Verluste und Sparzwang

Philips rutscht tiefer in die Krise

14.04.2009
Der niederländische Elektronikkonzern Philips spürt in allen Sparten die Wucht der Krise. Aufgrund neuerlicher Verluste wird das Sparprogramm ausgebaut.

Die Wirtschaftsflaute hat den niederländischen Elektronikkonzern Philips nun vollständig erfasst. Nach der Lichttechnik und der Konsumelektronik musste auch die bislang resistente Medizintechnik Einbußen hinnehmen. Der gesamte Konzern schrieb das zweite Quartal in Folge rote Zahlen. "Im ersten Quartal haben wir eine weitere signifikante Verschlechterung unserer Märkte gesehen", sagte Konzernchef Gerard Kleisterlee am Dienstag in Amsterdam. Er prophezeite eine anhaltend schwache Nachfrage. Deswegen weitet er das Sparprogramm aus.

Besonders in der Konsumelektronik leidet Philips unter der Zurückhaltung seiner Kunden. Die Händler machen erst einmal ihre Lager leer, bevor sie neue Ware ordern. Infolgedessen brach der Spartenumsatz binnen eines Jahres um ein Drittel ein. Die Lichttechnik gab etwa halb so stark nach. Philips hängt als weltgrößter Lampenhersteller stark von der schwächelnden Autoindustrie ab. Finanzchef Pierre-Jean Sivignon gab aber einen kleinen Hoffnungsschimmer aus. Der Abbau der Lagerbestände nähere sich dem Ende, sagte er in einer Telefonkonferenz. "Wir erwarten im späten zweiten Quartal hiervon etwas Hilfe." Nachdem die Aktie zum Handelsauftakt im Minus lag, drehte sie und legte bis gegen Mittag um 7,48 Prozent auf 13,14 Euro zu.

Von Januar bis März war der Umsatz verglichen zum Vorjahreszeitraum um 17 Prozent auf 5,08 Milliarden Euro gefallen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verschlechterte sich von plus 187 Millionen auf minus 186 Millionen Euro. Belastend wirkten sich dabei nicht nur die Kosten für die laufende Restrukturierung aus, sondern auch eine Abschreibung auf den verbliebenen Anteil an der Halbleiter-Ausgründung NXP. Zudem nahm Philips weniger Geld durch Aktienverkäufe ein. Unterm Strich federte eine Steuergutschrift den Ergebniseinbruch etwas ab. Aber auch sie konnte nicht verhindern, dass ein Verlust von 57 Millionen Euro auflief nach einem Überschuss von 294 Millionen Euro vor einem Jahr.

Bereits Ende vergangenen Jahres hatte Philips einen hohen Verlust geschrieben. Konzernchef Kleisterlee hatte dem Unternehmen daraufhin strikte Kostendisziplin verordnet. Konterkariert wurden seine Bemühungen durch die fortschreitende Wirtschaftskrise. Die bislang stabile Medizintechnik leidet unter einem steigenden Preisdruck, insbesondere ausgelöst durch Einsparungen im US-Gesundheitswesen. Darüber hatte zuletzt auch der deutsche Rivale Siemens geklagt. Der operative Gewinn der Sparte brach um fast die Hälfte ein.

Sparprogramm erweitert

Angesichts der unsicheren Konjunkturlage bohrt Philips das laufende Sparprogramm nun auf. Es soll statt 400 Millionen nun mindestens 500 Millionen Euro im Jahr bringen. Finanzchef Sivignon sieht die Maßnahmen aber erst ab der zweiten Jahreshälfte greifen. Zuvor fallen hohe Kosten insbesondere für die dazugehörigen Stellenstreichungen an. Im Januar hatte Philips den Abbau von 6.000 Jobs in diesem Jahr angekündigt. "Die Zahl steht", verneinte der Finanzchef eine Ausweitung. Ende März arbeiteten noch 116.000 Menschen bei Philips.

Mit den Einsparungen geht ein seit langem andauernder Umbau weiter. Konzernchef Kleisterlee hat den Konzern seit seinem Amtsantritt 2001 auf die drei Säulen Konsumeletronik, Lichttechnik und Medizintechnik gestellt, diese durch Zukäufe ausgebaut und sich im Gegenzug von Randgeschäften getrennt. Grundsätzlich will er sich auf höhermargige Produkte konzentrieren. Deshalb hat er neben dem Geschäft mit Fernsehgeräten in Nordamerika auch die Computermonitor-Herstellung abgestoßen. Angesichts der Flaute musste Kleisterlee aber erst im Dezember sein Ziel aufgegeben, den Gewinn bis 2010 zu verdoppeln. Wo Philips in diesem Jahr beim Ergebnis landen wird, kann der Chef nicht sagen. Er verbreitet aber ungebrochen Optimismus: "Wir sind überzeugt, dass Philips aus dieser Rezession als ein stärkeres Unternehmen hervorgehen wird." (dpa/ajf)