Oracle-Profis haben die Nase vorn

22.07.2004
Seit zwei Jahren müssen viele IT-Freiberufler mit sinkenden Honoraren leben und ihre Stundensatzforderungen zurückschrauben. Doch nachdem es in diesem Jahr wieder deutlich mehr Projekte gibt, ist auch der Preisverfall gebremst. Davon profitieren unter anderem Datenbankexperten, die in der Oracle-Welt zu Hause sind.

"Der Markt kehrt zur Normalität zurück." Diesen Schluss zieht Stefan Symanek aus der jüngsten Auswertung des IT-Projektportals Gulp. Seit Juli 2003 verzeichnet die Internet-Plattform, unter der sich über 50000 IT-Freiberufler registriert haben, wieder deutlich mehr Projektanfragen. Im ersten Halbjahr 2004 stiegen diese auf 25 164, was einer Verdoppelung gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres entspricht. Im Juni registrierte Gulp insgesamt 4081 Anfragen und damit sieben Prozent weniger als im Mai, was jedoch auf die Pfingstferien zurückzuführen ist.

Ein Sommerloch fürchtet Symanek allerdings nicht: "Juli und August sind traditionell Monate mit einer hohen Zahl von Anfragen nach Freiberuflern, da die Projekte, die im Herbst starten, in der Regel schon im Sommer geplant werden." Auch die Mehrheit der Freiberufler rechnet mit einer anhaltend guten Auftragslage: So sehen 54 Prozent den IT-Projektmarkt weiter wachsen und 20 Prozent gehen von einer gleich bleibenden Nachfrage aus.

Die Stundensätze von Freiberuflern mit Datenbankwissen haben sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Vor allem im Großraum Frankfurt am Main sind die Experten gefragt. (Quelle: Gulp)

Preisverfall gestoppt

Dass sich die Nachfrage nach Freiberuflern auf einem deutlich höheren Niveau einpendelt und der Markt sich stabilisiert, wirkt sich auch auf die Stundensätze aus. Im vergangenen Jahr waren zum Beispiel Datenbankexperten gezwungen, ihre Honorarforderungen binnen sechs Monaten um bis zu vier Euro pro Stunde zu reduzieren.

In diesem Jahr haben Oracle- und Sybase-Spezialisten ihre Forderungen lediglich um einen Euro von 68 auf 67 Euro in der Stunde gesenkt. Stabilisiert haben sich auch die Stundensätze für Selbständige mit Wissen im Bereich DB2 (65 Euro), SQL Server und IMS (je 62 Euro).

"Datenbanken gehören zum Brot- und Buttergeschäft im Freiberuflermarkt. Das Gros der Selbständigen verfügt über dieses Know-how. Deshalb ist es umso erfreulicher, dass der Preisverfall auch hier abgebremst ist", urteilt Symanek von Gulp.

Wenn die Auftraggeber Datenbankwissen fordern, dann wollen sie vor allem Experten, die in der Oracle-Welt zu Hause sind. In 3467 Projektanfragen des ersten Halbjahres, das entspricht 14,5 Prozent, wird Oracle-Know-how gefordert, der Abstand zu den anderen Datenbanksystemen ist groß: DB2 wurde in 1348 Anfragen ( 5,4 Prozent), Access in 2,6 Prozent sowie Sybase und SQL Server in zwei Prozent aller Anfragen verlangt.

Was die regionale Verteilung der Angebote für Datenbankspezialisten betrifft, erwiesen sich einmal mehr die Regionen um Frankfurt am Main und München als Spitzenreiter. Jedes vierte Angebot im Datenbankbereich - für Sybase-Experten sogar jedes dritte - stammt aus Hessen: In Frankfurt am Main sitzen alle Großbanken, die zu den wichtigsten Auftraggebern für IT-Freiberufler gehören - auch wenn sie bei weitem keinen so großen Bedarf an externen Spezialisten haben wie noch vor vier Jahren. In jüngster Zeit sind es die Automobil- und Zuliefererindustrie sowie die TK-Industrie, die verstärkt selbständige IT-Profis einbinden. (am)