Plaut

Plaut: Leben aus dem Koffer

08.10.2001
Nach wie vor zählen IT-Dienstleister zu den am besten zahlenden Arbeitgebern. Dafür erwarten sie von den Hochschulabsolventen jede Menge Flexibilität und Einsatzbereitschaft. Wer sich voll auf den Job konzentriert, bringt die besten Voraussetzungen für eine Karriere als Berater mit.

Eigentlich kann es Ionut Ichim noch gar nicht richtig fassen, dass er in einer der Spitzen-IT-Regionen Europas als Diplominformatiker bereits ordentlich mitmischt. “Ich hatte nur eine Sorge”, erinnert sich der 27-jährige Young Professional, “nämlich mein Studium an der Technischen Universität Dresden zu beenden und eine Arbeit zu finden.”

Kaum waren die akademischen Lorbeeren geerntet, hatte Ichim seinen Job schon in der Tasche. Schneller als erwartet wurden die Formalitäten für den Greencard-Inhaber geklärt, und ehe sich der junge Rumäne versah, ging er als frischgebackener Consultant für das IT-Beratungsunternehmen Plaut AG, Ismaning bei München, an den Start. Den Kontakt zu Plaut knüpfte Ichim über eine Jobbörse, in der Bewerber und Arbeitgeber oft schneller zueinander finden, als es auf dem traditionellen Weg einer Zeitungsanzeige der Fall geht.

Ichim suchte vor allem ein Unternehmen, bei dem er seine während des Studiums gesammelten Erfahrungen und Kenntnisse in der Entwicklung von Lotus-Notes-Anwendungen einbringen konnte. Kurz nach Abschluss eines kurzen Lehrgangs schlägt er bei Plaut nun zwei Fliegen mit einer Klappe: Bevor er zu seinem ersten Kunden aus der Automobilbranche nach Stuttgart ging, um dort Notes-Anwendungen zu entwickeln, hat er sich die Plaut-interne Bürokommunikation vorgeknöpft. “Weil ich hier Tätigkeitsberichte konzipiert und Applikationen für die Seminarverwaltung geschrieben habe”, freut sich der Informatiker, “konnte ich ziemlich schnell produktiv beim Kunden arbeiten.”

Bei dem am Neuen Markt unter dem Kürzel PUT notierten Unternehmen reicht das Spektrum von der klassischen Strategieberatung bis zu verschiedensten IT-Dienstleistungen wie Business Intelligence, Application Service Providing, Outsourcing, Customer-Relationship-Management oder Supply-Chain-Management. Allein das Geschäft rund um SAP-Services macht rund 30 Prozent vom Umsatz aus.

Dabei verschweigen die Verantwortlichen nicht, dass auch die 1946 vom “Vater der Kostenrechnung” Hans-Georg Plaut gegründete Firma vom allgemeinen Abwärtssog erfasst ist. Denn laut einer jüngeren Umfrage des Münchner Marktforschungsinstitutes ifo unter deutschen IT-Dienstleistern hatte die Branche seit 1995 nicht mehr eine so schlechte Auftragslage wie heute. Zwar konnte der Münchner IT-Dienstleister im ersten Halbjahr weltweit einen Umsatz von gut 150 Millionen Euro erzielen und das Vorjahresergebnis um knapp 14 Prozent übertreffen. Doch um profitabel zu bleiben, waren harte Einschnitte wie Personalabbau und Büroschließungen erforderlich.

An der falschen Stelle möchte das Unternehmen nicht sparen. Im Unterschied zu anderen Firmen der IT-Branche, die aufgrund konjunktureller Einbrüche personellen Kahlschlag favorisieren, geht Plaut den umgekehrten Weg. Personalreferentin Antje Ganzer: “Trotz der aktuell angespannten Situation in der Beratungsbranche sind wir von unseren ursprünglichen Einstellungszielen nicht abgewichen. Fakt ist, dass viele Projekte personell aufgestockt werden müssen.”

Ionut Ichim: Informatiker mit Spezialisierung auf Lotus-Anwendungen

Rund 90 000 Beratertage sind fest verbucht, und wie die in Salzburg ansässige Holding anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse des vergangenen Geschäftsjahres mitteilte, wird das wahrscheinliche Beratungsvolumen sogar mit 200 000 Tagen beziffert. Für Ichim ergeben sich also gute Perspektiven, seinen soeben erst eingeschlagenen Karriereweg fortzusetzen. Den Vorbehalt, sein Wissensgebiet sei zu sehr auf einen Hersteller fixiert und könnte vielleicht bald gar keine große Rolle mehr spielen, lässt er nicht gelten. “Ganz im Gegenteil”, berichtet der junge Informatiker aus seiner Erfahrung, “in den nächsten zwei Jahren gibt es im Notes-Umfeld alle Hände voll zu tun.”

Weil herkömmliche Applikationen nicht performant genug seien, um große Datenmengen zu stemmen, müsse sich die Architektur von Domino-Servern schnell wandeln. Dass er mit seiner Prognose richtig liegt, will Ichim auch mit seinen Weiterbildungszielen dokumentieren: “Um meinen beruflichen Werdegang fortzusetzen, möchte ich mich zunächst als Certified Lotus Professional (CLP) und später als CLP-Designer zertifizieren lassen.”

Bei der Personalentwicklung will Plaut der Konkurrenz in nichts nachstehen. Auf jeden Berater entfallen durchschnittlich 20 bis 35 Tage Weiterbildung pro Jahr - Investitionen in Wissenskapital, “die für ein Beratungsunternehmen wettbewerbsentscheidend sind”, heißt es offiziell. Wer von der Universität oder Fachhochschule kommt und mit einem Gehalt von fast 80 000 Mark plus Umsatzbeteiligung einsteigt, wird laut Personalerin Ganzer zunächst intensiv auf seinen Job vorbereitet: “Niemand hat direkt nach dem Studium das erforderliche Know-how und die praktische Erfahrung.”

Training-on-the-job heißt aber auch, dass die Einsteiger manchmal bereits nach zwei oder drei Monaten zum Kunden geschickt werden. Um jegliche Illusionen von vornherein zu dämpfen: Ausgerüstet mit Laptop und Handy sind Berater als moderne Elektronik-Nomaden ständig unterwegs. Wenn der Kunde um sieben Uhr mit der Arbeit beginnt, tut es der Berater auch. “Positiv ausgedrückt”, so Ganzer, “sind Berater regelrechte Kundenopfer.”

Der Motivation des Young Professional Ichim tut dies keinen Abbruch. Rund 40 Prozent seiner Arbeitszeit verbringt er vor Ort beim Kunden. Der Rumäne, ledig und auch von anderen zeitraubenden privaten Hobbies unbelastet, konzentriert sich voll auf seinen Job. Mit dem oft kolportierten Klischee, als Berater doch nur aus dem Koffer zu leben und außer Bahnhöfen, Flughäfen und Hotels kaum etwas zu Gesicht zu bekommen, hat er überhaupt kein Problem: “Mir kommt es sehr entgegen, dass ich in Deutschland viel unterwegs bin.” Von Windfried Gertz

Beratungsgruppe PLAUT Deutschland Max-von-Eyth-Strasse 3, 85737 Ismaning

Ansprechpartner für Bewerber: Frau Antje Ganzer, Telefon 089/96280-473, Bewerbungen@plaut.de

Geschäftszahlen Plaut Deutschland Mitarbeiter 461 (per 31. Juli 2001), davon zirka 115 IT-Mitarbeiter Umsatz EURO 89,0 Mio (Geschäftsjahr 2000)

Einstellungsbedarf in 2001: Hochschulabsolventen und IT-Mitarbeiter, Zirka 40 Hochschulabsolventen, 30 IT-Mitarbeiter.

Fachrichtungen: Bergbau; Druckereitechnik; Fahrzeugtechnik; Medizintechnik; Allgemeiner Maschinenbau; Umwelttechnik; Antriebs- und Fördertechnik; Automatisierungs- und Fördertechnik; Industriebetriebslehre; Transport- und Verkehrstechnik; Produktionstechnik; Technischer Umweltschutz; Chemieingenieurwesen/-technik; Pharmatechnik; Anlagebetriebs- und Betriebstechnik; Umwelttechnik; Wirtschaftsingeneurwesen insgesamt; Informatik, Wirtschaftsmathematik; Statistik; Wirtschaftswissenschaften, Medien.

Qualifikationen/gewünschte Zusatzqualifikationen: Kenntnisse in Standardsoftware von SAP R/3, Siebel, Intershop, update.com;Fremdsprachen; Auslandspraktika.

Einstellungskriterien: Mobilität unter Beibehaltung des Wohnortes; Teamgeist; Verantwortungsbewusstsein.

Einstiegsgehälter: Hochschulabsolventen ab 78.000 DM p.a. plus Umsatzbeteiligung.

Fluktuationsrate: 13,1 Prozent.