Technikvorstand Stephan Scholz

Nokia Siemens Networks baut auf Dienstleistungen

18.09.2009
Der Netzausrüster Nokia Siemens Networks (NSN) muss sich in einem hart umkämpften Marktsegment behaupten. Services sollen helfen, Anteile zurückzugewinnen.

Der Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks (NSN) hofft im harten Wettbewerb seiner Branche auf seine Stellung im Dienstleistungsgeschäft. Die Branche mache mehr und mehr ihrer Umsätze in dem Bereich, sagte Technikvorstand Stephan Scholz am Freitag im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. NSN schlage sich dort vor allem dank seiner breiten weltweiten Aufstellung sehr gut.

Allerdings kämpft NSN derzeit in einem schrumpfenden Markt um Anteile: Das Gemeinschaftsunternehmen von Nokia und Siemens selbst rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatzrückgang der Branche von zehn Prozent. Zuletzt verlor NSN Markanteile auch an die Konkurrenz, während Weltmarktführer Ericsson seine Position zum Beispiel behaupten konnte. Außerdem drängen mit Staatsgeld gepolsterte chinesische Anbieter wie Huawei und ZTE nach Europa.

Natürlich tue ordentlicher Wettbewerb immer irgendwie wie weh, räumte Scholz ein. "Wettbewerb ist aber kein Problem, sondern eine Herausforderung", gibt sich der Technikvorstand kämpferisch. NSN verfüge über eine Reihe von Alleinstellungsmerkmalen, die langfristig Wirkung zeigten, ist sich der NSN-Manager sicher. So habe das Gemeinschaftsunternehmen eine große Kundenbasis. Gleichzeitig habe sich NSN weltweit gut aufgestellt: Mit seinen Niederlassungen auf drei Kontinenten bewege sich NSN nahe an den Kunden. Das sei langfristig ein wirklicher Vorteil gegenüber Newcomern auf dem Markt - vor allem im wachsenden Dienstleistungsgeschäft.

Grundsätzlich steht die Branche nach den Worten von Scholz vor zwei Herausforderungen. Zum einen müsse die richtige Technologie gestellt werden, um genug Bandbreite anzubieten. Zum anderen müsse diese Technologie aber auch mit der Komplexität moderner Netzwerke umgehen können, damit diese gar nicht erst für Endkunden sichtbar werde. "Das Netzwerk muss so effizient sein, dass die individuelle Nutzererfahrung überall und immer die Gleiche ist, egal ob Sie ein mobiles Endgerät wie einen PDA oder den PC nutzten."

Glasfaser oder LTE?

Was Datennutzung und Anwendungen angehe, spielten weiter entwickelte Märkte wie Europa und die USA nach wie vor die wichtigste Rolle. Im chinesischen Markt, derzeit einer der stärksten wachsenden Telekommärkte der Welt, sieht Scholz zwar auch Potenzial, allerdings wachse der Mobilfunkmarkt in China vor allem nach Zahlen. China hat gerade erst mit dem Aufbau eines 3G-Netzes begonnen, mit dem Standards wie UMTS für mobiles Internet angeboten werden können.

Was die Bandbreiten angeht, führt nach Meinung von Scholz kein Weg an Glasfaser vorbei: Auch wenn es noch eine Weile dauern wird: Einen breiten Glasfaserausbau erwartet Scholz erst 2015 - das Ziel der Bundesregierung ist es, bereits 2014 rund 75 Prozent aller Haushalte in Deutschland mit Internetanschlüssen bis 50 Megabit je Sekunde zu versorgen. Das muss aber nicht unbedingt Glasfaser sein.

Die ländlichen Gegenden, wo Glasfaser zu teuer ist, werden nach Einschätzung von Scholz mit der Mobilfunktechnik Long Term Evolution (LTE) abgedeckt, mit der die Branche ähnliche Bandbreiten verspricht wie bei Glasfaser. Allerdings rechnet er auch hier damit, dass die Technologie in Europa frühestens 2013 bei den Endkunden ankommt. (dpa/ajf)