Passgenaue Ausbildung

25.04.2007
Mit einem sechsmonatigen Trainee-Programm löst ein Beratungshaus seine ärgsten Rekrutierungsprobleme.

Da Bewerber mit Berufserfahrung auf dem Arbeitsmarkt derzeit kaum verfügbar sind, müssen IT-Beratungsunternehmen immer häufiger auf Absolventen zurückgreifen, die weder über ausreichende Praxiserfahrung noch über die notwendigen theoretischen Grundkenntnisse verfügen. Die Ciber Novasoft AG hat deshalb ein eigenes Traineeprogramm entwickelt, das auch bei den Kunden des Heidelberger SAP-Beratungshauses auf Unterstützung stößt.

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Die "Entwicklung" von Mitarbeitern, die die genauen Marktbedürfnisse erfüllen - das ist das Ziel des internen Traineeprogramms, das die Heidelberger im Oktober 2006 begannen. "Gerade in der Beratung ist die Berufserfahrung neben der fachlichen Eignung ein wichtiges Kriterium bei der Personalauswahl - schließlich erwarten unsere Kunden Persönlichkeiten mit hoher Problemlösungskompetenz", erklärt Vorstand Jörg Dietmann. Erfahrung dürfe aber nicht zum zentralen Ausschlusskriterium erhoben werden. Persönliche Entwicklungspotenziale und soziale Kompetenzen spielten eine ebenso wichtige Rolle.

Mix aus Theorie und Training on the Job

Während der sechsmonatigen Ausbildung durchlaufen die Trainees eine ausgewogene Mischung aus Theorie- und Praxisteilen, die eine solide Basis für ihre künftige Berufstätigkeit schafft. Die Vermittlung der theoretischen Grundlagen übernehmen erfahrene Mitarbeiter der Firma. Neben einer Einführung in SAP-Funktionalitäten und -Module gehört dazu beispielsweise auch ein Schulungsblock zu Business Intelligence, bei dem sich alles um SAP BW dreht. Schulungen zu Nicht-SAP-spezifischen Themen übernehmen externe Trainer.

In den Praxisphasen erhalten die Trainees in Kundenprojekten die Möglichkeit, erste Einblicke in den Entwickler- und Berateralltag und Erfahrungen zu sammeln. So können sie die theoretisch erworbenen Kenntnisse direkt umsetzen - beispielsweise bei der Anpassung von SAP-Script-Formularen an individuelle Kundenwünsche. Der Einsatz im Projekt hat aber nicht nur fachlichen Nutzen. "Im Hinblick auf den Umgang mit Auftraggebern habe ich aus dem Praxisteil sehr viel mitgenommen und gelernt, was Kundenberatung heißt", resümiert Andreas Habermeyer, einer der zwölf Trainees, der im April seine Ausbildung abgeschlossen hat.

Neben der fachlichen Eignung - die Trainees sind zum Großteil Wirtschaftsinformatiker - war bei der Auswahl der Teilnehmer die Identifikation mit dem Beruf entscheidend. "Der Job des Beraters ist im Regelfall mit vielen Reisen verbunden. Das muss man für sich persönlich bejahen - auch über die Trainee-Zeit hinaus", betont Dietmann.

Vom Junior-Softwareentwickler zum SAP-Berater

Auch nach der Ausbildung bietet das Heidelberger Unternehmen den Trainees gute Beschäftigungsperspektiven. Zunächst sammeln sie als Junior-Entwickler weitere Erfahrungen. Dann können sie entweder ihre Entwicklerfähigkeiten perfektionieren oder den Karriereweg als SAP-Berater einschlagen. Nach ein paar Jahren Berufserfahrung können sich die heutigen Trainees für eine weitere Spezialisierung ihrer Kenntnisse entscheiden - sei es in Richtung bestimmter SAP-Module, einer Branche oder dem Anstreben einer Führungsposition - beispielsweise als Manager, Teamleiter oder Mentor.

Auch für erfahrene Mitarbeiter ist das Trainee-Programm eine Chance zur Weiterentwicklung. Mit der Tätigkeit als Mentor für einen der Trainees sei eine soziale Aufgabe verbunden, die über das Fachliche hinausgehe, so Dietmann. Hier verfolge das Beratungshaus den Ansatz der individuellen Förderung durch die Übertragung von Verantwortung.

Bei den Kunden ist das Traineeprogramm auf Zustimmung gestoßen. Einige Unternehmen wie die Allianz haben durch die Bereitstellung von Praktikumsplätzen aktiv zu seiner Umsetzung beigetragen. Aus dieser Unterstützung ist inzwischen eine Kooperation geworden. (hk)