Netsuite: SAP ist mit E-Commerce-Lösung spät dran

13.07.2006
Nach Ansicht des On-demand-Spezialisten und Wettbewerbers reichen SAPs Bemühungen rund um Business One bei weitem nicht aus, um die Bedürfnisse des Marktes zu befriedigen.

Der Versuch der Walldorfer, Business One durch die Übernahme von Praxis Software Solutions mit E-Commerce-Funktionen zu tunen, reiche nicht weit genug und komme zudem zu spät. Zach Nelson, CEO des SAP-Konkurrenten Netsuite, spottete gegenüber dem britischen Nachrichtendienst "Computergram", SAP schraube sein ERP-System mit einem Webshop zusammen. Im Vergleich zu integrierten Entwicklungen könne die SAP-Lösung unter funktionalen Gesichtspunkten nicht mithalten.

Die SAP-Verantwortlichen hatten zu Beginn der Woche die Übernahme ihres US-amerikanischen Partners Praxis Software angekündigt (siehe auch: SAP schluckt Business-One-Partner). Mit Hilfe der Lösung "Netpoint Commerce" seien Business-One-Anwender künftig in der Lage, einen Webshop an ihr ERP-System zu koppeln. Damit ließen sich Daten zu Warenbeständen und Produktinformationen immer auf dem aktuellen Stand halten, hieß es. SAP will seine Business-One-Lösung weiter in Richtung Web-Service-technik entwickeln. Eine Roadmap dazu will man Ende des Jahres präsentieren..

Diese Strategie gehe völlig an den Bedürfnissen des Marktes vorbei, höhnte indes Netsuite-Chef Zach. Die Lösungen von SAP und Praxis Software, die herkömmlich inhouse auf Basis der IT-Infrastruktur des Kunden betrieben würden, gehörten in die IT-Steinzeit. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen bevorzugten heutzutage nach seiner Einschätzung flexiblere Modelle, wie beispielsweise Software-Services je nach Bedarf On-Demand auf Mietbasis zu beziehen.

Die etablierten Softwareanbieter taten sich in der Vergangenheit schwer mit dem On-Demand-Modell. So haben sich die SAP-Verantwortlichen erst nach langem Zögern Anfang des Jahres entschlossen, mit einer Lösung für das Kunden-Management in das On-Demand-Geschäft einzusteigen (siehe auch: Henning Kagermann: SAP will On-Demand-Services ausbauen). Die anderen Software-Mogule versuchen zurzeit verstärkt von dem Trend zu profitieren, den Pioniere wie Salesforce.com und Rightnow Technologies bereits vor Jahren losgetreten hatten: Oracle kündigte im Frühjahr 2006 an, bereits in wenigen Jahren rund die Hälfte seiner Einnahmen mit On-Demand-Anwendungen erwirtschaften zu wollen (siehe auch: Jürgen Rottler, Oracle: On-Demand ist eine Waffe gegen SAP). Microsoft gab erst vor wenigen Tagen bekannt, das Geschäft mit Software-Mietlösungen künftig auch in die eigenen Hände nehmen zu wollen (siehe auch: Microsoft setzt mit eigenem CRM-on-Demand seine Hosting-Partner unter Druck). (ba)