen. Die Bedienbarkeit leidet beim PEBL leider erheblich unter dem extravaganten Design: zwar sind die Tasten mit sanften Anschlägen allesamt gut bedienbar, doch wird der Finger allzu oft von dem unkonventionellen Design abgelenkt. Besonderes Ärgernis:der runde 5-Wege-Navkey ist deutlich zu klein ausgefallen und die Bestätigungstaste nur sehr schwer zu erfühlen, was häufiger zu ärgerlichen Vertippern führt. Die Tastaturbeleuchtung schimmert gleichmäßig in schmutzigem Weiß sanft durchs Bedienfeld und lässt auch die souveräne Bedienung im Dunkeln zu. Mit Hilfe einer weichen Tastenwippe und zwei Softkeys werden Sprachwahl, Lautstärke und Situationsprofile bzw. Die Beleuchtung des Außendisplays aktiviert, um die Uhrzeit ablesen zu können.

Ausstattung

Technisch markiert das PEBL kein Highlight der Produktlinie von Motorola: als Kamera kommt lediglich eine VGA-Komponente zu Einsatz. Die Qualität von Kameraaufnahmen ist für die altbackene Technologie durchgehend gut, relativ farbenfroh und Ergebnisse weisen ausreichende Schärfe und gleichbleibende Ausleuchtung aus, die sich mit Hilfe eines situationsbezogenen Weißlichtabgleichs optimieren lässt. Aufnahmen bei schlechteren Lichtverhältnissen werden von horizontalen Streifen und leichtem Pixelrauschen überlagert.Auch Videos lassen sich mit dem Gerät aufzeichnen; sie können so lang werden wie der Speicher reicht und werden im branchenüblichen 3GP-Format mit maximal 176x144 Pixeln im Gerät abgelegt. Geradezu erbärmlich klein fällt der integrierte, nicht erweiterbare Speicherausbau aus: Lediglich 6MB internes RAM müssen sich Soundfiles, Spiele, Videos und Fotografien teilen.

Die Soundfunktionalität des Geräts beschränkt sich im wesentlichen auf die Wiedergabe von Klingeltönen im MP3-, AAC-, AMR- oder MIDI-Format. Dennoch lassen sich Playlists anlegen und der rückseitig integrierte Aktivlautsprecher trägt zur erstaunlich hohen Lautstärke und dem klaren Klangbild bei der Wiedergabe von Signalen bei. Daten und Informationen wechseln beim PEBL ausschließlich via Bluetooth ihren Speicherort, die Bluetooth-Unterstützung reicht, um Bilder an Pcs zu versenden oder die Handykontakte mit seiner lokalen Outlook-Installation zu synchronisieren bzw. Eine Modemverbindung herzustellen. Mit dem PEBL lassen sich Internetverbindungen über das GSM-Netz und den Standard GPRS herstellen. Der Browser des Geräts stellt XHTML- und WAP-Seiten anstandslos dar, der Versuch auf HTML-Seiten zuzugreifen, wird stets mit wenig hilfreichen Fehlermeldungen quittiert.

An Messaging-Formaten stehen dem PEBL-Besitzer SMS und MMS zur Verfügung, die bis zu 300kB groß und mit allen Arten von Multimedia-Inhalten bestückt werden können. Mit Hilfe einer POP- und IMAP4-fähigen Email-Funktion lassen sich auch größere Mitteilungen erzeugen und abrufen. Das PEBL kann Mails in frei zu bestimmenden Intervallen vom Server beziehen. Der Empfang lässt sich aber leider nicht auf Kopfzeilen beschränken, sodass man Mails nur von Accounts beziehen sollte, die möglichst frei von Spam sind. Der für Mitteilungen zur Verfügung stehende Speicher ist geradezu lächerlich klein: nach ca. 100 SMS meldet das Gerät bereits, das man alte Nachrichten löschen soll ? eine Möglichkeit, alte Messages mit Hife von Nutzerordnern zu archivieren, besteht nicht.

Die Kontaktverwaltung ermöglicht die Beschreibung eines Kontakts mit Hilfe von mehreren Nummern, Email-, Web- oder Postadressen. Auch Nutzerbilder werden bei Bedarf vom PEBL gespeichert und in der Ansicht der Kontaktliste bzw. Bei eingehenden Anrufen angezeigt. Über ein anlernpflichtiges Sprachwahlfeatures, das über den Button auf der rechten Seite des Geräts aktiviert wird, lassen sich Kontakte beispielsweise mit Hilfe von Bluetooth-Headsets direkt anwählen. Die Terminverwaltung fällt Motorola-typisch spartanisch aus, erlaubt aber die Darstellung von Wochen- und Monatsansicht und die Erstellung von sich wiederholenden, aber nicht kategorisierbaren Terminen. Studenten und Selbständige dürften sich über die flexible Weckfunktion freuen, mit der man mehrere unterschiedliche, vom Wochentag abhängige Weckzeiten festlegen kann. Dank MIDP2.0-fähiger Java-Engine kann das Handy beliebig mit Applikationen und Spielen erweitert werden; die Geschwindigkeit von Java-Anwendungen ist allerdings deutlich zu langsam, um anspruchsvolle Games oder gar 3D-Applikationen auf dem Handy wiederzugeben.

Praxistest: Motorola PEBL U6
Praxistest: Motorola PEBL U6
Praxistest: Motorola PEBL U6

Mit Hilfe von Themes und Situationsprofilen lässt sich das Klingelverhalten und die Menüoptik lassen sich auf vielfältige Weise an die Ansprüche des Nutzers anpassen. Unter anderem kann man im Hauptmenü zwischen 3x3-Gitter und Listenansicht mit lustig aber ansprechend animierten Icons wechseln oder Screensaver und Hintergrundbilder verändern. Die Untermenüs sind leider nicht besonders intuitiv aufgebaut ? so verirrte sich beispielsweise die Videofunktion ins Organizer-Menü. Nach etwas Übung erweist sich dagegen die Texteingabe mit Hilfe von Motoroals iTap Technoloige als außerordenlich praktisch, da sie wiederkehrende Textelemente lernt und bei der Eingabe prädiziert. Textausschnitte können über ein Copy-/Paste-Verfahren zwischen Anwendungen ausgetauscht werden.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Die Empfangsleistung im Quadband-GSM-Netz des PEBL ist wegen der integrierten GSM-Antenne weniger stark als bei vergleichbaren Samsung-Handys. Dennoch erreichten wir im 1800er-Betrieb (O2) stets gute Erreichbarkeit bei mindestens mittelmäßiger Balkenaussteuerung. Die Sprachqualität lässt sich als überdurchschnittlich gut bezeichnen: lokale Hintergrundgeräusche werden gut herausgefiltert, das eingehende Sprachsignal klingt laut und äußerst klar. Nur selten nahmen wir leichte Echos unserer eigenen Stimme bei Gesrpächen wahr. Eine ausgesprochen laute, knisterfreie und klare Freisprechfunktion, die sich während eines Gesprächs durch einen Druck auf den rechten Softkey aktivieren lässt sowie eine ausgereifte aber anlernpflichtige Sprachwahlfunktion runden das Bild eines gelungenen "Handys zum Telefonieren" ab.

Praxistest: Motorola PEBL U6

Nutzt man das PEBL ausschließlich zur Telefonie bzw. Zur ständigen Bereitschaft, hält der Akku bei gleichmäßiger Netzabdeckung in der Praxis bis zu sechs Tage durch. Massive Stromfresser sind Bluetooth- und GPRS-Connectivity und die integrierte Kamera, die man allesamt nur in Ausnahmefällen nutzen sollte. Dauergespräche lassen sich mit einer Länge von bis zu 3,5 Stunden mit dem PEBL führen.

Fazit

Trotz massivem Marketingaufwand und einzigartiger Produktplatzierung ist das PEBL ein bislang ziemlich unbeachtetes Gerät auf dem deutschen Markt ? wohl auch, weil der Support seitens der Netzbetreiber noch ausbleibt und der Preis von ca 320 Euro angesichts des wenig anspruchsvollen Featureumfangs eher hoch ausfällt.Optisch wie haptisch ist das Gerät aber ein einmaliger Beweis für die Lifestyle-Innovationskraft des amerikanischen Handy-Herstellers, das als "stumpfes RAZR" mit Sicherheit nicht nur die Herzen der Damenwelt erobern kann: PEBL kann auch als gelungenes Designhandy fürs Business-Jacket genutzt werden und erlaubt seinem Besitzer die Nutzung vieler aktueller Mobilfunktechnologien wie Bluetooth-basierte Headsets. Schade, dass die glatte Tastatur häufig Vertipper produziert und die Bediengeschwindigkeit der Menüs nicht gerade optimal ausfällt.

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