Perspective Daily

Online-Magazin für konstruktiven Journalismus

17.02.2016
Laut einer alten Journalistenregel sind nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten. Junge Medienunternehmer wollen das ändern: Statt auf Skandale setzen sie auf Lösungswege - in einem Online-Magazin für konstruktiven Journalismus.

Die Welt ist besser, als die Nachrichten sie machen - dieser Überzeugung sind Maren Urner und ihr Team. Täglich nur Krisen- und Katastrophenberichterstattung - "das lässt Leser zurück, die sich ohnmächtig fühlen, die gar nicht mehr nach Lösungen suchen", sagt die 31-Jährige. Gemeinsam mit Bernhard Eickenberg (31) und Han Langeslag (32), will die promovierte Neurowissenschaftlerin daher selbst zur Medienmacherin werden. Das Team hat das Projekt Perspective Daily gegründet. Es soll ein Online-Magazin mit ausdrücklich konstruktivem Blickwinkel werden.

Das Online-Magazin Perspective Daily verschreibt sich dem konstruktiven Journalismus. Die Crowdfunding-Kampagne läuft noch bis zum 21. Februar.

Damit aus dem Start-Up Wirklichkeit werden kann, brauchen sie noch Tausende zahlende Nutzer. Deutschlandweit trommeln sie deshalb um Unterstützung und haben dabei auch Prominente wie Schauspielerin Nora Tschirner an Bord. Per Crowdfunding wollen sie genug Geld zusammentragen, um ihre Arbeit mit rund einer halben Million Euro zu finanzieren. Eine Redaktion mit sechs Mitarbeitern und Gastautoren ist das Ziel. Erklären sich 12.000 Leser bereit, den Jahresbeitrag von 42 Euro zu bezahlen, wird die Idee umgesetzt. Nur wer zahlt darf lesen, kommentieren, die Themen mitbestimmen. Mehr als 5000 Unterstützer sind bereits zusammengekommen. "Das wird klappen!", ist Eickenberg sicher.

Online-Magazin als Crowdfunding-Projekt

Die letzten Meter seien oft die entscheidenden bei Crowdfunding-Projekten, sagt Anna Theil, Pressesprecherin der Internetplattform "Startnext". Dort sammeln Gründer und Initiativen mit dem virtuellem Klingelbeutel kleinere und größere Investitionen ein. Journalismus mache zwar nur einen Teil der mehr als 3000 bereits finanzierten Projekte aus. Der Zweig wachse aber aktuell, berichtet Theil: Rund 150 Medienprojekte seien inzwischen erfolgreich finanziert. Ideengeber waren häufig kleinere Magazine, aber auch die "Süddeutsche Zeitung" sammelte für ein Sondermagazin mehr als 30.000 Euro ein.

Konstruktiver Journalismus statt erlernter Hilflosigkeit

Dass es großen Bedarf an neuen journalistischen Formen gibt, darüber ist sich das Team von Perspective Daily sicher. "Wie viele Menschen gehen denn davon aus, dass es heute nur halb so viele Tote durch Naturkatastrophen gibt, wie noch in den 1970ern?", fragt Maren Urner. Dass sich die Zahl tatsächlich halbiert hat, geben in europaweiten Befragungen die allerwenigsten als Antwort - zu oft ist von Erdbeben- oder Flut-Katastrophen zu lesen. Diese Verzerrung halten Unger und ihre Mitstreiter für problematisch: "Wer auf Seite 1 pausenlos von ausweglosen Krisen liest, denkt, er könne nichts ändern. In der Psychologie heißt das 'erlernte Hilflosigkeit'", erklärt Urner.

Mit "konstruktivem Journalismus" wollen sie ihre Leser davon befreien. Gemeint sei aber keine Wohlfühl-Berichterstattung, die Negatives ausblendet. Vielmehr verschreibt sich Perspective Daily dem Ansatz, Lösungen aufzuzeigen - so dass nicht nur die schnelle, verkürzte Negativ-Schlagzeilen hängen bleiben, sondern Probleme tief- und hintergründig als Herausforderungen geschildert werden.

Die Top-CIOs der Medien-Unternehmen
Sven Rathjen, Spiegel-Verlag
Sven Rathjen ist seit Januar 2016 Leiter der IT des Spiegel-Verlags. Er übernahm die Aufgabe von Jesper Doub. Rathjen kommt von der Dumont Systems GmbH & Co. KG, wo er zuletzt als Geschäftsführer die IT der Dumont Mediengruppe verantwortete.
Patrick Sturm, Sky
Patrick Sturm ist seit Juli 2018 CIO beim Pay-TV-Fernsehsender Sky in Unterföhring bei München. Sein genauer Titel lautet Senior Vice President Information Technology. Sturm kommt aus dem eigenen Haus, zuletzt war er seit Januar 2017 bei Sky Senior Vice President Product Development & Innovation. Vor seiner Zeit bei Sky führte Sturm als Gründungspartner ein technologie- und umsetzungsorientiertes Beratungsunternehmen.
Gerhard Thomas, Burda Verlag
Gerhard Thomas arbeitet seit Januar 2005 als CIO beim Medienkonzern Hubert Burda Media Holding mit Sitz in München. Zugleich ist er Geschäftsführer der Burda Digital Systems GmbH, ein Technologie- und Beratungsdienstleister für die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle und von IT-Lösungen. 2008 gründete er die Valiton GmbH, die Full-Service Agentur für digitale Geschäftsmodelle. Im Januar 2011 übernahm er zusätzlich den Posten des Geschäftsführers bei Burda Direkt Services. Gerhard Thomas blickt auf eine 17-jährige Laufbahn als IT-Berater bei Ploenzke, SerCon und Accenture zurück.
Wolfgang Wagner, WDR
Im April 2013 hat Wolfgang Wagner (53) den Posten des Direktors Produktion und Technik beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) übernommen. In dieser Position verantwortet er unter anderem auch den produktionsnahen IT-Bereich des WDR. Dazu gehören allein 200 Mitarbeiter. Insgesamt führt der neue Produktionsdirektor 1800 Mitarbeiter. Der Elektroingenieur mit Fachrichtung Nachrichtensysteme wechselte vom ZDF, wo er den Geschäftsbereichs Informations- und Systemtechnologie in der Produktionsdirektion des ZDF leitete. Zu seinen wichtigsten anstehenden Aufgaben beim WDR gehört das Projekt "tv 20:15", womit die die Vernetzung der digitalen Fernsehproduktion vorangetrieben werden soll. Außerdem will er ein neues Dispositionssystem einführen sowie das Rechenzentrum der Direktion neu strukturieren und konsolidieren.
Pietro Tomasino, Gruner + Jahr
Pietro Tomasino ist seit Januar 2010 der Leiter der Informationstechnologie beim Druck- und Verlagshaus Gruner+Jahr. In dieser Funktion ist Tomasino verantwortlich für die IT-Landschaft des deutschen Geschäftsbereiches. Seine Position kommt damit dem eines klassischen CIOs am nächsten, auch wenn es diese Bezeichnung im Unternehmen Gruner+Jahr nicht gibt. Tomasino ist auch verantwortlich für die Entwicklung und den Betrieb der Redaktionssysteme Print und Online, der Vertriebs- und Anzeigensysteme sowie ERP-Systeme. Außerdem soll die Webentwicklung konsolidieren und neu ausrichten. Daneben steht die Einführung neuer Content Management Systeme zur Unterstützung der digitalen Transformation in den Redaktionen sowie die Modernisierung der Office- und Rechenzentrums-Infrastruktur. Gruner + Jahr hat in insgesamt mehr als 30 Ländern mehr als 11.800 Mitarbeiter.
Reinhard Görtner, RTL II
Reinhard Görtner ist seit 2004 Leiter der Abteilung „IT & Services“ beim Münchener TV-Sender RTL II. Ab Januar 2018 trägt er den Titel CIO. Dazu kommen neue Kompetenzen über die Abteilungen „Application Development“, „Technology Operations“ sowie „Media Asset Support“. Seit 2015 ist Görtner als Leiter IT & Broadcast zusätzlich für die technische Ausstrahlung von RTL II verantwortlich.
Boris Radke, ProSiebenSat.1
Boris Radke ist neuer CIO bei der Sendergruppe ProSiebenSat.1. Radke kam im Juli 2017 vom Online-Modehändler Zalando zum Medienkonzern in Unterföhring (München) und übernahm eine Stabsstelle als Director CFO Projects beim neuen Finanzvorstand Jan Kemper. Davor war er unter anderem Leiter der Unternehmenskommunikation beim Online-Händler Zalando.
Frank Penning, RTL Group
Frank Penning übernimmt als Bereichsleiter den neu geschaffenen CBC-Bereich Technik/IT und wird damit gleichzeitig CIO der Mediengruppe RTL. Vor seinem Wechsel zu CBC (Cologne Broadcasting Center GmbH) führte der Diplom-Informatiker für Burda den Technologiedienstleister Tomorrow Focus Technologies, gründete für Holtzbrinck mehrere Startups, betreute dort das Internet-Beteiligungsportfolio als CTO und war bei ProSiebenSat.1 Media AG für Software-Entwicklung verantwortlich. Als CTO war er in der von ihm mitgegründeten Exaring AG aktiv.
Marcus Dauck, Ringier
Marcus Dauck ist seit Januar 2014 neuer Chief Information Officer des Züricher Medienkonzerns Ringier AG. Zuvor arbeitete er als CIO bei der Ringier Axel Springer Media AG, ein Joint Venture zwischen Ringier und der Axel Springer AG in Mittel- und Osteuropa mit Sitz in Zürich. Dauck war ab 1988 Mitarbeiter der Axel Springer IT in Hamburg, von 2000 bis 2003 als Management Consultant International Media bei Siemens und von 2003 bis 2011 wiederum bei der Axel Springer AG in mehreren Funktionen tätig: als Bereichsleiter IT Anzeigen- und Marketingsysteme sowie Bereichsleiter IT Zeitungssysteme, Redaktion und Online/Print-Produktion.
Sebastian Hentzschel, BMG
Sebastian Hentzschel ist seit Oktober 2017 neuer CTO des Musikunternehmens BMG mit Sitz in Berlin. Die Stelle wurde neu geschaffen, einen CIO gibt es nicht. Er ist für Global Infrastructure, Application Development und Data Analytics zuständig. Hentzschel war zuvor SVP Group Technology bei BMG.
Johannes Claes, ZDF
Seit November 2013 leitet Johannes Claes den Geschäftsbereich Informations- und Systemtechnologie in der Produktionsdirektion des ZDF. Der 49-jährige hat in den zurückliegenden Jahren den Geschäftsbereich Außenstudios im ZDF geleitet. Der Diplom-Ingenieur Claes arbeitet schon seit 1993 in verschiedenen Funktionen für das ZDF. Von 2007 bis 2009 war er Hauptabteilungsleiter Technik beim deutsch-französischen Sender ARTE G.E.I.E in Straßburg. Bei seiner Rückkehr zum ZDF übernahm er zunächst die Leitung des Geschäftsfeldes Berlin und 2011 zusätzlich die Leitung des Geschäftsbereichs Außenstudios. Auf der Agenda von Claes steht die Weiterentwicklung der IT-Infrastruktur. MINT, die Medien-Integrierende-Netzwerk-Technologie, ist eines der Großprojekte.
Andreas Bossecker, NZZ
Der Verwaltungsrat der NZZ-Mediengruppe hat im Juni 2014 Andreas Bossecker (52) zum Leiter Digital und IT berufen. Außerdem wurde er Mitglied der Unternehmensleitung. Er verfügt über langjährige IT- und digitale Produktentwicklungserfahrung im Verlagswesen – unter anderem als CIO und CTO bei der Verlagsgruppe Handelsblatt, wo er neben den Prozessen auch für alle Online-Aktivitäten zuständig war. Anschließend war er maßgeblich als Geschäftsführer am Aufbau und der Entwicklung der circ IT GmbH beteiligt, eine der großen IT-Serviceeinheiten für Verlage im deutschsprachigen Raum.
Markus Hüßmann, Bauer Media Group
Im Hamburger Medienunternehmen Bauer Media Group ist seit Anfang Juli 2018 Markus Hüßmann Chief Technology and Information Officer (CTIO). Der neue CTIO trat dem Unternehmen 2013 zunächst als COO der Digitalsparte Bauer Xcel Media bei, er war dort für die Entwicklung einer internationalen Digitalstrategie verantwortlich. 2015 übernahm Hüßmann das digitale Publishing-Geschäft in Deutschland.
Annette Bittmann, rbb
Annette Bittmann leitet ab Januar 2019 die neu geschaffene Hauptabteilung "Mediensysteme und IT" beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). In der rund 160 Mitarbeiter starken Einheit bündelt der Sender alle IT-basierten Betriebs- und Serviceaufgaben des Senders.
Norbert Schmidt-Banasch, dpa
Norbert Schmidt-Banasch ist ab Dezember 2018 CIO der dpa-Gruppe. Die Stelle wurde neu geschaffen. Der studierte Informatiker ist und bleibt Geschäftsführer der Hamburger mecom Medien-Communikations-Gesellschaft mbH (Datenlogistik und technische Dienstleistungen), an der die dpa-Gruppe mit 60 Prozent beteiligt ist.
Matthias Moeller, Bertelsmann
Matthias Moeller, CEO der Bertelsmann-Tochter Arvato Systems, ist ab Januar 2019 zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben für die Corporate IT von Bertelsmann verantwortlich. Moeller arbeitet seit 1995 bei Bertelsmann. Nachdem er bereits als Geschäftsführer von Arvato Systems Perdata Mitglied der Geschäftsleitung von Arvato Systems gewesen war, hatte er im April 2016 das Amt des CEO von Arvato Systems übernommen.
Jens Kessler, SWMH
Die Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) hat Mitte Januar 2019 mit Jens Kessler (47) einen Chief Technology Officer (CTO) eingestellt. Die Position wurde neu geschaffen. Kessler ist von der Universal Music Group aus Santa Monica, USA, zur SWMH nach Stuttgart gewechselt. Dort hat er seit 2012 als Group CIO die digitale Transformation der Universal Music Group umgesetzt.

Visionen und Macher auf die Titelseite

Mit dem Schlagwort des konstruktiven Journalismus greift Perspective Daily ein in Skandinavien bereits stärker verbreitetes Konzept auf. "Der konstruktive Journalist stellt Fragen, wo andere schon aufgehört haben, zu berichten", erklärt Prof. Tobias Hochscherf, Medienwissenschaftler der Fachhochschule Kiel, das Ideal. Wo haben Menschen sich in der Katastrophe geholfen? Welche Ansätze gibt es anderswo, um einem bestimmen Problem zu begegnen? "Das ist natürlich an sich nicht neu, sondern war immer schon Teil von Journalismus. Was aber neu ist, ist die intensive Auseinandersetzung mit dem Konzept und die Fokussierung auf das Konstruktive."

Hochscherf sieht auch die Suche nach neuen Rollenbildern unter dem Druck sozialer Medien als Ursache: "Konstruktiver Journalismus ist einer von vielen Ansätzen, in der Informationsflut des Internets überparteiliche Orientierung zu bieten." Allerdings sei bei vielen Projekten unter der Flagge des konstruktiven Journalismus die Schwelle zum politischen Missionieren gefährlich niedrig: "Es muss der alte Grundsatz gelten: Journalisten müssen kritische Fremdbeobachter bleiben und dürfen sich mit keiner Sache gemein machen."

Auch nicht mit den Themen für eine bessere Welt, wie sie bei Perspective Daily auf der Agenda stehen sollen: Umweltschutz, wissenschaftliche Innovationen, Zusammenleben fremder Kulturen, Chancen einer menschlicheren Wirtschaftsweise. "Auch Visionen und Macher gehören mal auf Seite 1", findet Urner. (dpa/fm)

Die Geschichte der Sozialen Medien
Die Geschichte der Sozialen Medien
Social Media - die Entwicklung verändert die Welt.</br></br> Quellen: IDC, MediaBistro.com, Gartner, Forbes.com, SixRevisions.com, ViralBlog.com, InstantShift.com, CopyBrighter.com, Mashable.com, uncp.edu, FindAndConver.com
1969:
Compuserve</br> Arpanet
1971:
Die erste E-Mail
1988:
Internet Relay Chat (IRC)
1989:
Wide Web (WWW) „geboren“ am CERN
1991:
Erste Website von Tim Berners-Lee
1993:
Mosaic-Browser
1994:
Der erste Blog (Justin´s Link)
1995:
GeoCities (Personal-Homepage-Service)
1996:
ICQ (freie Messaging-Software)
1998:
Google-Suchmaschine
2002:
Friendster
2004:
Facebook (in Harvard)</br>Flickr
2008:
Das erste iPhone
2011:
56 Millionen Twitter-Nutzer</br>550 Millionen Facebook-Nutzer</br>Google+
2012:
Eine Milliarde Facebook-Nutzer</br>500 Millionen Twitter-Nutzer</br>400 Millionen Google+-Nutzer</br>2,4 Milliarden Internet-Nutzer</br>6 Milliarden Mobiltelefonverträge