PriceWaterhouseCoopers

Mobile Payment wird sich durchsetzen

09.07.2014 von Manfred Bremmer
Laut einer aktuellen PwC-Analyse steht das Bezahlen mit Smartphone oder Tablet vor dem Durchbruch. Allerdings werden sich nur wenige Anbieter etablieren.

Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC prognostiziert in der Analyse "Mobile Payment in Deutschland 2020 - Marktpotenzial und Erfolgsfaktoren", dass die Erlöse aus Mobile-Payment-Transaktionen in den nächsten sechs Jahren auf insgesamt über eine Milliarde Euro steigen werden - von derzeit lediglich 7,4 Millionen Euro.

Als Wachstumstreiber sieht PwC dabei das bislang vernachlässigte Geschäftskundensegment (B2B), das 2020 voraussichtlich die Hälfte der Gebührenerlöse im Mobile Payment leisten könnte. So würden sich insbesondere Industrie- und Automobilersatzteile, Elektronikkomponenten und Baustoffe für den Einkauf über mobile Bezahlwege eignen. "Gerade das Geschäftskundensegment bietet daher für Anbieter große Chancen - auch, um dem enormen Wettbewerbsdruck im B2C-Segment auszuweichen", so Dr. Nikolas Beutin, PwC-Partner und Experte für Mobile Payment.

Aktuell gibt es jedoch kein nennenswertes Transaktionsvolumen in den analysierten Branchen. Dies dürfte sich nach Einschätzung von PwC allerdings ändern, wenn es mehr Payment-Apps mit Anbindung an die CRM-, Bestell-, Buchhaltungs- und Lagerhaltungssysteme der Unternehmen gibt.

Geldbörse war gestern
Geht es nach den Vorstellungen der MyWallet-Protagonisten, so hat die klassische Brieftasche ausgedient. Kreditkarte oder Kundenkarten wandern in digitaler Form auf das Smartphone.
Was ist MyWallet?
Als virtuelle, digitale Brieftasche soll MyWallet nicht nur das Bargeld ersetzen, sondern auch der Speicherplatz für Fahrkarten, Operkarten etc und Kundenkarten werden.
So funktioniert MyWallet
Auf dem Smartphone bestätigt der Anwender mit seiner PIN den getätigten Einkauf und hält das Gerät das gegen das NFC-Terminal. Wurde die Zahlung ausgeführt, erhält er eine elektronische Bestätigung.
Abfrage der PIN
Lediglich bei kleinen Beträgen bis 20 Euro verzichtet das System auf die Abfrage der PIN.
Übermittlung der Zahlung
Für den eigentlichen Bezahlvorgang muss das Gerät sehr nahe das Bezahlterminal gehalten werden. Die Übertragung erfolgt dann per Near Field Communication (NFC)
Papierbeleg
Ganz klassisch wird der Bezahlvorgang mit einem gedruckten Papierbeleg bestätigt und dokumentiert.
Bezahlen im Alltag
Egal, ob an der Bar oder beim Bäcker. Mit MyWallet sollen sich kleinere Einkäufe schneller und beqeumer bezahlen lassen.
Digitale Eintrittskarte
Neben der Bezahlfunktion soll my MyWallet künftig auch als Eintrittskarte für das Unternehmen oder etwa die Oper dienen.
Vorteile des mobilen Bezahlens
Während die NFC-Anhänger die Vorteile des mobilen Bezahlens anpreisen, glauben Beacon-Fans, dass dieser Ansatz zu kurz greift.

Konsolidierung erwartet

Von den aktuell rund 80 Unternehmen, die im Mobile-Payment-Markt aktiv sind, werden sich bis 2020 voraussichtlich nur drei bis fünf Anbieter im Markt etablieren können. Die Verfasser der Studie begründen diese Entwicklung einerseits mit den wettbewerbsbedingt sinkenden Margen bei hohen Investitionskosten. Andererseits seien Verbraucher und Geschäftskunden stark an einer weitgehenden Standardisierung interessiert.

"Im Idealfall zahlen Nutzer mit einer einzigen App bei allen Unternehmen", so Beutlin. Dazu müsse die Anwendung aber mehr bieten als eine reine Bezahlfunktion - er sieht in der Einbindung von Coupons, Bonuspunkte-Systemen und anderen Mehrwertfunktionen ein wesentliches Merkmal auf dem Weg zu einer so genannten "Mobile Wallet", der digitalen Brieftasche. Vor allem aber, so betont der PwC-Mann, müssten die Apps absolute Sicherheit garantieren und ein hohes Maß an Vertrauen bei den Verbrauchern genießen.

11 Millionen Nutzer im Jahr 2020

Wenn es gelingt, die bislang bestehenden Sicherheitsbedenken der potenziellen Nutzer auszuräumen, dürfte die Kundenbasis für Mobile Payment bis 2020 von aktuell rund 176.000 auf elf Millionen im Jahr 2020 zunehmen, schätzt PwC. Nicht in dieser Prognose enthalten sind die Anwender im Geschäftskundenbereich. Die Erlöse je Endverbraucher werden jedoch nur leicht von 42 Euro auf 46 Euro pro Jahr zulegen.