SOA, Middleware, Java-Tools

Oracle enthüllt Produktstrategie für Bea Systems

02.07.2008 von Wolfgang Herrmann
Nach der milliardenschweren Übernahme von Bea erläutert Oracle, wie es mit den sich teilweise überlappenden Produktlinien weitergehen soll.

Für Bea-Kunden hatte Oracle-President eine gute Nachricht in petto: Der Application Server "WebLogic" diene dem Softwarekonzern künftig als "strategischer J2EE-Server". Damit dürften alle Anwender aufatmen, die das einstige Flaggschiffprodukt von Bea Systems als Ablaufumgebung im Backend einsetzen. Oracle hat WebLogic den Angaben zufolge mit der hauseigenen Persistenztechnik TopLink und dem Grid-System Coherence integriert. Die Roadmap für Bea-Produkte enthüllte der Softwarekonzern gestern in einem 105-minütigen Webcast.

Nach einer monatelangen Abwehrschlacht hatte Oracle Bea Systems am Ende für rund 8.5 Milliarden Dollar übernommen. Die Transaktion wurde im April abgeschlossen. "Es wird keinerlei erzwungene Produktmigrationen geben", versprach Phillips nun den zahlreichen besorgten Kunden. Oracle steige mit Bea zur Nummer eins im Middleware-Markt auf und könne vor allem im Bereich SOA Synergien erzielen: "Wir wollen eine komplette Plattform für das Entwickeln und Einführen von SOA-basierenden Anwendungen bereitstellen."

Die Roadmap für das gemeinsame Portfolio unterteilt die Bea-Produkte in drei Kategorien:

SOA, ESB und Governance

Trotz der Festlegung auf WebLogic werde Oracle den eigenen Application Server weiterentwickeln, erläuterte Thomas Kurian, Chef von Oracles Middleware-Sparte. Ähnlich sieht die Strategie in Sachen Enterprise Service Bus (ESB) aus. Beas AquaLogic Service Bus und der Oracle ESB würden zwar integriert, so der Manager. Doch Kunden könnten im Rahmen einer Best-of-Breed-Strategie zwischen beiden Produkten wählen. Dagegen erklärte er Beas AquaLogic Enterprise Service Repository zum SOA-Governance-Repository der Wahl. SOA-Artefakte ließen sich damit über den gesamten Lebenszyklus verwalten, gemeinsam nutzen und pflegen. Die Oracle-eigene Service-Registry diene demgegenüber nur als UDDI-konforme Registry für das Registrieren und Publizieren von Services.

Event Processing

Im Bereich Datenintegration pflegt Oracle sein Produkt Data Integration weiter. Gleiches gilt für den BPEL Process Manager zur Orchestrierung von SOA-Services. Beim Thema Event-Processing führt Oracle Beas WebLogic Event Server und den hauseigenen Complex Event Processor zusammen. Laut Kurian soll aus den beiden Produkten eine neue Event-Processing-Engine entstehen.

Stärken wollen die Oracle-Strategen auch die vor allem in Großunternehmen etablierte Transaction-Processing-Software Tuxedo, die einst zu den Kernprodukten von Bea Systems zählte. Eine wichtige Rolle im künftigen Produktportfolio sollen ferner Beas Java Virtual Machine JRockit sowie die Virtual Machine Bea Liquid VM spielen. Letztere arbeitet unter anderem mit einer Hypervisor-Technik. In Sachen Business-Process-Management (BPM) will Oracle das eigene Produkt Business Process Analysis (BPA) mit Beas AquaLogic BPM Designer zusammenführen. Die Basis dafür soll ein gemeinsames BPEL-konformes Metadaten-Modell bilden.

Entwicklungs-Tools

Überschneidungen der Produktlinien gibt es auch im Bereich Entwicklungswerkzeuge. Oracles Ziel in diesem Kontext ist ein eine einzige integrierte Entwicklungsumgebung und ein einziges Metadatenmodell. Das integrierte Toolset JDeveloper bleibt nach den Aussagen von Kurian ebenso im Portfolio wie das Oracle Application Framework (ADF). Die Eclipse-basierenden Tools aus dem Bea Workshop bringt Oracle zusammen mit den eigenen Werkzeugen in das neue Produkt Oracle Eclipse Pack ein.

Oracles Portal-Strategie

Mit Spannung erwarteten Anwender nicht zuletzt die Portal-Strategie der Ellison-Company. Kurian zufolge werden das Bea WebLogic Portal und Oracles WebCenter-Framework verschmolzen. Im Segment Identity Management mutiert das Produkt AquaLogic Enterprise Security zum Oracle Entitlements Server.

Unterm Strich dürften die meisten Bea-Kunden mit der Roadmap einigermaßen zufrieden sein. Ob das auch für Oracles eigene Klientel gilt, bleibt abzuwarten. Nicht wenige Analysten hatten im Vorfeld der Übernahme gewarnt, Oracle könne einige seiner eigenen Produkte auf lange Sicht zugunsten der qualitativ besseren Bea-Systeme aufs Abstellgleis schieben.

Mehr zum Thema Service-orientierte Architekturen und Business-Process-Management finden Sie im CW-Experten-Blog SOA meets BPM.