Notebooks: Gute Technik reicht nicht

17.10.2006 von Petra Adamik
Unternehmen, die ihre Mitarbeiter mit Mobilrechnern ausstatten wollen, stehen vor einer anstrengenden Auswahl. Die Hersteller ihrerseits müssen mehr bieten als überzeugende Produkte.

Heute arbeiten immer mehr Beschäftigte nicht mehr ausschließlich im Büro, sondern auch unterwegs oder im heimischen Office. Eine Untersuchung der Initiative D21 belegt, dass heute bereits 6,8 Prozent der Beschäftigten in Deutschland mobile Arbeiter sind. Dieser Anteil wird bis zum Ende des Jahrzehnts deutlich steigen, denn immer mehr Dienstleistungs- und Produktionsprozesse integrieren mobile Techniken.

Hier lesen Sie …

  • welche Rolle Notebooks heute in den Unternehmen spielen;

  • wer welche Notebooks kauft;

  • worauf bei der Beschaffung zu achten ist;

  • wie wichtig Service- und Finanzierungsangebote sind.

Reisezeit wird Arbeitszeit

Die Qual der Wahl haben die Beschaffer von Business-Notebooks, denn das Angebot ist vielfältig. Neben den technischen Eigenschaften spielen Zusatzangebote eine wichtige Rolle.
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Die Gartner Group spricht in diesem Zusammenhang vom "Information Worker", der mit modernen mobilen Endgeräten und Lösungen seine Arbeitswelt neu gestaltet. Das erfordere viel Engagement, Flexibilität und nicht zuletzt eine hohe Qualifikation, so die Analysten. Stimmen aber die Bedingungen, dann erhöht sich die Produktivität des Einzelnen, so eine Studie der Omni Consulting Group. Demnach steigt die Arbeitsproduktivität eines Vollzeitbeschäftigten im Durchschnitt um 13,4 TFP (Total Factor Productivity), wenn er mobile Endgeräte und Dienste nutzt. Darüber hinaus würden durch die Mobilität neue Unternehmensprozesse in Gang gebracht, mit denen die Kundenzufriedenheit steigt und Firmen ihre Wettbewerbsposition verbessern können.

Auf die Werkzeuge kommt es an

Voraussetzung dafür sind allerdings entsprechende Werkzeuge, mit denen Unternehmen ihre mobilen Mitarbeiter ausstatten. Notebooks stehen auf den Beschaffungslisten ganz oben. Nicht nur für mobile Mitarbeiter kaufen immer mehr Unternehmen Notebooks ein. Auch auf den Schreibtischen von Unternehmen und Organisationen verdrängen die beweglicheren Computer zunehmend den klassischen Desktop-PC. Zwar war das Geschäft in der ersten Jahreshälfte 2006 im Gegensatz zu anderen Segmenten des IT-Markts noch etwas flau, aber mittlerweile nimmt der Notebook-Markt in Deutschland wieder Fahrt auf. In der zweiten Jahreshälfte ist bei den Tragbaren mit zweistelligen Zuwachsraten von rund 13 beziehungsweise etwa 16 Prozent für die letzten beiden Quartale zu rechnen, so die Prognosen des Marktforschungsinstituts IDC. Einen deutlichen Anstieg prognostizieren die Marktauguren dabei für das Geschäft mit mittelständischen und Großkunden, die voraussichtlich noch vor der geplanten Mehrwertsteuererhörung ihre teilweise veraltete Infrastruktur durch moderne Modelle ersetzen werden.

Der Tragbare für den Schreibtisch

Nach übereinstimmenden Angaben verschiedener Notebook-Hersteller ist in zahlreichen Unternehmen auch der Desktop-Austausch im vollen Gange. Bei Fujitsu-Siemens Computers (FSC) beispielsweise liegt der Anteil der von Geschäftskunden georderten mobilen Rechner heute schon bei gut einem Drittel aller verkauften Geräte. Spätestens bis zum Ende des Jahrzehnts werden die mobilen Rechner dann das Gros der verkauften Maschinen ausmachen, so ein Firmensprecher. Aufgrund der günstigeren Beschaffungspreise und der spezifischen Anwendungsfelder werden aber in einigen Branchen und Abnehmerkreisen, beispielsweise im Bereich der öffentlichen Hand, Desktops noch über Jahre hinweg weiterhin die Hauptrolle spielen. Bei Großkunden aus der Industrie dagegen wendet sich das Blatt gerade. Lag das Verhältnis hier noch vor drei Jahren bei eins zu zehn, macht heute der Notebook-Anteil bereits nahezu 50 Prozent aus.

Wer kauft welche Notebooks?

"Im Gegensatz zu Frankreich, England oder Italien steht beim deutschen Einkäufer der Preis für die Neuanschaffung von Standard-Notebooks auf der Prioritätenliste weit oben", berichtet Ulrike Jacobi, Vertriebsbeauftrage bei Fujitsu-Siemens Computers, aus ihrer täglichen Erfahrung. Ausnahmen gibt es nur in speziellen Segmenten oder Branchen, die individuelle Anforderungen stellen.

Keine Rolle spielen im Preiskampf dagegen extrem kleine und flache Notebooks, die sich durch besonderes Design auszeichnen. In den Vorstands- und Chefetagen ist ein schönes Notebook nach wie vor ein Statussymbol. Hier zählt das Aussehen des Rechners ebenso viel wie sein Inhalt oder seine Rechenleistung. Wenn ein solches Modell besonders edel wirkt, fällt der Preis nicht mehr so ins Gewicht, bestätigen Vertriebsmitarbeiter verschiedener Notebook-Hersteller hinter vorgehaltener Hand. Allerdings orderten auch Großkunden diese hochwertigen "Vorstands-Notebooks" in der Regel nur in kleinen Stückzahlen.

Anschlüsse und Schnittstellen

Wo das Notebook dagegen als selbstverständliches Arbeitsinstrument benötigt wird, spielen neben dem Preis die Ausstattung sowie das eventuell notwendige Rahmenpaket eine entscheidende Rolle. Dazu gehört auch die Möglichkeit, die Dienste der Mobilfunkbetreiber und Service-Provider problemlos zu nutzen. WLAN-Schnittstellen sind seit Jahren eine Selbstverständlichkeit. Hinzu kommt jetzt verstärkt die Nachfrage nach UMTS-Anschlüssen, da dieser Service mittlerweile flächendeckend und zu bezahlbaren Preisen verfügbar ist und professionell genutzt werden kann. Kunden wünschen sich ein Embedded-UMTS, das unabhängig von einem speziellen Provider ist. Sie wollen frei entscheiden können, mit welchem Anbieter sie im Bereich der mobilen Dienste zusammenarbeiten. Die Auswahl kann dabei von den Gebühren für die Services, aber auch von der flächendeckenden Netzpräsenz abhängen.

Bei Verhandlungen über einen Unternehmensvertrag lassen immer mehr Mobilfunkanbieter über ein Bundle aus einem professionellen Notebook und entsprechenden Mobilfunk-Accouts mit sich reden. Solche gesponserten Mobilpakete beeinflussen in vielen Bereichen bereits das Kaufverhalten. Allerdings muss auch hier die Ausstattung stimmen und den Bedürfnissen der Anwender entsprechen.

Komponenten sollen lange leben

Ein wichtiger Punkt ist die Haltbarkeit. "Der Kunde will langlebige Modelle, die über drei bis vier Jahre in immer der gleichen Konfiguration verfügbar sein sollen", schildert Fujitsu-Siemens-Vertrieblerin Jacobi. "In und an dem ausgewählten Modell soll sich während dieser Zeit nichts ändern." Meist bekommen nämlich nicht alle Mitarbeiter gleichzeitig ein neues Gerät, sollen aber trotzdem problemlos von Rechner zu Rechner miteinander arbeiten können, ohne dass der Administrator das Bios oder die Hardware ändern muss.

Eine gute Beratung im Vorfeld ist nicht zwingend, aber für viele Käufer immer noch die Grundvoraussetzung beim Einkauf. Der Kunde will wissen, welches Notebook das richtige für seine Anwendungsbereiche ist. Deshalb lautet die wichtigste Frage, die vorab geklärt werden muss: Was will der Kunde mit dem Notebook machen, wer bekommt es in die Hand?

Checkliste vor dem Notebook-Kauf

  • Genauen Anforderungskatalog erstellen.

  • Stückzahl festlegen.

  • Preisvorstellungen festlegen.

  • Wer soll das Notebook für welche Aufgaben nutzen?

  • Welche Kommunikationsdienste sollen verfügbar sein?

  • Bieten Mobilfunkunternehmen gesponserte Bundles für Geschäftskunden?

  • Welcher Service wird gebraucht? Wann müssen die Notebooks ausgetauscht werden?

  • Wie eng ist das Servicenetz des potenziellen Lieferanten?

  • Gibt es eine nationale Hotline mit Servicepersonal, das in der Muttersprache hilft?

  • Welche Standard- und Branchensoftware wird benötigt?

  • Arbeitet der Hersteller mit einem kompetenten Systemhaus in der Nähe?

  • Bietet der Hersteller transparente und günstige Finanzierungsmöglichkeiten?

  • Ist bei Bedarf eine internationale Einkaufsmöglichkeit vorhanden?

Wichtige Kriterien

Ein Desktop-Ersatz, der nur ab und zu mit nach Hause oder auf eine Reise genommen wird, muss andere Kriterien erfüllen als ein Rechner, der permanent im mobilen Einsatz ist. Bei den stationären Geräten, die vorwiegend auf dem Schreibtisch stehen, spielt das Gewicht eine untergeordnete Rolle. Hier steht der Wunsch nach einem großen Display im Vordergrund. CAD- oder CAE-Anwendungen benötigen eine hohe Rechenleistung und gute grafische Darstellung. Mobile Arbeiter dagegen wünschen sich in erster Linie ein möglichst leichtes und flaches Notebook, auf dem grundlegende sowie branchenspezifische Anwendungen zur Verfügung stehen. Über die integrierte Kommunikationsschnittstelle kann jederzeit eine Datenübertragung erfolgen. Darüber hinaus kann der mobile Mitarbeiter permanent auf die Ressourcen und Daten des Unternehmensnetzes zugreifen - je nachdem, welche Berechtigung er hat.

Häufig werden bei großen Rollouts, je nach Anzahl der mobilen Mitarbeiter, im Unternehmen mindestens ein bis zwei Notebooks fix und fertig konfiguriert als Ersatz bereitgehalten. Das garantiert beim Ausfall eines Geräts, dass Mitarbeiter ihre Aufgaben weiter erledigen können.

Ein wichtiges Kriterium ist das Serviceangebot des Dienstleisters, mit dem Hersteller und Anwender die Notebooks verteilen und konfigurieren. In der Regel bietet ein Systemhaus oder VAR-Partner (Value Added Reseller) des Herstellers Lösungsszenarien für den Ausfall von Geräten an. Ziel ist, dass ein mobiler Mitarbeiter unabhängig davon, wo er sich aufhält, spätestens innerhalb von 48 Stunden wieder arbeiten kann.

Dienstleistung zählt

Fernwartung ist in der Praxis nur begrenzt umsetzbar. Wichtig ist vielen Kunden eine lokale Hotline mit praxisorientierten Fachleuten, die ihnen schnell und ohne lange Erklärungen in verständlicher Weise weiterhelfen können.

Systemhäuser, die für Hersteller und Anwender Notebooks einrichten und verteilen, sind häufig auf bestimmte Branchen und Dienstleistungen spezialisiert. Einige bieten ihre Lösungen unabhängig vom Hersteller an, wodurch der Anwender sich neutral beraten fühlt. Hat sich eine Applikation auf einem spezifischen Notebook bewährt, wird der Käufer gerne der Empfehlung des Systemhauses für die Hardware folgen. Die Nähe zum Kunden hilft auch in kleinen Krisen, von denen der Hersteller insofern ebenfalls profitiert.

Einkauf und Finanzierung

Gute Aussichten im Wettbewerb um den professionellen Notebook-Kunden haben Hersteller, die internationale Einkaufskonzepte anbieten können, um einen Kunden europa- oder weltweit zu bedienen. Manche Anwender kaufen gerne über Portale.

Auch Finanzierungkonzepte spielen eine Rolle. Während Unternehmen früher nur investierten, wenn das entsprechende Geld vorhanden war, nehmen sie heute Leasing- oder Finanzierungshilfen in Anspruch, wenn diese transparent und schlüssig sind.

Sicherheit

Die Sicherheit ist bei Notebooks ein kritisches Thema. Zugriffsschutz und Authentifizierungsverfahren sind entscheidend. Gefragt sind:

  • Komponenten für die biometrische Anmeldung, beispielsweise per Fingerabdruck oder Spracheingabe;

  • Smartcard-Leser für den individuellen Datenzugriff;

  • Authentifizierung durch Einmal-Passwörter;

  • integrierter Diebstahlschutz.

Notebooks hart im Nehmen

Nicht alles, was für den Käufer von Business-Notebooks zählt, lässt sich auf Industrie-Notebooks übertragen. Der Markt der robusten Rechner wächst seit Jahren kontinuierlich und blieb vom generellen Einbruch der IT-Branche weitgehend unberührt. Der Grund dafür sind IT-Lösungen, die in immer mehr Bereichen Einzug halten, in denen früher intensiv mit Papier gearbeitet wurde. Dazu gehören beispielsweise das "Paperless Cockpit", mobile Geoinformationssysteme, mit denen unter anderem Überlandleitungen kontrolliert werden können oder die Echtzeitübermittlung von Aufträgen. Verschiedene Tätigkeiten, etwa die Fehlerdiagnose an Fahrzeugen, sind ohne PC gar nicht mehr möglich.

"In diesem Umfeld zählen für den Kunden in erster Linie kurze Ausfallzeiten", berichtet Alexander Djemaa, Key Account Manager bei Logic Instruments. "Die mobilen Industrie-Notebooks müssen die gängigen Robustheitsnormen erfüllen." Käufer von Industrie-Notebooks legen Wert auf den neuesten Stand der Gerätetechnik.

Der Preis ist unwichtig

"Der Preis ist bei Industrie-Nootebooks sekundär", erklärt Djemaa. Am wichtigsten ist diesem Kundenkreis, dass ein Gerät alle Gebrauchsanforderungen erfüllt. In der Regel zeige sich, dass die höheren Anschaffungskosten durch niedrige Betriebskosten, beispielsweise durch geringere Ausfallraten, kompensiert werden, so der Manager.

Käufer aus dieser Szene legen Wert darauf, dass Notebooks Robustheitsnormen wie MIL-STD 810F und IP 54 oder höher erfüllen. In der Regel sind für Industrie-Notebooks auch sonnenlichtlesbare Displays ein Muss. Aus Kompatibilitätsgründen werden zudem gängige Komponenten wie beispielsweise Intel-Chipsätze erwartet. Bedingt durch die zunehmende Verbreitung von Linux wollen viele Anwender zudem die robusten Geräte ohne Microsoft-Betriebssystem geliefert bekommen. Wo dies nicht der Fall ist, wird Microsoft XP Pro verlangt. Zusätzliche Software kommt in der Regel vom Käufer selbst oder durch das beteiligte Systemhaus.

Fazit

Generell unterscheiden sich die Ansprüche von mittelständischen Unternehmen und Großkunden an professionelle Notebooks nur geringfügig. Das gilt für das Segment der Standard-Notebooks ebenso wie für deren robustere Brüder. Große Unternehmen tendieren bei der Beschaffung eher zu maßgeschneiderten Lösungen, die individuell auf ihre Anforderungen zugeschnitten sind. Das gilt dann auch für den Kundenservice und Support. Kleinen und mittleren Unternehmen reichen die Standardprodukte mit genormten Servicepaketen meist aus.