Potenzialen auf der Spur

07.12.2005 von Karsten Eiß
Seit 20 Jahren erwirtschaftet die IDS Scheer AG positive Erträge und stellt ständig neue Mitarbeiter ein. Die Palette reicht vom Berater für Geschäftsprozesse über den Softwareentwickler bis hin zum Mitarbeiter im Vertrieb oder im Trainings- und Schulungsservice. Bevorzugt werden Betriebswirtschaftler, Wirtschaftsingenieure, Infomatiker und Wirtschaftsinformatiker.

1984 gründete Professor August-Wilhelm Scheer mit einer Hand voll Mitarbeitern seines Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik an der Universität in Saarbrücken das Unternehmen IDS Scheer. Was als kleine Beratungsfirma begann, ist gut 20 Jahre später ein in 50 Ländern vertretenes Unternehmen. Die IDS Scheer AG ist im Blue-Chip-Index TecDAX der Frankfurter Börse gelistet, erwirtschaftet einen Umsatz von 280 Millionen Euro (2004) und beschäftigt rund 2300 Mitarbeiter. Doch der Geist des Spin-offs ist auch heute noch zu spüren: "Wir konnten uns die positiven Facetten wie das offene, kollegiale, hilfsbereite Miteinander bewahren und haben bis zum heutigen Tag ein ausgesprochen gutes Arbeitsklima", so Rosemarie Clarner, Personalleiterin beim Saarbrücker Spezialisten für Geschäftsprozess-Management.

IDS Scheer AG

- Hauptsitz: Saarbrücken
- Mitarbeiter: 2300 (weltweit)
- Umsatz: im Jahr 2004 280 Millionen Euro
- Ausbildungsgänge: Fachinformatik, Systemintegration, Veranstaltungskaufmann, BA-Studiengänge der Betriebswirtschaft und der Wirtschaftsinformatik.
- Einstiegsgehälter: zwischen 35 000 und 40 000 Euro (Gehalt teilt sich in fixe und leistungs-orientierte, variable Komponente auf)
-Altersdurchschnitt der Mitarbeiter: 35 Jahre
- Ansprechpartner für Bewerber: Inken Lewerenz und Verena Kusch, Tel.: 0681 210-1155, Karriere-Seiten auf www.ids-scheer.com

Rosemarie Clarner, IDS Scheer: "Ob Universität, Fachhochschule oder Berufsakademie - der Abschluss spielt keine entscheidende Rolle."

Auch Thomas Merkl schätzt an seinem Arbeitgeber, "dass hier eine Unternehmenskultur gelebt wird, die jedem Mitarbeiter Freiraum zur persönlichen Entwicklung gibt, und die Zusammenarbeit unter den Kollegen ein wirkliches Miteinander ist."

Der 30-jährige Familienvater ist bei der IDS Scheer als Berater im so genannten Core Service Enterprise Management angestellt. Dabei analysiert und bewertet er beispielsweise das Einkaufsverhalten global agierender Unternehmen. Ziel ist es, die Prozesse zu verschlanken, zu beschleunigen und in ein unternehmensweites Einkaufsportal zu integrieren, auf das sämtliche Einkäufer und Lieferanten zugreifen können.

Prägende Auslandseinsätze

In einem anderen Projekt hat Merkl mit Kollegen die lo-gistischen Ist-Prozesse eines Kunden mit Hilfe der IDS-Scheer-Software Aris modelliert, daraus verbesserte und schnellere Soll-Prozesse abgeleitet und diese in SAP R/3 implementiert. An seiner Arbeit gefällt Merkl, dass er als Berater seine Kunden darin unterstützen kann, ihre nicht oder nur teilweise genutzten Potenziale zu identifizieren, zu analysieren und nutzbar zu machen. "Der Weg von der Analyse hin zu einer kundengerechten Lösung erfordert oftmals einen detektivischen Spürsinn. Wir müssen den Kunden häufig ungewohnte Fragen stellen und dabei mit viel diplomatischem Feingefühl vorgehen."

Diese Fähigkeiten konnte Merkl auch schon im Ausland weiterentwickeln. Neben mehreren Einsätzen in unterschiedlichen Auslandsprojekten arbeitete er für zwei Jahre in der Schweizer IDS-Scheer-Niederlassung in Zürich. "Diese Auslandseinsätze waren für mich sehr prägend. Die Arbeit in international zusammengesetzten Teams hat mich für den Umgang mit anderen Kulturen, Mentalitäten und Arbeitsweisen sensibilisiert." Der diplomierte Betriebswirt und Wirtschaftsingenieur wurde auf IDS Scheer während der Bewerbungsphase nach seinem Studium aufmerksam. Den ersten direkten Kontakt mit seinem späteren Arbeitgeber knüpfte er auf einem Recruiting-Workshop. Nach einem weiteren Vorstellungsgespräch am IDS-Stammsitz in Saarbrücken bekam Merkl ein Jobangebot.

Trotz der 500 bis 600 Bewerbungen, die monatlich eingehen, ist es laut Rosemarie Clarner nicht einfach, fachlich qualifizierte Bewerber zu finden, die darüber hinaus noch die notwendigen persönlichen Eigenschaften mitbringen. Neben einem erfolgreich abgeschlossenen Hochschulstudium, bevorzugt in Betriebswirtschaftslehre, als Wirtschaftsingenieur, Informatiker oder Wirtschaftsinformatiker, sind Praktika in der Industrie oder in Dienstleistungsunternehmen zwingend erforderlich.

Vorteil für Saarländer

Darüber hinaus muss der Kandidat die entsprechenden Soft Skills mitbringen. "Kommunikative Fähigkeiten, Teamfähigkeit, analytisch-konzeptionelles und unternehmerisches Denken, Kreativität, überdurchschnittliches Engagement, Flexibilität und Mobilität - auch international", zählt Clarner die geforderten Eigenschaften auf.

Auch Quereinsteiger haben Chancen, allerdings sind auch hier gute betriebswirtschaftliche Kenntnisse Grundvoraussetzung. Bewerber des Instituts für Wirtschaftsinformatik (IWI) der Universität des Saarlandes, aus dem die IDS Scheer hervorgegangen ist, haben es leichter. "Sie bringen wichtige Grundlagen wie fundiertes betriebswirtschaftliches Know-how und Verständnis für Geschäftsprozesse mit und kennen unsere Aris-Produktpalette gut", so Clarner. Ob der Kandidat von der Uni, der FH oder einer BA kommt, spielt nicht die entscheidende Rolle. "Da haben wir keine Vorlieben. Es kommt auf die gesunde Mischung von theoretischen und praktischen Erfahrungen an".

Prinzip der offenen Tür

200 neue Mitarbeiter stellen die Saarbrücker 2005 weltweit ein - hauptsächlich Berufserfahrene, aber auch Newcomer. In der Regel werden die Neuzugänge bei Bewerbertagen oder in Einzelgesprächen nach dem Vier-Augen-Prinzip rekrutiert. Wer einmal bei der IDS einen Job gefunden hat, dem bieten sich vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. "Man hat die Chance, sich in vier verschiedene Richtungen zu entwickeln: zum Experten eines bestimmten Fachgebiets, zum Manager mit Personalverantwortung, zum Vertriebsspezialisten oder zum Projektleiter", erklärt Clarner. Thomas Merkl beispielsweise möchte "neben dem Ausbau der fachlichen Qualifikation die soziale Kompetenz nicht nur bei Kunden als Projektleiter unter Beweis stellen, sondern mittelfristig auch personelle Verantwortung innerhalb der IDS übernehmen."

Gemessen wird Merkl allein daran, ob am Ende die Qualität seiner Arbeit stimmt. Dafür lässt ihm sein Arbeitgeber die Freiheit, "als Unternehmer im Unternehmen die Aktivitäten flexibel und eigenverantwortlich zu planen und umzusetzen". Der Berater findet, "dass sich dieses Qualitätsbewusstsein auch im Führungsstil und in der gesamten Unternehmenskultur niederschlägt." Auch für die Personalleiterin ist die transparente und kooperative Unternehmenskultur ein wichtiger Erfolgsfaktor für die IDS Scheer.

Thomas Merkl, IDS Scheer: "Wir müssen ungewohnte Fragen stellen und mit diplomatischem Feingefühl vorgehen."

"Das Prinzip der offenen Tür gilt bei uns für alle. Jeder Mitarbeiter wird ermutigt, auch seinem Vorgesetzten ein offenes Feedback zu geben." Überhaupt legt IDS Scheer Wert darauf, dass sich die Mitarbeiter wohl fühlen. "Die Ausgeglichenheit unserer Mitarbeiter ist die Voraussetzung für ein zufriedenes, erfolgreiches, engagiertes und motiviertes Arbeiten", so Clarner. Neue Mitarbeiter können an einem Mentoring-Programm teilnehmen und somit von den Erfahrungen bereits etablierter Kolleginnen und Kollegen profitieren. Für Mitarbeiter mit Nachwuchs wurde kürzlich am Hauptsitz in Saarbrücken eine Kindertagesstätte eingerichtet. Und dass die IDS-Scheer-Weihnachtsfeier nur einmal im Jahr stattfindet, ist auch das Einzige, was Thomas Merkl an seinem Arbeitgeber auszusetzen hat.