Colocation und Managed Services

Outsourcing im Aufwind

05.11.2009 von Werner Kurzlechner
IDC erwartet einen stärken Trend zu Outsourcing- und Managed-Services. Auch Mini-Auslagerungen in Form von Colocation-Diensten scheinen gefragt.
Großbritannien ist Colocation-Vorreiter in Europa.

IDC befragte im Auftrag des Colocation- und Managed Service-Providers Interxion 400 Unternehmen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden. In diesen vier Ländern wird der Markt für carrier-neutrale Colocation nach IDC-Schätzung bis 2013 um jährlich 23 Prozent wachsen. Im vergangenen Jahr betrug das Marktvolumen 725 Millionen Euro, in vier Jahren sollen es gut zwei Milliarden Euro sein.

Offenbar steigt also der Anteil von Colocation an einem nicht gerade rasant wachsenden Gesamtmarkt. Das heißt, dass immer mehr Unternehmen den Platz für ihre Server in Rechenzentren anmieten. Ein dritter Weg also zwischen hauseigenem Data Centre und Outsourcing.

Derzeit besteht in den vier Ländern eine Gemengelage. 95 Prozent der befragten Firmen verfügen noch über ein eigenes Rechenzentrum. Ein Fünftel nutzt darüber hinaus Angebote von IT-Outsourcing-Anbietern. Elf Prozent sind Kunden eines Colocation-Dienstleisters.

Cloud Computing bleibt in, meinen die Befragten.

IDC geht davon aus, dass sich dem Trend zu Outsourcing und Managed Services auch Unternehmen anschließen werden, die das bislang konsequent verweigerten. Am weitesten ist Colocation in Großbritannien verbreitet, wo bereits ein Fünftel der Befragten diese Möglichkeit nutzt.

Mit einem Anteil von neun Prozent liegt Deutschland vor Frankreich mit sechs Prozent und hinter den Niederlanden mit elf Prozent. IDC geht von einem Netto-Wachstum von 5,2 Prozent für dieses Segment aus, wenn man neben carrier-neutralen auch carrier-basierte Angebote miteinbezieht.

Unternehmen streben bessere Kontrolle an

Anthony Foy, Marketing-Direktor der Interxion-Gruppe, deutet den Befund der von seinem Haus beauftragten Umfrage optimistisch - dem bislang offenkundigen Festhalten der europäischen Firmen an eigenen Rechenzentren zum Trotz. "Eine Botschaft ist, dass der erreichbare Markt riesig ist", meint Foy. "Die Unternehmen akzeptieren immer mehr, dass sie ein eigenes Datenzentrum nicht mehr brauchen."

Die Zuversicht erscheint angesichts des Kostendrucks, den die Wirtschaft verspürt, zwar berechtigt. Allerdings offenbart die Studie auch, dass der bevorzugte Weg der Unternehmen vor dem Auslagern und Anmieten von Server-Kapazitäten deren Abbau ist.

Die beiden starken Trends sind hier Utility/Cloud Computing und Server-Virtualisierung. 52 Prozent der Firmen gehen davon aus, dass Utility/Cloud Computing an Bedeutung gewinnen wird, sogar 59 Prozent sagen das über die Server-Virtualisierung.

Diese beiden Strategien fügen sich bestens in die Konsolidierungs-Linie ein, die in vielen Häusern ausgegeben worden ist. Auch wenn nur 30 Prozent der Befragten Kostensenkung als Haupttriebfeder ihrer Rechenzentren-Strategie anführen. Fast die Hälfte hingegen zielt auf eine bessere Kontrolle über die Abläufe.

Die Firmen streben vor allem ein Mehr an Belastbarkeit sowie an Skalierbarkeit und Flexibilität an. Virtualisierung und Cloud Computing auf der einen Seite, Colocation und Outsourcing auf der anderen dienen auch diesem Ziel.

Leichter Anstieg der Kapazitäten wahrscheinlich

Zählt man hauseigene Ressourcen sowie Outsourcing- und Managed Service-Kapazitäten zusammen, erwarten die Unternehmen tendenziell einen weiteren Anstieg. 20 Prozent der Befragten gehen von mehr Racks in den Rechenzentren aus, nur 15 Prozent glauben an einen Rückgang.

Das raten CIOs mit Outsourcing-Erfahrung
Reinhard Eschbach, Thomas Cook: Transparenz ist das A und O
„Jeder Dienstleister ist nur so gut, wie ihn der Auftraggeber steuert. Outsourcing darf keine Black Box sein: Ich will verstehen, was der Provider macht, und kontrollieren, ob dies in Einklang mit meinen Zielen steht. Die Transparenz der Kosten – sowohl meiner eigenen als auch derjenigen des Providers – halte ich für wichtig. Eine Open- Book-Policy schafft nicht nur Vertrauen, sie ist auch effizienter, weil beide Seiten wissen, welche Hebel sie ansetzen können.“
Ralf Stalinski, Cognis: Akzeptanz beim User schaffen
„Wer auslagert, sollte im Vorfeld eine Art Inventur machen, um einen Überblick darüber zu haben, welche Services in den einzelnen Ländern erbracht werden. Erschwert wird Outsourcing vor allem durch die Kluft zwischen der User-Akzeptanz und der Erwartung des Managements. Es ist ja kein Geheimnis, dass Endanwender eine Standardisierung zunächst als Einschränkung empfinden. Hier ist die interne Kommunikation gefordert, die Belegschaft muss die Vorteile der Maßnahmen nachvollziehen können. “
Walter Friedl, Vistec: Know-how auf Augenhöhe
„Meine goldene Regel lautet: Auf Kundenseite muss es eine Instanz mit mindestens gleichem Know-how geben wie auf der Provider-Seite. Ich habe dafür einen IT-Service-Delivery-Manager für alle Infrastrukturthemen und eine SAP-Managerin für die Applikationen abgestellt. Beide sind dafür zuständig, dass der eingekaufte Service bei unseren Anwendern verlässlich und in guter Qualität ankommt.“
Dirk Ostermann, RAG: Prozesse zerschlagen
„Ganz wichtig: Sie müssen Prozesse zerschlagen. Sowohl im Eigenbetrieb als auch bei einer internen Auslagerung in eine Tochtergesellschaft schwingen sich Abläufe und Kommunikationswege zwischen Nutzer und IT ein, die nicht immer effizient sind. Die Lethargie und die Das-habenwir- schon-immer-so-gemacht-Einstellung müssen Sie durchbrechen. In dieser Phase ist Führung durch Kommunikation gefragt, denn für alle Betroffenen ändert sich viel.“
Carsten Stockmann, Mayflower: Beziehung weiterentwickeln
„Outsourcing ist ein Prozess, den man permanent weiterentwickeln sollte. Das Mühsame und Qualvolle besteht dann darin, die Beziehung so zu gestalten, dass sie auch tatsächlich Vorteile bringt. Das heißt, es geht nicht mehr um die Technik – die hat man ja ausgelagert –, sondern darum, Verbesserungen auf der Geschäftsprozess-Ebene zu erreichen.“
Udo Haarhaus, Dynamit Nobel: Ziele müssen klar sein
„Man muss sich als Auftraggeber über seine Outsourcing-Ziele im Klaren sein. Der Anbieter will das Projekt natürlich unbedingt an Land ziehen. Der Anwender will in der Regel seine Kosten senken. Da herrscht auf beiden Seiten eine gewisse Gier. Aber wenn der Auftraggeber nicht exakt hinterfragt, wie und wo sein Provider die Einsparungen erzielen will, gehen die Partner leicht von unterschiedlichen Annahmen aus.“
Martin Limpert, Preh GmbH: Hoheit über Prozesswissen sichern
„Die wichtigste Motivation für unsere Outsourcing- Aktivitäten war die Konzentration auf unsere Kernkompetenzen. Hohe Anforderungen etwa an die 7x24- Stunden-Verfügbarkeit der SAP-Systeme können wir intern nicht gewährleisten. Damit wir den reibungslosen IT-Betrieb für unsere Fachabteilungen sicherstellen können, haben wir die Hoheit über das Prozesswissen und das SAP-Wissen im Hause behalten.“

Den Artikel haben wir der CW-Schwesterpublikation CIO entnommen.