CA World 2010

Niemand hält die Cloud auf

18.05.2010 von Moritz Jäger
Cloud Computing ist mittlerweile mehr als ein Hype, sagt Softwareanbieter CA. Auf seiner Hausmesse CA World präsentiert er derzeit neben neuen Produkten auch eine komplette Community und ein Bewertungs-Framework rund um Cloud-Dienste.

CA, ehemals Computer Associates, stellt momentan im Rahmen seiner Fachkonferenz CA World in Las Vegas eigene Visionen vor, wie Datacenter in Zukunft aussehen werden. Was sich bereits auf der letzten Jahresveranstaltung angedeutet hat, bestätigt sich nun: Cloud Computing ist alles andere als ein Hype, die Technologie hält Einzug in die Unternehmen. CA-CEO Bill McCracken ging in seiner Keynote sogar noch weiter: Firmen, die sich nicht den neuen Anforderungen und Möglichkeiten der Cloud anpassen, würden untergehen. Die Cloud und sämtliche damit verknüpften Technologien, wie etwa Virtualisierung, Software as a Service, Infrastructure as a Service oder Plattform as a Service würden den IT-Markt revolutionieren. Geht es nach McCracken ist die IT im Jahr 2011 bereits fundamental anders gestaltet als noch in diesem Jahr.

Keynote: Bill McCracken eröffnet die CA World 2010.

Cloud Computing ist ein dementsprechend strategisches Thema für CA. Drei neue Produkte wurden im Rahmen der Messe angekündigt, hinzu kommt eine neue Community namens Cloud Commons sowie SMI. Letzteres bedeutet Service Measurement Index, womit CA einen unabhängigen Industriestandard schaffen will, über den sich Cloud-Dienste einordnen, bewerten und vergleichen lassen.

Ferner nutzte der Hersteller seine Hausmesse, um eine erneute Namensänderung vorzunehmen: Künftig firmiert der Softwarekonzern unter CA Technologies. Einer der Gründe dafür klingt recht plausibel: "Man sei es leid gewesen, bei einer Suchanfrage nach CA lediglich Ergebnisse über Kalifornien (Bundesstaatenkürzel CA) zu erhalten", so McCracken.

Cloud Commons und SMI als unabhängige Plattform

Zu den großen Ankündigungen der CA World 2010 zählten der Start der Plattform Cloud Commons sowie die Veröffentlichung des Bewertungs-Frameworks "Service Measurement Index". Bei Cloud Commons handelt es sich um eine Community, in der sich Industrievertreter und Nutzer von Cloud Computing austauschen sollen. CA stellt dabei die Infrastruktur zur Verfügung und bezahlt Fach-Blogger, grundsätzlich soll Cloud Commons aber eine unabhängige Plattform für verschiedene Anbieter werden.

Cloud Commons: Die neue Community von CA soll eine Plattform zum Austausch von Meinungen und Erfahrungen mit Cloud-Diensten werden.

Zu den Hauptkomponenten des Forums gehört der MarketPlace, ein Verzeichnis von mehreren hundert verschiedenen Cloud-Angeboten, die sich anfangs in E-Mail, E-Commerce und Infrastructure as a Service untergliedern. Nutzer sollen dabei die eigenen Dienste bewerten, ähnlich wie es beispielsweise bei Amazon geschieht.

Alle Einträge erhalten außerdem eine Zahl aus dem Service Measurement Index. Dieser setzt sich aus mehreren Einzelwertungen zusammen und soll zu einem unabhängigen Regelwerk wachsen, mit dem sich Cloud-Dienste untereinander in Disziplinen wie Qualität, Kosten oder Sicherheit vergleichen lassen. Auch hier ist das Ziel, einen unabhängigen Standard zu erstellen, der allen Anbietern zugänglich ist. Derzeit wird SMI von Carnegie Mellon weiterentwickelt, das daraus entstehende SMI-Konsortium soll ebenfalls Cloud Commons als zentrale Plattform nutzen.

Neue Tools für Verwaltung und Optimierung

Die größten Probleme beim Einsatz von Cloud-Systemen liegen laut CA in der Verwaltung und Sicherheit. Vor allem Letzteres hält bislang viele Unternehmen davon ab, geschäftskritische Anwendungen und Prozesse in Public Clouds auszulagern. McCracken kündigte daher eine neue Strategie für CA an: Man wolle Sicherheit in die Cloud bringen - nicht zuletzt auch deshalb, weil CA beim Schwenk auf diese Dienste mit denselben Problemen zu kämpfen habe.

Dabei sollen neuen Produkte helfen, das Management der Cloud-Infrastruktur zu vereinfachen. Im Gespräch mit COMPUTERWOCHE gibt Vincent Re, CAs Senior Vice President Software Engineering einen Ausblick auf die "Cloud-Connected Management Suite". Diese besteht aus vier verschiedenen Komponenten, deren Ziel es ist, dass sich Cloud-Systeme, egal ob Public oder Private, ebenso verwalten lassen wie On-Premise-Systeme. Das Modul Cloud Insight arbeitet ähnlich wie eine Inventory-Software: Es zeigt Dienste auf, die im Unternehmen genutzt werden, egal ob sie intern laufen oder extern ausgelagert sind. Zusätzlich werden SMI und Cloud Commons genutzt, um die jeweiligen Dienste einzuschätzen und mögliche Alternativen aufzuzeigen.

"Cloud Compose" soll das eigentliche Erstellen von Cloud-basierenden Infrastrukturen vereinfachen. Ähnlich wie bei einer Mind-Mapping-Software stellt das System verschiedene Einzelkomponenten in einer Katalogoberfläche zur Auswahl. Sie können anschließend in einer grafischen Oberfläche angeordnet, verbunden und zugeordnet werden. Ist die Planung komplett, lässt sich das jeweilige Szenario direkt in eine Cloud-Umgebung ausrollen. CA nutzt für das Produkt vor allem Technologie der übernommenen Firma 3Tera.

Das Modul "Cloud Optimize", der Name deutet es an, soll bestehende Umgebungen analysieren und verbessern. Auch hier nutzt CA den Service Measurement Index und Cloud Commons. Anwender sollen über das Modul herausfinden, wie leistungsfähig die jeweiligen Dienste arbeiten und wie sich die Leistung erhöhen lässt. Dabei kann es durchaus sein, dass Cloud Optimize dazu rät, einzelne Komponenten wieder lokal auszuführen, statt sie in der Public Cloud zu betreiben.

Das vierte Modul nennt sich Cloud Orchestrate. Es bündelt die Informationen aus den drei zuvor genannten Diensten, um den Workflow zu kontrollieren und automatisch regelgestützte Aktionen auszuführen. Auch bereits bestehende Legacy-Systeme sollen sich über Cloud Orchestrate mit der restlichen Infrastruktur verbinden lassen.

Die ersten beiden Module sollen im Oktober 2010 zur Verfügung stehen, Cloud Optimize folgt im April 2011, Cloud Orchestrate später im Jahr. Ein Problem könnte zu Beginn die Integration in die Plattform Cloud Commons und SMI bedeuten, denn fehlen hier Inhalte, werden die Bewertungsfunktionen nahezu sinnlos. CA will die Plattform allerdings aktiv mit Inhalten versorgen, der Konzern gibt sich dazu ein halbes Jahr Zeit, die Community zu aktivem Leben zu erwecken. Dabei helfen soll auch eine weitere Funktion von Cloud Insight: Nutzer können nicht nur Daten aus Cloud Commons herunterladen, sondern auch selbst anonymisierte Nutzerstatistiken an den Dienst senden. (ue)