Kleines Tablet, große Leistung

Nexus 7 im Praxistest

25.10.2012 von Manfred Bremmer
Mit dem Nexus 7 hat Google ein 7-Zoll-Tablet auf den Markt gebracht, dem man den Kampfpreis von 200 Euro (8-GB-Version) kaum ansieht. Poweruser müssen allerdings bereit sein, Kompromisse einzugehen.

Das in Zusammenarbeit von Google mit Asus entstandene Nexus 7 ist mehr als nur ein Referenzgerät für kleine Android-Tablets und die Betriebssystem-Version 4.1 (Jelly Bean). Anders als bei den Smartphones der Nexus-Reihe versucht der Internet-Riese über das Gerät außerdem, seinen neuen Geschäftsbereich mit Multimedia-Inhalten (Musik, E-Books, Videos) und natürlich Apps in Google Play zu stärken. Das Unternehmen geht damit auf direkten Konfrontationskurs zu Amazon und dessen Kindle-Tablets. Wir haben getestet, ob das Nexus 7 dem Vergleich gewachsen ist.

Nexus 7
Google Nexus 7
Mit dem Nexus 7 hat Google ein 7-Zoll-Tablet auf den Markt gebracht, dem man den Kampfpreis von 200 Euro (8-GB-Version) kaum ansieht.
Nexus 7 Vorderseite
Das Nexus 7 ist gut verarbeitet und wirkt mit seinem silberfarbigen Rahmen und dem schlichten Design sehr elegant.
Nexus 7 Rückseite
Mit der gummierten und leicht geriffelten Rückseite mit dem eingeprägten Nexus-Logo ist das Nexus 7 auch von hinten nett anzusehen.
Nexus 7 seitlich
Mit 11 Millimetern Dicke ist das Gerät allerdings etwas üppig geraten.

Den Amazon-Geräten preislich das Wasser zu reichen, ohne technisch große Abstriche zu machen, ist kein einfaches Unterfangen. So ist weitläufig bekannt, dass Amazon bei einem Verkaufspreis von 214 (16 GB) beziehungsweise 264 Euro (32 GB) für das Kindle Fire HD (in der werbefreien Version) kaum etwas verdient und daher versucht, mit den verkauften Inhalten auf seinen Schnitt zu kommen. Dennoch kommt das Nexus 7 seinen Konkurrenten mit einem Preis von 199 (8 GB Speicher) beziehungsweise 249 Euro (16 GB) ziemlich nahe - und bietet teilweise sogar eine höherwertige Ausstattung. Hervorzuheben ist dabei insbesondere der von Nvidia (Tegra 3) stammende Quad-Core-Prozessor mit 1,3 Gigahertz Taktung. Dieser ist – in Verbindung mit 1 Gigabyte Arbeitsspeicher – den Leistungsanforderungen in fast jeder Situation gewachsen und schluckt lediglich etwas, wenn sich die geöffneten Anwendungen in der Multitasking-Ansicht fast stapeln.

Aber auch andere technische Details sind nicht von schlechten Eltern: Das von Corning Gorilla-2-Glas geschützte IPS-Display löst mit 1280 mal 800 Bildpunkten auf (216 ppi) und sorgt für eine scharfe, fast nicht pixelige Darstellung. Auch der Akku ist mit einer Kapazität von 4325 mAh großzügig bemessen und hält problemlos einen Tag und mehr. Daneben unterstützt das Google-Tablet Near Field Communication (NFC), besitzt ein Mikrofon, einen Beschleunigungsmesser, ein Gyroskop, GPS sowie Magnetometer und funkt mit WLAN 802.11 b,g,n.

Die Opfer des Preisdiktats

Es gibt allerdings auch einige Elemente, die aus Kostengründen dem Rotstift zum Opfer fielen: Auf UMTS- oder gar LTE-Unterstützung wurde bei dem Gerät verzichtet, auch einen Slot zur Grafikausgabe an einem angeschlossenen Bildschirm – HDMI oder MHL – sucht man bei dem Multimedia-Tablet vergeblich. Ähnliches gilt für eine Rückkamera; das 1,2-Megapixel-Objektiv auf der Vorderseite eignet sich immerhin gut für Videotelefonate, wer damit aber Aufnahmen machen will, muss erst eine alternative Kameraanwendung aus Google Play installieren.

Noch dringlicher vermisst wird ein Schacht für microSD-Karten, zumal der Speicherplatz gerade bei der Basisversion äußerst knapp bemessen ist: Von den verbauten 8 GB Speicher werden bereits 2,5 GB von Betriebssystem und wenigen vorinstallierten Apps belegt. Damit ist kaum noch Platz für die Musiksammlung, geschweige denn für lokal gespeicherte Filme (aus Google Play). Immerhin – wenn auch wenig kommuniziert – ist das Nexus 7 USB-to-Go-fähig, man kann also über die App Nexus Media Importer (2,34 Euro) und einen speziellen USB-to-go-Adapter auch einen USB-Stick und andere USB-taugliche Speichermedien (FAT16, FAT32 oder NTFS) anschließen.

Anders als bei vielen Billig-Tablets sieht man dem Google-Gerät den relativ günstigen Preis nicht an. Es ist gut verarbeitet und wirkt mit seinem silberfarbigen Rahmen und dem schlichten Design sehr elegant. Physikalische Knöpfe beschränken sich auf den Ein/Ausschalter und die Lautsprecherwippe am rechten Rand. Links befindet sich Asus-typisch noch ein Anschluss für eventuelle Docking-Stationen, angeboten wird aktuell allerdings noch keine.

Die Vorderseite ist komplett plan, lediglich die oberhalb des Displays angebrachte Frontkamera hilft bei der Orientierung. Der gute Eindruck setzt sich auf der gummierten und leicht geriffelten Rückseite mit dem eingeprägten Nexus-Logo fort – hier befindet sich unten ein Streifen mit zwei Lautsprechern, darunter sind die Buchsen für den 3,5-Millimeter Klinkenstecker und microUSB untergebracht.
Bekritteln könnte man allerdings, dass das Tablet mit knapp elf Millimeter Dicke etwas üppig aufträgt. Dank 340 Gramm Gewicht lässt sich das Gerät aber immer noch bequem mit einer Hand halten. Apropos: Gehalten wird das Nexus 7 typischerweise im Portrait-Modus und nicht quer, wodurch die Nutzung insbesondere im Business eingeschränkt wird. So mag die längliche Form (19,8 mal 12 cm) für das Lesen von E-Books oder den Konsum von Videos ganz praktisch sein. Etliche Anwendungen lassen sich im Querformat allerdings nur mehr mit Mühe bedienen – vor allem, wenn man die virtuelle Tastatur benötigt. Auch beim Surfen erweist sich das Seitenverhältnis auf einigen Websites nicht als optimal, da diese bei vernünftiger Auflösung nicht die ganze Breite anzeigen.

Reines Android

Als Software findet man auf dem Google-Tablet in erster Linie pures Android 4.1 (Jelly Bean), da es sich um ein Nexus-Gerät handelt, wird es auch in künftigen System-Updates – soweit von der Hardware möglich - berücksichtigt und bleibt damit auch längere Zeit aktuell. Nicht nur für Technikverliebte ist dies ein echtes Kaufargument gegenüber anderen Tablets. Deren Nutzer erhalten – falls überhaupt – Updates erst Monate später, weil hier das Interesse der Hersteller fehlt und/oder die Benutzeroberfläche und Anwendungen angepasst werden müssen.

Nexus-Screenshots
Nexus 7 Homescreen
Der Homescreen des Google-Tablets bietet kaum Überraschungen - einzig die Leiste für den Schnellzugriff besitzt sechs statt fünf Icons.
Nexus 7 - Bibliothek Widget
Das Nexus 7 soll die Multimedia-Angebote in Google Play bewerben, daher das "diskrete" Widget auf einem der Homescreens.
Nexus 7 App-Übersicht
Außer den obligatorischen Google-Apps finden sich keine vorinstallierten Anwendungen. Third-Party-Apps wie Bad Piggies etc. wurden zu Testzwecken" geladen.
Nexus 7 Einstellungen
Keine Besonderheiten bieten die Einstellungen
Nexus 7 interner Speicher
Die Musiksammlung, ein paar Fotos und Videos und schon wird auch beim 16-GB-Modell der Speicher knapp.
Nexus 7 - Surfen mit Hindernissen
Im Porträtformat surfen ist nicht so einfach, bei einigen Websites muss man sich zwischen einer sehr kleinen Darstellung...
Nexus 7 - Surfen mit Hindernissen
...oder guter Lesbarkeit, jedoch abgeschnittenen Seiten entscheiden.
Nexus 7 - Citrix und virtuelle Tastatur
Auch die Nutzung im Querformat hat ihre Tücken, insbesondere bei Verwendung der Standard-Tastatur.
Nexus 7 Vellamo Benchmark
Reife Leistung: In verschiedenen Benchmarks erwies sich das Nexus 7 als sehr schnell. Screenshots
Nexus 7 Vellamo Benchmark
Bei Vellamo schnitten nur die höher getakteten Android-Geräte Galaxy SIII und HTC One-X besser ab.
Nexus 7 Sunspider Benchmark
Auch im Leistungstest Sunspider - hier wird die Verarbeitung von JavaScript gemessen - mischt das Nexus 7 vorne mit.

Beim reinen Android ist dieser Aufwand nicht notwendig – wer sein Gerät individualisieren will, findet dazu zahlreiche Zusatzanwendungen innerhalb und außerhalb von Google Play. Ohne diese unterscheidet sich der Homescreen von der Darstellung nicht sonderlich von den Nexus-Smartphones. Kleiner Unterschied: In die Leiste für den Schnellzugriff auf dem Startbildschirm passen sechs statt fünf Icons. Google hat hier seine eigenen Anwendungen platziert – ein Sammelordner mit Google-Apps (G+, Gmail, YouTube, Google Earth, GTalk, Currents, Kontakte, Galerie, Kalender), die Google Reader-App, Google Filme, Google Music und Google Play. Man kann aber die Zusammenstellung verändern, empfehlenswert ist etwa, den Zugang zu den Einstellungen hierhin zu verlegen. Anders als gewohnt befindet sich dieser Menüpunkt beim Nexus 7 nicht wie gewohnt in der unteren Leiste, sondern oben rechts. Unten findet man lediglich die Bedienpunkte „Zurück“ und „Home“ sowie – neu – den Multitasking-Button, der bereits geöffnete Anwendungen zeigt.

Viele Worte muss man über die auf dem Nexus 7 vorinstallierten Anwendungen nicht verlieren. Erwähnenswert ist auf jeden Fall der digitale Assistent Google Now, der hoffentlich weiterentwickelt wird. Die Anwendung stellt Karten für verschiedene Anlässe bereit, etwa eine Wettervorhersage oder Verkehrsmeldungen zu häufig frequentieren oder nützlichen Orten. Google Now befindet sich zwar noch im Experimentierstatus, sorgt aber dennoch hin und wieder für einen Wow-Effekt. Ansonsten stehen – wie bereits erwähnt – die in Google Play erhältlichen Multimedia-Inhalte im Fokus.

Fazit: Der Preis ist heiß

Mit dem Nexus 7 haben Google und Hardware-Partner Asus ein kleines Tablet entworfen, das richtig Laune macht. Hervorzuheben ist dabei das ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis: Für rund 200 Euro erhält man ein gut verarbeitetes Gerät, das dank Quad-Core-CPU und anderer aktueller Hardware sowie purem Android wohl auch länger noch wettbewerbsfähig sein wird.

Dennoch gibt es kleine Details, die stören: So eignet sich das Gerät beispielsweise dank des handlicheren 7-Zoll-Formats besser für die Nutzung unterwegs als für zuhause – hier erweist sich die fehlende Mobilfunkunterstützung als gravierender Nachteil. Zu Bekritteln sind außerdem das für manche Anwendungen ungünstige Seitenverhältnis, der zu kleine Speicherplatz und das Fehlen einer HDMI-Schnittstelle. Wie es scheint, wird Google auf der Konferenz am 29. Oktober das eine oder andere Problem adressieren. Ein Nexus 7 mit 32 GB Speicher und ein zehn Zoll großes Nexus-Tablet (Nexus 10) klingen auf jeden Fall vielversprechend. Schwieriger wird es vermutlich sein, dem neuen iPad Mini Paroli zu bieten - trotz des höheren Preises.

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