Mobile Payment

Nicht nur Berlin setzt auf NFC

08.06.2015 von Tillmann Braun  
Das Bezahlen per Smartphone ist in Deutschland stark im Kommen. Im ersten Quartal des Jahres wurde bereits fast jede dritte Online-Transaktion über ein mobiles Endgerät getätigt. In Berlin arbeitet man zudem daran, sich als Hauptstadt des kontaktlosen Bezahlens aufzustellen. Ein wichtiger Grundstein hierfür wurde bereits gelegt.

Mit der Initiative "NFC City Berlin" setzt man in der Hauptstadt wichtige Signale. Und nicht nur das. In Zusammenarbeit mit einflussreichen Partnern wie Galeria Kaufhof, Rewe, Penny, Obi, Kaiser's und Real hat die Initiative 2.000 Kassen in 500 Geschäften für den kontaktlosen Standard NFC fit gemacht. Somit haben Verbraucher in Berlin nunmehr 2.000 weitere Möglichkeiten, kontaktlos per Smartphone oder Tablet zu bezahlen. Unterstützt wird die Aktion sowohl von der Deutschen Telekom als auch von Telefónica, Vodafone und E-PLus.

Mit neuen Terminals und damit Akzeptanzstellen schwindet nach und nach eine der größten Hürden für Mobiles Bezahlen, nämlich fehlende Akzeptanzstellen. Genau mit diesem Problem haben selbst Marktriesen wie Apple zu kämpfen. Zwar kann in den USA bereits an rund 700.000 Stellen mit Apple Pay bezahlt werden, unter anderem bei McDonalds, Bloomingdale's und Subway. Allerdings ist das für den gigantischen Markt USA weiterhin nur ein Bruchteil aller möglichen Partner im Handel.

Unter anderem aus diesem Grund setzt Samsung in den USA auf eine andere Strategie. Der südkoreanische Konzern hat in seine neusten Modelle wie dem Galaxy S6 eine Lösung integriert, die mit dem herkömmlichen Bezahlen per Magnetstreifen vergleichbar ist. Somit will Samsung nicht nur seinen Kunden die Möglichkeit geben, bequem an herkömmlichen Terminals bezahlen zu können, sondern auch unterbinden, dass Händler die Samsung-Lösung - wie bei Apple Pay - blockieren können. Laut Brancheninsidern ist es allerdings fraglich, ob Samsung seine Magnetstreifen-Technologie auch in Europa einsetzen wird, wo die Verbreitung von NFC-Terminals bereits wesentlich weiter ist als in den USA. Deshalb startet derzeit auch die Postbank in Kooperation mit Worldline ein Projekt, das Verbrauchern mit NFC-fähigen Smartphones erlaubt, an Visa payWave Terminals mobil zu bezahlen.

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Anfängliche Skepsis nimmt ab

Viele Verbraucher in Deutschland dürften die neuen Vorstöße wie in Berlin begrüßen. Denn wie es scheint, nimmt die anfängliche Skepsis gegenüber Bezahlvorgängen über das eigene Smartphone oder Tablet ab. "Neue Studien deuten darauf hin, dass in Deutschland bereits nahezu jede dritte Online-Transaktion über mobile Endgeräte getätigt wird", berichtet Rudolf Linsenbarth, Mobile Payment-Experte beim Beratungsunternehmen Cocus. Damit liegen deutsche Kunden sogar knapp vor Verbrauchern in den USA.
In Großbritannien bezahlt sogar bereits fast jeder zweite Online-Kunde mobil - in den meisten Fällen über das eigene Smartphone. "Zwar bestehen Unterschiede zwischen Online-Transaktionen per Smartphone und dem Bezahlen mit dem Mobiltelefon an der Kasse", betont Linsenbarth, "aber dennoch ist deutlich zu erkennen, dass sich das Verhalten vieler Verbraucher ändert. Für Millionen von Menschen sind Smartphones und Tablets bereits ein multifunktionales Gerät, mit dem sie die unterschiedlichsten Tätigkeiten erledigen. Die anfängliche Zurückhaltung nimmt spürbar ab", so der Berater.

Bis sich mobiles Bezahlen tatsächlich flächendeckend durchsetzen wird, dürfte es aber noch ein wenig dauern. Denn selbst wenn immer mehr Verbraucher sich mit der Idee anfreunden: Noch gibt es zu viele unterschiedliche Lösungen und Interessen seitens der Anbieter beziehungsweise der Händler, die sich gegenseitig Steine in den Weg legen.

Was ist was bei Mobile Payment?
Was ist was bei Mobile Payment?
Mobile-Payment ist in Deutschland noch gar nicht so richtig angelaufen, wirft aber technologisch und mit Kürzeln wie BLE oder HCE einige Fragen auf. Die Computerwoche erklärt die wichtigsten Begriffe.
BLE vs. NFC
NFC galt einige Zeit als abgeschrieben, aber mit Unterstützung im neuen iPhone für Apple Pay soll sich die Zahl der Nutzer bis 2019 auf 516 Millionen mehr als verfünffachen, sagt Juniper Research. Pyrim Technologies hat in dieser Infografik Bluetooth Low Energy (z.B. Apples iBeacons) mit NFC verglichen.
Wer war nochmal Bluetooth?
Bluetooth-Namensgeber ist der dänische Wikingerkönig Harald Gormson Blåtand (Blauzahn, um 910 bis 987 n.Chr.), dem es gelungen ist, sein Land mit den benachbarten Norwegern zu versöhnen. Seine Initiale H (wie ein x mit einem senkrechten Strich in der Mitte)...
Wer war nochmal Bluetooth?
... und B schmücken als zusammengeführte Runenzeichen auch das Bluetooth-Logo.
Bluetooth 4.2 soll sicherer und schneller sein
Bluetooth 4.2 wurde im Dezember 2014 vorgestellt und soll BLE noch sicherer, stromsparender und schneller machen.
Bluetooth-Varianten im Vergleich
Was es mit Bluetooth Classic, Bluetooth smart und Bluetooth smart ready auf sich hat, ob und wie sich die verschiedenen Versionen beziehungsweise Varianten miteinander vertragen, zeigt diese Ansicht.
Beacons kommen meist kieselartig daher
Beacons wie die iBeacons von Apple oder wie dieses hier auseinandergenommene von Estimote sehen oft aus wie farbige große Kiesel, aber sie können auch beliebige andere Formen annehmen.
Starke Enterprise Beacons
Nicht alle Beacons sind kieselförmig. Die der Enterprise Beacons der Onys Beacon GmbH aus Friedrichshafen, hier als technische Zeichnung, sollen besonders robust, leistungsstark und sicher sein.
Wirecard Card Reader
In Vietnam mit der dortigen Im- und Exportbank Eximbank unter dem Namen "Eximbank's mPOS" eingeführt, bietet Wirecard einen Card-Reader fürs Smartphone oder Tablet an. Denn gerade viele kleine Händler oder Betreiber von Essständen können sich die Anschaffung eines Kartenterminals nicht leisten. Die Kunden verlangen aber danach. Akzeptiert werden Kreditkarten von VISA, MasterCard und JCB.
Das NFC-Logo
Das NFC-Logo schmückt einfach ein geschwungenes N auf blauem Hintergrund. Die mit RFID verwandte Technologie wurde unter anderem speziell im Hinblick auf Mobile-Payment oder Micropayment entwickelt, weshalb die kurze Reichweite von meist unter 10 cm durchaus gewollt ist.
NFC bittet zum Druck
Die von Canon, HP, Samsung und Xerox (hier im Bild) gegründete MOPRA Alliance hat einen auf NFC basierenden mobilen Print-Service entwickelt, der es erlaubt, vom Android-Smartphone (ab Version 4.4) einen Print-Befehl an einen entsprechend vorbereiteten Drucker auszugeben.
RFID-Label für vertikale Märkte
Die Schreiner Group beziehungsweise die Tochter Schreiner LogiData bietet RFID-Etiketten für verschiedene vertikale Märkte an.
RFID-Label für die Kfz-Auslieferung
Für die Verladeprozesse nach der Kfz-Produktion hat Schreiner LogiData dieses Windshield RFID-Label entwickelt. Darauf können sich zum Beispiel Daten befinden, ob das fertige Fahrzeug per Bahn, LKW oder per Schiff verladen werden soll.
QR-Code - eine rätselhafte Matrix
QR-Codes bestehen in der Regel aus einer quadratischen Matrix mit 177 x 177 schwarzen und weißen Elementen, die wie hier zum Beispiel das ganze Vaterunser und mehr Informationen enthalten können.(Quelle: Jobo aus Wikipedia)

Was sich allerdings abzeichnet, ist, dass NFC in Deutschland und Europa die bestimmende Technologie sein wird. Beispielsweise werden mittlerweile alle neuen Mastercard-Terminals in Deutschland mit NFC-Konnektivität angeboten. Bis alle Mastercard-Terminals ausgetauscht beziehungsweise NFC-fähig sein werden, dürfte es zwar noch bis 2017 dauern. Die Entwicklung ist dennoch eindeutig. Das bedeutet auch, dass kontaktlose Karten wie Loyalty Cards, Gutscheine, Coupons und digitale Kassenbons schon bald Teil der NFC-basierten Mobile-Payment-Lösungen sein werden. "An der Implementierung des digitalen Kassenbons wird bereits gearbeitet", bestätigt Rudolf Linsenbarth. (bw)