Neo1973: OpenSource Smartphone für Hacker ab 2007

08.11.2006
Der taiwanische Hersteller FIC will Anfang 2007 mit der Auslieferung eines Linux-Smartphones mit VGA-Display und Touchscreen beginnen. Als Betriebssystem wird eine Eigenentwicklung aus GTK+ und neuem Linux-Kernel zum Einsatz kommen, das insbesondere das Herz von Software-Entwicklern und Freunden hochgezüchteter embedded-Architekturen höher schlagen lässt.

Auf der OpenSource in Mobile-Konferenz in Amsterdam präsentierte Sean Moss-Pultz, Chef-Produktentwickler bei FIC seine neue (fast schon produktionsreife) Vision eines neuen mobilen Betriebssystems, das erstmals im Januar 2007 in Form eines Referenzhandys erscheinen soll. Das wird sich Neo1973 nennen und auf die Plattform OpenMoKo setzen. Moss-Pultz Idee hinter dem System sorgt nach seiner Meinung für mehr Kundenzufriedenheit und höhere Margen bei den Netzbetreibern.

Zunächst verrät der Name, was Moss-Pultz vorhat: MoKo steht für Mobile Kommunikation und das k ist eine Hommage an alle HacKer, die durch ihre mehr oder minder rühmliche Arbeit die Innovationen der Linux-Plattform vorangetrieben haben. Dabei setzt OpenMoKo nicht auf etablierte Standards der mobilen Linux-Welt, sondern nutzt ein Desktop-System als Unterbau: ein 2.6.18er-Kernel und die GTK+ 2.x-Bibliotheken stellen das Betriebssystem.

Die speziellen Handy-Funktionen, insbesondere das GSM-Multiplexing, das das Telefonieren während der Ausführung anderer Applikationen erlaubt, habe Moss-Pultzs Entwickler selbst dem Kernel hinzugefügt. Im Neo1973 werden eine Samsung-CPU und 64MB ROM die Lauffähigkeit von OpenMoKo garantieren, für Applikationen steht neben 128MB RAM auch die Kapazität eines MicroSD-Speicherslots zur Verfügung. OpenMoKo soll ab Werk nur mit den allernötigsten Anwendungen auskommen: darunter findet man gerade einmal ein Wählprogramm, Telefonbuch, Mediaplayer und den Applikationsmanager (apt-get), vielleicht auch einen dem Firefox ähnlichen MiniMo-Browser.

Anwendungen, die der Kunde benötigt - darunter z.B. erweiterte PIM-Features -, soll er sich anschließend selbst aufs Handy ziehen. Und hier liegt Moss-Pultzs Ansatz begraben: der Netzbetreiber spart Geld, weil er nur das vorinstallieren muss, was unbedingt nötig für den Betrieb des Telefons ist. Der Kunde bekommt eine auf leistungsfähiger Hardware aufgesetzte offene Plattform, die er beliebig erweitern kann - und nach Moss-Pultzs Denkweise auch erweitern wird. Tausende von Applikationen ließen sich via OpenEmbedded Package-Format in ein fürs OpenMoKo-System verträgliches Installationsformat verpacken und dort installieren. Sie stammen von anderen bekannten Plattformen, darunter OpenZaurus und Familiar Linux. Der Netzbetreiber verdient an der Distribution, der Kunde profitiert von erweitertem Telefonnutzen. Schön, wenn das dann ab Januar 2007 auch wirklich klappt.

Das Neo1973 wird im speziellen auch über eine (A)GPS-Lokalisierungskomponente verfügen und hierfür mit einem überdimensionierten Display ausgestattet sein: 640x480 Pixel auf lediglich 2,8 Zoll Displaydiagonale machen die Navigation mit dem Handy zu einer äußerst scharfen Angelegenheit. Während bei der ersten Geräteversion, die FIC derzeit unter dem Namen "FIC-GTA001" entwickelt, lediglich Quadband-GSM und GPRS zur Kommunikation mit der Außenwelt zur Verfügung steht, sollen bald nach dessen Einführung auch Smartphones mit WLAN- und Bluetooth-Connectivity erscheinen.

Im Januar 2007 soll mit der Auslieferung begonnen werden. Da die Produktionskosten und der Aufwand für FIC sehr gering ausfallen werden, rechnet man mit der Auslieferung von 100.000 Stück pro Monat. Das Handy mit GPS-Navigator, offenem Betriebssystem und riesigem Display wird dann zu einem Preis von umgerechnet rund 280 Euro angeboten werden.

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