Oracle schmiedet neue Wachstumspläne

19.07.2006
Neben zusätzlichen Tools und mehr Branchenkompetenz hat der Datenbankspezialist offenbar auch weitere Akquisitionen im Sinn, um sein Geschäft auszubauen.

Fünf Wachstumsfelder haben die Oracle-verantwortlichen ausgemacht: Security, Content-Management, Business Intelligence, Grid Computing und Enterprise Search. Diese Bereiche seien zwar grundsätzlich nicht neu, räumte Oracles Vice President Chuck Rozwat ein. Die Hoffnungen des Datenbankspezialisten gingen jedoch dahin, mit entsprechenden Zusatzfunktionen für die angestammten Produktlinien aus dem Datenbank-, Middleware- und Applikationsbereich Kunden in den genannten Produktsegmenten zu gewinnen. Außerdem richten sich die geplanten Produkterweiterungen auch an die zahlreichen Firmenkunden, die Oracle durch die vielen Übernahmen der jüngeren Vergangenheit erworben hat.

Für mehr Sicherheit soll aus Oracle-Sicht beispielsweise ein Audit-Tool sorgen. Anwender können aus ihrer Datenbank Informationen extrahieren und in ein Data Warehouse speichern, die zum Beispiel für das Einhalten von Compliance-Vorgaben notwendig seien. Die Verantwortlichen planen weitere Werkzeuge, um unstrukturierte Informationen zu sortieren, Daten zu analysieren sowie zu suchen (siehe auch: Oracle stellt umfangreiche Suiten für Business Intelligence vor). Die bereits im März dieses Jahres angekündigte Enterprise Search Engine ist Oracle-Angaben zufolge bereits verfügbar.

Laut Rozwat plant der im US-amerikanischen Redwood Shores ansässige Softwarehersteller, darüber hinaus sein Standing in den Märkten für System-Management und Network-Management zu verstärken. In diesen Bereichen sei Oracle zu schwach aufgestellt, gab der Manager zu. Zukäufe, um die Lücken im Portfolio zu schließen, seien nicht ausgeschlossen. In den vergangenen beiden Jahren hatte Oracle über 20 Unternehmen aufgekauft und dafür rund 19 Milliarden Dollar ausgegeben.

Um die Reichweite seiner Management-Tools bei den Kunden zu erhöhen, will Oracle die Anbindung an Fremdprodukte verbessern. Demnach soll es künftig Connectoren zu Beas Weblogic-Produkten und IBMs Websphere-Plattform geben. Außerdem kündigte Rozwat Plug-ins an, über die Anwender mit Oracles Werkzeugen beispielsweise Nortel-basierte Netzinfrastrukturen oder EMC-Speichernetze steuern und verwalten könnten.

Darüber hinaus plant Oracle, seinen Branchenfokus weiter zu schärfen (siehe auch: Oracle kauft Portal Software und verschärft den Kampf um die Branchen). Im vergangenen Jahr hatte President Charles Phillips angekündigt, acht Industrien enger ins Visier zu nehmen. Mittlerweile haben sich mit dem Handel, der öffentlichen Hand, dem Bankensektor und der Telekommunikationsindustrie vier Branchen herauskristallisiert, die Oracle mit speziell angepassten Lösungen bedienen möchte. Über die restlichen vier Bereiche schweigen die Verantwortlichen noch. Phillips kündigte allerdings an, dass weitere Akquisitionen anstünden, um die Branchenkompetenz Oracles auszubauen.

Die Basis für Oracles Pläne scheint stabil genug. So zählt der Softwarekonzern weltweit rund 200 000 Datenbank- und etwa 30 000 Applikationskunden. Die Middleware-Produkte setzen zirka 31 000 Anwender ein. Gerade diesem Geschäft räumen die Oracle-Verantwortlichen eine zentrale Rolle ein. Als Plattform für die unternehmensweite Softwaresteuerung und -verwaltung schickt Oracle sein Fusion-Produktportfolio in den Ring. Im vergangenen Geschäftsjahr 2005/06, das Ende Mai abgeschlossen wurde, hat Oracle eigenen Angaben zufolge erstmals über eine Milliarde Dollar mit seinen Middleware-Produkten eingenommen. Das bedeutet ein Plus von 34,5 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Jahr.

Rick Schultz, Vice President für Oracles Middleware-Geschäft, verweist auf steigende Marktanteile. Nach 6,7 Prozent im Jahr 2004 sei der Anteil laut Zahlen von Gartner im vergangenen Jahr auf 8,7 Prozent gestiegen (siehe auch: Gartner: Der Markt für Integrationssoftware wächst um sieben Prozent). "Wir haben vor allem Bea Marktanteile weggenommen", freute sich Schultz. Man sei sehr erfolgreich, Bea-Kunden zum Umstieg zu bewegen. Der Integrations- und Middleware-Spezialist ist Oracle schon länger ein Dorn im Auge, da Bea viele Kunden hat, die Oracle-Datenbanken einsetzen. Insider spekulieren schon seit geraumer Zeit, Oracle könnte den Konkurrenten übernehmen. (ba)