Hochkonjunktur für Freiberufler-Vermittler

Personaldienstleister profitieren von vielen Digitalisierungsprojekten

09.07.2018 von Hans Königes
Die von der Digitalisierung ausgelöste Hochkonjunktur im IT-Sektor hält an. Davon profitieren die Personaldienstleister. Die Marktführer konnten ihre Umsätze im vergangenen Jahr durchschnittlich um 12,9 Prozent steigern.

Für 2018 sind die Personaldienstleister ebenfalls optimistisch, rechnen aber mit einem etwas geringeren Wachstum von 11,2 Prozent. Das zeigen Auswertungen der ­aktuellen Lünendonk-Studie "Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland".

Lünendonk: Die Top Ten der Freiberufler-Vermittler 2018
Freiberufliche IT-Experten sind stark gesucht
Das zeigen die Marktforscher von Lünendonk in ihrer Studie "Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland". Diese ermittelte die wichtigsten Freiberufler-Vermittler 2018 - gemessen an ihren Umsätzen.
Platz 10: Q_Perior Staffing Solutions
Neu unter den Top Ten ist Q_Perior, hier im Bild Partner Michael Girke. Mit nur 13 Mitarbeitern erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz mit der Vermittlung von Freiberuflern von 63 Millionen, im Jahr zuvor waren es noch 45 Millionen Euro.
Platz 9: 1st Solution Consulting
Einen Umsatz von 64,9 Millionen Euro kann Frank Shams, Geschäftsführer von 1st Solutions, durch die Freiberuflervermittlung im Jahr 2017 nachweisen. Der Gesamtumsatz liegt bei 92,1 Millionen Euro (2016: 115 Millionen) und auch die Mitarbeiterzahl wurde von 110 im Jahr 2016 auf 88 im Jahr 2017 reduziert.
Platz 8: top itservices
Über einen Umsatz von 70 Millionen Euro kann sich Vorstandsvorsitzender Hubert Staudt freuen. Der Gesamtumsatz konnte von 103 Millionen im Jahr 2016 auf 109 Millionen Euro im Jahr 2017 gesteigert werden. Zudem erhöhte sich die Mitarbeiterzahl von 850 auf 900 Angestellte.
Platz 7: Westhouse Group …
… ist unter anderem auf die Vermittlung von SAP-Freiberuflern spezialisiert. 2017 erwirtschaftete Westhouse mit der Freiberuflervermittlung 95,8 Millionen Euro (2017: 77,4 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz betrug 137 Millionen Euro, die Mitarbeiterzahl beträgt 225.
Platz 6: Solcom
Solcom hat mit Geschäftsführer Oliver Koch an der Spitze mit der Vermittlung von IT-Freiberuflern 101,1 Millionen Euro und damit 22 Millionen Euro mehr als im Vorjahr umgesetzt. Auch die Zahl der Angestellten ist von 155 auf 189 angewachsen.
Platz 5: Etengo
Etengo-Vorstandschef Nikolaus Reuter kann sich über 108 Millionen Euro Umsatz mit der Vermittlung von IT-Freiberuflern und damit fast 17 Millionen mehr als 2016 freuen. Die Mitarbeiterzahl der Mannheimer wuchs von 125 im Jahr 2016 auf 147 im Jahr 2017.
Platz 4: SThree
Erneut Platz 4 für die Personalberatung SThree, hier im Bild Luuk Houtepen, Director Business Developement. Der Umsatz mit der Rekrutierung und Vermittlung von IT-Freelancern weist mit 131,5 Millionen Euro ein Plus von 23,5 Millionen gegenüber dem Vorjahr aus. Der Gesamtumsatz stieg ebenfalls stark von 225 auf 263 Millionen Euro.
Platz 3: Allgeier Experts
Bronze geht wie im Vorjahr an Allgeier Experts, hier im Bild Allgeier-Manager Bernd Sauer: Das Unternehmen erzielte mit der Vermittlung von Freiberuflern 141,8 Millionen Euro Umsatz, der Gesamtumsatz lag bei 258 Millionen Euro. Allgeier beschäftigt 1840 Mitarbeiter.
Platz 2: Gulp Information Services
Die Randstad-Tochter Gulp - im Bild Marketing-Chef Stefan Symanek- behauptet den zweiten Platz mit 275 Beschäftigten, einem Vermittlungsumsatz von 404 Millionen Euro (2016: 356,2 Millionen Euro) sowie der Steigerung des Gesamtumsatzes von 390,1 Millionen Euro auf 445,7 Millionen Euro.
Platz 1: Hays
Unangefochten an der Spitze: Marketing-Chef Frank Schabel kann sich freuen. Hays setzte 2017 mit der Rekrutierung und Vermittlung von IT-Freelancern über eine Milliarde Euro um. Die Mitarbeiterzahl liegt bei 2000. Der Gesamtumsatz wurde von 1,8 auf 1,93 Milliarden Euro gesteigert.

Große Anwender nutzen Freiberuflerbörsen

Der Markt im Jahr 2017, der durch die Umsätze aller IT-Freelancer in Deutschland definiert wird, wuchs nach Schätzungen der ­Lünendonk & Hossenfelder GmbH um 8,9 Prozent auf 11,1 Milliarden Euro. Die Personaldienst­leister profitieren gleich doppelt vom hohen Projekt- und Personalbedarf der Unternehmen in Deutschland.

So vertrauen vor allem große Anwenderunternehmen für die Besetzung ihrer Projekte immer mehr auf externe Partnerschaften - das gilt sowohl für IT-Freelancer als auch für IT-Experten auf Basis von Arbeitnehmerüberlassung. Zudem werden die Anbieter aufgrund ihrer Rekrutierungsstärke sukzessive auch für andere Aufgaben wie etwa Personalvermittlung eingesetzt.

Hartmut Lüerßen, Lünendonk & Hossenfelder: "Das Marktwachstum könnte größer sein. Die hohe Auslastung im Freelancer-Markt und die fehlenden IT-Experten hemmen das Wachstum."
Foto: Lünendonk

"Das Marktwachstum könnte größer sein", ana­lysiert Hartmut Lüerßen, Partner von Lünendonk & Hossenfelder, die Entwicklungen. "Die hohe Auslastung im Freelancer-Markt und die fehlenden IT-Experten hemmen das Wachstum." Weil die Vermittler über ihre Kanäle deut­lich mehr IT-Freelancer erreichen und auch bei der Einhaltung von Compliance-Anforderungen helfen könnten, habe sich die indirekte Beauftragung, also die über einen Dienstleister, zum bevorzugten Modell entwickelt.

IT-Freelancer arbeiten überwiegend in Projekten von Anwenderunternehmen, nicht selten aber auch in großen IT-Beratungshäusern, wo sie vorhandene Teams ergänzen. 2017 lag der Umsatzanteil mit Anwenderunternehmen bei 71,3 Prozent und der mit IT-Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen bei 21,4 Prozent. Weitere 7,3 Prozent ihrer Umsätze erwirtschafteten die Freelancer-Agenturen mit Softwareunternehmen.

"Durch die Regulierung zur Arbeitnehmerüber­lassung im Jahr 2017, die auch andere Vertragsformen beeinflusst, hat sich der Dokumentations- und Prüfungsaufwand bei der Vergabe und der Projektumsetzung erhöht. Der Flexibilisierungsbedarf der Wirtschaft lässt sich jedoch nicht wegregulieren", erläutert Lüerßen. Auf die neuen Rahmenbedingungen seien die Anbieter jedoch gut vorbereitet gewesen, so dass sie trotzdem dynamisch wachsen konnten: "Sowohl die Einkaufsorganisationen großer Anwenderunternehmen als auch die Anbieter haben vorbereitend in Kompetenzen und Prozesse investiert."

Besonders gefragte Kompetenzen

Für die Digitalisierungsprojekte suchen die Auftraggeber besonders IT-Freelancer mit Kom­petenzen in den Themen Cloud-Services, Digitalisierung und agile Methoden wie DevOps und Scrum. Beim Oberbegriff Digitalisierung geht es laut Lüerßens Beobachtung vor allem auch darum, ein übergreifendes Verständnis in die Projekte einzubringen: "Die Notwendigkeit für disziplinübergreifende Lösungen hat deutlich zugenommen." Ebenfalls stark gefragt ­seien Cybersecurity-Kompetenzen, außerdem Exper­ten für Mobile Business/Apps sowie Business Analytics.