Nvidia Grafikkarte im Test: Geforce 8800 Ultra

06.06.2007 von Christian Helmiss
Nach GTS und GTX kommt Ultra, die schnellste Variante der Geforce-8800-Serie von Nvidia, der aktuellen High-End-Reihe. Wie haben uns die Karte ins Testcenter geholt und kritisch unter die Lupe genommen.

Wenn Nvidia uns keine Referenzkarte zum Testen schickt, deutet das in der Regel darauf hin, dass Nvidia der Meinung ist, die Karte wäre für die Leserschaft ohnehin nicht besonders interessant, und bedient stattdessen lieber Spielezeitungen. Irgendwie hat die Firma ja Recht, unsere Leser sind nämlich vor allem praktisch veranlagt und könnten daher denken: „Es gibt derzeit zwar ermüdend viele Leistungssprünge, DirectX 10, Shader-Model 4, Unified Shader und so weiter und so fort, aber keine Software, die die neuen Leistungsreserven nutzen könnte.“

Mittlerweile ist die Karte trotzdem über Umwege bei uns eingetrudelt. Nach dem Test wurde uns klar, dass sich Nvidia vielleicht auch vor den deutlichen Worten der Tester fürchten könnte: Aussagen wie „unverschämt teuer“, „unsinnig schnell“ und „Stromfresser“ werden dort gar nicht gern gelesen. Was das „Monstrum“ wirklich kann, verraten wir auf den folgenden Seiten.

Technik: Die Details des Überfliegers

Innere Werte: Der neue Grafikchip Geforce 8800 Ultra taktet mit superschnellen 612 MHz, der Speicher mit 2160 MHz (effektiv). Das ist noch mal deutlich flotter als die GTX-Version, die mit 585 und 1800 MHz arbeitet. Weiterhin wird der 768 MB große Speicher jedoch über eine 384 Bit breite Schnittstelle angesprochen.

Äußerlichkeiten: Von außen kommt die Ultra ganz schön monströs daher. Die Lüfter-/Kühlkörperkombination umschließt die gesamte Grafikkarte, und der Lüfter ragt wie ein Buckel ein Stück nach oben. Die Karte selbst ist mit gut 27 Zentimetern ziemlich groß und passt somit nicht einmal in jeden Midi-Tower hinein – prüfen Sie das bei Bedarf vor dem Kauf. Auch ist sie mit 760 Gramm Gewicht ziemlich schwer – wir empfehlen die zwei Slotbleche breite Karte wirklich mit den zwei Slotblechschrauben zu fixieren. Ansonsten könnte sich die Karte bei PC-Umzugsaktionen leicht selbständig machen.

Kontaktfreudig: Ebenso wie die restlichen Mitglieder der Geforce-8800-Familie ist die Ultra DirectX-10-kompatibel (Shader Model 4.0) und verfügt über 128 Unified-Shader-Einheiten. HDCP wird unterstützt und Videos können über den S-Video-Anschluss oder über die Dual-Link-DVI-Buchsen ausgegeben werden.

Tempotests: schnell... sehr schnell!

Einschätzung: Von vornherein ist ja klar, dass diese Karte wahnsinnig schnell ist. Schon die etwas schwächere GTX-Version bietet mehr Leistung, als Sie bei aktuellen 3D-Titeln benötigen werden. Die interessanten, anspruchsvollen 3D-Titel mit Direct-X-10-Unterstützung, die von den Herstellern zwar ewig versprochen, aber bisher noch nicht ausgeliefert werden, lassen noch auf sich warten - ob die kommenden 3D-Kracher echte High-End-Karten in die Knie zwingen können, ist fraglich.

3D-Mark 06: Der synthetische Benchmark ist sehr weit verbreitet, alle Chip-Hersteller tunen ihre Treiber für ihn. Daher ist er nur ein Anhaltspunkt dafür, wie schnell die Hardware unter optimalen Bedingungen sein kann. Die Geforce 8800 Ultra erreichte bei 1024 x 768 Bildpunkten Auflösung 12.589 3D-Marks – die Leistungssteigerung zum GTX-Chip beträgt somit 6 Prozent. Der Unterschied steigt mit der Auflösung an, bei 2560 x 1600 Bildpunkten sind es rund 13 Prozent

Praxistests: Bis gute DirectX-10-Anwendungen wie das seit einem halben Jahr überfällige Crysis zu haben sind, muss unser teilweise überholter Benchmark-Parcours herhalten. Mit der Geforce 8800 Ultra können Sie sich bei Auflösungen von 1600 x 1200 Bildpunkten oder mehr über Bildraten von 60 (Far Cry und X3), 113 (Splinter Cell 3), 155 (Quake 4) und 96 Bilder/s (Fear) freuen.

Stromverbrauch und Lautstärke: Die Nvidia 8800 Ultra besitzt zwei 6-pin-PCIe-Stromstecker und benötigt ein mindestens 450 Watt starkes Netzteil. Unser Test-PC fraß im Leerlauf 182 Watt Leistung. Der Stromverbrauch stieg unter Last auf 330 Watt – ein heftig hoher Wert. Das ist sogar noch gut 40 Watt mehr als mit ATIs Spitzenmodell Radeon HD2900XT. Dafür blieb der Lüfter bei Nvidia sehr leise und drehte niemals störend hoch. Die verbauten 10.000-UPM-Festplatten waren stets deutlich lauter.

Fazit

Der neue Grafikchip Nvidia 8800 Ultra ist der schnellste, den wir jemals im Testcenter hatten. Einige Technikfreaks bekamen beim Anblick feuchte Augen und fragten, ob man auch zwei per SLI zusammenschließen könne – ja (jaja), das geht, man erhält wie üblich fast die doppelten Leistung.
Die neuen Grafikkarten mit Buckel sind für 700 Euro erhältlich. Wer das Geld sowie genügend Platz im PC hat und sich um den Stromverbrauch nicht kümmert, kann zugreifen.

Nvidia hatte Recht, uns die Karte nicht direkt zuzuschicken. Wir hätten nämlich sonst schon viel früher geschrieben, dass kein Mensch den Buckel wirklich benötigt und der praktische Mehrwert mit dem Aufpreis zum normalen GTX-Modell in keinem attraktiven Verhältnis steht.