Oracle heizt mit CRM und BI den Wettbewerb mit SAP an

14.06.2006
Mit "Oracle Fusion CRM Applications" skizziert der Hersteller sein Vorhaben, eine auf Siebel-Technik basierende neue CRM-Lösung zu entwickeln. Ferner sind Analyse-Applikationen geplant, mit denen Firmen ERP-, HR- und CRM-Daten auswerten können.

Entwicklerteams von Oracle, Peoplesoft, J.D. Edwards und Siebel arbeiten gemeinsam an einer neuen Generation von CRM-Applikationen. Sie richtet sich nach dem Konzept einer Service-orientierten Architektur und nutzt Standards wie XML und die Business Process Execution Language (BPEL), mit der sich Web-Services-basierende Geschäftsprozesse definieren lassen. Die bisherigen CRM-Produkte der von Oracle gekauften Firmen folgen hingegen dem Client-Server-Konzept.

Die CRM-Applikation soll die heute in Siebel-Produkten verfügbaren industriespezifischen Ausprägungen beinhalten. Der CRM-Spezialist bietet eine Reihe von Branchenlösungen an, beispielsweise für den TK-Markt, für Finanzinstitute und die Pharmaindustrie. Wann die "CRM Fusion Application" erscheint, konnte das Unternehmen nicht sagen.

Trotz der Neuentwicklung will der Konzern die bestehenden CRM-Lösungen unbefristet weiterentwickeln. Die CRM Fusion Application werde parallel zu diesen Lösungen vermarktet. Gleichwohl hätten Anwender die Möglichkeit, von den existierenden CRM-Programmen auf das modernere System umzusteigen. Noch in diesem Jahr etwa soll "Siebel CRM 8" auf den Markt kommen. Ebenfalls eingeplant sind die Version 12 der CRM-Module der "E-Business Suite", "Peoplesoft CRM 9" und "J.D. Edwards CRM 8.12". Eine Neuheit dieser Releases wird sein, dass sich CRM-Programmfunktionen über Web-Services ansprechen lassen, was den Zugriff auf die Software sowie die Integration mit Drittsystemen erleichtern soll.

Darüber hinaus möchte Oracle bestehende Business-Lösungen besser integrieren. Dazu zählt die Anbindung sowohl der CRM-Software als auch der On-Demand-Lösung von Siebel mit den ERP- und CRM-Funktionen der E-Business Suite sowie vertikalen Applikationen. "Wir liefern kostenlose Integrationspakete für Kunden, die beispielsweise die E-Business-Suite und eine CRM-Lösung von Siebel verwenden", so Loic Le Guisquet gegenüber der COMPUTERWOCHE. Damit übernehme der Hersteller die Integrationsarbeit, die man bisher den Kunden überlassen hatte. Ein Integrationsansatz betrifft das Auftrags-Management, bei dem CRM- und ERP-Produkte Daten austauschen müssen.

Sein CRM-Angebot hat Oracle mit einer weiteren Übernahme erweitert. Die gekaufte Firma Telephony@Work bietet Hosting-Lösungen für Call-Center-Anwendungen an. Das in Kalifornien beheimatete Unternehmen hat schon geschäftliche Verbindungen zu Oracle, denn es liefert die Technik für einen Call-Center-Dienst von Siebels On-Demand-CRM-Angebot.

Das On-Demand-Geschäft möchte der Hersteller stark ausweiten, nannte aber noch keine Details. Die sollen aber bald folgen. Oracle steht in diesem wachstumsstarken Segment mit Spezialisten wie Salesforce.com, Rightnow und Netsuite im Wettbewerb, und seit Februar dieses Jahres auch mit SAP. Der Walldorfer Konzern, im Softwaregeschäft ohnehin Oracles Hauptkonkurrent, hatte im Frühjahr eine eigene On-Demand-Lösung vorgestellt. Allerdings nimmt Oracle für sich in Anspruch, eine konsequentere On-Demand-Strategie zu fahren als der Erzrivale. "Für uns ist On-Demand nicht nur als Einstieg in On-Premise-CRM, sondern ein eigenständiges Produkt", so Le Guisquet.

Siebels Produkt "CRM Analytics", das auch unabhängig von den CRM-Programmen vertrieben wird, soll die Grundlage für eine Reihe neuer Analyseprodukte liefern. Solche Applikationen sollen geschäftliche Informationen aus CRM-, ERP- und HR-Anwendungen auswerten und dem Anwender grafisch anzeigen. Anwendungsübergreifende Analyseapplikationen (Composite Analytical Applications) entwickelt auch SAP und will sie wie Oracle als separate Produkte und ergänzend zu den Business-Softwarelösungen vermarkten. (fn)