Partnersuche im Web – die süße Qual der Wahl

22.08.2007
Der Markt für Online-Partnerbörsen in Deutschland boomt. Neun Millionen Bundesbürger flirten auf rund 2.000 verschiedenen Sites – mit Hilfe von Fotos, Musik, Hunden und Blutgruppen.

Gleich und Gleich gesellt sich gern - auch im Internet. Ob passende Blutgruppe, ähnlicher Musikgeschmack oder beidseitige Tierliebe: Der Traumpartner ist nur einen Maus-Klick entfernt. So sucht das vierjährige Hundemännchen Magic aus Berlin Vier- und Zweibeiner für lange Spaziergänge. Auf der Internetseite des Anbieters http://www.date-a-dog.de präsentiert sich der Dalmatiner von seiner besten Seite: das Fell glänzend schwarz und weiß getupft, der Blick treuherzig. Für das Foto herausgeputzt wurde Magic von seinem Frauchen Dani. Das Internet bietet der 35-Jährigen die Chance, mit tierlieben Singles aus Berlin Kontakt aufzunehmen und sich beim gemeinsamen Gassigehen zu beschnuppern.

Die Partnersuche im Internet boomt. Nach Angaben einer Initiative für sicheres Online-Dating flirten inzwischen mehr als neun Millionen Deutsche im Netz - Tendenz steigend. "Bundesweit gibt es mittlerweile mehr als 2.000 Online-Kontaktbörsen", schätzt Jan Skopek von der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Uni Bamberg. Traditionellen Vermittlungsagenturen entgingen so Erlöse in Millionenhöhe. Die Umsätze aus Abo- und Werbegeldern bei der Partnersuche im Internet stiegen rapide an: von 20 Millionen im Jahr 2003 auf 115 Millionen drei Jahre später, sagte der Geschäftsführer von http://www.singleboersen-vergleich.de, Henning Wiechers.

Das Anbandeln im Internet kann Zeit sparen: "Die Nutzer können schnell auswählen, wer zu ihnen passt", erläutert Skopek. Viele Berufstätige, die für die Partnersuche wenig Zeit hätten, stöberten abends durch das große Internet-Angebot. Die Singles gingen dabei sehr wählerisch vor. Es genüge ein schlechtes Foto, um einen Kandidaten wegzuklicken. Während Männer bei Frauen besonders auf die Attraktivität achteten, zählten beim weiblichen Geschlecht vor allem Bildung und Beruf.

Menschen mit speziellen Interessen haben sehr gute Chancen, Gleichgesinnte zu treffen. Das Londoner Internetradio www.lastfm.de geht davon aus, dass Singles mit ähnlichen Musikvorlieben auch sonst auf einer Wellenlänge liegen. Auf der Internetseite werden die Pärchen einander vorgestellt. Akribisch listet der Sender auf, welchen Klängen der Hörer in den vergangenen Minuten, Stunden oder Tagen gelauscht hat. Die Liebessuchenden scheint nicht zu stören, dass jeder ihre privaten Interessen anklicken kann - Hauptsache, es funkt bald. In Aussicht steht ein inniger Tanz zur Lieblingsmusik.

"Chrissy", eine langhaarige 20-Jährige aus Deutschland, die sich vor einem Sonnenuntergang fotografiert hat, hört gerne die Münchner Band Sportfreunde Stiller. Nach dem Schema des Radiosenders könnte sie mit ihrem Musikgeschmack bei dem 19-jährigen "Antonio Junior" den richtigen Ton treffen, der die deutsche Combo auch gut findet. Ob sich die beiden treffen, ist allerdings fraglich – "Antonio Junior" lebt in Brasilien. Ein Flirt per E-Mail ist aber möglich.

Auch Musikmuffel müssen nicht verzweifeln: Sie können sich online bis aufs Blut untersuchen lassen und so testen, wer zu ihnen passt. Der Betreiber http://www.single-service.de teilt die Paarungswilligen in vier Blutgruppen ein. Nach einer japanischen Theorie werden ihnen so Eigenschaften zugeordnet. "Menschen der Blutgruppe A sind verantwortungsbewusst und mitfühlend", erklärt Vorstandsmitglied Alexander Hotz. Ihren Urlaub würden sie meist nicht spontan planen. Die Träger der Blutgruppe 0 seien zielstrebig und willensstark und unpünktlich. Hotz erläutert, wie das zum Beispiel läuft: "Ach, Du hast Blutgruppe B und bist also kommunikativ?" Jeder dritte der über 300.000 eingetragenen Singles habe bisher seine Blutgruppe verraten.

Ob Hund, gleicher Musikgeschmack oder passendes Blut: Nach Ansicht des Experten Skopek erleichtert das Internet nur das Kennenlernen. Was danach komme, müssten die Pärchen beim ersten Treffen selbst in die Hand nehmen. Skopek ist sich sicher: "Das Internet bringt nicht die Leute zusammen, die Leute bringen sich selbst zusammen." (dpa/ajf)