Immer nur Entlassungen?

Personalarbeit in Krisenzeiten

03.04.2009 von Hans Königes
Wie Unternehmen ihre Belegschaft durch den Wirtschaftsabschwung steuern können, ohne zum Mittel der betriebsgedingten Kündigung zu greifen, war ein beherrschendes Thema auf der Fachmesse "Personal 2009" in München.

"Personalchefs spielen in der Krise eine sehr wichtige Rolle", betonte Brigitte Hirl-Höfer, Director Human Resources von Microsoft Deutschland. Sie könnten zum Beispiel mit einer umsichtigen Personalstrategie dafür sorgen, dass Unternehmen für die Zeit nach dem Abschwung gewappnet sind. Auch Microsoft sei gegen die wirtschaftliche Entwicklung nicht immun. Der Softwareriese hatte in den vergangenen Monaten Stellenkürzungen und ein umfangreiches Sparprogramm angekündigt. Gleichwohl sei es dem Unternehmen nach wie vor wichtig, in seine Belegschaft zu investieren. "Wir entwickeln für jeden Beschäftigten einen individuellen Karriereplan, von dem wir Entwicklungsschritte und Weiterbildungen ableiten", so Hirl-Höfer. Auch das Recruiting liege nicht völlig brach. Erst im Januar startete Microsoft Deutschland ein Trainee-Programm mit 20 Nachwuchskräften.

Armin Trost, HFU Business School: 'Die langfristige Sicht fehlt.'

Die langfristige Sicht fehle vielen Personalabteilungen, kritisierte Armin Trost, früher SAP-Personalleiter und heute Professor an der HFU Business School in Furtwangen. Aktuell führten viele Firmen »auf Sicht«, weil das Ende der Krise nicht erkennbar sei: "Eine langfristige Personalplanung kommt dabei zu kurz", so Trost.

Brigitte Hirl-Höfer: 'Auch in Krisenzeiten investieren wir in die Belegschaft.'

Wie die Personaler in der Krise die richtigen Zeichen setzen können, diskutierten Teilnehmer einer Gesprächsrunde auf der Messe. Ein erstes Ergebnis der Runde: Unternehmen sollten alle Möglichkeiten ausschöpfen, bevor sie betriebsbedingte Kündigungen aussprechen. Dazu gehöre die Flexibilisierung der Arbeitszeiten ebenso wie die Vergütung und Qualifizierung.

Personaler brauchen Notfallplan

Angesichts der Wirtschaftslage müssten Personaler zudem den Mut aufbringen, neue Wege zu gehen, unterstrich Siegfried Baumeister, Personalleiter des Autozulieferers Voss Automotive. Als sein Unternehmen erste massive Umsatzeinbrüche verzeichnete, reagierte Baumeister prompt und entwickelte mit seiner HR-Abteilung einen Eskalationsplan. Darin definierte sein Team personalwirtschaftliche Instrumente, die auf verschiedenen Eskalationsstufen zum Einsatz kommen sollen - und von Gehaltsverzicht über Kosteneinsparungen bis hin zu Vertragsänderungen reichen.

Dass personalwirtschaftliche Instrumente und Lösungen gerade in der Krise gefragt sind, zeigt auch die Entwicklung der Messe Personal. Gegen den Trend konnte sie zulegen: 248 Anbieter aus den Bereichen HR-Software, Personaldienstleistungen und -beratung sowie Weiterbildung stellten im MOC in München aus - 40 mehr als im Vorjahr. "Der Markt für HR-Dienstleistungen ist erstaunlich stabil", betonte denn auch Alexander Petsch, Geschäftsführer des Veranstalters Spring Messe Management.