Hybrid Cloud und Data Center Management

OpenQRM 5.1 macht OpenStack und Eucalyptus Konkurrenz

04.10.2013 von René Büst
Mit der Open-Source-Plattform openQRM 5.1 können Unternehmen Private- und Hybrid-Cloud-Szenarien aufsetzen und verwalten. Die neue Version hat das Potenzial, den großen Cloud-Stacks OpenStack und Eucalyptus ernsthaft Konkurrenz zu machen.

Einige Features hatte openQRM Projektmanager Matt Rechenburg schon vor längerer Zeit verraten. Das endgültige Release der Cloud-Lösung mit weiteren Funktionen sieht tatsächlich vielversprechend aus. Zwar lässt die Ankündigung im ersten Moment vermuten, openQRM wäre etwas vollkommen Neues, das nun versucht OpenStack oder Eucalyptus den Rang abzulaufen. Doch das ist bei weitem nicht so. openQRM existiert bereits seit 2004 und hat im Laufe der Jahre eine große Funktionsvielfalt aufgebaut.

Das Open-Source Projekt aus Köln geht in der Masse etwas unter, weil die Marketing-Maschinen hinter OpenStack und Eucalyptus auf Hochtouren laufen und deren Lautsprecher um ein Vielfaches größer sind. Dabei muss sich openQRM vor beiden nicht verstecken. Im Gegenteil, mit der Version 5.1 hat das Team um Rechenburg noch einmal kräftig an Funktionen zugelegt und insbesondere die Benutzerfreundlichkeit erhöht.

Hybrid Cloud: Die neuen Funktionen in openQRM 5.1

Auch openQRM-Enterprise sieht im Hybrid-Cloud-Modell eine wichtige Bedeutung für die Zukunft der Cloud. Aus diesem Grund wurde openQRM 5.1 mit einem Plugin für die Unterstützung von Amazon Web Services (AWS), Eucalyptus Cloud und Ubuntu Enterprise Cloud (UEC) erweitert. So können Unternehmen auch mit diesen drei Cloud-Infrastrukturpaketen eine Hybrid Cloud aufbauen. openQRM bindet dabei sowohl AWS als auch Eucalyptus und UEC als weitere Ressourcen-Anbieter für Rechenleistung und Speicherplatz ein. Das System ist so in der Lage, sowohl Public-Cloud-Infrastrukturen als auch lokale virtuelle Maschinen zu verwalten. Damit erhalten Administratoren die Möglichkeit, via openQRM ihren Endnutzern über ein Cloud-Portal zum Beispiel Amazon Machine Images (AMI) transparent bereitzustellen und über das Open-Source-System Nagios den Zustand der virtuellen Maschinen zu überwachen.

Eine weitere neue Funktion ist die sehr enge Integration mit der ebenfalls quelloffenen Software Puppet, mit der Endnutzer lokale virtuelle Maschinen ebenso wie Public Cloud Infrastrukturen mit personalisierten und verwalteten Software-Stacks bestellen können. Die wohl beste technische Erneuerung ist das Berücksichtigen des High-Availability Konzepts der Amazon Web Services. Fällt eine Amazon EC2-Instanz in einen Fehlerzustand, wird automatisch eine neue gestartet. openQRM 5.1 ist dabei sogar in der Lage, den Ausfall einer gesamten Amazon Availability Zone (AZ) zu kompensieren. Sollte eine AZ nicht mehr erreichbar sein, wird die entsprechende EC2-Instanz in einer anderen Availability Zone derselben Region gestartet.

openQRM-Enterprise baut die Open-Source Lösung openQRM konsequent um Cloud-übergreifende Verwaltungslösungen aus. Damit soll es Kunden ermöglicht werden, flexibel über die Grenzen ihrer eigenen IT-Kapazitäten hinweg zu wachsen, wie CEO Matt Rechenburg erläutert.

openQRM verwaltet sowohl interne als auch externe Ressourcen aus der Cloud, darunter etwa Amazon Web Services (AWS).
Foto: Büst René

Neben technischen Erweiterungen legte das Entwicklungsteam auch viel Wert auf Benutzerfreundlichkeit. Die Benutzeroberfläche für den Administrator wurde in openQRM 5.1 vollständig überarbeitet. Das schafft eine bessere Übersichtlichkeit und Benutzerführung. Auch das Dashboard als zentrale Anlaufstelle hat davon profitiert, indem alle Informationen, wie etwa der Status des Rechenzentrums, auf einen Blick angezeigt werden.

6 Tipps gegen Cloud-Missverständnisse
Viele Investitionen in Private Clouds sind verschwendet. Der Grund: IT-Macher betrachten die Projekte lediglich als Virtualisierung mit anderen Mitteln. Fragt sich, wie CIOs dafür sorgen können, dass ihre Organisation auf echtes Cloud-Computing einschwenkt. Forrester gibt hier sechs Empfehlungen.
1. CIOs tun gut daran, ...
... virtualisierte Umgebungen und Cloud-Lösungen von einander zu trennen. Nicht alle Aufgaben eigenen sich für eine Verlagerung in die Cloud, und wer die Dinge unsystematisch vermischt, kann schnell Chaos anrichten.
2. CIOs sollten jenen Administratoren, ...
... die jede virtualisierte Lösung für Cloud Computing halten, Zugang zu spannenden Public-Cloud-Lösungen verschaffen und das Verständnis für die Unterschiede systematisch fördern, Begeisterung wecken.
3. CIOs sollten ihren Mitarbeitern die Angst davor nehmen, ...
... durch Cloud Computing Nachteile im Job zu erleiden. Denn was soll schlecht daran sein, Anwendungen zu pflegen und zu füttern statt Kapazitäten zu managen?
4. Kluge CIOs ...
... lernen von jenen Fachabteilungen, die bereits auf eigene Faust Cloud-Lösungen aufgebaut haben und diese Lösungen mit ihren Teams diskutieren.
5. Wenn es aus welchen Gründen ...
... auch immer nicht möglich ist, selbst eine Cloud-Umgebung aufzubauen, sollten sich CIOs kurzfristig einen Dienstleister dafür suchen. Dadurch haben sie die Möglichkeit, schnell und niedrigschwellig mit dem Thema zu beginnen.
6. Weiter denken
Nach Ansicht von Forrester liegt die Zukunft in komplexen Platform-as-a-Sevice- und Infrastructure-as-a-Service-Lösungen. Einen Weg zurück, also einen Wiederabstieg von den Wolken, wird es laut Forrester-Analyse nicht geben.

Für die openQRM Enterprise Edition wurden ebenfalls neue Funktionen vorgestellt. Dazu gehört ein neues Plugin für die rollenbasierte Zugriffsrechteverwaltung. Dieses erlaubt eine feingranulare Einstellung von Berechtigungen für Administratoren innerhalb des gesamten openQRM-Systems. Damit lassen sich komplette Unternehmenstopologien auf openQRM-Rollen abbilden, um etwa Administratoren, die im Unternehmen nur für die Virtualisierung zuständig sind, auf die Verwaltung und Bereitstellung virtueller Maschinen einzuschränken.

Über das openQRM Cloud-Portal können Benutzer schnell auf unterschiedlichste IT-Ressourcen zugreifen.
Foto: Büst René

Zu den Neuerungen in openQRM 5.1 gehört eine verbesserte Unterstützung der Virtualisierungstechnologie KVM, indem nun auch GlusterFS für KVM-Volumes genutzt werden kann. Zudem werden VMware Technologien ab sofort besser unterstützt. Das bedeutet, dass sich nun auch bestehende VMware-ESX-Systeme verwalten, sowie lokale oder über das Netzwerk startbare VMware-ESX-Maschinen installieren und verwalten lassen.

openQRM: Cloud- plus Data-Center-Management

Foto: WavebreakMediaMicro, Fotolia.com

Zwar ist openQRM deutlich länger am Markt als OpenStack oder Eucalyptus. Dennoch aber ist der Bekanntheitsgrad der beiden Projekte größer. Das liegt vorwiegend an den großangelegten Marketing-Aktivitäten sowohl von der OpenStack Community als auch von Eucalyptus. Technisch und funktional muss sich openQRM aber nicht verstecken. Im Gegenteil: openQRMs Funktionsumfang ist um ein Vielfaches mächtiger als der von OpenStack oder Eucalyptus. Wo sich die beiden Pakete ausschließlich auf das Thema Cloud konzentrieren, liefert openQRM darüber hinaus eine vollständige Data-Center-Management Lösung mit.

Aufgrund der langen Historie hat openQRM in den vergangenen Jahren viele neue und wichtige Funktionen erhalten. Allerdings ist das System dadurch auch komplexer geworden. Wer jedoch verstanden hat, dass sich openQRM aus den integrierten Bausteinen “Data Center Management”, “Cloud-Backend” und “Cloud-Portal” zusammensetzt, wird erkennen, dass ihm die Open-Source-Lösung, insbesondere beim Aufbau von Private Clouds einen Vorsprung gegenüber OpenStack und Eucalyptus ermöglicht. Speziell der Bereich Data Center Management darf für den Aufbau einer Cloud nicht vernachlässigt werden, um den Überblick und die Kontrolle über seine Infrastruktur zu behalten.

Mit der Version 5.0 begann das Entwicklungsteam, die Strukturen zu schärfen und die einzelnen Funktionen zu Workflows zusammenzufassen. Dieser Aspekt wurde mit dem Release 5.1 noch einmal besser herausgearbeitet. Die neue Optik und Aufteilung des openQRM-Backends wurde vollständig überarbeitet, wirkt aufgeräumter und dadurch übersichtlicher in der Handhabung.

Die Erweiterung um Hybrid-Cloud Funktionen ist ein wichtiger Schritt für die Zukunft von openQRM. Das Ergebnis der Rackspace 2013 Hybrid Cloud Umfrage hat gezeigt, dass 60 Prozent der IT-Entscheider die Hybrid Cloud als Hauptziel vor Augen haben. Dabei wollen oder haben 60 Prozent ihre Applikationen und Workloads aus der Public Cloud abgezogen. 41 Prozent haben angegeben, die Public Cloud teilweise verlassen zu wollen. 19 Prozent wollen die Public Cloud sogar vollständig verlassen.

Die Gründe für den Einsatz einer Hybrid Cloud anstatt einer Public Cloud sind eine höhere Sicherheit (52 Prozent), mehr Kontrolle (42 Prozent) sowie eine bessere Performance und höhere Zuverlässigkeit (37 Prozent). Zu den wichtigsten Vorteilen, von denen Hybrid-Cloud-Nutzer berichten, gehören mehr Kontrolle (59 Prozent), eine höhere Sicherheit (54 Prozent), eine höhere Zuverlässigkeit (48 Prozent), Kostenvorteile (46 Prozent) und eine bessere Performance (44 Prozent).

openQRM orientiert sich dabei nicht überraschend am aktuellen Public-Cloud-Marktführer Amazon Web Services (AWS). Damit lässt sich die Cloud-Infrastruktur-Software auch in Kombination mit Eucalyptus und anderen Amazon-kompatiblen Cloud-Infrastrukturen nutzen, um eine massiv skalierbare Hybrid-Cloud Infrastruktur aufzubauen. Dabei setzt openQRM auf sein bewährtes Plugin-Konzept und bildet Amazon EC2, S3 und Eucalyptus genauso ab. Amazon und Eucalyptus werden, neben eigenen Ressourcen aus einer privaten openQRM-Cloud, damit zu weiteren Ressourcen-Providern, um Anwendern schnell und unkompliziert mehr Rechenleistung zu liefern.

Zu den interessantesten Features gehört sicher das automatische Applications Deployment mittels Puppet, mit dem Endbenutzer sich bequem und automatisiert EC2 Instanzen mit einem vollständigen Softwarestack selbst bereitstellen können. Hinzu kommt die Unterstützung von High-Availability-Funktionen über mehrere Amazon Availability Zones hinweg. Dies wird von vielen Cloud-Nutzern aus Unwissenheit immer wieder vernachlässigt. Aber auch die verbesserte Integration von VMware-Technologien wie ESX Systemen sollte nicht unbeachtet bleiben.

Schließlich ist VMware noch immer die führende Virtualisierungstechnologie am Markt. Damit erhöht openQRM auch seine Chancen, als Open-Source Lösung zur Steuerung und Kontrolle von VMware Umgebungen eingesetzt zu werden.
Technologisch und funktional ist openQRM unterm Strich auf einem guten Weg in die Zukunft. Die Verantwortlichen müssen allerdings mehr in die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing investieren.

Dieser Beitrag basiert auf einem Blog-Posting von René Büst.
(http://clouduser.de/)

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