Review

Nokia G42 5G im Test – selbst reparierbar

30.09.2023 von Christoph Hoffmann und Chris Martin
Das G42 von Nokia ist auf den ersten Blick ein unscheinbares Budget-Smartphone. Aber es hat weit mehr zu bieten und macht sich um das Thema Nachhaltigkeit verdient. Viele Teile können Sie selbst einfach und kostengünstig austauschen.
Foto: Ian Evenden / Foundry

Auf einen Blick

Pro

  • Leicht reparierbar

  • Günstiger Preis

  • Gute Leistung

  • 5G-Unterstützung

Kontra

  • Zeitlich knapp limitierte OS-Updates

  • Nur 720p-Bildschirm

Fazit

Das Nokia G42 ist ein günstiges 5G-Smartphone, das Nutzer besonders leicht selbst reparieren können. Aber das Handy ist auch ein guter Performer, sieht in Violett super aus und bietet ein vernünftiges Kamerasystem – solange man es bei gutem Licht benutzt. Zu einem günstigen Preis wird das Nokia G42 mit seiner Leistung in der Mittelklasse zu einer verlockenden Kaufempfehlung. Allerdings bleiben Fragen hinsichtlich der Langlebigkeit und tatsächlichen Nutzungsdauer.

Was sonst einfach nur ein unauffälliges, preiswertes Smartphone von Nokia wäre, wird durch seine Reparierbarkeit erst richtig interessant. Mit den von iFixit zur Verfügung gestellten Werkzeugen und Teilen können Sie das Gehäuse vom neuen Nokia G42 öffnen und etwa Bildschirm, Akku und Ladeanschluss austauschen.

Damit reagiert Nokia auf die neuen europäischen Gesetze mit dem Recht auf Reparatur. Das Schwestermodell G22 ist günstiger, aber weniger leistungsfähig.

Design & Verarbeitung

Das Smartphone zeichnet sich vor allem durch seine auffällige violettfarbene Rückseite aus, die sich kaum unter einer Hülle verstecken lässt. Es sind auch graue und rosafarbene Varianten erhältlich, aber keine von beiden kommt an den satten Farbton des lilafarbenen Modells heran.

Der Akku, der Ladeanschluss und der Bildschirm können bei einem Defekt ausgetauscht werden. Das macht dieses Handy zu einem idealen Gerät für alle, die es gerne stärker beanspruchen.

Von vorn sieht das Smartphone natürlich genauso aus wie jedes andere Android-Handy. Es gibt keine Home-Taste und nur eine kleine Frontkamera, die das nahtlose Schwarz des Gorilla-Glas-Bildschirms durchbricht.

Eine Naht der wichtigeren Art befindet sich an der Gehäuseseite. Mit dem richtigen Werkzeug - unserem Testgerät lag ein Werkzeugsatz von iFixIt mit Schraubendreher, Pinzette, Saugnapf, Spachtel und anderen Utensilien bei - kann man das Kunststoffgehäuse über das SIM-Fach öffnen und bestimmte Teile austauschen.

Dazu gehören Akku, Ladeanschluss und Bildschirm. Das macht dieses Smartphone zu einem idealen Gerät für alle, die keine Angst vor elektronischen Spielereien haben.

Foto: Ian Evenden / Foundry

Um das Gehäuse zu öffnen und es für den Austausch von Teilen vorzubereiten, müssen Sie eine Menge Schrauben und Clips lösen. Das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es ist nicht ganz einfach, mit dem Öffnungswerkzeug um die Ecken herumzukommen. Und beim Herausnehmen des Akkus besteht Brandgefahr, sofern man in die falsche Stelle sticht. Die 3,8-mm-Schrauben sind so winzig, dass man sie leicht verlieren kann - von denen muss man ganze 10 Stück lösen, um an das Akkukabel zu gelangen.

Die Rückseite des Handys können Sie nach dem Lösen der Clips leicht abnehmen. Aber Achtung: Der in der Einschalttaste untergebrachte Fingerabdruckleser ist mit einem Flachbandkabel am Gehäuse befestigt, das wiederum mit einer kleinen Schraube fixiert ist. Falls Sie dieses Kabel abreißen, ist Ihr Tag mit Sicherheit ruiniert.

Gut: Es gibt verständliche Anleitungen auf der iFixit-Website.

Mit 193 Gramm ist das Nolia G42 recht schwer und hat (wie zu erwarten) keine IP-Staub- oder Wasserdichtigkeitsklasse.

Display & Lautsprecher

Mit einer Bildschirmdiagonale von 6,5 Zoll hat das Nokia G42 eine angenehme Größe, die für die meisten Nutzer eine einhändige Bedienung halbwegs möglich machen sollte.

Eine Auflösung von 720p ist wirklich die niedrigste, die man heutzutage in einem Handy haben möchte. Full-HD (1080p) wäre natürlich besser, führt aber zu einer kürzeren Akkulaufzeit.

Die maximale Bildwiederholfrequenz von 90 Hertz trägt dazu bei, dass das Bild beim Scrollen flüssig bleibt. Das größte Problem des Bildschirms ist die mangelnde Helligkeit. Ich erwarte nicht, dass ein IPS-Panel mit den neuesten AMOLED-Bildschirmen mithalten kann, aber helles Sonnenlicht ist kein Freund des Nokia G42.

An der Unterseite des Gehäuses gibt es einen einzigen Lautsprecher, der für Videotelefonie auf jeden Fall ausreichen sollte. Für Videostreaming oder zum Musikhören sollten Sie lieber in gute Kopfhörer investieren, denn dafür ist der eingebaute Lautsprecher nicht gut genug.

Eines der Highlights auf dem Datenblatt ist die 5G-Unterstützung, was selbst im oberen Preissegment nicht selbstverständlich ist.

Technische Daten & Leistung

Das Nokia G42 ist in Sachen Leistung im unteren Mittelfeld angesiedelt. Der eingesetzte Chipsatz Snapdragon 480+ kann nicht mit Snapdragon 7-Handys wie dem Honor 90 (zum Test) mithalten. In der Geekbench-Rangliste liegt das G42 600 Punkte hinter dem Google Pixel 7a (zum Test) zurück.

Foto: Ian Evenden / Foundry

Allerdings kostet das G42 weniger als die Hälfte vom Google-Smartphone. Es entspricht in etwa dem ähnlich benannten Moto G62 (zum Test) aus dem letzten Jahr. Das ist nicht weiter verwunderlich, da das Moto den gleichen Prozessor wie das Nokia verwendet.

Das G42 gewinnt jedoch in puncto Reparierbarkeit. Mit einem Fingerabdrucksensor im Bildschirm und nicht in der Einschalttaste hat das Motorola-Handy nicht die gleichen Möglichkeiten, wenn das Display gesprungen ist.

Ansonsten gibt es an der Leistung des G42 im täglichen Gebrauch wenig zu meckern. Es ist kein Handy, das gut auf die neuesten 3D-Android-Spiele reagieren wird. Es spricht aber nichts gegen etwas weniger intensive Games, die Sie auf dem Nokia G42 zocken können.

Der Wechsel zwischen Apps geht reibungslos vonstatten, auch wenn das Laden bei der ersten Verwendung einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Bei der Nutzung der Google Fotos-App zum Markieren und Bearbeiten von Bildern gab es kaum Verzögerungen.

Eines der technischen Highlights ist die 5G-Unterstützung, was selbst im oberen Smartphone-Preissegment nicht selbstverständlich ist. Außerdem gibt es ordentliche 6 GB RAM und 128 GB internen Speicherplatz sowie einen Micro-SD-Kartensteckplatz.

Nokia G42 5G Benchmarks

Kameras

Auf der Rückseite des Nokia G42 gibt es eine 50-Megapixel-Kamera mit f/1.8 Auflösung, eine 2-Megapixel-Makrolinse, ein Tiefensensor und ein LED-Blitz. Das Kamerasystem ist im Allgemeinen gut genug, wenn man es mit genügend Licht füttert. Allerdings nimmt die Bildqualität ab, sobald es dunkler wird. Das passiert vor allem in Bereichen, die nicht im Fokus sind. Was bei diesem Preis aber keine große Überraschung ist.

Es gibt einen 2-fachen Digitalzoom. Er profitiert davon, dass der 50-Megapixel-Sensor seine Dateien auf 12,5 Megapixel reduziert, um das Bild zu beschneiden und einen engeren Bildausschnitt zu ermöglichen.

Foto: Ian Evenden / Foundry

Die Ergebnisse sind nicht besonders gut, vor allem nicht bei Videos. Sofern Sie versuchen, den Zoom im Videomodus zu verwenden (bestmögliche Einstellung: 1080p/60fps), kommt es schnell zu Unschärfen. Tageslicht ist die beste Option für Aufnahmen mit diesem Handy. Ich fand allerdings, dass der Auto-HDR-Modus durchaus in der Lage ist, die Silhouettierung dunkler Bäume vor einem weißen Himmel zu verhindern. Das hatte ich so nicht erwartet.

Man kann auch ein 50-Megapixel-Bild mit voller Auflösung aufnehmen. Dafür muss man aber wirklich gutes Licht haben, da die Bildqualität durch das Binning-Verfahren nicht verbessert wird.

Die 2-Megapixel-Makrokamera eignet sich am besten für die Vergrößerung interessanter Dinge, die man beim Spazierengehen sieht ­- und nicht für die Aufnahme von Bildern, die man vielleicht behalten möchte. Auch die 8-Megapixel-Kamera auf der Vorderseite ist gut genug für Videotelefonate oder Selfies bei gutem Licht. Sie leidet aber unter dem gleichen Verlust an Details und Farbwiedergabe wie die hintere Linse, sobald die Sonne untergeht.

Akkulaufzeit & Aufladen

Die Akkulaufzeit des Nokia G42 ist schwer zu beurteilen. Unser Geekbench-Standardtest, den wir zum Vergleich der Ausdauer von der Smartphones verwenden und der eine konstante Nutzung mit eingeschaltetem Bildschirm simuliert, hat funktioniert.

Der niedrigste Wert, der bis zur Fehlermeldung erreicht wurde, lag bei 47 Prozent. Es dauerte mehrere Stunden, bis dieser Wert erreicht wurde. Der Fehler kam auch beim Motorola G62, das denselben Prozessor verwendet. Es scheint also einen Konflikt zwischen Qualcomm und Geekbench zu geben.

Auch ohne Benchmark würde ich sagen, dass zwei Tage Nutzung für das G42 locker drin sind.

Daraus und aus der Tatsache, dass ich das Nokia G42 im Alltag genutzt habe, kann ich sagen, dass die Akkulaufzeit tatsächlich sehr gut ist. Ob die von Nokia angegebene Laufzeit von drei Tagen zwischen den Ladevorgängen erreicht wird, hängt stark von der individuellen Nutzung ab und davon, ob der Batteriesparmodus sinnvoll eingesetzt wird.

Ich denke, dass man wirklich in die Nähe einer dreitägigen Laufzeit kommen kann, wenn der Bildschirm lange ausgeschaltet bleibt.

Nachdem ich im Alltag den sinkenden Akkustand genauer beobachtet habe, kann sagen, dass das Nokia G42 locker zwei Tage durchhält.

Foto: Ian Evenden / Foundry

Das 20-Watt-Schnellladen funktioniert genau so, wie man es erwartet. Der USB-C-Anschluss saugt sich regelrecht mit Strom voll, um den 5.000-mAh-Akku mit einer sehr anständigen Geschwindigkeit aufzuladen (für ein Budget-Handy sowieso). Ich habe 26 Prozent in 30 Minuten mit einem entsprechend schnellen Ladegerät erreicht. Im Lieferumfang ist übrigens kein Ladegerät enthalten.

Software & Apps

Man könnte meinen, dass ein reparierbares Handy länger hält als andere Modelle. Allerdings ist die Hardware nur eine Hälfte der Gleichung für ein modernes Smartphone. Die Software-Updates, die ein Mobiltelefon erhält, sind für seine dauerhafte Nutzbarkeit ebenso wichtig wie der Akku und der Bildschirm. Scheinbar hat das G42 eine etwas enttäuschende Zukunft vor sich.

Nokia bietet zwei Jahre lang Betriebssystem-Updates und drei Jahre lang Sicherheitspatches an. Das G42 wird mit Android 13 ausgeliefert. Das Nokia-Handy wird nie Android 16 sehen. Das bedeutet, dass Sie wahrscheinlich ein neues Smartphone kaufen werden, lange bevor der Akku oder der Ladeanschluss abgenutzt sind.

Trotzdem ist es schön zu sehen, dass nicht zu viele unerwünschte Apps auf dem Handy vorinstalliert sind. Ich habe die allgegenwärtige Booking.com-App entdeckt, aber sonst kaum Bloatware.

Foto: Ian Evenden / Foundry

Fazit

Für knapp über 200 Euro hat dieses Handy ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Es vereint viele überraschende Eigenschaften und die QuickFix-Reparaturmöglichkeiten. Allerdings gibt es ein paar Enttäuschungen. Die Qualität der Kamera lässt schnell nach, wenn das Licht schwächer wird. Und da Nokia nur zwei Jahre lang Betriebssystem-Updates anbietet, stelle ich die Langlebigkeit des Geräts in Frage. Auch wenn der Besitzer einen zerbrochenen Bildschirm ersetzen kann.

Insgesamt liegt das Nokia G42 gut in der Hand und reagiert reaktionsschnell beim Öffnen und Wechseln von Anwendungen. Ein UKW-Radio und ein physischer Kopfhöreranschluss sind etwas, das ich bei einer älteren Generation von Smartphones vermisse, das aber in der heutigen Ära des drahtlosen Streamings verloren gegangen zu sein scheint.

Zu dem Preis, für den Nokia dieses Handy anbietet, ist es ein Schnäppchen. Ein echtes Mittelklasse-Smartphone zu einem günstigen Preis, mit einem violettfarbenen Gehäuse, das die Aufmerksamkeit auf sich zieht, wenn man es herumzeigt.

Technische Daten

Betriebssystem: Android 13
Bildschirm: 6,56 Zoll IPS LCD, Auflösung: 720 × 1.612 Pixel, 269ppi
Prozessor: Snapdragon 480+
Arbeitsspeicher: 6 GB
Interner Speicher: 128 GB, per Micro-SD-Karte erweiterbar
Kamerasystem:
- 50-MP-Haupkamera, f/1.8
- 2-MP-Makrokamera,
- 2-MP-Tiefensensor
- 8-MP-Frontkamera
Konnektivität: 5G, Wi-Fi 6, Bluetooth 5.1, FM-Radio, USB 2.0 Typ-C, GPS, NFC
Abmessungen: 165 × 75,8 × 8,55 mm
Gewicht: 193,8 Gramm

(PC- Welt)