Vom Netz auf die Straße

Online-Händler öffnen reale Läden

25.03.2015
Ein Ladenbetreiber, der zusätzlich einen Online-Shop eröffnet, ist längst keine Seltenheit mehr. Einige Internet-Händler gehen nun jedoch den umgekehrten Weg – und öffnen Filialen in der realen Welt. Auch der Internetriese Amazon denkt angeblich darüber nach.
shoepassion.com-Laden in München
Foto: shoepassion.com

Einmal durch Amazon bummeln? Was unvorstellbar klingt, könnte schon bald Realität werden: Klassische Internethändler wagen sich derzeit verstärkt in die nicht-virtuelle Welt - und eröffnen erste stationäre Läden. Jüngstes Beispiel: Der Internetriese Amazon, der angeblich über einen Laden in New York nachdenkt. Auch in Deutschland lassen sich derzeit reine Online-Händler in der Fußgängerzone nieder.

"Es ist tatsächlich so, dass immer mehr Onliner sich in die stationäre Welt begeben", sagt Eva Stüber vom Institut für Handelsforschung (IFH). Online kann man datenbasiert etwas über den Kunden lernen, aber das Persönliche geht besser im Geschäft."

Nach IFH-Angaben gibt es hierzulande derzeit 40.000 reine Online-Händler - nach Prognosen der Experten dürften 90 Prozent von ihnen allerdings nicht bis 2020 überleben. Ein Grund ist demnach die Übermacht von Internetriesen wie Amazon und Zalando. Grund genug, in der nicht-virtuellen Welt aktiv zu werden - auch wenn die Platzhirsche aus dem Netz selbst dorthin drängen.

Zuletzt öffnete etwa der Online-Trachtenhändler Almliebe eine Filiale in München. Auch der Internet-Möbelverkäufer Fashion4home hat seine Sofas bereits auf Einkaufsmeilen in Berlin oder Hamburg aufgebaut. Ein weiteres Beispiel ist der Elektronikhändler Cyberport. Aus den Fußgängerzonen fast nicht mehr wegzudenken ist indes der Online-Müsliversender Mymuesli, der den ersten Laden 2009 startete und Ende dieses Jahres bereits auf 25 Filialen kommen will.

Best in eCommerce - die Award-Träger
Bester B2C-Shop: Deutsche See, Netshops, Shopware
Dominik Hensel vom E-Commerce Team bei der Deutsche See GmbH, mit dem "Best in eCommerce"-Award in der Kategorie "Bester B2C-Shop". Links im Bild: Stefan Sobczak, Geschäftsführer der Netshops Commerce GmbH
Bester B2B-Shop: Ostermann / nionex
Dietmar Schulte (nionex) und Verena Uhlenbrock (Ostermann) wurden mit dem "Best in eCommerce"-Award in der Kategorie "Bester B2B-Shop" ausgezeichnet.
Erfolgreichste Performance-Verbesserung: Sascha Hörr Edelstahlhandel mit SoftENGINE
Christian Erbach, Teamleiter Partner Account Management (Deutschland/Österreich) bei der SoftEngine GmbH, präsentiert stolz den "Best in Commerce"-Award in der Kategorie "Erfolgreichste Performance-Verbesserung" für den Relaunch des B2B-Shops von Sascha Hörr Edelstahlhandel
Bester Neustart einer B2C-Shops: STABILO, SO WHAT!, Shopware
Maximilian Neuse (ganz links) und Christian Titze (ganz rechts) von der Agentor SO WHAT! freuen sich über den "Best in eCommerce"-Award in der Kategorie "Bester Neustart einer B2C-Shops" für die Markenwelt von STABILO.
Bester B2C-Shop: Beate Uhse / Interwall / hybris / Microsoft
Pamela Wallentowitz und André Schütte vom interwall team neusta präsentieren ihren Award in der Kategorie "Bester B2C-Shop" für das Beate-Uhse-Projekt.
Beste Multi-Channel-Umsetzung: RC Service / ElectronicSales
Martin Pfisterer und Rainer Schmelzle von ElectronicSales durften sich über zwei Awards freuen, einmal in der B2B-Kategorie (Webshop von Hügli) und einmal für die "Beste Multi-Channel-Umsetzung" (Projekt mit sechs Händlern).
Bester ITK-Webshop: TonerPartner.de, einscommerce, Oxid
Ingo Hagemann, Inhaber der Webagentur einscommerce aus Osnabrück, freut sich riesig über den "Best in eCommerce"-Award in der Kategorie "Bester ITK-Webshop". Kunde war hier tonerpartner.de, Technologie-Lieferant Oxid.
Beste ePayment-Lösung: Sage Pay und AC Surfpaket
Glenn Martinez (Sage Pay) und Patrick Niesler (AC Surfpaket) freuen sich über die Auszeichnung für die beste E-Payment-Integration.
Beste Mobile-Commerce-Anpassung: Donkey Products mit Netshops und Shopware
Stefan Sobczak, Geschäftsfüher von Netshops, und Janne-Flemming Berngruber, Leiter E-Commerce bei Donkey Products, präsentieren stolz die "Best in eCommerce"-Trophäe für den ersten Platz in der Kategorie "Beste Mobile-Commerce-Anpassung".
Bester B2B-Shop: Murrelektronik, NETFORMIC, Shopware
Robert Burkhardt, CIO bei der Murrelektronik GmbH, präsentiert stolz den "Best in eCommerce"-Award in der Kategorie "Bester B2B-Shop". Als Agentur agierte bei diesem Projekt die NETFORMIC GmbH, Technologie-Lieferant war Shopware.
Bester B2C-Shop: gartenmoebel.de mit top concepts und Oxid
Henrik Steffen, Geschäftsführer der top concepts GmbH, freut sich über die "Best in eCommerce"-Auszeichnung für den Relaunch des B2C-Shops gartenmoebel.de.
Bester ITK-Webshop: Globell
Hakan Keser und Thomas Kuligowski (beide Globell) freuen sich über die Auszeichnung als bester ITK-Webshop.
Erfolgreichste Performance-Verbesserung: outdoorartikel24 / infozoom
Florian Bader, Geschäftsführender Gesellschafter der Makropus GmbH & Co. KG und Betreiber des Outdoorartikel24-Webshops, und Andreas Brüggenties, Key Account Manger bei der human IT Software GmbH (infozoom), freuen sich über den "Best in eCommerce"-Award in der Kategorie "Erfolgreichste Performance-Verbesserung".
Bester B2B-Shop: Hügli mit ElectronicSales
Thomas Kofler hält den "Best in eCommerce-Award" in der Kategorie "Bester B2B-Shop" stolz in die Kamera - umrahmt von den ElectronicSales-Managern Martin Pfisterer (links) und Rainer Schmelzle (rechts).
Bester Distributionsshop: Freicon mit Also
Ralf-Markus Minter, E-Commerce-Spezialist beim Distributor Also, präsentiert die Broschüre für den "Also my.Store"-Mietshop für ITK-Fachhändler. Dafür erhielt der Manager den "Best in eCommerce"-Award in der Kategorie "Bester Distributionsshop".

"Viele Menschen möchten Produkte, gerade Lebensmittel, ja erstmal anfassen und eventuell probieren vor einem Kauf", sagt Mymuesli-Mitgründer Max Wittrock. "Das können wir in den Läden bieten und auch beraten." Zugleich rufe das Logo in der Innenstadt die Marke ins Bewusstsein. Wittrock: "Es schadet der Bekanntheit sicher nicht, wenn viele Menschen jeden Tag an Mymuesli-Läden vorbeilaufen."

Mehr als reine Ausstellungsfläche

Fachleute sehen stationäre Läden daher auch als eine Art Ausstellungsfläche für das Unternehmen. "Ich glaube, dass ein stationäres Handelsgeschäft einen Showroom-Charakter hat und auch eine Markenpräsenz vermittelt", sagt Thomas Harms, Handelsexperte bei EY. Vor allem für Modehändler könne sich das lohnen - auch um künftig unnötige Retouren zu vermeiden.

Der Online-Händler Zalando ist ebenfalls in der echten Welt angekommen - und betreibt in Berlin und Frankfurt Outlet-Stores. Über den Verkauf reduzierter Ware hinaus sind einer Sprecherin zufolge allerdings keine Filialen geplant. "Wir sind vom Herzen her auf jeden Fall Online-Händler und das ist auch unser Fokus", sagt sie. Die Outlets seien aber ein "guter Berührungspunkt" zu den Kunden.

Medienberichten zufolge sollen Kunden in der möglichen Amazon-Filiale etwa online bestellte Waren abholen und nicht mehr erwünschte Artikel zurückgeben können. Außerdem solle es dort in einer Art Mini-Lagerhaus ein eingeschränktes Sortiment von Waren zur Zustellung am selben Tag innerhalb New Yorks geben.

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Auch Kunden des Trachtenhändlers Almliebe können sich Ware aus dem Online-Shop zur Anprobe in die Filiale schicken lassen. Umgekehrt können Kunden im Laden an speziellen Stationen das Online-Sortiment durchforsten. Fachleuten zufolge ist gerade diese Verzahnung der verschiedenen Verkaufskanäle ein Schlüssel zum Erfolg.

Nicht jeder Online-Händler benötigt einen Laden

Muss nun aber jeder Internet-Anbieter raus ins wahre Leben? "Ich glaube nicht, dass jeder Online-Händler ein stationäres Geschäft braucht", sagt EY-Branchenkenner Harms. IFH-Expertin Stüber weist auf die Fallstricke hin: "Allein schon die Standortwahl ist ein Thema, das für Onliner bisher nicht relevant war. Hinzu kommen lang laufende Mietverträge oder die Frage nach der Ladengestaltung."

Fallstricke gebe es aber auch im Netz, hält man bei Mymuesli dagegen: "Immerhin kann offline kein Server abstürzen und man muss nicht auf Hunderte verschiedene Betriebssysteme achten", sagt Wittrock. "Alle Kunden kommen durch die gleiche Eingangstür in den Laden." (dpa/rw)