OpenStack statt Amazon Web Services

Open Source macht Cloud Computing flexibler

01.04.2014 von Frederik Bijlsma
Mit dem Open-Source-Paket OpenStack können gerade auch Unternehmen aus dem Mittelstand eine offene und flexible Plattform aufbauen.

Standardbasierte und offene IT-Lösungen haben sich in den letzten Jahren immer stärker in den Unternehmen durchgesetzt. Anfangs war Linux nur ein Thema für Entwickler und im Wesentlichen auf Nischenanwendungen beschränkt. Heute hat sich das Open-Source-Betriebssystem aufgrund seiner stetig wachsenden technischen Leistungsfähigkeit und komplettiert durch umfassenden Service und Support in allen Bereichen der Unternehmens-IT etabliert. Eine parallele Entwicklung vollziehen Unternehmen bei der Open-Source-Virtualisierung, die sich zunehmend als Alternative zu proprietären Lösungen verbreitet. Beim Thema Cloud Computing ist aktuell ein vergleichbarer Trend zu beobachten.

Noch aber setzen viele Cloud-Provider auf ihre anbieterspezifischen Lösungen, die untereinander nicht kompatibel sind und daher auch nicht miteinander kommunizieren können. Open Source kann auch hier verkrustete Strukturen aufbrechen und für frischen Wind sorgen.

Eine gute Ausgangsbasis dafür liefert OpenStack, ein Linux-basiertes Open-Source-Cloud-Computing-Projekt, das von der OpenStack Foundation gestartet wurde. Die OpenStack Foundation ist eine Non-Profit-Organisation, die 2012 gegründet wurde und in der Zwischenzeit auf 200 Mitglieder angewachsen ist. OpenStack stellt Komponenten für die Implementierung einer Private- oder Public-Cloud-Infrastructure-as-as-Service (IaaS)-Umgebung bereit, die auf Standardhardware läuft. Vergleichbar ist OpenStack mit EC2 (Elastic Compute Cloud), dem Herzstück der Amazon Web Services. Ebenso wie eine Vielzahl anderer führender IT-Unternehmen arbeitet auch Red Hat aktiv an der Weiterentwicklung von OpenStack mit. Zu den wichtigsten OpenStack-Komponenten zählen Compute (Verwaltung virtueller Systeme), Block und Object Storage, Networking, Dashboard Metering (ein Abrechnungs-Service), Identity, Image Management und Orchestration.

Eine offene Cloud-Infrastruktur

Es gibt eine Reihe von Eigenschaften, die eine Open-Hybrid-Cloud-Infrastruktur auszeichnen, wie sie mit einer OpenStack-Lösung implementiert werden kann. Die wichtigsten Aspekte im Überblick:

Eine hybride Cloud bedeutet, dass ein Unternehmen seine Infrastruktur teils im eigenen Rechenzentrum und teils in einer öffentlichen Cloud betreibt.
Foto: Red Hat

Die Möglichkeit, Applikationen und die zugehörigen Daten zwischen heterogenen Infrastrukturen zu verschieben und zu verwalten, zählt zu den herausragenden Funktionen einer Open Hybrid Cloud, wie sie Unternehmen oder Cloud-Provider mit OpenStack implementieren können. Die Herausforderung liegt im konkreten Fall in der Trennung der Geschäftsprozesse in datenschutzkritische und weniger kritische Workflows.

Zur Administration einer offenen und hybriden Cloud sollte eine zusätzliche Abstraktionsebene oberhalb von Virtualisierung, physischen Servern, Speicher- und Netzwerklösungen sowie Public-Cloud-Providern zur Verfügung stehen.
Foto: Red Hat

Eine Open Hybrid Cloud basiert auf Standards, ist interoperabel und modular. Der offene Ansatz verhindert die Herstellerabhängigkeit und fördert Innovation. Eine Open Hybrid Cloud abstrahiert und verteilt Applikationen zwischen physischen und virtuellen Systemen. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass es in solch einer Konstellation keinen Unterschied macht, wo sich die Basisinfrastruktur befindet, sei es im eigenen Rechenzentrum, in einer Private oder Public Cloud oder aufgeteilt bei unterschiedlichen Cloud-Providern.

Nicht alle Applikationen sind Cloud-fähig

Bevor Unternehmen den Einsatz einer OpenStack-basierten Open Hybrid Cloud evaluieren, muss die IT-Abteilung eine Bestandsaufnahme der IT-Systemlandschaft erstellen. Sie gibt Antworten auf Fragen wie:

Erst auf dieser Basis können Unternehmen entscheiden, welche ihrer Applikationen sich für die Migration in eine Cloud-Umgebung nach Scale-Out-Prinzipien eignen und welche weiterhin nach dem Mantra klassischer Data-Center-Infrastruktur betrieben werden sollen. Darüber hinaus ist zu klären, wie die neue IT-Systemlandschaft aus physischen, virtualisierten und Cloud-Lösungen in einer Open Hybrid Cloud verwaltet werden kann. Denn zumindest ein Teil der Applika¬tionen verbleibt normalerweise in der eigenen Infrastruktur, beispiels¬weise weil Applikationen nicht für den Cloud-Einsatz geeignet sind oder aus Compliance- beziehungsweise datenschutzrechtlichen Gründen nicht in der Cloud betrieben werden dürfen.

Trends 2014
Natürlich zählen Cloud, Mobility und Big Data zu den wesentlichen Trends 2014. Die Experton Group hat darüber hinaus sieben weitere Themen identifiziert, die IT-Organisationen im Blick behalten sollten.
Mobile Workspace und Apps
Seit Jahren ist Mobilität der treibende Faktor für Veränderungen im Arbeitsumfeld und für die IT-Organisation. Über mobile Arbeitsgeräte wie Laptops bis hin zu den Smartphones und Tablets, sind Themen wie Bring your own Device (BYOD) zu Schlagwörtern geworden. <br><br>2014 ist es notwendig, nicht mehr den Arbeitsplatz sondern die Arbeitsumgebung in den Fokus zu rücken, also vom Workplace zum Workspace. Die Mobile Apps gewinnen damit an Bedeutung. Voraussetzung für den Wandel sind eine passende Entwicklungsumgebung, die Unterstützung mehrerer Betriebssysteme, der Zugriff auf Enterprise Daten und Sicherheitsaspekte. Ohne professionellem Mobile Device Management und Service-Partnern sind diese Punkte kaum zu bewerkstelligen.
Cloud Computing
Das Hype-Thema Cloud verschwindet nicht einfach wieder, sondern stellt die neue IT-Architektur des Jahrzehntes dar. Die IT-Organisation versuchen mit hybriden Cloud-Modellen das Konzept unter Kontrolle zu bringen, andere schieben Sicherheitsbedenken vor um de Trend abzuwenden. <br><br> Doch für Anwender aus Leitungsebenen und Fachbereichen ist das Angebot genau das, was sie immer schon wollten – IT aus der Steckdose. Damit obliegt der IT-Organisation die Herausforderung, die IT-Infrastruktur - und hier insbesondere die Server- und Speichersysteme – in eine IaaS-Umgebung zu überführen, also zu „cloudifizieren“.
Dynamic Infrastructure
Von der internen Cloud-Installation führt der Weg direkt in eine Dynamic Infrastructure. Sie umfasst vorhandene Rechenzentren und beachtet zukünftigen Anforderungen, die etwa im Zug von Big-Data-Projekten sowie von intelligenten Produkten und Services entstehen können. Ziel ist es, für die nächste fünf bis 15 Jahre eine RZ-Strategie mit größtmöglicher Flexibilität zu erarbeiten, die unterschiedlichsten Anforderungen standhält. <br><br> Dabei stellt sich natürlich die Frage, ob und wie viele eigene Rechenzentren noch gebraucht werden? Oft wird diese Antwort „strategisch“ entschieden, sprich emotional. Aber auch das lässt sich sehr gut mit einer zukünftigen Dynamischen-Infrastruktur-Strategie vereinbaren. Hybride Clouds und zumindest ein eigenes RZ werden bis 2020 die dominierenden Lösungen sein.
Social Business
Viele Unternehmen stehen dem ausufernden E-Mail-Verkehr hilflos und frustriert gegenüber und suchen neue Lösungen. Bei Social Business geht es nicht darum, bekannte Social-Media-Anwendungen (Facebook etc.) zu nutzen, sondern deren Prinzipien wie zum Beispiel Collaborative Writing, File Sharing, Blogs, Activity Streams, Wikis und Microblogging im Unternehmen anzuwenden. Größtes Hindernis für die Einführung ist aus Sicht der IT, dass kein Bedarf existiert. Die Fachabteilungen hingegen geben als Hauptgrund die Ablehnung durch die IT-Abteilung an.
Big Data
Big Data ist eine unweigerliche Entwicklung, weil Informations- und Kommunikationstechnologien schon jetzt fast alle Lebens- und Geschäftsbereiche durchdrungen haben. Für Datenmengen, die bei großen Unternehmen künftig leicht Terabytes und Petabytes umfassen können, sind neue Verfahren, Algorithmen und Geschäftsprozesse hinsichtlich der Verwaltung, Verarbeitung, Analyse und Verteilung erforderlich. <br><br>So lassen sich Mehrwerte aus Informationen in einer heute nicht immer vorstellbaren Art und Weise gewinnen. Big Data erweitert klassische Business-Analytics-Anwendungen. Die Zahl der an Datenquellen wird deutlich zulegen. Gleiches gilt für interne und externe Datennutzer und Verarbeitungsgeschwindigkeit.
Identity Management und Cybersecurity
Die Vernetzung via Internet hat den Bedarf nach bewusster Anonymität verstärkt. Der verantwortungsvolle mit der eigenen digitalen Identität gestaltet sich komplex. In Unternehmen ist daher ein Identity-Management mit Schnittstellen zum Access Management sinnvoll. Damit lassen sich Zugriffsrechte verwaltet, Single-Sign-On-Konzepte (SSO) umsetzen und Security-Policies verwalten. <br><br> Die Anforderungen an die Cybersecurity im Unternehmen sind Bestandteil eines alles umfassenden Risiko-Managements. Zu den Aufgaben zählen etwa Risiken identifizieren und bewerten, Richtlinien zu verfassen und zu kontrollieren, Berichtswege etablieren, die Risikosteuerung umzusetzen sowie die Gefahrenlage im Geschäftsbericht zu beschreiben.
ERP, CRM, SCM of the Future
Die ERP-Systeme in den meisten Unternehmen ranken sich um SAP-Lösungen. Ob eine ERP-zentrische Applikationswelt für nicht produzierende Unternehmen die richtige Architektur ist, oder vielleicht das CRM – sprich der Kunde – im Mittelpunkt stehen sollte, bleibt dahingestellt. <br><br> In der Zukunft wird es darum gehen, das vernetzte Chaos zu orchestrieren. Die Flexibilisierung der Alt-Systeme mit neuester S-BPM-Methoden (Subjektorientiertes Business Process Management), steht bei vielen Unternehmen auf der Wunschliste. Erst dadurch wird eine schnelle und individuelle Prozessänderung zu günstigen Kosten ermöglicht. <br><br> Das ist wichtig weil der Kostendruck weiter steigen wird. Bislang beliefen sich die ERP-Kosten auf durchschnittlich rund ein Prozent vom Gesamtumsatz. Künftig sollten sich die gemittelten Wert laut Experton-Empfehlung zunächst auf unter 0.8 Prozent und spätestens bis 2017 auf weniger als 0,5 Prozent reduzieren. Damit werden Finanzmittel frei, die sich in innovative Projekte investieren lassen.
Software as a Service (SaaS)
SaaS ist ein besonders beachtenswerter Trend, weil er von den Fachabteilungen vorangetrieben wird. Während sich ihr Bedarf an Computing-Power aus öffentlichen IaaS-Plattformen zumeist auf wenige, sehr spezielle Anwendungen etwa für Rendering beschränkt, ist die Nachfrage nach Applikationen aus der Cloud gewaltig.<br><br><br>SaaS erfüllt den schon immer vorhandenen Wunsch, Anwendungen schnell und frei von Beschaffungsbedenken der IT-Organisation nutzen zu können. <br><br> Aber der IT-Organisation ermöglichen SaaS-Lösungen komfortable Wege. Sie erleichtern beispielsweise einen internationale Rollout von Applikationen.
Consumerization
Spätestens mit der Einführung des iPhones hielt die IT Einzug in Massenmarkt. Den Anbietern eröffnen sich damit völlig neue Dimensionen. Statt tausende von Unternehmen als Kunden zu gewinnen, geht es nun darum, Milliarden von Nutzern weltweit zu erreichen. Über das Privatkundengeschäft dringen mobile Geräte und Anwendungen in die Unternehmen vor und verändern sowohl die interne IT, als auch das ITK-Geschäft nachhaltig. <br><br> Als Beispiel seien die häufig in Smartphones verbauten ARM-Prozessoren (Advanced RISC Machine) genannt: Sie sind heute auch schon in hoch-performanten, massiv parallelen Server-Systemen zu finden. Das Wettbewerbsumfeld verändert sich demnach, ausgelöst durch Erfolge im Privatkundengeschäft. <br><br> Im Unternehmens-internen Umfeld steigen die Ansprüche. Die privat angeschafften IT-Geräte und Anwendungen übertreffen oftmals die Unternehmens-IT in Sachen Komfort, Innovation, Mobilität und Multi-Media. Zudem sind sie auch noch günstiger. Dieser Entwicklung muss sich die IT-Organisation stellen.
Digitalization - IT als Produkt
Die Digitalisierung unseres täglichen Lebens und der Arbeitswelt schreitet unaufhörlich voran. Verbreitung und Durchdringung haben bereits nie gekannte Höhen erklommen, und das Ende ist nicht absehbar. M2M-Anwendungen (Maschine-zu-Maschine) steht in den Startlöchern. Intelligente Werkzeuge, Maschinen und Dienstleistungen schaffen eine Basis dafür, sich gegenüber Wettbewerbern zu differenzieren.