Digitalisierungsplan

Nutzen vor Technologie

23.05.2019 von Christian Olausson  IDG ExpertenNetzwerk
Digitalisierung = Neue Technologie. Dieser vermeintlich einfachen Gleichung folgen viele Unternehmen. Stattdessen sollte der Nutzen im Vordergrund stehen.
Wo Anfangen bei einem Digitalisierungsplan?
Foto: 3D_creation - shutterstock.com

Digitale Geschäftsmodelle und Geschäftsprozesse müssen der Prämisse unterliegen, dass sie einen messbaren Mehrwert für das Unternehmen generieren. Das Resultat dieser Nutzenorientierung ist ein gemeinsames Verständnis für die Digitalisierung und ein konkretes Ziel, dass alle Beteiligten anstreben können.

Ein gemeinsames Verständnis von Digitalisierung schaffen

Häufig wird der Begriff Digitalisierung gleichgesetzt mit Technologie. Jedoch sollte der wirtschaftliche Mehrwert durch den Einsatz datenorientierter Technologien im Vordergrund stehen. Denn grundsätzlich werden mit der Digitalisierung zwei Zielsetzungen verfolgt:

  1. die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und

  2. die Optimierung von Geschäftsprozessen.

Das aktuelle Geschäftsmodell und die aktuellen Unternehmensprozesse werden dabei kritisch reflektiert und analysiert, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren und umzusetzen. Doch nicht die neuen, datenorientierten Technologien sollten in diesem Zusammenhang den Anstoß bilden. Ausschlaggebend, um ein Digitalisierungsprojekt umzusetzen, sollten die Steigerung der Wirtschaftlichkeit und der erzielbare Nutzen für das Unternehmen sein.

Nutzendimensionen beschreiben Mehrwert der Digitalisierung

Der Mehrwert der Digitalisierung für ein Unternehmen zeigt sich in den Nutzendimensionen. Diese lassen sich folgendermaßen beschreiben:

Zum Video: Nutzen vor Technologie

Durch die Konfrontation des aktuellen Geschäftsmodells und der aktuellen Prozesse mit diesen Nutzendimensionen können neue Ideen entwickelt werden. Erst im Anschluss werden, wenn auch der wirtschaftliche Mehrwert bewertet wurde, die entwickelten Ideen mit Hilfe von Technologien implementiert. Unternehmen, die sich hingegen in erster Linie mit Technologien beschäftigen, sehen sich mit unterschiedlichen Problemstellungen konfrontiert.

Digitalisierung nutzenorientiert umsetzen

Die nutzenorientierte Vorgehensweise zeichnet sich durch folgende Vorteile aus: Die beschriebenen Nutzendimensionen der Digitalisierung lassen sich intuitiv verstehen und anwenden. Beispielsweise lässt sich die Nutzendimensionen Dinge erhalten über-menschliche Sinne (sh. oben) und deren Auswirkung auf Geschäftsmodelle und Unternehmensprozesse deutlich einfacher beschreiben, als der Einfluss von Augmented Reality.
Dieses Verständnis ist notwendig, denn Digitalisierungsprojekte werden von Menschen umgesetzt. Erst wenn Digitalisierung und deren Mehrwert von allen Beteiligten verstanden wird, kann effizient kommuniziert werden und eine Umsetzung erfolgen. Digitalisierung bildet dann die Basis als Inspiration für neue Ideen und Optimierungsmöglichkeiten und kann ganzheitlich umgesetz werden. Die Ideen entwickeln sich weiter zu konkreten Projektvorhaben, die in einem nächsten Schritt qualitativ und quantitativ evaluiert werden können.

Scheitern der Technologieorientierung

Das erste Problem der Technologieorientierung ist, dass Unternehmen die Wirtschaftlichkeit und den Business Case des Digitalisierungsprojektes aus den Augen verlieren. Der Einsatz innovativer Technologien führt häufig zu hohen Kosten, sodass die Rentabilität des Projektes sinken oder nicht in geplantem Maße erreicht werden kann.

Die zweite Problematik besteht darin, dass Digitalisierungsprojekte vielfach ohne eine geeignete Systematik umgesetzt und zu starkes Vertrauen in die Kompetenz eines Anbieters gesetzt werden. Dies schränkt die Umsetzung jedoch frühzeitig sehr stark ein.

Digitale Projekte zeichnen sich häufig dadurch aus, dass mehr als eine Technologie zum Einsatz kommt und viele andere Kompetenzen, wie zum Beispiel Change Management und Prozessmanagement, gefordert sind. Unternehmen sollten sich bei derart komplexen Vorhaben auf eine praxiserprobte und anbieterunabhängige Vorgehensweise stützen. die von der ersten Idee bis hin zur Umsetzung alle relevanten Einflussgrößen berücksichtigt.

Business Case als Entscheidungsgrundlage

Die Blaupause für diese Beurteilung bildet ein Business Case. Dieser Business Case sollte sowohl qualitative, quantitative als auch zeitliche Komponenten beinhalten. Die qualitativen Merkmale werden durch eine Beschreibung der Innovation und des Innovationsumfeldes festgelegt. Die quantitative Komponente bildet eine Wirtschaftlichkeitsanalyse. Im Rahmen der Wirtschaftlichkeitsanalyse werden zuerst die Projektziele definiert, dann Potenziale und Kostengrößen festgelegt, quantifiziert und zuletzt in einer Gesamtbewertung zusammengefasst. Daraus können die zentralen Kennzahlen des Projektes abgeleitet und unterschiedliche Projektszenarien erstellt werden (z.B. best case,-realistic case,-worst case).

Die zeitliche Komponente spiegelt sich in einer Roadmap wieder, welche die wesentlichen Aufgabenpakete und Meilensteine zur Umsetzung des Projektes beschreibt. Mit diesem Business Case werden zwei Zielsetzungen verfolgt:

  1. Zum einen werden die geplanten Digitalprojekte anhand quantitativer und qualitativer Beurteilungsgrößen in eine Struktur überführt und analysiert.

  2. Zum anderen kann werden mit dem Business Case Digitalisierungsprojekte vergleichbar, so dass diese anschließend priorisiert und ausgewählt werden können.

Im Zuge der Digitalisierung werden die Karten neu gemischt - in allen Unternehmen und Branchen. Vielfach gehen Unternehmen dabei den zweiten Schritt vor dem ersten und verzetteln sich in der Umsetzung. Um Digitalisierungsprojekte erfolgreich umzusetzen gilt es daher folgende Faktoren zu berücksichtigen:

Gemeinsames Verständnis als Grundlage gemeinsamen Handelns: Digitalisierung kann nur gemeinsam gelingen. Erst ein gemeinsames Verständnis der Kerngedanken und dem Mehrwert der Digitalisierung motiviert zur Umsetzung.

Erst der Nutzen, dann die Technologie: Dieser Mehrwert kann mit Hilfe von Nutzendimensionen auf den Punkt gebracht werden. Damit lassen sich Ideen für neue Geschäftsmodelle und Unternehmensprozesse entwickeln, die anschließend mit Hilfe von Technologiebündeln umgesetzt werden.

Wirtschaftlichkeit steht im Mittelpunkt: Die Umsetzung eines Digitalisierungsprojektes sollte auf Basis wirtschaftlicher Kriterien erfolgen. Ein Business Case fasst die wesentlichen qualitativen und quantitativen Einflussgrößen zusammen und bildet die Grundlage einer unternehmerischen Entscheidung.