Die Familie ist heilig

Neulich in … Norwegen

21.07.2015 von Ulrich  Jänicke
Andere Länder, andere Sitten. Was in Deutschland üblich ist, muss im Ausland längst nicht der Normalfall sein. Deshalb kann es hilfreich sein, sich im Vorfeld einer Reise ein wenig mit den Sitten und Gebräuchen des Reiselandes vertraut zu machen.

Es war unser erstes Meeting mit unserem norwegischen Partner in Oslo, und wir waren sehr gespannt auf unsere neuen Kollegen und ihre Vorstellungen bezüglich unserer Zusammenarbeit. Wir hatten drei Tage für unser Treffen angesetzt.

Norwegische Sitte: Erst die Arbeit, aber ab Freitagnachmittag dann das Vergnügen.
Foto: Rawpixel - shutterstock.com

Am dritten Tag, einem Freitag, bemerkten wir eine Art Befangenheit und Unruhe bei den norwegischen Teilnehmern des Meetings, die uns doch etwas irritierte und am erfolgreichen Meeting zweifeln ließ . Besonders, weil man in Norwegen ansonsten so freundschaftlich und eher locker miteinander umgeht und sich gleich einmal mit Du begrüßt. Schließlich ging es hier um unsere Expansion in Nordeuropa! Lag es an uns, oder stellten die Kollegen vielleicht unsere Partnerschaft in Frage?

10 Tipps für bessere Meetings
Niemand muss erscheinen
Mitarbeitern, die sich sichtbar langweilen, sollte für die Zukunft Abstinenz empfohlen werden.
Kekse auch weg!
Unterernährung ist in deutschen Büros selten. Kekse braucht niemand, die machen nur dick und schläfrig.
Kühl und frisch
Ist der Konferenzraum schlecht geheizt, verkürzt sich die Dauer des Meetings spürbar.
Klare Moderation
Klare Moderation hilft und strafft. Vorne stehen muss dabei aber nicht immer der Chef. Es kann auch eine Praktikantin sein, die sich gerade in das Thema eingearbeitet hat.
Kleine Gruppen
Jedes Meeting mit mehr als sieben Menschen gilt als ineffektiv.
Zwei Themen sind genug
Wer fünf Themen ansetzt, lockt potenziell 30 Leute in den Konferenzraum, von denen die meisten nur ein Thema kennen, aber trotzdem zu allen fünf ihren Senf abgeben.
Bei der Sache bleiben
Von Hölzchen auf Stöckchen zu kommen und wieder zurück, kann amüsant sein, führt aber nirgendwo hin.
Auch mal stehen bleiben
Schnelle Meetings im kleinen Kreis sollten ohne Stühle stattfinden. Das erhöht die Konzentration, außerdem kann dabei niemand mit seinem Smartphone spielen, ohne krass desinteressiert zu wirken.
Smartphones weg!
Der Kollegin mal eben den neuen Hund zeigen? Derartigen Quatsch während des Meetings sollte der Moderator schon im Vorfeld unterbinden.
Pünktlich vorne und hinten
Meetings sollten pünktlich beginnen und enden. Wer immer zu spät kommt, sagt damit: "Mich interessiert Euer Kram nicht."

Recht bald wurde klar, dass etwas ganz anderes dahintersteckte. Noch am Morgen wurde das Gespräch auf die wohl wichtigste Frage gelenkt: Wie lange dauert das Meeting? Was wir bis dahin nicht wussten, ist die Tatsache, dass dem Norweger der Feierabend noch heiliger ist als uns Deutschen. Der Grund: Das ist die Zeit, die er mit seiner Familie verbringt. Man fragte uns also höflich, wann wir vorhätten aufzubrechen. Nachdem wir versichert hatten, dass wir keinesfalls länger als bis 15.00 Uhr bleiben würden, um uns privat noch ein wenig in Oslo umsehen zu können, frischte die Stimmung schlagartig auf. Das Lächeln stand allen norwegischen Teilnehmern ins Gesicht geschrieben. Uns wurden Tipps gegeben, was wir keinesfalls in Oslo verpassen dürften, wo wir gut essen und trinken könnten und was man unbedingt vermeiden sollte: einen Norweger kritisieren, jemanden Siezen - außer die Königsfamilie natürlich, zu schnell fahren, denn das kann sehr teuer werden, UND: Meetings freitags nach 15 Uhr ansetzen!!!! (pg)