Skandia rüstet sich mit Wissensnetzwerk für die Zukunft

Per Knopfdruck zum Know-how der Mitarbeiter

10.04.1998

CW: Wie hängt Intellectual Capital (IC) mit der Informationstechnik zusammen?

Edvinsson: IT ist die Kernkompetenz für unser weltweites Wachstum. Mit Unterstützung modernster Technologien sammeln und strukturieren wir Wissen und Erfahrungen und stellen die Informationen unserem Netzwerk zur Verfügung. Was zunächst mit Prototyping begann, hat sich inzwischen gewaltig ausgedehnt. Es handelt sich heute um ein Wissensnetz mit zunehmender Beteiligung der Niederlassungen in rund dreißig Ländern.

CW: Worauf basiert das Netzwerk?

Edvinsson: Per Prototyping haben wir ein neues Accounting-System auf Basis einer Oracle-Datenbank entwickelt, aus der wir Informationen herausziehen und einem unternehmensweiten Navigator zur Verfügung stellen. Auf Knopfdruck erhält man sowohl Finanz- als auch IC-Indikatoren, und zwar weltweit in Echtzeit.

CW: In Ihren IC-Präsentationen taucht oft auch das Thema Data-Warehousing auf.

Edvinsson: Ein Data-Warehouse greift von seinem Konzept her zu kurz und wird damit überflüssig. Um Intellectual Capital wirklich nutzen zu können, ist ein Netzwerk aufzubauen, in dem Wissen und Erfahrungen der Mitarbeiter zugänglich sind. Hierbei handelt es sich um einen Austauschprozeß und nicht um eine Aggregation von Daten wie in einem Data-Warehouse. Vielmehr geht es um den ungehinderten Fluß von Intelligenz, also Wissen und Erfahrung - zum Beispiel dem Austausch von Lernaufgaben von Australien nach New York oder von Kuala Lumpur nach Mexiko City, und zwar in wenigen Sekunden.

CW: Ist das auch über Lernumgebungen wie "Lotus Learning Space" oder "Global Learning" der Deutschen Telekom möglich?

Edvinsson: Sicher. Wir haben einen Prototyp entwickelt, Skandia Can-Net, der auf einer spanischen Software basiert, die "Know Net" heißt. Sie ist mehr auf den Wissensaustausch ausgerichtet. Hierbei geht es um die Förderung der Zusammenarbeit und weniger um die bloße Sammlung von Informationen. Sobald der Informationsfluß erkannt wird, läßt sich die Geschwindigkeit des Informationsaustausches erhöhen.

CW: Wo finden Sie Experten für ein IC-Projekt, die möglicherweise neue Ideen einbringen und das Projekt vorantreiben?

Edvinsson: Wir finden die Experten auf der ganzen Welt, sie kommen aus verschiedenen Kulturen und Generationen. Wir laden Leute aus allen Generationen ein, mitzumachen. Talente gibt es überall.

CW: Wie viele Mitarbeiter haben Sie in Ihrem IC-Bereich?

Edvinsson: Etwa sechs Mitarbeiter arbeiten eng mit mir im Unternehmen zusammen, zusätzlich sind wir intern vernetzt mit weiteren 30 Kollegen, schließlich kommen zwischen 30 und 50 Experten von außen hinzu. Dabei handelt es sich nicht um die üblichen Beratungsfirmen, sondern um Projektpartner, die uns beim Prototyping helfen.