Der Versuch der Walldorfer, Business One durch die Übernahme von Praxis Software Solutions mit E-Commerce-Funktionen zu tunen, reiche nicht weit genug und komme zudem zu spät. Zach Nelson, CEO des SAP-Konkurrenten Netsuite, spottete gegenüber dem britischen Nachrichtendienst "Computergram", SAP schraube sein ERP-System mit einem Webshop zusammen. Im Vergleich zu integrierten Entwicklungen könne die SAP-Lösung unter funktionalen Gesichtspunkten nicht mithalten.
Die SAP-Verantwortlichen hatten zu Beginn der Woche die Übernahme ihres US-amerikanischen Partners Praxis Software angekündigt (siehe auch: SAP schluckt Business-One-Partner). Mit Hilfe der Lösung "Netpoint Commerce" seien Business-One-Anwender künftig in der Lage, einen Webshop an ihr ERP-System zu koppeln. Damit ließen sich Daten zu Warenbeständen und Produktinformationen immer auf dem aktuellen Stand halten, hieß es. SAP will seine Business-One-Lösung weiter in Richtung Web-Service-technik entwickeln. Eine Roadmap dazu will man Ende des Jahres präsentieren..
Diese Strategie gehe völlig an den Bedürfnissen des Marktes vorbei, höhnte indes Netsuite-Chef Zach. Die Lösungen von SAP und Praxis Software, die herkömmlich inhouse auf Basis der IT-Infrastruktur des Kunden betrieben würden, gehörten in die IT-Steinzeit. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen bevorzugten heutzutage nach seiner Einschätzung flexiblere Modelle, wie beispielsweise Software-Services je nach Bedarf On-Demand auf Mietbasis zu beziehen.
Die etablierten Softwareanbieter taten sich in der Vergangenheit schwer mit dem On-Demand-Modell. So haben sich die SAP-Verantwortlichen erst nach langem Zögern Anfang des Jahres entschlossen, mit einer Lösung für das Kunden-Management in das On-Demand-Geschäft einzusteigen (siehe auch: Henning Kagermann: SAP will On-Demand-Services ausbauen). Die anderen Software-Mogule versuchen zurzeit verstärkt von dem Trend zu profitieren, den Pioniere wie Salesforce.com und Rightnow Technologies bereits vor Jahren losgetreten hatten: Oracle kündigte im Frühjahr 2006 an, bereits in wenigen Jahren rund die Hälfte seiner Einnahmen mit On-Demand-Anwendungen erwirtschaften zu wollen (siehe auch: Jürgen Rottler, Oracle: On-Demand ist eine Waffe gegen SAP). Microsoft gab erst vor wenigen Tagen bekannt, das Geschäft mit Software-Mietlösungen künftig auch in die eigenen Hände nehmen zu wollen (siehe auch: Microsoft setzt mit eigenem CRM-on-Demand seine Hosting-Partner unter Druck). (ba)