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Nbsp: Nur der Chef ist über 30

15.10.2004 von Ingrid  Weidner
Als junge Vorgesetzte noch als Phänomen gefeiert wurden, gehörte Mario Kandler mit seiner kleinen Internet-Firma schon fast zum Establishment. Während andere an ihrem eigenen Ruhm feilten, werkelte der Jungunternehmer fleißig an seinen eigenen Content- und Projekt-Management-Produkten.

"Unter Druck arbeite ich am besten", erzählt Mario Kandler ganz begeistert. Dieser Leidenschaft konnte er in den vergangenen Jahren ausreichend frönen, denn aus der 1997 mit zwei Freunden gegründeten Firma hat sich ein kleines, solides Unternehmen entwickelt. "Damals haben wir aus einer Laune heraus Internet-Seiten entwickelt", erzählt Kandler. Damals, zu New-Economy-Zeiten, war es chic, eine eigene Company zu haben.

Auch Kandlers Firmengeschichte begann wie die mancher Start-ups im eigenen Wohnzimmer. Doch anders als viele seiner Unternehmensgründer-Kollegen schaffte er den Sprung in die Mittelklasse. Als die eigene gute Stube für die kleine Firma zu eng wurde, zog er mit seinem kleinen Team ins Straubinger Gründerzentrum. Inzwischen arbeitet die zwanzigköpfige Mannschaft auf zwei Etagen in einem umgebauten Bürogebäude am Stadtrand von Straubing, eine Niederlassung in München kam 2001 hinzu.

Dabei waren die Randbedingungen für die jungen Unternehmensgründer aus Niederbayern genauso wechselhaft wie für andere. Doch die Boomphase 2000 und die schwierigen Zeiten des Abschwungs haben sie besser überstanden. Einer der Gründe könnte der bodenständige Pragmatismus des Jungunternehmens Kandler sein. Statt trendige Partys zu besuchen, investierte er einen Teil seiner Zeit in eine solide Ausbildung und begeisterte sich für schwierige Aufgaben.

Mario Kandler (links) und Karl-Heinz Blenk im Gespräch.

Nach dem Abitur entschloss er sich für eine Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann an der EDV-Schule im niederbayrischen Plattling. Zwar räumte ihm die Sekretärin bei seiner Anmeldung kaum Chancen ein, die Aufnahmeprüfung zu schaffen, aber mit dem zweitbesten Testergebnis gab es keine Zweifel an seiner Eignung. "Logikfragen unter Zeitdruck zu beantworten war ein Kinderspiel. Meine Anmeldung an der Schule war der beste Entschluss meines Lebens", erzählt er heute ganz stolz im Rückblick. Auch von den drei Schuljahren an der Fachschule schwärmt er noch heute: "Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben gerne in die Schule gegangen." Heute wird Kandler gerne vom Direktor als Musterschüler und Vorzeigeunternehmer zu Schulveranstaltungen eingeladen.

Erste Firma mit 17

Möglichst viele Dinge gleichzeitig zu erledigen waren schon immer seine Passion. Deshalb reichten dem quirligen Schüler weder Schulalltag noch die vorgesehenen Praktika. Bald jobbte er nach der Schule in München, übernachtete schon mal bei Freunden auf dem Fußboden oder auf dem Autobahnrastplatz, wenn es denn spät wurde oder ein dringendes Problem gelöst werden musste, um morgens wieder rechtzeitig in der Schule einzutreffen.

"Ich wollte schon immer lieber selbständig arbeiten", erzählt er, eine Festanstellung sei für ihn nie erstrebenswert gewesen. Bereits als Abiturient hatte Kandler eine Firma, die kleine Werbefilme für Diskotheken drehte und vertrieb. "Als ich damals meine erste Firma angemeldet habe, war ich noch keine 18 Jahre alt. Aber auf dem Antragsformular gab es kein Unterschriftsfeld für Erziehungsberechtigte", erzählt er schmunzelnd. Also reichte seine eigene Unterschrift aus.

Doch die nächsten Stufen auf seinem Erfolgsweg waren durchaus mit Hindernissen bestückt. Nach den euphorischen Aufbauphasen schlitterte er mit seinen Kunden aus der Medienbranche in eine ernste Krise - wie so viele andere auch. "Wir mussten uns auch von Mitarbeitern trennen, was sehr schwer war." Doch heute liegt seine Firma Nbsp wieder auf Wachstumskurs und beschäftigt rund 20 Mitarbeiter.

Der erste Mitarbeiter von Nbsp: Otto Aschenbrenner.

Otto Aschenbrenner ist von Anfang an dabei. Als erster Mitarbeiter 1999 noch in Mario Kandlers Wohnzimmerfirma eingestellt, gehört der 25-Jährige noch immer zum Team. "Den Garagen-Flair haben wir jetzt gegen ein professionelles Umfeld eingetauscht; im Gründerzentrum sind wir erwachsen geworden", berichtet der gelernte EDV-Kaufmann und fügt hinzu: "Ich bin ein Programmier-Freak und habe meinen Traumjob gefunden." Trotz einiger Jahre Berufserfahrung und zahlreichen Projekten faszinieren ihn die Aufgaben noch immer. Der Reiz der Großstadt und die Münchner Niederlassung interessieren den jungen Mann aus dem Bayerischen Wald wenig; er fühlt sich rundum wohl in seinem Job in der Kleinstadt Straubing, die neben günstigen Lebenshaltungskosten auch andere Vorzüge zu bieten habe.

Der Arbeitsschwerpunkt der Agentur hat sich hin zum Content-Management verschoben. "Site Fusion" heißt das plattformunabhängige und von Nbsp entwickelte Produkt, mit dem so unterschiedliche Webseiten wie Aktenzeichen XY, Fachzeitschriften, Touristenattraktionen wie die Region Bayrischer Wald oder die des Kabarettisten Michael Mittermaier im Hintergrund verwaltet und gemanagt werden. Auch eine französische Jobbörse (www.jobuniverse.fr) arbeitet mit dem Content-Management-System, das in rund 100 Kundenprojekten eingesetzt wird.

Super Mario als Big Boss

Mit dem Wachstum hat sich auch die Organisationsstruktur verändert. Kandler kann längst nicht mehr überall selbst Regie führen, sondern musste Aufgaben abgeben und lernen, an seine Mitarbeiter zu delegieren. Zum Januar dieses Jahres wurden Verantwortungs- und Zuständigkeitsbereiche neu definiert und ein neues Führungsteam eingesetzt. Dazu gehören neben Kandler seine Mitarbeiter Karl Heinz Blenk, Oliver Neumann und Michael Bauer. Blenk übernahm in der neuen Organisationsstruktur die Verantwortung für die Technik. Ob Serververwaltung, Hosting oder Sicherheitsrichtlinien, der 27- Jährige sorgt dafür, dass die Web-Seiten der Kunden problemlos laufen und immer online sind.

Seit 2001 arbeitet Blenk, der zusammen mit Kandler die EDV-Schule in Plattling besuchte, für Nbsp. "Ich wollte nie nur Programmieren", erzählt Blenk. Dagegen fühlt er sich in der Systemverwaltung und -administration wohl. Auch seine neuen Aufgaben im Management des Unternehmens entsprechen seinen Karriereplänen. Oliver Neumann arbeitet in der Münchner Niederlassung und verantwortet das Projekt-Management, Bauer fungiert als Chef der Programmierung. "Die neue Struktur war notwendig, ohne eine gewisse Hierarchie kommen wir nicht aus", musste Kandler feststellen.

Zum Programmieren fehlt ihm mittlerweile die Zeit, denn Kundengespräche und Verhandlungen halten den 31-Jährigen auf Trapp. Auch Personalauswahl- und -planung sowie Mitarbeitergespräche gehören jetzt zu seinen Aufgaben. "Die Umstellung ist mir nicht leicht gefallen", gibt Kandler zu, doch auch als Geschäftsführer seiner Firma hat er alle Hände voll zu tun. Und wenn der Zeitplan in einem Projekt wirklich einmal eng wird, dann setzt sich der Chef schon mal gerne selbst vor den Rechner, um endlich wieder ein paar Zeilen zu programmieren.

NBSP GmbH

- Hauptsitz: Steinweg 56, 94315 Straubing. www.nbsp.de

- Niederlassung: Schleißheimer Straße 6-10, 80333 München

- Firmengründung: 1997, seit 2000 mit Mario Kandler als alleinigem Geschäftsführer

- Mitarbeiter: 22

- Produkte und Leistungen: SiteFusion (Content-Management-System zur Verwaltung von Websites), Web-Hosting.