N72, N73 und N93: Nokia erweitert seine N-Series um 3 Geräte

25.04.2006
Im Rennen ums beste Megapixel-Handy geht Nokia heute den nächsten Schritt: drei S60-Smartphones mit Zeiss-Linsen sollen der Konkurrenz das Fürchten lehren. Und Nokia bietet erstmals auch eine interessante Alternative für digitale Camcorder im Handy an.

Man kann beinahe seine Uhren nach Nokias Publikationspolitik stellen. Heute zeigen die Finnen die nächste Generation ihrer N-Series: drei Handys in interessanten und formvollendeten Designs, höherwertiger Verarbeitung und mit vielen zeitgemäßen Lifestyle-, Business- und Imaging-Funktionen. Dabei sind die drei Geräte N72, N73 und N93 alles andere als gutgehütete Geheimnisse: über zwei von ihnen waren bereits vor Wochen erste Informationen verfügbar.

Die Nachfolge des begehrten N70 teilen sich die Modelle N72 und N73, wobei gerade das N72 sich an der Persönlichkeit des Nutzers orientieren soll. Wie aktuelle Parfum-Marken nutzt Nokia die unterschiedlichen Geschmäcker der Geschlechter und wird das Symbian-Smartphone in den Farben Pearl Pink und Gloss Black verkaufen. Beide Varianten werden über etwas abgewandelte Musterungen auf der Rückseite verfügen. Die Funktionalität tritt im wesentlichen in den Hintergrund: das Prinzip der N-Series lautet nämlich, alles ins Handy zu stecken, was die breite Masse haben will.

Das N72 ist Nokias flexibler Allrounder: Je nach Anspruch des Nutzers soll das Handy mit schneller Internetverbindung, anspruchsvollen Business-Features, komfortablen MP3-Funktionen oder seiner 2-Megapixelkamera im Alltag weiterhelfen. Der Formfaktor wurde dabei im wesentlichen vom N70 übernommen: die Rückseite verfügt über einen Slidermechanismus, der automatisch die Kamera aktiviert.

Wie es Bill Sermon, Vizepräsident von Nokias Designabteilung ausdrückt, wurde das Gerät so gestaltet, "dass der Nutzer Emotionen mit seinem Handy verbindet und es als wertvolles Tool im Alltag wahrnimmt, das ihn zu Höchstleistungen inspiriert" - ähnlich wie Rolex-Uhren, Montblanc-Stifte oder handgefertigte Musikinstrumente. Das N72 soll laut Nokia bereits im Juni 2006 erscheinen - ob sich dieser Termin angesichts der ständigen Verzögerungen bei anderen N-Series Modellen halten lässt, bleibt natürlich eine offene Frage.

Während sich Nokia beim N72 noch sehr bedeckt hält, sind zu den beiden anderen Geräten bereits weitreichende Details zum Featureset bekannt. Das N73 bezeichnet der Hersteller bereits als "Multimedia-Computer". Tatsächlich bietet das Smartphone eine 3-Megapixelkamera mit Carl Zeiss-Optik und Autofokus sowie ein großes Display mit 2,4 Zoll (6,1cm) Diagonale und der neuen S60-Auflösung von 352x416 Pixeln. Dass das Handy zu einer "echten Alternative für jede Digitalkamera" (wie Nokia sich offiziell ausdrückt) wird, bleibt zu bezweifeln - die 3,2 Megapixel des Fotosensors reichen aber theoretisch für knapp DIN A4-große Abzüge aus. Neuigkeiten gibts bei der Musikwiedergabe: wie bei der aktuellen 62er-Linie auf Series40-Basis verfügt das N73 über einen 3D-Soundchip, mit dem sich trotz kleiner Lautsprecher ein bisweilen erstaunliches Raumklangerlebnis simulieren lässt.

Wie alle N-Series-Handys wird sich das N73 in den gängigen Netzen zu Hause fühlen und sich über EDGE, Quadband-GSM/GPRS und UMTS mit der Außenwelt verbinden. Dabei ermöglicht es dank nach innen gerichteter VGA-Zweitkamera auch Videotelefonate oder den "Empfang" des über UMTS gestreamten mobilen TV-Programms. Das S60-System bietet darüber hinaus die gängige Smartphone-Funktionalität wie ausgereifte, mit Outlook synchronisierbare Kontakt-, Termin- und Aufgabenverwaltung und den neuen S60-Browser auf KHTML-Basis mit Birdview (Minimap) und visueller Surf-Historie. Das Nokia N73 wird voraussichtlich ab Juli 2006 den Farbkombinationen Silbergrau/Dunkellila, Mattweiß/Rot-Metallic und Mattweiß/Mokka erhältlich sein.

Mit dem neuen N93 will Nokia ein "neues Zeitalter" einläuten - das der mobilen Videoaufnahmen nämlich. Dass eine 3,2-Megapixelkamera deutlich weniger Einfluss auf die Videoqualität nimmt als die Leistungsfähigkeit des zugrundeliegenden Videocodecs, scheint zumindest der Presseabteilung entgangen zu sein - in "DVD-Qualität" wird man mit Sicherheit keine Videos drehen können.

Nokia setzt aber in der Tat auf die Zukunft: als Arbeitstier kommt ein MPG4-Kodierer zum Einsatz, Videos werden bis zu einer Auflösung von 640x480 Pixeln und mit 30 Frames pro Sekunde aufgenommen. Auf einem Fernseher werden sich die Ergebnisse daher definitiv sehen lassen können. Die 50 Megabytes an integriertem Speicher reichen laut Hersteller für bis zu 90 Minuten bewegter Bilder oder 2500 Fotos in höchster Qualität aus. Als externe Speicherlösung kommen miniSD-Karten mit einer Maximalkapazität von 2GB zum Einsatz. DVD-Qualität hin oder her: mit dem N93 lassen sich mit Sicherheit gute Fotos schießen. Erstmals kommt eine professionelle Vario Tessar-Linse von Carl Zeiss zum Einsatz, die nebem einem dreifachen optischen Zoom auch Autofokus-Funktion und Makromodus mitbringt. Ein Datenkabel für den Anschluss des N93 ans heimische TV-Gerät wird dem Lieferumfang beiliegen, sodass man die mit dem Handy aufgenommenen Urlaubsvideos den Daheimgebliebenen im 16:9-Format präsentieren kann. Im Bereich Connectivity knüpft das N93 ans noch nicht erhältliche Nokia N80 an und bietet neben den üblichen 3G-Standards, schnellem Bluetooth-Port und Triband-GSM auch einen WLAN-Chip für die Kommunikation mit UPnP-fähigen Settop-Boxen oder Fernsehern an.

Der Formfaktor entspricht im wesentlichen dem designierten mobilen TV-Modell N92, mit dem man zu Beginn der Fußballweltmeisterschaft rechnen darf. Von ihm wurde auch das klapp- und schwenkbare Display entliehen, auf dem sich auf 240x320 Pixeln Auflösung bis zu 262.144 Farben darstellen lassen und das sich auch bei einer Neigung des Blickwinkels von bis zu 20° gegen die Waagrechte noch Informationen ablesen oder Videos betrachten lassen.

Da alle drei N-Series-Modelle explizit an eine Imaging-verliebte Kundschaft gerichtet sind, lag es für Nokia nahe, sich einen beliebten Blogging-Partner mit ins Boot zu holen. Die Wahl fiel auf das von Yahoo betriebene Foto-Portal flickr.com. Betreibt man dort eine private Fotobibliothek, lassen sich Bilder und Videos auf Knopfdruck von den neuen N-Series-Smartphones dort verewigen und zum Beispiel in Blogs oder auf persönlichen Webseiten weiterverwenden. Ähnliches plant Sony Ericsson für sein 3-Megapixelhandy K800i, das als starkes Gegengewicht zum Smartphone N73 antreten wird. Statt Zeiss setzt Sony Ericsson auf die bewährte Cybershot-Optik aus elterlichem Hause. Statt Flckr kommen Googles Blogs zum Zuge und statt fummeliger Bildmodieinstellungen sorgen schnelle Verschlusszeiten und eine Bestpic-Funktion für Qualität bei Sony Ericsson. Man darf gespannt sein, wie sich die Modelle in der Praxis bewähren.

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