Open-Source-Programme für das Content-Management: Inhalte-Manager zum Nulltarif

14.09.2007 von Klaus Manhart
Content-Management muss nicht teuer sein: Open-Source-Programme für diesen Bereich sind kostenlos verfügbar und bieten fast so viel wie kommerzielle Systeme. Hier die Perlen für Einsteiger und Profis.

Wer umfangreichere Websitesverwaltet, kennt das Problem: Unterseiten mit integrierten Grafiken, unterschiedlichenTextversionen und Querverweisen können leicht ins Chaos führen. Das Problem potenziert sich noch einmal, wenn mehrere Autoren an der gleichen Website arbeiten. Hier kommt man mit Tools wie Dreamweaver und Frontpage nicht mehr aus. Abhilfe leisten professionelle Inhalte-Manager, neudeutsch „Content-Management-Systeme (CMS), die die Website-Inhalte administrieren und garantieren, dass sie konsistent und fehlerfrei sind.

Keine Angst vor dem Vergleich

Billig sind kommerzielle CM-Systeme für gewöhnlich nicht: Preise von mehreren tausend Euro sind durchaus der Normalfall. Einen Ausweg bieten kostenlose CM-Systeme. Sie brauchen inzwischen den Vergleich mit den teuren kommerziellen Versionen nicht mehr zu scheuen. Und nicht nur das: Dank mächtiger und kostenloser Scriptsprachen und Datenbanken hat das Angebot an kostenlosen Systemen, in der Regel auf Open-Source-Basis, inzwischen gewaltige Dimensionen angenommen. Besonders die Kombination aus der Scriptsprache PHP und der Open- Source-Datenbank MySQL ist beliebt und zieht viele Entwickler an. Gut für den „kleinen“ Anwender: Bei den meisten Web-Host-Paketen der Mittelklasse gehören PHP und MySQL zum Lieferumfang. Die Installation und der Betrieb der Open-Source-CM-Systeme bei gängigen Web-Hostern wie Strato oder 1&1 ist dabei in den meisten Fällen kein Problem.

Wir haben uns die Perlen aus dem Umsonst-Angebot herausgepickt und stellen die wichtigsten CM-Systeme für kleine bis mittlere Projekte vor. Zentrales Auswahlkriterium war die möglichst einfache Installation und Administration. Zumindest zwei sehr mächtige und etwas komplexere Open-Source-Systeme wollen wir trotzdem nicht außen vor lassen, da sie sehr bekannt sind. Wichtig bei der Auswahl war auch, dass sich alle CM-Systeme ohne Administrator-Rechte installieren lassen, sodass sie auch auf Shared-Hosting-Servern lauffähig sind.

Bevor ein CMS auf dem Server des Web-Hosters installiert wird, gilt es zu prüfen, ob die Voraussetzungen dafür überhaupt gegeben sind. Die Faustregel: Ein Apache-Web-Server ist grundsätzlich besser geeignet als andere, weil damit verschiedene Probleme vermieden werden.

Ein zweites Kriterium ist PHP. Eine neuere Version von PHP sollte beim Web-Hoster installiert sein. Zudem sollte die Unterstützung für Apache, MySQL und die Zlib-Bibliothek aktiviert sein, die bei manchen Paketen verlangt wird.

Die Installation gestaltet sich bei allen Kandidaten ähnlich. Zunächst muss über das Admin-Interface des Providers eine Datenbank eingerichtet werden. Dann werden die entpackten Installationsdateien des CMS auf dem Server gespeichert und die Zugriffsrechte gesetzt. Welche das sind, steht im Install-Text. Schließlich wird per Browser ein Installations-Skript gestartet, welches das CMS in wenigen Schritten einrichtet.

Content-Management für Einsteiger

Eine vereinfachte Version des großen Open-Source-Produkts Zope ist icoya OpenContent. Das vormals in eine kommerzielle und kostenpflichtige Version getrennte Programm ist mit der Version 2.5 in der Basisvariante kostenlos. Wer mehr will, beispielsweise Mehrsprachigkeit, braucht kostenpflichtige Zusatzpakete.

Benutzerführung und Installation des Browser-basierten icoya OpenContent erfolgen in Deutsch. Ohne Programmierkenntnisse kann der Nutzer dann neue Seiten anlegen und bestehende bearbeiten, automatisch Links, Übersichtslisten und Menüs erzeugen, Inhalte freigeben und zu bestimmten Zeiten veröffentlichen. Web-Seiten lassen sich außerdem personalisieren, und es können geschützte Bereiche der Website definiert werden. Auf Basis des integrierten Benutzer- und Rechtesystems sowie der Workflow-Regeln können Aufgaben auch im Team verteilt werden.

ConPresso ist zwar nicht Open Source, aber für den nicht kommerziellen Einsatz kostenlos. Der kommerzielle Einsatz schlägt mit 319 Euro zu Buche. Das Programm hat die gängigen Funktionen von CM-Systemen integriert. Es basiert auf PHP und MySQL und lässt sich in kurzer Zeit auf angemietetem Webspace oder dem eigenen Server installieren.

Die Stärken von ConPresso liegen neben der einfachen Installation vor allem auf dem Komfort, der dem End-User geboten wird. Das System arbeitet artikelbasierend und ist damit für Einsteiger leicht verständlich und ohne Schulungsaufwand bedienbar. Wesentliches Element von ConPresso sind die Rubriken: Jede Rubrik entspricht einem Unterverzeichnis auf dem Server. Für diese lassen sich Rechte für Einzelpersonen, Gruppen oder jedermann vergeben. Zur Erstellung der Artikel ist ein Wysiwyg-Editor integriert.

Lobenswert ist die mit vielen Praxisbeispielen versehene Dokumentation. Der Schwachpunkt von ConPresso liegt im nur mäßigen Funktionsumfang und in der mangelnden Erweiterbarkeit des Systems. Ingesamt stehen fünf Module zur Erweiterung parat: ein Guestbook, ein News- und ein Newsletter-Modul, die Gallery zur Skalierung von Fotos und Sitemaps zur Generierung einer Seitenübersichts-Datei.

Mittelklassesysteme

Ein komplettes Open-Source-Programm, das ohne Einschränkungen auch kommerziell genutzt werden kann, ist Contenido. Das Projekt wurde von der four for business AG initiiert und wird von dieser sowie weiteren Programmierern aus der Contenido-Community weiterentwickelt. Die Herstellerfirma verdient ihr Geld mit Implementierung, Support und Schulungen rund um das System.

Dieses CMS der Mittelklasse setzt ebenfalls auf PHP und MySQL und bringt alles mit, was für die Verwaltung eines professionellen Web-Auftritts erforderlich ist. Neben der Darstellung von Inhalten und Struktur kann eine Vielzahl von Features wie Listen, Formulare, Suchfunktionen oder Sitemaps integriert werden.

Der Vorteil von Contenido: Es ist streng modular ausgerichtet. Ein schlankes Kernsystem kann problemlos durch Layouts, Module, Erweiterungen und Plug-Ins so ausgebaut werden, dass selbst die individuellsten Anforderungen erfüllt werden können. Mit Plug-Ins lässt sich Contenido beispielsweise um Funktionen wie Workflow-Unterstützung oder Umfrage-Management erweitern.

Der Aufbau des Systems ist für Einsteiger allerdings schwer zu durchschauen. Die komplexe Struktur aus Containern, Layouts, Templates, Modulen, Kategorien und Artikeln ist nicht nur auf den ersten Blick verwirrend. Diesen Schwachpunkt macht das System aber wieder mit seinem ausgefeilten Baukastenprinzip wett. Lobenswert ist die gute Dokumentation.

Eines der beliebtesten offenen CMS ist Mambo, ebenfalls ein PHP- /MySQL-basiertes System. Gerade im deutschsprachigen Raum hat Mambo eine große und aktive Anhängerschaft, aber auch weltweit hat es eine große Bedeutung – so wurde ihm beispielsweise der LinuxUser & Developer Award 2004 verliehen.

Der Vorteil von Mambo: Es eignet sich für kleine bis mittlere Auftritte, lässt sich einfach bedienen, verfügt über eine intuitive Nutzerführung, ist zuverlässig bei gleichzeitig hoher Modularität. Von allen hier vorgestellten CMS dürfte Mambo deshalb das optimale System für Anwender sein, die gewisse Ansprüche an ein CM-System stellen und gleichzeitig leichte Handhabbarkeit wünschen.

Eine Vielzahl an frei verfügbaren Modulen und Komponenten zur Funktionserweiterung tragen außerdem zur Popularität von Mambo bei. So finden sich nahezu für jeden Einsatzbereich Module, sei es eine Newsletter- oder eine ECommerce-Komponente zum Betrieb eines Online-Shops. Für Anfänger gibt es einen kleinen Satz von Standardvorlagen, die für den Start genügen.

Dem Anwender präsentiert sich Mambo recht übersichtlich. Er muss nur über den Menüpunkt „Submit
News“ Beiträge einsenden. Schon vorhandene Artikel lassen sich bearbeiten,indem man im Frontend auf den Edit-Button neben dem Artikel klickt. Mit Mambo können auch PDF-Dateien aus Artikeln erzeugt und Massen-Mails an Nutzergruppen versendet werden.

Von Mambo gibt es neuerdings eine Abspaltung, die auf dem gleichen Code beruht und sich Joomla nennt. Im Vergleich zu Mambo wirkt Joomla erwachsener und noch benutzerfreundlicher. Das System wird zudem von einer Community sehr gut unterstützt und ständig um neue Module und Templates erweitert.

Highend-Systeme

Wer glaubt, mit Mambo & Co. nicht auszukommen, dem bietet der Open-Source-Markt noch komplexere Tools. Zu diesen gehört Zope, das bekannteste Open-Source-System (www.zope.org).
Genau genommen ist Zope allerdings kein CM-System, sondern ein Web-Application-Server, der das Erstellen und Verwalten Web-basierter Geschäftsanwendungen ermöglicht.

Für den kleinen Gewerbetreibenden ist das System überdimensioniert, es ist von Anfang an auf den Einsatz in Unternehmen und für Sites mit viel Interaktivität ausgerichtet und muss entsprechend angepasst werden. Zudem dient Zope oft als technologische Basis für Content-Management-Systeme, wie das erwähnte icoya OpenContent oder Plone (http://plone.org/). Letzteres ist ein leistungsfähiges Portal-Management-System, das die Verwaltung umfangreiche Portale mit mehreren hundert bis tausend Benutzern ermöglicht.

In einer ähnlichen Leistungsklasse spielt Typo3 (http://typo3.org). Das Open-Source-System bedient allerhöchste Ansprüche und erfüllt die Anforderungen, die an ein Enterprise Class- Level CMS gestellt werden. Das Paket ist mit mittlerweile über 100 000 offiziellen Installationen eines der populärsten Content-
Management-Systeme weltweit und beliebt in DAX-Unternehmen und Behörden sowie großen Organisationen.

Kein Programm bietet so viele Funktionen etwa zu Suche, Sitemaps, Druckfunktionen oder zeitgesteuertem Publizieren. Über viele verschiedene Zusatzmodule wie eCommerce, Foren, Newsletter und Statistikmodule lassen sich diese erweitern. Die damit verbundene Komplexität hat Typo3 allerdings auch den Ruf eingebracht, sehr schwer erlernbar zu sein.

Halbwissen reicht nicht

Es verlangt dem Nutzer deutlich mehr ab als CM-Systeme wie Mambo oder Contenido. So muss Typo3 erst programmiert werden, um einsatzfähig zu sein. Während die anderen Systeme auch mit einem gesunden Halbwissen installiert und gepflegt werden können, braucht man für ein Typo3-Projekt einen Programmierer. Aber immer dann, wenn ein Projekt groß genug ist, eigene Techniker zu engagieren, dürfte Typo3 die erste Wahl sein.