Lexware pay und payleven

Mobile Payment für den Mittelstand

15.02.2016 von Detlef Flach
Neue Mobiltechnologien aller Art sind auf dem Vormarsch. Für den Mittelstand könnte das Thema Mobile Payment, oft auch als Handy-Payment bezeichnet interessant sei. Besonders Kleinstbeträge lassen sich damit gut bezahlen.
Der Trend zum Mobile Payment lässt in Deutschland noch auf sich warten.
Foto: Vodafone

Wie Smartphones mit Touchscreen setzen sich Trends großer Entwickler wie Apple oder Samsung in Deutschland meist einige Jahre später durch - dann aber durchaus rasant, wie das derzeitige Aufkommen an Smartphones zeigt. Dies dürfte auch beim Mobile Payment so sein. Dies bedeutet, dass man Beträge anhand mobiler Endgeräte, also Smartphones oder Tablet-PCs, bezahlen kann. Hierbei wird Mobile Payment, das auch unter der Bezeichnung M-Payment oder "Handy-Payment" bekannt ist, vor allem für Kleinstbeträge verwendet.

So lassen sich beispielsweise lassen tickets, Wallpapers, Klingeltöne oder ähnliche Produkte mit dem Smartphone bezahlen. Die Beträge reichen hier von einigen Cent bis hin zu etwa fünf Euro. Auch Verlage ermöglichen es Interessierten, kostenpflichtige Inhalte, etwa aktuelle Zeitungsartikel, per M-Payment zu bezahlen. Insgesamt lässt sich das Bezahlen mit mobilen Endgeräten dem E-Commerce-Bereich zurechnen.

Was ist was bei Mobile Payment?
Was ist was bei Mobile Payment?
Mobile-Payment ist in Deutschland noch gar nicht so richtig angelaufen, wirft aber technologisch und mit Kürzeln wie BLE oder HCE einige Fragen auf. Die Computerwoche erklärt die wichtigsten Begriffe.
BLE vs. NFC
NFC galt einige Zeit als abgeschrieben, aber mit Unterstützung im neuen iPhone für Apple Pay soll sich die Zahl der Nutzer bis 2019 auf 516 Millionen mehr als verfünffachen, sagt Juniper Research. Pyrim Technologies hat in dieser Infografik Bluetooth Low Energy (z.B. Apples iBeacons) mit NFC verglichen.
Wer war nochmal Bluetooth?
Bluetooth-Namensgeber ist der dänische Wikingerkönig Harald Gormson Blåtand (Blauzahn, um 910 bis 987 n.Chr.), dem es gelungen ist, sein Land mit den benachbarten Norwegern zu versöhnen. Seine Initiale H (wie ein x mit einem senkrechten Strich in der Mitte)...
Wer war nochmal Bluetooth?
... und B schmücken als zusammengeführte Runenzeichen auch das Bluetooth-Logo.
Bluetooth 4.2 soll sicherer und schneller sein
Bluetooth 4.2 wurde im Dezember 2014 vorgestellt und soll BLE noch sicherer, stromsparender und schneller machen.
Bluetooth-Varianten im Vergleich
Was es mit Bluetooth Classic, Bluetooth smart und Bluetooth smart ready auf sich hat, ob und wie sich die verschiedenen Versionen beziehungsweise Varianten miteinander vertragen, zeigt diese Ansicht.
Beacons kommen meist kieselartig daher
Beacons wie die iBeacons von Apple oder wie dieses hier auseinandergenommene von Estimote sehen oft aus wie farbige große Kiesel, aber sie können auch beliebige andere Formen annehmen.
Starke Enterprise Beacons
Nicht alle Beacons sind kieselförmig. Die der Enterprise Beacons der Onys Beacon GmbH aus Friedrichshafen, hier als technische Zeichnung, sollen besonders robust, leistungsstark und sicher sein.
Wirecard Card Reader
In Vietnam mit der dortigen Im- und Exportbank Eximbank unter dem Namen "Eximbank's mPOS" eingeführt, bietet Wirecard einen Card-Reader fürs Smartphone oder Tablet an. Denn gerade viele kleine Händler oder Betreiber von Essständen können sich die Anschaffung eines Kartenterminals nicht leisten. Die Kunden verlangen aber danach. Akzeptiert werden Kreditkarten von VISA, MasterCard und JCB.
Das NFC-Logo
Das NFC-Logo schmückt einfach ein geschwungenes N auf blauem Hintergrund. Die mit RFID verwandte Technologie wurde unter anderem speziell im Hinblick auf Mobile-Payment oder Micropayment entwickelt, weshalb die kurze Reichweite von meist unter 10 cm durchaus gewollt ist.
NFC bittet zum Druck
Die von Canon, HP, Samsung und Xerox (hier im Bild) gegründete MOPRA Alliance hat einen auf NFC basierenden mobilen Print-Service entwickelt, der es erlaubt, vom Android-Smartphone (ab Version 4.4) einen Print-Befehl an einen entsprechend vorbereiteten Drucker auszugeben.
RFID-Label für vertikale Märkte
Die Schreiner Group beziehungsweise die Tochter Schreiner LogiData bietet RFID-Etiketten für verschiedene vertikale Märkte an.
RFID-Label für die Kfz-Auslieferung
Für die Verladeprozesse nach der Kfz-Produktion hat Schreiner LogiData dieses Windshield RFID-Label entwickelt. Darauf können sich zum Beispiel Daten befinden, ob das fertige Fahrzeug per Bahn, LKW oder per Schiff verladen werden soll.
QR-Code - eine rätselhafte Matrix
QR-Codes bestehen in der Regel aus einer quadratischen Matrix mit 177 x 177 schwarzen und weißen Elementen, die wie hier zum Beispiel das ganze Vaterunser und mehr Informationen enthalten können.(Quelle: Jobo aus Wikipedia)

Vorteile und Nachteile

Allerdings halten viele Verbraucher das Bezahlen mit dem Handy für unsicher. Die Datenübertragung ist seit den NSA-Skandalen und Datenklau allerorten - verständlicherweise - für viele Bundesbürger Grund zur Skepsis. Dies ist laut Fachportalen, wie beispielsweise in diesem Artikel auf dem Blog des Telekommunikationsanbieters 1und1.de, der Anlass dafür, dass viele noch wenige Erfahrungen mit dieser Möglichkeit gemacht haben. Wenn die Technologie sich weiter verbreiten soll, muss den Nutzern verdeutlicht werden, dass die Sicherheit bei den Bezahlvorgängen zu jederzeit komplett gewährleistet ist.

Andererseits ist die Möglichkeit, an jedem Ort der Welt Mobile Payment nutzen zu können nicht nur für viele Privatpersonen verlockend. Wer beispielsweise

der sollte sich als kleineres oder mittleres Unternehmen (KMU) ruhig einmal Mobile-Payment-Verfahren näher betrachten.

Lexware pay

Chip & Pin, so bezeichnet Lexware seine Mobile-Payment-Lösung.
Foto: Lexware Pay

Die Freiburger Buchhaltungsspezialisten haben eine Lösung für das Zahlen vor Ort entwickelt. Lexware pay ist jetzt für Tablets und Smartphones ab iOS 7 erhältlich und kann, sowohl in stationären Geschäften wie unterwegs genutzt werden. Dabei arbeiten die Breisgauer mit den Fachleuten von Wirecard zusammen. Es handelt sich dabei um einen Spezialisten für mobile Bezahlvorgänge.

Für einen Händler ist es zunächst notwendig, sich zu registrieren. Dabei wird ein Konto angelegt. Auf dieses wird der Umsatz wöchentlich überwiesen. Beim Bezahlvorgang müssen Dienstleistung oder erworbener Artikel sowie der entsprechende Preis eingegeben werden. Zum Bezahlen gibt es zwei Möglichkeiten: Bei der Swipe & Sign-Methode zieht der Kunde seine EC- oder Kreditkarte durch einen Reader. Zum Abschluss des Kaufvorgangs mit einer Lastschrift muss der Kunde noch unterschreiben.

Bei der zweiten Methode, von Lexware als Chip & Pin bezeichnet, kommt ein Kartenlesegerät ins Spiel. Es steht mit dem Smartphone über Bluetooth in Verbindung. In das Kartenlesegerät wird die PIN eingegeben. Dies hat den Vorteil, dass die Validität der Karte, die Deckung des Kontos und die Korrektheit des Codes sofort überprüft und verifiziert werden können. 0,75 Prozent des Umsatzes sowie 15 Cent (plus Mehrwertsteuer) fallen neben den Kosten für das Kartenlesegerät bei Lexware pay für die Händler an.

payleven

Einen eigenen Kartenleser nutzt payleven
Foto: payleven

Ein Startup in der Sparte Mobile Payment ist beispielsweise payleven, das von Rafael Otero gegründet wurde. Mittels einer kostenlosen App auf dem Smartphone oder dem Tablet kann ein payleven Chip & PIN-Kartenleser betrieben werden. Allerdings kostet das Gerät einmalig 79 Euro. Bei der tatsächlichen Nutzung fallen 0,95 Prozent an Transaktionsgebühren bei Debitkarten, 2,75 Prozent Gebühren bei Kreditkartenzahlungen an.

Echtzeitverkaufsstatistiken oder Mitarbeiterkonten können zusätzlich hilfreich sein. In jedem Land, in dem payleven aktiv ist, kann sich der Kunde per Mail, Telefon oder Chat beraten lassen. Der Kartenleser erfüllt hierbei höchste Sicherheitsstandards (PCI, EMV). Über gängige Internetverbindungsarten wie

ist er komplett mobil einsetzbar. Wie andere Anbieter auch, ist die Zahlung mit allen gängigen Debit- oder Kreditkarten bei payleven möglich. Darunter fallen beispielsweise Maestro, Visa, MasterCard, JCB oder American Express.

Noch steckt Mobile Payment in den Kinderschuhen, es könnte aber für viele KMU eine echte Hilfe sein. Daher sollten Verantwortliche die Nutzung zumindest abwägen.