Deutschlands TOP IT-Arbeitgeber

Neue Probleme fordern neues Recruiting

30.05.2011 von Ingrid  Weidner
Fachkräftemangel, demografischer Wandel und soziale Netzwerke halten die Personalabteilungen auf Trab.

Knapp 63 Prozent der Arbeitnehmer liebäugeln damit, ihren Arbeitsplatz zu wechseln. Das ergab eine gemeinsame Studie des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Frankfurt am Main sowie der Monster Worldwide Deutschland GmbH. Die Arbeitnehmerbefragung "Bewerbungspraxis 2011" unter 10.000 Stellensuchenden und Karriereinteressierten belegt, dass mit dem wirtschaftlichen Aufschwung wieder viel Bewegung in den Arbeitsmarkt kommt.

Vom selben Forscherteam wurde auch die Studie "Recruiting-Trends 2011" erarbeitet. Sie zeigt, dass Personalabteilungen momentan alle Hände voll mit Mitarbeiterbindung und Employer-Branding zu tun haben. Obwohl Konzerne und Mittelständler unabhängig voneinander befragt wurden, nannten beide den demografischen Wandel sowie den Fachkräftemangel als wichtigste Herausforderung für 2011. Immerhin knapp die Hälfte der Großunternehmen erwartet, dass die Belegschaft im kommenden Jahr wächst. Der befragte Mittelstand zeigte sich optimistischer, denn dort haben neun von zehn Firmen Positionen zu vergeben. Besonders schwer wird es nach Meinung aller Befragten, IT-Fachkräfte zu finden sowie Fachpersonal für Forschung und Entwicklung.

Das mittelständische IT-Beratungshaus Cellent AG mit Sitz in Stuttgart beschäftigt an elf Standorten in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz mehr als 650 Mitarbeiter und möchte in diesem Jahr weiter wachsen. Personalchef Philipp Tauch bietet IT-Beratern attraktive Jobs. "Wir suchen vor allem Infrastrukturberater mit SAP- und Microsoft-Know-how, die mehrere Jahre Berufserfahrung mitbringen." Gerade in diesem Marktsegment arbeiten viele interessante Kandidaten als Freiberufler, bedauert Tauch. Verständlich, denn sie schätzen die besseren Verdienstmöglichkeiten und den größeren Spielraum.

Firmen, die solche Bewerber an sich binden möchten, müssen deshalb einiges bieten. Tauch wirbt mit einem guten Arbeitsklima, interessanten Projekten sowie flachen Hierarchien. Kandidaten spricht das Unternehmen über verschiedene Kanäle an. "Wir nutzen neben klassischen Print- und Online-Stellenanzeigen auch den Service von spezialisierten Personalberatern", erzählt der Personaler. Daneben bindet Cellent seine Mitarbeiter als Recruiting-Hilfe ein und lockt mit einem Prämienprogramm bei erfolgreicher Vermittlung.

Wie die Studienautoren herausfanden, sind Personalverantwortliche besonders zufrieden mit Kandidaten, die über persönliche Empfehlungen oder aus dem eigenen Netzwerk zum Unternehmen finden. Ausgeschriebene Stellen auf der Unternehmens-Website oder in Internet-Stellenbörsen gelten als kostengünstig, doch als besonders effizient schätzen die befragten Firmen Praktikantenprogramme ein.

arbeitgeber
Wer sind die beliebtesten 30 IT-Arbeitgeber 2011?
Fast 7000 Informatikstudenten haben im "Trendence Graduate Barometer German IT " ihre Stimme abgegeben. Auf Platz 30 ist Accenture gelandet und damit die am besten platzierte IT-Beratung in dem Ranking, das insgesamt über 100 Plätze umfasst. Sehen Sie nun die Top 30 der IT-Arbeitgeber!
Auf Platz 29 folgt das ....
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, kurz DLR.
Den Reiz der Forschung....
übt auch das deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz auf Nachwuchsinformatiker auf. In diesem Jahr schaffte es die renommierte Einrichtung mit mehreren Standorten in Deutschland auf Platz 28.
Nvidia, mit Hauptsitz im kalifornischen Santa Clara,...
.. ist einer der größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Computer und Spielkonsolen. Auf Platz 27 der beliebtesten Arbeitgeber.
Jeder schaut Fernsehen...
...warum sollte dann ein Fernsehsender wie ProSiebenSat1 nicht ein attraktiver Arbeitgeber sein. Die private Sendergruppe hat es auf Rang 26 geschafft.
Oracle.....
...ist einer von vielen amerikanischen IT-herstellern, die beim deutschen Informatiknachwuchs hoch im Kurs stehen. Platz 24.
Abenteuer Forschung...
Auch die Max-Planck-Gesellschaft ist für den IT-nachwuchs eine wichtige Adresse, wenn es um den Berufsstart geht. Platz 24.
Die Lufthansa Systems...
hat im Vergleich zum Vorjahr vier Plätze verloren und findet sich nunmehr auf Rang 23 des Trendence-Rankings wieder.
EADS auf Platz 22...
...gehört auch für Informatiker schon seit Jahren zu den 30 beliebtesten Arbeitgebern.
Bosch ist....
...nicht nur für Ingenieure ein attraktiver Arbeitgeber, sondern auch für informatiker. Platz 20.
Harald Esch, Deutschland-Chef von Adobe,....
...kann sich nicht so recht freuen. Sein Unternehmen fiel in der Gunst der deutschen informatikstudenten: Von Platz 14 auf Platz 20.
Volkswagen....
...ist Deutschlands größter Automobilhersteller und landet beim IT-Nachwuchs auf Platz 18. Sieben Plätze besser als noch 2010.
Intel....
...ist weltweit der größte Prozessorhersteller. In diesem Jahr auf Platz 18.
Die Deutsche Telekom....
...sponsort nicht nur den FC Bayern, sondern investiert auch viel in das Recruiting. Das wird vom IT-Nachwuchs honoriert. Ein steiler Aufstieg von Platz 29 im Vorjahr auf Platz 17 in 2011.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik....
...kurz BSI ist für Informatikstudenten eine feste Größe, seit Jahren unter den Top 20, in diesem Jahr auf Platz 16.
Die Welt der Computerspiele.....
scheint den Nachwuchs magisch anzuziehen. Elektronic Arts (Platz 15) ist einer von drei Spieleherstellern unter den Top 30.
Gutes Produkt = guter Arbeitgeber
Diese Rechnung geht auch für Daimler auf. Die Informatikabsolventen wählten den schwäbischen Autokonzern auf Platz 14.
Amazon...
..ist das größtes Online-Kaufhaus und stieg in diesem Jahr neu auf Platz 13 ein.
Spielehersteller Crytek...
...ist in diesem Jahr der steilste Aufsteiger: von Platz 24 auf 11. Personalfrau Andrea Hartenfellner macht dafür die Veröffentlichung des Titels "Crysis 2" und das spannende, international geprägte Arbeitsumfeld verantwortlich.
Der Reiz des Geheimen....
zieht Informatiker zum BND. Der Bundesnachrichtendienst ist die Behörde, die mit Abstand am besten im Ranking platziert ist. Der BND ist auch auf diversen Recruitingveranstaltungen präsent.
Schnelle Autos....
machen nicht nur Männer sexy, sondern auch Arbeitgeber. Porsche schaffte in diesem Jahr den Sprung unter die Top Ten.
Auf Platz 9 folgt mit BMW...
ein weiterer Automobilkonzern, der auch 2010 schon unter den Top Ten war.
Audi....
...ist für Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure der Traumarbeitgeber, aber auch bei Informatikern können die Ingolstädter punkten. Platz acht und in diesem Jahr erstmals einen Platz vor BMW.
Siemens-Chef Peter Löscher....
...kann mit dem siebten Platz seines Konzerns eigentlich nicht zufrieden sein. Noch vor zehn Jahren führte Siemens das Ranking an. Für Informatiker ergeben sich hier aber auch deutlich weniger Chancen, nachdem die TK- und IT-Sparten ausgelagert beziehungsweise geschlossen werden.
Die Fraunhofer Gesellschaft....
mit ihren vielen Forschungseinrichtungen war für Informatikstudenten schon immer ein attraktiver Arbeitgeber, in diesem Jahr auf Platz 6 des Trendence-Rankings.
Microsoft...
..auf Platz vier in diesem Jahr wurde schon mehrfach als guter Arbeitgeber ausgezeichnet. Für junge Leute hat der Softwarehersteller auch ein gut dotiertes Traineeprogramm im Angebot.
SAP ist immer noch....
der größte deutsche Softwarehersteller. Für den IT-Nachwuchs war er früher der Traumarbeitgeber, mittlerweile ist er auf dem dritten Platz gelandet.
IBM...
hat nicht nur den Supperrechner Watson entwickelt, sondern ist auch für Informatiker eine feste Größe und behauptet sich seit Jahren auf Platz 2.
And the winner is...
im vierten Jahr in Folge Google. Für fast jeden vierten Informatikstudenten ist der Internet-Konzern der Traumarbeitgeber.

Mitarbeiter online binden

Mitarbeiterbindung, Employer Branding und soziale Netzwerke stehen auf der internen Agenda der Firmen ganz oben. Während sich mittelständische Betriebe oft nur vorsichtig auf das neue Terrain wagen, sind Konzerne dort längst zu Hause. Bertelsmann ging 2008 mit "Create your own Career" online. Der Konzern nutzt mittlerweile die ganze Palette an neuen Medien, um sich als Arbeitgeber zu präsentieren. "Wir waren in den Rankings abgerutscht und mussten gegensteuern", erklärt Nico Rose, Director Corporate Management Development bei Bertelsmann in Gütersloh, die Motivation. Mit der Site stiegen die Bewerberzahlen an. "Wir erhalten jetzt mehr Bewerbungen, und vor allem mehr passende", freut sich Rose und ergänzt: "Selbst im IT-Sektor ist es kein Problem, geeignete Kandidaten zu finden."

Mit den sozialen Netzwerken nahm das Tempo im Recruitment zu. Ähnelten vor einigen Jahren die Aufgaben mancher Personaler denen eines Sachbearbeiters, gleichen sie jetzt mehr denen eines Kommunikations-Managers. Schnelle Antworten auf Anfragen, eine frische und lockere Sprache anstatt eines gestelzten Stils sind gefragt, um über Twitter oder Facebook mit potenziellen Bewerbern ins Gespräch zu kommen.

Nico Rose, Bertelsmann: Wenn ich ein Stellenangebot veröffentliche und zehn Minuten später die erste Bewerbung erhalte, muss ich darauf reagieren."
Foto: N. Rose

Seit zwei Jahren setzt Bertelsmann ganz auf Online-Aktivitäten und Events. Der 33-jährige Rose sieht die Personalabteilung bei Bertelsmann in einer Vorreiterrolle: "Die heutige Generation lebt im Netz, deshalb müssen wir dort mit ihr in Kontakt treten."

Allerdings räumt Rose ein, dass sich das Arbeitstempo der Personaler erhöht habe: "Wenn ich ein Stellenangebot veröffentliche und zehn Minuten später die erste Bewerbung erhalte, muss ich darauf reagieren." Er selbst beantwortet auch am Abend oder Wochenende Anfragen, die ihn über Facebook oder E-Mail erreichen. Ihm steht ein kleines Team zur Seite, das ihn dabei unterstützt.

Judith Charles gestaltete das Programm Create your own Career von Anfang an mit. Inzwischen wechselte sie in ein ausgegründetes Unternehmen des Konzerns, das Social-Media-Aktivitäten von Bertelsmann betreut und als Dienstleister auch andere Firmen beim Personal-Marketing berät. Charles leitet dort seit Januar 2011 den Bereich Employer Branding. Die Managerin ist davon überzeugt, dass Unternehmen sich heute anders präsentieren müssen. Besonders bei mittelständischen Firmen sieht sie Nachholbedarf: "Viele treten zu bescheiden auf und sprechen nicht über ihre Stärken."

Judith Charles, Employer-Branding-Expertin: "Firmen brauchen online ein Konzept, Inhalte und eine Strategie. Sonst entsteht schnell Schaden."
Foto: J. Charles

Aber nicht immer sei eine Facebook-Seite sinnvoll. Vor der Herangehensweise "Einfach mal anfangen" rät Charles ab, denn wer über keinerlei Erfahrungen mit diesen Kommunikationsformen verfüge, könne dem Unternehmen schnell Schaden zufügen. Soziale Netze haben ihre eigenen Gesetze. Die Sprache ist kürzer und prägnanter, aber vor allem beschleunigt sich damit die Kommunikation. Egal, ob es um Facebook oder Twitter geht, Firmen brauchen ein Konzept, Inhalte und eine Strategie.

jobbörsen
Der Stellenmarkt der COMPUTERWOCHE
In Zusammenarbeit mit Jobware bieten wir ein vielfältiges Job-Angebot aus IT und TK. Profis der Branche werden hier fündig!
Stepstone
Bekannte Jobbörse für Fach- und Führungskräfte. Für bestimmte Berufsfelder wie beispielsweise Ingenieure gibt es eigene Channels.
Ingenieurkarriere
Das Stellenportal des Vereins Deutscher Ingenieure e.V.
Monster
Die Stellenbörse weltweit. In Deutschland hatte Monster aufgrund seines ungewöhnlichen Namens aber lange Zeit Akzeptanzprobleme. Jobpilot gehört seit einigen Jahren zu Monster.
Jobscout
Ein Klassiker unter den Jobbörsen. Die JobScout24 GmbH ist Teil der Scout24-Gruppe, zu der u.a. auch AutoScout24 und ImmobilienScout24 gehören. Scout24 ist ein Teil des Deutsche-Telekom-Konzerns.
icjobs
Ermittelt Jobsanzeigen direkt von den Unternehmensseiten.
Jobstairs
Über JobStairs können Stellenanzeigen von bis zu 50 Großunternehmen gesucht und gefunden werden. Unter anderem inserieren Firmen wie Accenture, BASF, Bertelsmann, Bosch, BMW, E.ON, Lufthansa, Porsche, Telekom und ThyssenKrupp auf diesem spezialisierten Portal.
Jobware
bezeichnet sich selbst als Stellenbörse für Fach- und Führungskräfte.
Stellenanzeigen
Eine schon lange existierende Online-Jobbörse. Auf Stellenanzeigen.de können sowohl Arbeitssuchende als auch Unternehmen nach dem passenden Gegenstück suchen. Arbeitnehmer können nach Berufsfeldern suchen oder nach Schlagworten recherchieren. Man kann seine Mailadresse hinterlegen und sich zur eigenen Suchanfrage passende neue Jobannoncen automatisch zusenden lassen.
Süddeutsche Zeitung
Einen der umfangreichsten Stellenmärkte Deutschlands bietet die Süddeutsche Zeitung. Die Anzeigen erscheinen sowohl online als auch in der Mittwochs- und vor allem in der Samstagsausgabe der SZ.
Xing
Xing (ehemals openBC/Open Business Club) ist eine Online-Community, die besonders der Pflege beruflicher Kontakte dient. Hier findet man und wird gefunden.
Bundesagentur für Arbeit
Das gute alte Arbeitsamt gibt es auch im Internet. Die dort angebotenen Stellen sind allerdings mit denen identisch, die einem die Sachbearbeiter der Arbeitsämter vor Ort (in den Jobcentern) vorlegen.
Jobpilot
Jobpilot entstand während der heißen Phase der wie Pilze aus dem Boden schießenden Internet-Startups. Das bekannte Stellenportal ist aber längst nicht mehr unabhängig, sondern gehört zu Monster.
Stellenmarkt der Zeit
Der Stellenmarkt der Zeit ist besonders für Annoncen aus den Bereichen Wissenschaft und öffentlicher Dienst kompentent und aktuell. Wer also schon immer mal Professor werden wollte, kann hier den passenden Newsletter mit den aktuellen Anzeigen abonnieren. Die Anzeigen werden einmal pro Woche zugemailt.
GULP: Portal für IT-Projekte
Projekt-Börse für IT-Experten
Jobsintown
Ebenfalls ein schon länger existierendes Job-Portal.
Fazjob.net
Der Stellenmarkt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ
horizont.net
Dieser Fachstellenmarkt im Bereich für Marketing, Werbung und Medien ist eine Kooperation von JobScout24 und HORIZONT.NET.
Newsroom
Ein spezieller Stellenmarkt für Journalisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Medienjobs.ch
Ein schweizerische Online-Stellenmarkt der Medien- und Kommunikationsbranche. Das Stellenportal richtet sich an Fach- und Führungskräfte sowie Arbeitgeber aus der gesamten Kommunikationsbranche.
Jobpiraten
JobPiraten durchforstet mit einem Robot die Job-Angebote auf Firmen-Websites und macht diese Stellenangebote dann bequem recherchierbar. Ein Such-Roboter durchforstet für Jobpiraten das Internet nach Stellenangeboten auf Firmen-Websites. Diese Angebote werden dann von Jobpiraten erfasst und sind über recherchierbar. Derzeit beschränkt sich das Angebot aber auf Stellenausschreibungen in Deutschland.
Academics
Special Interest: Academics ist das Job- und Karriereportal speziell für Wissenschaftler und solche die es werden wollen. Hier wird - unter Umständen - der akademische Nachwuchs fündig.
Darv - Archäologenverband
Der Exot unter den Jobportalen ist die Stellenbörse des Deutschen Archäologenverbandes.
Bundesverwaltungsamt – Dienstleistungszentrum
Wer eine Arbeitsstelle oder eine Ausbildungsstelle im öffentlichen Dienst des Bundes sucht, kann sich hier über Angebote der unterschiedlichsten deutschen Behörden und Ministerien informieren.
meinestadt.de für die Stadt Erlangen
Ein Beispiel für eine regionale Stellenbörse von meinestadt.de.
H-Soz-u-Kult
H-Soz-u-Kult ist das Portal für Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften. Hier finden also Historiker vielleicht einen Job. Auch Studenten werden hier fündig, wenn sie SHK-Stellen suchen.
kadmos/Mommsen-Gesellschaft
Noch ein Exot ist Kadmos: Hier werden Althistoriker, Altphilologen und Archäologen fündig. Für die Nische in der Nische sozusagen. Altgriechisch- und Lateinkenntnisse dürften für Bewerber, die sich auf diese Stellen bewerben, selbstverständlich sein.

Auch am Wochenende sind Beiträge zu lesen

Auch der Aufwand lasse sich schwer einschätzen. Eine kleinere Firma bedeute nicht unbedingt weniger Anfragen, denn die Nutzer erwarten bald eine Antwort, egal ob sie sich an einen Konzern oder einen Mittelständler wenden. Immer erreichbar sein müssten beide. Deshalb muss auch am Wochenende jemand die Beiträge lesen und reagieren, zumal auf den Plattformen auch kritische Kommentare einlaufen können.

Diese Erfahrung macht auch Nico Rose hin und wieder, etwa als kürzlich ein früherer Praktikant auf der Facebook-Seite über Bertelsmann stänkerte. Während Rose und sein Team in einer schnell einberufenen Telefonkonferenz noch diskutierten, wie sie reagieren könnten, hatte bereits ein anderer ehemaliger Praktikant dem Autor widersprochen. Etwas Besseres kann einer Firma nicht passieren, denn solche Statements wirken glaubwürdig. Nicht immer glückt das. Dann ist es wichtig, zu überlegen, wen man um ein Statement bitten könnte.

Kein Wunder also, dass mittelständische Firmen zunächst andere Schwerpunkte setzen. Die Social-Media-Aktivitäten von Cellent konzentrieren sich momentan auf das Business-Netzwerk Xing. Dort moderieren Tauch und einige seiner Kollegen Fachforen. Facebook oder Twitter stehen für den Personalchef momentan nicht auf der Agenda. "Für uns sind Xing und auf internationaler Ebene Linkedin wichtige Plattformen, auf denen wir uns zukünftig stärker engagieren und mit interessanten Kandidaten ins Gespräch kommen wollen."

Wichtiger, als auf allen Kanälen aktiv zu sein, ist Tauch dagegen Authentizität. Dazu zählt, interessanten Kandidaten schnell und kompetent zu antworten und sie möglichst rasch zu einem Gespräch einzuladen. Kommt kein Arbeitsvertrag zustande, gehört es nach Ansicht des Cellent-Personalers zum guten Ton, mit einem persönlichen Telefonat abzusagen. Einen Standardbrief zu verschicken hält Tauch für keinen angebrachten Stil.

Knigge
Vorsicht, Blickkontrolle!
Starre nicht auf fremde Bildschirme. Verhalte dich wie an einem FKK-Strand: Persönliches geht dich hier nichts an.
Telefone in die Taschen
Lege dein Handy in Restaurants immer mit dem Display nach unten auf den Tisch. Sobald eine Tischdecke aufliegt, sollte das Telefon in der Tasche bleiben.
Alles jugendfrei?
Stelle nur Bilder ins Netz, die deine Mutter freigeben würde.
Kaffee, Keks und WLAN
Die erste "kostenfreie" Stunde WLAN in einem Café kostet mindestens einen Cappuccino und einen Muffin. Die zweite Stunde nur noch einen Schokokeks.
Manchmal muss man abschalten
Dein Handy auf Beerdigungen, Hochzeiten oder in einem Yoga-Kurs nicht auszuschalten ist genauso bedenklich wie mit starkem Husten ein Klavierkonzert zu besuchen.
Wenn's doch mal klingelt...
Entschuldige dich, bevor du mitten in einer Unterhaltung einen dringenden Anruf entgegennimmst.
Heavy Metall für alle?
Eine U-Bahn ist kein Plattenladen. Wenn du unterwegs Musik hörst, stelle sicher, dass nur du sie hören kannst.
Privatsphäre ist was Schönes
Halte mindestens drei Meter Abstand zu anderen Menschen, wenn du in der Öffentlichkeit mit dem Handy telefonierst.
Tischmanieren 2.0
Es ist in Ordnung, während des Essens eine SMS zu verschicken, solange dies alle am Tisch tun. Verwechsele jedoch nicht die Gabel mit dem Handy.
Tür zu?
Digitales Lächeln in Form von Smilies kann private Türen öffnen :), aber auch professionelle schließen :-(.

"Bewerber denken eher an Apple als an eine Bank"

Tim Weitzel lehrt an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg Wirtschaftsinformatik. Seit fast zehn Jahren erforscht der Professor Recruiting-Trends. Wie sich die Personalarbeit der Unternehmen in den vergangenen Jahren verändert hat und welche Trends sich abzeichnen, erläutert er im CW-Gespräch.

CW: Welche Recruiting-Trends und Entwicklungen sehen Sie in der IT-Branche?

Tim Weitzel, Uni Bamberg: "Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter als Botschafter der Firma wirklich ernst nehmen."
Foto: Privat

WEITZEL: Der Fachkräftemangel ist vor allem in der IT-Branche sehr problematisch. Dort können in diesem Jahr über zwölf Prozent der offenen Stellen nicht besetzt werden. In anderen Branchen sind es zwischen vier und fünf Prozent.

CW: Nimmt die IT-Branche beim Recruiting eine Vorreiterrolle ein?

WEITZEL: IT-Unternehmen sind Vorreiter bei der elektronischen Bewerbung. Nur noch etwa 18 Prozent der eingehenden Bewerbungen sind aus Papier.

CW: Viele Firmen nannten in Ihrer Recruiting-Studie Employer Branding als wichtigste interne Herausforderung. Was verstehen die Unternehmen darunter?

WEITZEL: Beim Employer Branding geht es darum, eine Arbeitgebermarke aufzubauen und das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber darzustellen. Firmen mit bekannten Produkten sind häufig für Bewerber gut sichtbar: Wer sich mit Raumfahrt auskennt, will zur Nasa. Daher ist ein Employer Branding vor allem auch dort wichtig, wo sich gute Kandidaten nicht von selbst bewerben. So haben alle Unternehmen eine IT-Abteilung, aber IT-Experten denken bei der Bewerbungsplanung eher an Apple als an eine Bank, obwohl Banken in der Regel viel mehr IT-Mitarbeiter haben und suchen.

CW: Welche Rolle spielt das Thema Social Media beim Employer Branding?

WEITZEL: Um auch als unbekannter Arbeitgeber gute Mitarbeiter zu finden, hoffen viele Unternehmen, auf sozialen Netzplattformen geeignete Kandidaten direkt finden und ansprechen zu können. Allerdings lernen die Firmen gerade, dass dies nicht so einfach ist wie zunächst erhofft. Social Media wird derzeit hauptsächlich für Employer Branding und nicht zur aktiven Kandidatensuche genutzt.

CW: Manche Firmen fürchten sich vor einem Kontrollverlust, wenn sie sich in sozialen Netzwerken engagieren. Haben sie denn eine Wahl?

WEITZEL: Sie können heute weniger als vor fünf Jahren direkt kontrollieren, was über ihr Unternehmen im Web geschrieben wird. Sie haben nur die Wahl, wie sie damit umgehen. Daher überlegen derzeit viele Firmen, ob sie Mitarbeitern die Nutzung sozialer Netzwerkplattformen verbieten oder erlauben oder sie sogar dazu anregen sollen. Die mehrheitliche Meinung ist, dass nur ehrliche, authentische Kommunikation funktioniert. Das ist leichter gesagt als getan, und welcher Informationskodex der richtige ist, muss jedes Unternehmen selbst bestimmen. Eine Folge ist, dass ein Unternehmen seine Mitarbeiter auch als Botschafter des Unternehmens wirklich ernst nehmen muss.

Die fünf wichtigsten Recruiting-Themen

... in Konzernen

  1. Demografischer Wandel: Zukünftig bewerben sich mehr Berufserfahrene um Jobs; der Wettbewerb um Neueinsteiger verschärft sich.

  2. Fachkräftemangel: Besonders in der Forschung und Entwicklung sowie in der IT finden die Unternehmen nur schwer die benötigten Fachkräfte.

  3. Bologna-Prozess: Die Unternehmen müssen sich mit der Studienreform und den neu konzipierten Abschlüssen Bachelor und Master beschäftigen.

  4. Social Media: Viele Firmen denken über ein Engagement in den sozialen Netzwerken nach oder engagieren sich bereits dort.

  5. Wirtschaftskrise: Effektivitäts- und Effizienzziele spielen nach wie vor eine wichtige Rolle.

... im Mittelstand

  1. Demografischer Wandel und Veränderungen, die Bewerber ändern sich.

  2. Fachkräftemangel: Die qualifizierten Bewerber sind knapp.

  3. Gesetzliche Rahmenbedingungen: zum Beispiel der Einfluss des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes.

  4. Mitarbeiterfluktuation: Abwanderung der Mitarbeiter aus dem eigenen Unternehmen.

  5. Geringe Bewerbermobilität: Kandidaten wollen ungern umziehen oder pendeln.

Quelle: Studie Recruiting-Trends 2011, Monster Worldwide Deutschland GmbH