Machtwechsel

Nvidia toppt mit der Geforce GTX 670 die Konkurrenz

16.06.2012 von Friedrich Stiemer
Nvidia schickt seinen zweiten Single-Core-Krieger ins Feld: Die Geforce GTX 670 liefert sich ein Duell mit der AMD Radeon HD 7950. Ob es dunkel für die AMD-Konkurrenz wird, klärt unser Test.
Foto: Nvidia

Die Nvidia Geforce GTX 670 ist der direkte Konkurrent zur AMD Radeon HD 7950, die sich in unserem Test als eine energieeffizente und leistungsfähige Grafikkarte erwiesen hat. Nvidia schickt sich an die Werte zu überbieten - ob die kleinere Kepler-Version das schafft, zeigt unser Test.

Ausstattung der Nvidia Geforce GTX 670: Stark aufgestellt

Reduzierter GPU-Takt.

Für die Berechnung der komplexen Grafikkeffekte wie der Tesselation oder der Kantenglättung sorgen - wie schon bei der GTX 680 - die sogenannten SMXs (Streaming-Multiprozessoren), insgesamt Sieben an der Zahl und somit genau ein SMX weniger im Vergleich zur 680. Im Inneren der SMXs arbeiten je 192 Cuda-Kerne (= Shader-Einheiten), also alles in allem genau 1344 Stück (GTX 680: 1536). Bei der Geforce GTX 670 beträgt der GPU-Takt 915 MHz. Der Nvidia-spezifische Boost Clock liegt dabei bei 980 MHz. In folgender Tabelle haben wir die Unterschiede zur AMD Radeon HD 7950, Nvidia Geforce GTX 680 & 670 übersichtlich zusammengestellt:

Nvidia Geforce GTX 670

Nvidia Geforce GTX 680

AMD Radeon HD 7950

GPU

GK104

GK104

Tahiti

Transistoren

3,5 Milliarden

3,5 Milliarden

4,3 Milliarden

Chipgröße

294 mm²

294 mm²

365 mm²

GPU-Takt

915 MHz

1006 MHz

800 MHz

Speicher

2048 MB-DDR5

2048 MB-DDR5

3072 MB-DDR5

Speicher-Takt

1502 MHz

1502 MHz

1250 MHz

Speicherdurchsatz

6 Gbit/s

6 Gbit/s

5 Gbit/s

Speicher-Interface

256 Bit

256 Bit

384 Bit

Shader-Einheiten

1344 Stück

1536 Stück

1792 Stück

TDP

170 Watt

195 Watt

200 Watt

Damit sind die Unterschiede zur GPU der Geforce GTX 680 schon erledigt - den Rest hat Nvidia nicht verändert. Der Speicherdurchsatz des 2048 MB großen DDR5-Speichers liegt dank der physikalischen Taktrate von 1502 MHz weiterhin bei flotten 6 GBit/s. Alleine von den technischen Spezifikationen her ist die AMD Radeon HD 7950 erst einmal geschlagen. Ob AMD dem Druck Stand halten kann, klären unsere Benchmarks weiter unten.

Die Video-anschlüsse sind gleich geblieben.
Foto: Nvidia

Auch die Anschlüsse für die Bild-Wiedergabe haben sich nicht verändert, weshalb Sie weiterhin auf zwei Mal DVI, einmal HDMI und einen Displayport zurückgreifen und mit der Technik 3D Vision Surround insgesamt vier Monitore ansteuern können. Wie auch schon bei der AMD Radeon HD 7000-Serie sind auch alle Features des Top-Modells der Nvidia 600-Familie auch bei den etwas kleineren Modellen verfügbar: Die Kantenglättung TXAA, GPU Boost, Adaptive VSync und viele mehr. Um die Grafikkarte mit Strom zu versorgen sind zwei 6polige PCI-Express-Stromanschlüsse nötig, die Verlustleistungsgrenze (TDP) liegt bei recht geringen 170 Watt.

Multimedia-Leistung: Hohes Leistungsniveau

Mäßige OpenGL-Leistung bei der 670.

Aufgrund der ordentlichen Power treibt die Nvidia Geforce GTX 670 natürlich auch Multimedia-Anwendungen wie Video-Programme oder Bildbearbeitungs-Tools ohne Anstrengung an. Das Transcodieren von Full-HD-Filmchen ins iPad-Format geht ebenfalls angenehm flott über die Bühne: 26 Sekunden für WMVs, 36 Sekunden für H.264-Material. Hier vergleichen wir wieder mit der AMD Radeon HD 7950, die sich etwas mehr Zeit gönnt und für den gleichen Transcodierungsvorgang 30 Sekunden respektive 49 Sekunden benötigt. Auch bei der Entlastung der Haupt-CPU legt sich der Videoprozessor der GTX 670 besser ins Zeug: Im Schnitt arbeitet unser Intel Core i7-3960X Extreme Edition nur zu drei Prozent, bei der AMD-Grafikkarte sind es schon sechs Prozent.

Wenn es aber um die OpenGL-Leistung geht, hat AMD wieder die Nase vorn. Denn der Benchmark in Cinebench 11.5 kommt bei der GTX 670 auf läppische 52,22 Bilder pro Sekunde, die Radeon HD 7950 kommt dagegen auf ein vorbildliches Ergebnis von 78,17 Bilder pro Sekunde. Also sind Sie weiterhin mit einer AMD-Grafikkarte besser beraten, wenn es um die Beschleunigung von OpenGL-Software geht. Die restliche Leistung der Geforce GTX 670 ist aber mustergültig und verweist den Rivalen auf die hinteren Ränge.

Spiele-Leistung: Hängt die Konkurrenz ab

Komplexe Effekte sind kein Problem.

In der Haupt-Disziplin Gaming hat sich die AMD Radeon HD 7950 als absolut Spieletauglich erwiesen - selbst aufwändige Spiele wie Battlefield 3 ruckelten nicht. Die Erwartungen an die GTX 670 sind also entsprechend hoch. Um gleich beim Shooter Battlefield 3 zu bleiben: Mit Ultra-Settings und in Full-HD messen wir durchschnittlich 51 Bilder pro Sekunde und schlägt somit die Radeon HD 7950 um 10 Bilder.

Der Trend setzt sich in der Rennsimulation Dirt 3 fort, wo der Benchmark auf rasante 104 Bilder pro Sekunde kommt. Die 7950 ist trotz flüssigen 75 Bilder in der Sekunde dennoch abgeschlagen. Überrascht hat uns aber das Ergebnis bei der Messung in Anno 2070: Hier unterliegt die GTX 670 der Radeon HD 7950 mit 45 zu 59 Bilder pro Sekunde. Eine weitere Überraschung ist, dass die GTX 670 auch das aktuelle AMD-Flaggschiff Radeon HD 7970 überbietet. Zur besseren Übersicht haben wir eine weitere Vergleichstabelle für Sie zusammengestellt:

Durchschnittliche Bildwiederholrate (Bilder pro Sekunde)

Nvidia Geforce GTX 670

AMD Radeon HD 7950

Nvidia Geforce GTX 680

AMD Radeon HD 7970

Battlefield 3 (Ultra, Full-HD)

51

41

54

48

Dirt 3 (Sehr hoch, Full-HD)

104

75

117

92

Anno 2070 (Sehr hoch, Full-HD)

45

59

60

60

3D Mark 11 hält einen aufwändigen DirectX-11-Benchmark bereit, den wir unter den Extreme-Voreinstellungen starten. Das Ergebnis ist eine vorbildliche Punktzahl von 2895 Punkten. Die 7950 kommt auf eine geringere Punktzahl von 2294. Sogar dieRadeon HD 7970 ist im synthetischen Benchmark geschlagen! Kurzum ist die Nvidia Geforce GTX 670 beeindruckend leistungsfähig und hängt sogar die beiden Oberklasse-Modelle des Konkurrenten AMD ab.

Der Aspekt der Umwelt & Gesundheit: Immer einen Tick besser

Bei der GTX 670 sind zwei 6polige Stromanschlüsse nötig.
Foto: Nvidia

Die Leistungsaufnahme ist nah dran an der Radeon HD 7950, aber dann doch etwas besser: Im Idle sind es 84 Watt, unter Last 243 Watt. Zum Vergleich die 7950: 87 und 250 Watt. Nvidia holt also schon im Referenz-Design mehr Effizienz aus seiner Grafikkarte. Hinweis: Wir messen den Verbrauch der gesamten Testplattform. Die Kühl-Leistung der Geforce GTX 670 ist erfreulich gut und weit weg vom vorbelasteten Referenz-Kühler-Klischee. Unter Last steigt die Temperatur auf maximal 77 Grad Celsius, im Leerlauf sind es geringe 35 Grad Celsius. Auch mit diesen Werten ist die Nvidia-Karte um einen Tick besser.

Die Lautstärke ist aber auf einem generell zu hohem Niveau: sofern nichts zu tun ist, dreht der Lüfter bereits auf hörbaren 1,0 Sone. Unter Last dreht die Karte richtig auf und wir messen eine Lautheit von 3,4 Sone, die Sie auch definitiv aus einem geschlossenen Gehäuse heraushören. Selbst damit ist Nvidia aber auch besser unterwegs als AMD: Unter Last röhrt die 7950 verboten laut mit 4,3 Sone. Hier sind wieder Partner-Hersteller wie Asus, HIS oder Gigabyte gefragt, die dem Referenz-Designs meist eine anständige Kühlung verpassen.

Fazit Nvidia Geforce GTX 670: Nvidia sorgt für neue Strukturen

Hängt locker die Konkurrenz ab: Die Geforce GTX 670.
Foto: Nvidia

Die Nvidia Geforce GTX 670 ist die beste Singlecore-Grafikkarte nach der Geforce GTX 680. Die gezeigte Leistung ist stets auf einem hohen Niveau und hängt damit sogar das AMD-Top-Modell Radeon HD 7970 ab, obwohl die Radeon HD 7950 der direkte Konkurrent sein soll. Und dabei stimmt auch noch der Stromverbrauch und darf sich als eine der effizientesten Grafikkarten auf dem Markt brüsten. Darüber hinaus ist die Grafikkarte voll Spieletauglich, selbst für komplexe und aktuelle Spiele in hohen Auflösungen. Die Features wie Adaptive VSync und GPU Boost macht die Geforce GTX 600-Familie generell zu etwas besonderem. Der multimediale Bereich ist mit der Grafikkarte ebenfalls sehr gut abgedeckt und lässt für kreatives Handeln keine Wünsche offen. Zu bemängeln ist jedoch der laute Lüfter, der unter Last deutlich zu hören ist.

Das Herzstück ist die GK104-Kepler-GPU.
Foto: Nvidia

Dennoch bleibt abzuwarten, wie es um die Verfügbarkeit der GTX 670 steht. Denn der Chip-Hersteller TSMC baut seine 28-Nanometer-Fertigung nur langsam aus, weshalb die Grafikkarten bis jetzt recht rar gesät sind. Mittlerweile hat AMD auch seine Preisempfehlungen für die Grafikkarten Radeon HD 7970 auf 399 Euro und für die 7950 auf 329 Euro gesenkt, um dem Konkurrenten wenigstens im finanziellen Bereich einen Schritt voraus zu sein. Denn die unverbindliche Preisempfehlung für die Nvidia Geforce GTX 670 liegt bei 329 Euro ohne 19 Prozent Mehrwertsteuer: Das macht knappe 400 Euro an der Ladentheke. Für die erbrachte Performance ist der Preis jedoch nicht zu hoch angesetzt.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.