Oracle spinnt sein On-Demand-Netz weiter

01.12.2006
Oracle will sich verstärkt als Software-on-Demand-Anbieter profilieren und weitere Teile seines Portfolios zur Miete anbieten.

Mehr als 1,7 Millionen Nutzer arbeiteten bereits mit Oracles On-Demand-Lösungen, teilte der weltweit zweitgrößte Softwareanbieter kürzlich mit. Insgesamt setzten derzeit 2200 Firmenkunden auf die Mietsoftware-Angebote. Diese Zahlen schlagen sich auch der Bilanz des Datenbankspezialisten nieder. Im ersten Fiskalquartal, das Ende August abgeschlossen worden war, verzeichnete der Hersteller Umsätze in Höhe von 125 Millionen Dollar unter dem Posten On-Demand. Das sind fast 50 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahresquartal.

Die Oracle-Verantwortlichen wollen das Geschäft mit Mietsoftware weiter forcieren. "Wir werden On-Demand-Versionen für die gesamte Produktpalette anbieten", erklärte Jürgen Rottler, als Executive Vice President für diesen Geschäftsbereich verantwortlich, im Gespräch mit dem IDG News Service. Erst vor kurzem sei eine Mietvariante der zugekauften ERP-Lösungen "Peoplesoft Enterprise" vorgestellt worden. Darüber hinaus biete Oracle bereits die Produkte der ebenfalls übernommenen Firmen Retek, Profit Logic und G-Log im On-demand-Modus an. Aktuell arbeite man an einer Portal-Lösung zur Miete.

Rottler sieht sich mit seinem On-Demand-Angebot im Vorteil gegenüber der Konkurrenz. So sei Oracle in der Lage, den gesamten Software-Stack von den Applikationen über die Middleware bis zur Datenbank als Mietlösung anzubieten. Darüber hinaus gebe es die verschiedensten Spielarten, wie Anwender die Softwareservices beziehen könnten: Neben eigenen Hosting-Kapazitäten bietet Oracle seinen Kunden auch an die Betreuung seiner Software entweder bei anderen Hosting-Anbietern oder beim Kunden selbst zu übernehmen.

Konkurrenten wie SAP täten sich schwer in diesem Geschäft, urteilt der Oracle-Manager. In Walldorf sehe man das On-Demand-Modell vielmehr als Einstieg in die SAP-Welt. Letzten Endes wolle man die Kunden jedoch dazu bringen, auf das herkömmliche Lizenzmodell umzusteigen. Mit diesem unklaren On-Demand-Fokus werde SAP scheitern. Inwieweit Microsoft mit seinem On-Demand-Ansatz Erfolg habe, müsse man abwarten. Die übrigen Anbieter im Markt hätten sich im Grunde auf bestimmte Nischen fokussiert. Die Herausforderung für Firmen wie Salesforce.com liege darin, ihre On-Demand-Plattform auszubauen und ein Software-Ökosystem rund herum aufzubauen.

Genau daran arbeitet der On-Demand-Pionier Salesforce.com derzeit mit Hochdruck. Neben den eigenen CRM-on-Demand-Produkten bietet der Softwarevermieter mit Apex eine Plattform an, auf der andere Softwarehersteller mit einem speziell angepassten Entwicklungs-Framework eigene Applikationen entwickeln und On-Demand anbieten können. Dieser Ausbau verlangt jedoch einige Anstrengungen und belastet das Unternehmen. Zwar wachsen Nutzerzahlen und Umsätze weiter an, unter dem Strich bleibt jedoch weniger übrig, weil Salesforce.com Geld in die Hand nehmen muss, um seine Plattform auszubauen (siehe auch: Salesforce.com muss mehr für sein Geschäft tun).

Auch für die Entwicklung der einzelnen Märkte muss Salesforce.com mehr tun. Während die On-Demand-Geschäfte in Amerika boomen, freunden sich die Nutzer in Europa teilweise nur zögerlich mit der Mietsoftware an (siehe auch: Salesforce will Europa On-Demand beibringen). Gerade in Deutschland gibt es noch viele Vorbehalte bei den Anwendern, geschäftskritische Applikationen und Daten einem externen Dienstleister anzuvertrauen. Salesforce.com hat erst vor kurzem sein Europa-Management umgebaut und einen Manager berufen, der sich speziell um die Entwicklung des Geschäfts kümmern soll.

Oracle-Manager Rottler bestätigt zwar, dass das On-Demand-Geschäft in Nordamerika mehr Zuspruch findet. Europa hinke jedoch nicht hinterher. Die Akzeptanz in der Alten Welt wachse zunehmend. Auch die Vorurteile, On-Demand eigne sich vorwiegend für kleine und mittelgroße Unternehmen, träfe nicht zu. Inzwischen zeigten auch Konzerne wachsendes Interesse an Mietsoftware. Auch die Zahl der Nutzer bei den einzelnen On-Demand-Kunden nehme kontinuierlich zu.

Darüber hinaus profitiere Oracle nicht nur von den eigenen On-Demand-Angeboten. Rottler zufolge habe Oracle-Chef Lawrence Ellison in andere On-Demand-Anbieter, darunter auch Salesforce.com und Netsuite, investiert. In der Vergangenheit war wiederholt auch darüber spekuliert worden, Oracle könnte einen etablierten On-Demand-Pioniere übernehmen, um dem eigenen Mietgeschäft mehr Schwung zu verleihen. Außerdem verdiene man an Firmen wie Salesforce.com, weil diese Oracle-Produkte einsetzten, berichtet Rottler. Salesforce.com beispielsweise nutze sowohl die eigene Datenbank wie auch die Middleware. "Wir partizipieren an dem Markt auf ganz unterschiedliche Art und Wiese."

Auch wenn Oracle von seinem Ziel, in wenigen Jahren die Hälfte seines Umsatzes mit On-Demand-Software zu erwirtschaften, noch weit entfernt ist, setzt der Softwarekonzern zumindest nach Einschätzung von Analysten auf das richtige Pferd (siehe auch: Jürgen Rottler: On-Demand ist eine Waffe gegen SAP). Gartner zufolge wird der Anteil von Software-as-a-Service (SaaS) am gesamten Softwaregeschäft in den kommenden Jahren deutlich zulegen. 2011 sollen SaaS-Angebote bereits ein Viertel des gesamten Softwaremarktes ausmachen (siehe auch: Gartner: SaaS vermindert Risiko für Anwender). (ba)