Mobiltelefon für harte Kerle

Outdoor-Handy XT-710 Apogee im Test

24.06.2010 von Hans-Christian Dirscherl
Das Outdoor-Handy XT-710 Apogee von Simvalley sticht aus der Masse der Sprechknochen heraus. Mit seinem peppigen schwarz-gelben Design, seiner Panzerung und seinen Zusatz-Funktionen wie Thermometer und Kompass. Ob das Handy wirklich so hart im nehmen ist, erfahren Sie hier - inklusive Spritzwasser und Falltest aus 2 Metern Höhe - .

Das XT-710 Apogee, wie es Pearl derzeit für 129,90 Euro verkauft, liegt schwer in der Hand. Immerhin bringt es 138 Gramm auf die Waage. Damit ist es aber zirka 30 Gramm leichter als beispielsweise das hochgerüstete Motorola Milestone, das 164 g wiegt. Es entspricht vom Gewicht her ziemlich genau dem brandneuen HTC Desire (137 g). Mit diesen beiden Internet-Smartphones hat es allerdings nichts gemeinsam – ausgenommen der Möglichkeit zu telefonieren und zu simsen. Denn das XT-710 Apogee bietet fast keine Internet-Funktionen, nur Mails lassen sich verschicken, sofern ein geeigneter Datentarif vorhanden ist.

Outdoor-Handy XT-710 Apogee

Die Zielgruppe des XT-710 Apogee sind denn auch nicht hippe Internet-Junkies, die immer und überall online sein müssen um ihr für die Allgemeinheit so ungemein interessantes Facebook-Profil rund um die Uhr aktualisieren zu können. Nein, das XT-710 Apogee eignet sich für naturverbundene Abenteurertypen, die gerne wandern oder andere Outdoor-Aktivitäten pflegen. Und für Menschen, die im Freien arbeiten, beispielsweise Bauarbeiter, Architekten, Werkstattmechaniker oder Förster. Somit empfiehlt sich das Outdoor- durchaus als berufsspezifisches Instrument. Die ins Auge stechende schwarz-gelbe Oberfläche erinnert etwas an eine Hornisse und ist ähnlich markant wie in den 70ern die Optik des gelb-schwarzen Renners von Volkswagen.

Gut gepolstert

Die Oberfläche des XT-710 Apogee ist rundum durch Hartgummipolster geschützt. Sie verleihen dem Outdoor-Handy zudem eine beeindruckende Griffigkeit: Das Harte-Kerle-Handy liegt auch im schmutzig-feuchten Zustand gut in der Hand und sollte sich auch mit dicken Winter-Handschuhen einigermaßen bedienen lassen. Zusammen mit dem Spritzwasserschutz sollte das XT-710 Apogee, also auch den Sturz auf den Boden einer Baugrube oder ein paar Wasserspritzer überstehen. den Spritzwasser-Härtetest im Waschbecken der Teeküche der PC-WELT-Redaktion überstand das XT-710 Apogee jedenfalls problemlos.

Böses Foul: Das XT-710 Apogee ist ausdrücklich nur spritzwassergeschützt! Sie können es also nicht auf einen Tauchgang mitnehmen und auch nicht im Aquarium versenken. Umso unverständlicher ist deshalb der Werbeaufdruck auf der Verpackung des XT-710 Apogee: Sie zeigt das Handy untergetaucht in einem gefüllten Wasserbehälter. Diese Abbildung führt den Käufer völlig in die Irre. Die Schutzklasse IPX4, mit der Apogee ausgezeichnet ist, verspricht „Schutz gegen allseitiges Spritzwasser“, aber eben keinen Schutz gegen das vollständige Eintauchen in Wasser.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt. (mhr)

Bedienbarkeit und Funktionsumfang

Grundsätzlich kann man das Handy mit einer Hand bedienen, die Tasten reagieren schnell und zuverlässig auf Druck. Das Ausschalten der Tastensperre klappte aber mitunter erst beim zweiten Anlauf. Das Menü lässt sich intuitiv und ohne Bedienungsanleitung bedienen, Haptik und Tastenwiderstand empfanden wir als angenehm.

Das Outdoor-Handy bietet alle typischen Funktionen, die man von einem Handy erwartet. Also Wecker, Stoppuhr, Notizblock. Die Möglichkeit unterschiedliche Nutzerprofile zu benutzen und anzulegen. Sie können Zeitzonen einstellen – wichtig für Menschen, die viele Langstreckenflüge zurücklegen und dann immer wissen wollen, wie viel Uhr es zu Hause ist. Kalender. Taschenrechner, zudem Anrufprotokoll, Kurznachrichtenverwaltung, Kurzwahleinstellungen und Telefonbuch sind weitere Funktionen. Diverse Multimedia-Features helfen dem einsamen Wanderer dabei, unterwegs auf langen einsamen Wanderungen auch im Regen nicht den Humor zu verlieren. So ist ein Radio eingebaut, das durchaus passable Hörqualität liefert. Allerdings funktioniert das Radio nur bei eingesteckten Ohrhörern. Auf einer MicroSD-Karte kann man zudem Lieder ablegen, die sich dann unterwegs abspielen lassen – die MicroSD-Karte müssen Sie separat erwerben. Einige mitgelieferte Spiele vertreiben die Langweile an einsamen langen Hüttenabenden.

Auf das Handy hat der Hersteller mehrere Bedienungsanleitungen gepackt. Das Handy reagiert flott auf Eingaben und hat ein ansprechendes, freundliches Display. Neben Deutsch kann die Oberfläche auch auf Englisch und Französisch umgeschaltet werden. Der Zugriff auf die gespeicherten Kontakte, die sich wahlweise auf der SIM-Karte oder auf dem Smartphone ablegen lassen, erfolgte immer flott.

Mini-USB-Port und Lautstärkentasten

Die Vorderseite des Handys wird etwa zur Hälfte von dem Display eingenommen, darunter befinden sich die Tasten und die Navigationstaste, die schnell und leidlich gut funktioniert. An der linken Längsseite hat der Hersteller den Mini-USB-Port und die Lautstärkenregeltasten angebracht . Über den USB-Port wird das Handy auch aufgeladen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Sie stecken es mit dem mitgelieferten Kabel in eine 230-Volt-Netzsteckdose – oder kurbeln. Denn wie es sich für ein Outdoorhandy gehört, liegt unter anderem ein Notladegerät bei, mit dessen Handkurbel Sie den Akku aufladen können, wenn keine Steckdose zur Hand ist.

Tasten zur Bedienung von Laser-Pointer und Taschenlampe

An der rechten Längsseite gibt es die Bedientasten für die eingebaute Taschenlampe und für den Laser-Pointer. Letzterer sollte wie gehabt nicht auf das Auge eines Menschen gerichtet werden.

Outdoor-Extras und Falltest

Outdoor-Extras

Soweit zu den klassischen Handyfunktionen, wie sie im Großen und Ganzen auch ein Billighandy für rund 20 Euro bietet. Das Outdoor-Handy XT-710 Apogee von Simvalley kann aber mehr. Dieses Mehr sehen Sie, wenn Sie das Handy umdrehen. Auf der Rückseite des XT-710 Apogee befinden sich nämlich ein kleines Runddisplay und zwei kleine Tasten. Deren Bedienung ist etwas knifflig: Sie müssen schon mit der Fingerspitze kräftig etwas länger auf die rechte der beiden Tasten, die Einschalttaste, drücken, damit das Display zum Leben erwacht. Nach ein, zwei Sekunden zeigt es Ihnen die Temperatur an. Standardmäßig ist die angezeigt Temperatur aber viel höher als die tatsächliche.

Das Runddisplay an der Rückseite bietet eine Wetterstation samt Kompass.

Drücken Sie dann auf die linke Mode-Taste – jetzt zeigt das Display den Luftdruck an. Noch ein Druck und Sie sehen, wie viele Meter über Normalnull Sie sich gerade befinden. Diese Angaben können allerdings erheblich abweichen. Sie müssen das Barometer und das Höhenmessgerät also unbedingt wie beschrieben nachkalibrieren. Ein Tastendruck weiter startet den Kompass, der ab Werk recht zuverlässig funktioniert.

Der Hersteller nennt für seinen Li-Ion-Akku 1300 mAh eine Standby-Zeit von 18 Stunden. Diese konnte unser Testgerät nicht erreichen. Die Sprachqualität des GSM 900/1800-Handys war okay. Das 2-Zoll-Display (5,0 cm, Auflösung 176x220) lässt sich gut ablesen, auch bei direkter Sonneneinstrahlung kann man das Display noch einigermaßen erkennen.

Das wird mit dem Outdoor-Handy XT-710 Apogee mitgeliefert. Links sehen Sie die Handkurbel.

Alles in allem sticht das Handy aus dem Einerlei der smarten, leichten Handys heraus. Seine hemdsärmlige Optik macht durchaus was her. Und man hat alle Aufmerksamkeit in einer Bergwanderergruppe für sich, wenn man während des harten Aufstiegs mal eben lässig die aktuelle Temperatur und die aktuelle Höhe zum Besten gibt. Doch hält das Outdoor-Handy XT-710 Apogee von Simvalley auch ein Versprechen, das für den Outdoor- und Arbeitseinsatz besonders wichtig ist? Steckt es tatsächlich Stürze aus zwei Meter Höhe weg?

Test-Fazit: Ja, es funktioniert noch. Den Sturz, genauer gesagt, mehrere Stürze hat das Outdoor-Handy weggesteckt. Alles funktioniert noch, nichts klappert oder hat sich gelöst.

Lieferumfang: Handy, Notladegerät, Netzkabel, mehrsprachige, ausführliche Bedienungsanleitung, Ohrhörer. Der Akku bildet zugleich die Rückseite des Handys.

Preis bei Pearl: 129,90 Euro. Zum Vergleich: Bei Amazon kostet das Handy 142 Euro. Das Handy ist simlock-frei und kann mit jeder beliebigen SIM-Karte bestückt und sofort in Betrieb genommen werden.