Fünf Tipps

Ordnung schaffen im E-Mail-Chaos

17.04.2011 von Hans Königes
Die elektronische Post hat sich zum Zeitfresser Nummer eins im Büro entwickelt. Umso wichtiger ist es, zeitsparend und nervenschonend mit ihr umzugehen.
Foto: Artyom Yefimov - Fotolia.com

Wie oft sucht man in seinem PC nach Dateien wie nach der berühmten Nadel im Heuhaufen? Bilder, Texte - so schnell, wie sie abgespeichert sind, sind sie wieder in den unendlichen digitalen Weiten verschwunden. Ein weiteres schwarzes Loch: der überflutete E-Mail-Account, der täglich Mails verschlingt und nie wieder ausspuckt. Wer keine intelligente Ordnerstruktur schafft, der verbringt jeden Tag viel Zeit mit dem Suchen nach Dokumenten. "Alles hat seinen Platz, alles hat einen Platz" lautet das Erfolgsrezept.

In acht von zehn Firmen ist die IT-Ablage ein Problem. Eigentlich verwunderlich, denn in diesem Bereich Ordnung zu schaffen ist im Prinzip relativ einfach. Zunächst ist zu entscheiden, wie die Struktur und Ordnung der Ablage auszusehen hat. Es werden Spielregeln geschaffen, die jeder Mitarbeiter kennt und an die er sich hält. Ein häufiger Fehler in Unternehmen ist, dass das Management zunächst nicht genau weiß, auf welchen Hierarchieebenen überhaupt etwas zu optimieren ist. Zudem sind Zugriffsrechte nicht gegeben, oder nicht alle Betroffenen sitzen am Tisch. So können Neustrukturierungen von Laufwerken nur scheitern. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, hat sich folgendes Vorgehen bewährt:

Schritt 1: Sichten Sie alle Laufwerke, mit denen die jeweilige Abteilung arbeitet. Erstellen Sie anschließend einen neuen, leeren Strukturbaum. Es empfiehlt sich nicht, diesen gleich mit Daten zu füllen. Vielmehr sollten die Rahmenbedingungen parallel zur Gestaltung der neuen Struktur auf einem Blatt festgelegt werden. Das heißt: Wie wird was wann organisiert?

Schritt 2: Sichern Sie die Daten auf einem externen Datenträger. Übertragen Sie anschließend nur das, was tatsächlich gebraucht wird, in die neue Struktur. Was nicht gebraucht wird, wird gelöscht. Generell herrscht bei Reorganisationsmaßnahmen in der IT-Abteilung die Meinung vor, dass man alle Dateien durchschauen und diejenigen löschen müsse, die man nicht mehr benötigt. Es ist jedoch viel praktischer, die alten Daten in ein Unterverzeichnis zu schieben und sich dann bei Bedarf nur diejenigen ins neue Verzeichnis zu kopieren, die benötigt werden.

Erfahrungsgemäß nehmen Reorganisationen von IT-Strukturen auf Abteilungsebene drei bis vier Stunden in Anspruch (für die Festlegung der neuen Struktur). Die Dateien zu übertragen dauert dann länger. Diesen Arbeitsschritt können die Mitarbeiter aber peu à peu in den nächsten Tagen erledigen. Ein Nebeneffekt solcher Reorganisationen ist, dass zirka 50 Prozent des Datenbestands gelöscht werden können.

Archivieren oder lieber nicht
Darf ein Unternehmen jede E-Mail archivieren? Was passiert mit privater Korrespondenzen? Sollte jede E-Mail verschlüsselt werden? Hier finden Sie die gröbsten Fehleinschätzungen bei der E-Mail-Archivierung.
1. Jede Mail muss archiviert werden
Alle Unternehmen – Kleingewerbetreibende ausgenommen – müssen ihre komplette Geschäftskorrespondenz für sechs bis zehn Jahre ab Ende des Kalenderjahres aufbewahren.
2. Jede Mail darf archiviert werden
Einige E-Mails können, andere müssen gespeichert werden. Es gibt aber auch Mails, die auf keinen Fall mitgespeichert werden dürfen: private E-Mails von Mitarbeitern, soweit keine explizite Einwilligung der Mitarbeiter vorliegt.
3. Das Verbot privater Mails in Unternehmen ist juristisch ohne Alternativen
Auch wenn es die bequemste und einfachste Methode ist: Ein striktes Verbot für private E-Mail ist nicht mehr zeitgemäß. Der gesamte Social-Media-Bereich weicht die Grenze von privater und geschäftlicher Nutzung IT auf und gerade die Einbindung des Unternehmens in Facebook, Twitter oder ähnliche Netzwerke erfordert eine private oder halbprivate E-Mail-Korrespondenz während der Arbeitszeit.
4. Das E-Mail-Archiv muss verschlüsselt sein
Der Gesetzgeber verlangt keine Verschlüsselung. Einige Fälle von unbeabsichtigten Datenverlusten zeigen aber, dass es im Eigeninteresse der Unternehmen liegen sollte, Daten verschlüsselt zu speichern und zu übertragen.
5. Bordmittel des E-Mail-Servers bieten alle nötigen Optionen
E-Mails werden häufig in proprietären Archivdateien gesichert, wie beispielsweise PST-Dateien in Exchange-Umgebungen. Diese enthalten nicht nur die gesicherten E-Mails, sondern auch Kalendereinträge, Kontakte sowie Aufgaben und werden häufig auf dem Endgerät des Anwenders abgespeichert. Dies reduziert zwar die Datenmenge auf den Mail-Servern, bietet aber keinerlei Compliance.
6. Ein E-Mail-Archivsystem garantiert Rechtskonformität
Neue, automatisierte Appliances oder Cloud-Lösungen mit hohem Zusatznutzen steigern die Motivation in Unternehmen, ihre E-Mail-Archivierung rechtskonform aufzusetzen. Doch die Tools automatisieren nur den Archivierungsvorgang.
7. E-Mail-Archivierung geschieht nur aus juristischen Gründen
Selbst wenn es keine gesetzliche Verpflichtung geben würde, ist eine Sicherung der E-Mails nach heutigen Standart sinnvoll: Eine umgehende Wiederherstellung verloren gegangener E-Mail-Infrastrukturen ist jederzeit möglich - entweder von einer lokalen Appliance oder von einem externen Rechenzentrum, wo die Daten gespiegelt sind.

Zeitfresser E-Mail

Ein weiterer großer Zeitfresser am IT-Arbeitsplatz sind E-Mails - 100 pro Tag oder mehr sind keine Seltenheit. Viele Menschen machen den Fehler, ihre E-Mails zu lesen, aber nicht weiter zu bearbeiten. Sie lassen sie einfach im Posteingang liegen. Das Ergebnis: Man hat 20 oder mehr unbearbeitete E-Mails und vergisst, was dort im Einzelnen drinsteht. In Amerika gibt es einen schönen Spruch zu diesem Thema: "Process, don`t check". Daher hier fünf Tipps für den effizienten Umgang mit E-Mails:

TIPP 1: Stellen Sie sich bei jeder Mail die Frage, ob Sie antworten müssen. Wenn nicht, löschen oder archivieren Sie die Mail. Sofern Sie sie nur einige Zeit speichern möchten, verschieben Sie sie in den Papierkorb. Dann ist die Mail zwar nicht mehr in der Übersicht gelistet, aber immer noch greifbar.

TIPP 2: Beherzigen Sie die Fünf-Minuten-Regel: Wenn Sie Mails öffnen, sollten Sie den nächsten Schritt einleiten, also die Mail entweder löschen oder bearbeiten. Wenn sie innerhalb von fünf Minuten bearbeitet werden kann, sollten Sie dies auch tun. Wenn die Bearbeitung länger dauert, pflegen Sie sie die Mail Ihr Wiedervorlagesystem ein. Bei Mails, die man später lesen möchte, die aber keine große Relevanz haben, greift das gleiche Prinzip wie beim Lesestapel aus Papier: Man sollte die Mail in den elektronischen Fundus verschieben.

TIPP 3: Es ist sehr wichtig, die Aufgaben, die per Mail eingehen, genauso wie die Aufgaben, die in Papierform vorliegen, einzeln aufzulisten. Mails, die man nicht sofort bearbeitet, sind ebenfalls in einer strukturierten Form, etwa in Unterverzeichnissen, abzulegen und/oder in die Terminüberwachung beziehungsweise To-do-Liste für nicht termingebundene Aufgaben zu übernehmen.

TIPP 4: Checken Sie Ihre Nachrichten nur ein- bis zweimal täglich zu bestimmten Zeiten (etwa vor der Mittagspause und abends, bevor Sie nach Hause gehen). Falls Ihr System bei jeder eingehenden Mail eine akustische oder optische Meldung von sich gibt, schalten Sie sie aus, um nicht ständig gestört oder erinnert zu werden.

TIPP 5: Oftmals gelangen auch E-Mails mit zweifelhaftem Inhalt in das Postfach. Legen Sie sich eine Art Verhaltenskodex auf, Kettenbriefe oder Ähnliches nicht weiterzuleiten. Viele Arbeitgeber untersagen solche Mails. Sie können auch einfach und kostenfrei eine weitere E-Mail-Adresse anlegen, die dann der bessere Ort für Späße oder den privaten Newsletter ist. Die Hauptadresse bleibt verschont, und Sie haben weniger Arbeit! Weitere Tipps und Tricks, Verhaltensregeln und Checklisten zum Thema Büroorganisation, E-Mail-Management und Prozessoptimierung stehen zum Downloaden bereit unter www.fuer-immer-aufgeraeumt.de.

Endlich Ordnung

Jürgen Kurz: Für immer aufgeräumt. Zwanzig Prozent mehr Effizienz im Büro. Mit einem Vorwort von Werner Tiki Küstenmacher, mit Praxisbeispielen und Vorher-Nachher-Fotos, Gabal Verlag, Offenbach, 160 Seiten, 19,90 Euro.

Wer wünscht sich nicht einen freien Schreibtisch und mehr Ordnung im Büro? Autor Jürgen Kurz liefert in seinem Buch dazu praxiserprobte Tipps. Er ist überzeugt, dass sich dadurch die Such- und Durchlaufzeiten verkürzen lassen, so dass die Effizienz steigt und die Mitarbeiter zufriedener nach Hause gehen. Das Buch richtet sich an alle, die Strukturen schaffen wollen - sei es am eigenen Arbeitsplatz, in der Abteilung oder im gesamten Unternehmen.

Schreiben Sie weniger E-Mails
Jede geschriebene elektronische Nachricht provoziert eine oder mehrere Antworten. Weniger, dafür durchdachter und pointierter formulierte E-Mails rufen weniger Nachfragen hervor.
Formulieren Sie eine klare Betreffzeile
Eindeutige Betreffzeilen helfen allen. Der Empfänger weiß mit einem Blick, worum es geht, der Absender formuliert auch für sich selbst klar sein Anliegen.
Keine Kritik in einer E-Mail
Auch sachlich gemeinte Verbesserungsvorschläge kommen per E-Mail vermutlich falsch an. Das persönliche Gespräch schafft schneller Klarheit und ist in den meisten Fällen weniger verletzend.
Feste Lesezeiten einhalten
Deaktivieren Sie alle akustischen und optischen Signale für eingehende Nachrichten. Die erste Stunde am Morgen sollten Sie für wichtige Aufgaben verwenden und keinesfalls für scheinbar witzige Ketten-Mails von Kollegen. Idealerweise sollten Sie nur dreimal täglich Nachrichten lesen und beantworten.
E-Mails am besten gleich bearbeiten
Am effektivsten ist es, E-Mails nur dann zu lesen, wenn man auch zum Antworten kommt. Die "Sofort-Regel" spart Zeit.
Richten Sie ein Ablagesystem ein
Bearbeitete und beantwortete E-Mails sollten Sie möglichst sofort ablegen. Ins Posteingangsfach gehören nur neu angekommene und ungelesene Nachrichten.
Löschen Sie großzügig
E-Mails löschen wirkt befreiend, selbst wenn der Speicherplatz Ihres E-Mail-Accounts besonders groß ist.
Buchtitel: Wenn E-Mails nerven
Die Ratschläge wurden dem Buch "Wenn E-Mails nerven" von Günter Weick und Wolfgang Schur entnommen. (Zusammengestellt von Ingrid Weidner)