Mittelstandsindex beweist: Entscheider denken positiv

04.07.2005 von Frank Heuer
Hohe Erwartungen trotz wenig steigender Umsätze: der Optimismus der Mittelständler wird seit zweieinhalb Jahren immer wieder auf eine harte Probe gestellt. Dennoch ist die Beritschaft, mehr in IT zu investieren weiterhin hoch.

Der IT-Mittelstandsindex ging in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit an den Start. In der ersten Jahreshälfte 2003 waren denn auch die bisher niedrigsten Indexwerte zu verzeichnen. Auf dem Tiefpunkt war die Einschätzung der Geschäftslage Anfang Januar, als die deutlich überwiegende Zahl der Mittelständler rückläufige Umsätze melden musste. Diese Situation schlug sich auch in größter Zurückhaltung bei den IT-Investitionen nieder. Seitdem verbesserte sich die Stimmung: Bei der Umsatzsituation war die Aufhellung insbesondere zwischen dem vierten Quartal 2003 und der zweiten Jahreshälfte 2004 zu spüren. Für die IT-Ausgaben setzte die Erholung zeitverzögert im zweiten Quartal 2004 ein.

Im Zick-zack-Kurs nach oben: Auf einem Tiefpunkt gestartet, legte der IT-Mittelstandsindex im ersten Jahr seiner Existenz deutlich zu.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In der Folgezeit war der Verlauf durch ein saisonales Auf und Ab geprägt, bei dem das Verhältnis von Umsatz und Investitionsbereitschaft nicht klar zu definieren ist: Zwar laufen die Kurven dieser beiden Indizes über weite Strecken annähernd parallel, doch die Abstände variieren deutlich und stellenweise kreuzen sich die Linien gar infolge gegenläufiger Entwicklungen. Den bisherigen Höchststand erreichte die Umsatzlage im Oktober 2003 mit 135 Punkten. Die IT-Ausgaben hingegen stiegen im April dieses Jahres auf den vorläufigen Rekord von 123 Zählern.

Hohe Erwartungen trotz wenig steigender Umsätze: 2004 wurde der Optimismus der Mittelständler auf eine harte Probe gestellt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Neben der gegenwärtigen Lagebeurteilung von Umsätzen und IT-Ausgaben bildet der Mittelstandsindex auch die Erwartungen an die kommenden drei Monate ab. Dabei zeigt sich, dass die Hoffnungen fast immer besser waren als die jeweils gegenwärtige Situation - die mittelständischen Entscheider blicken positiv nach vorn. Der Vergleich der Erwartungen mit der tatsächlichen Entwicklung ein Vierteljahr später zeigt ein differenziertes Bild: Bei den IT-Investitionen wichen die Erwartungen und die spätere Beurteilung der Lage selten signifikant voneinander ab. Dagegen dürften die Mittelständler von ihrer Umsatzentwicklung häufig enttäuscht worden sein, nachdem ihre Erwartungen bislang meistens zu optimistisch waren.

Speziell das Jahr 2004 konnte trotz deutlicher Verbesserungen die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Dementsprechend bewegen den Mittelstand bei den allgemeinwirtschaftlichen Themen besonders der konjunkturelle Verlauf sowie die Arbeitsmarktsituation mitsamt Hartz IV.

Sicherheit liegt im Trend

Als langfristig wichtigster IT-Trend wird von Beginn des Mittelstandsindex an die Sicherheit der Informations- und Kommunikationstechnik genannt. Von dieser Einschätzung profitierte in der Vergangenheit besonders der Teilmarkt Kommunikation. Das Kommunikationssegment, das Hard- und Software für Sprach- und Datenkommunikation umfasst, war bis vor kurzem nur wenig volatil. Seit dem vierten Quartal 2004 kommt nun mehr Bewegung in den Markt.

Seit Jahresbeginn überwiegen jeden Monat deutlich die Unternehmen mit gestiegenen IT-Ausgaben. Damit dürfte das Wachstum der IT-Branche auch in diesem Jahr überdurchschnittlich ausfallen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier macht sich der Trend zu Voice over IP (VoIP) bemerkbar. Sofern Unternehmen im zweiten Quartal 2005 zunehmende Investitionen in Kommunikationstechnik vorsehen, ist dies häufig auf geplante Ausgaben für VoIP-Equipment zurückzuführen. Die Marktentwicklung wird unterstrichen durch die spontane Nennung von Voice over IP als wichtigstem Kommunikations-Trend, wie schon seit längerer Zeit wiederholt festzustellen ist. Aus dem vorsichtigen Interesse von gestern entwickeln sich konkrete Investitionsabsichten.

Die größte Investitionsneigung ist beim Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre von Anfang an im Bereich Hardware-Produkte zu registrieren. Die Bereitschaft, hierfür mehr auszugeben, stieg kontinuierlich bis Ende 2003 und hält sich seitdem auf hohem Niveau. Den bisherigen Höchststand erreichte der Teilindex im Dezember 2004 mit knapp 128 Punkten, drei Monate nachdem die Mittelständler mit ihren Investitionsabsichten genau auf diesen Wert kamen.

Hardware-Anteil schrumpft

Bezogen auf die gesamten IT-Ausgaben des Mittelstands nimmt der Hardware-Anteil dennoch allmählich ab, weil dieser Bereich nur unterdurchschnittlich wächst. Während 2003 der Anteil der Hardware noch über 28 Prozent lag, werden es 2005 noch 27 Prozent sein. Dagegen steigt der Anteil der IT-Services schrittweise an - von knapp 29 Prozent auf über 30 Prozent. Noch bis Mitte 2003 waren die Mittelständler mit rückläufigen Service-Ausgaben in der Überzahl. Seitdem überwiegen meist leicht die Firmen mit gewachsenen Spendings. Somit zeigt sich auch im Mittelstand der Trend, Leistungen vermehrt an externe Dienstleister auszulagern, um beispielsweise fixe Kosten zu sparen. Die Ausschläge der Indexkurve sind in der Regel nicht so heftig wie bei den übrigen Marktsegmenten, da oft längerfristige vertragliche Bindungen eingegangen worden sind.

Mittelstandsindex

Die mittelständischen Unternehmen ihn Deutschland tragen über 40 Prozent zu den Ausgaben für Informations- und Telekommunikationstechnologie in Deutschland bei. Um der Bedeutung des Mittelstandes für den IT-Markt Rechnung zu tragen und die Entscheider der mittelständischen Wirtschaft bei ihrer Investitionsplanung zu unterstützen, hat Cisco Systems Anfang 2003 gemeinsam mit TechConsult den „IT-Mittelstandsindex“ ins Leben gerufen. In einer monatlichen Befragung werden Lage und Erwartungen bezüglich Umsatz und IT-Investitionen eingefangen.

Aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit und ihrer abweichenden Anteile an den IT-Gesamtausgaben, wird der IT-Markt differenziert nach seinen Komponenten Hardware, Software, Services und Kommunikation betrachtet. Die Indexwerte ergeben sich jeweils aus dem Verhältnis von Unternehmen, die ein Wachstum von Umsatz oder IT-Investitionen feststellen oder erwarten, und denjenigen, die einen Rückgang verzeichnen oder prognostizieren. Bei einem Indexwert von 100 halten sich beide Gruppen die Waage. Liegt der Wert über 100, stellen die Firmen mit einem Umsatz- oder Ausgabenanstieg die Mehrheit, bei Werten unter 100 sind sie in der Minderheit.

 Nach dem Hardware-Sektor weist der Software-Markt die zweitbeste Performance im deutschen Mittelstand auf. Der bisherige Höchststand der Investitionsbereitschaft konnte im April 2005 registriert werden, als der entsprechende Teil-Index auf 120 Punkte wuchs. Der Anteil der Software nimmt im IT-Markt des Mittelstandes die größte Bedeutung ein. Dies ist ein Unterschied zu dem Gesamtmarkt (inklusive Groß- und Kleinunternehmen), in dem der Service-Anteil dominiert. Der Software-Anteil von 31 Prozent an den IT-Ausgaben blieb in den vergangenen Jahren stabil.

Der Blick auf den Gesamtmarkt zeigt weiteres Wachstum für die nächsten Monate an: Die IT- und Telekommunikations-Ausgaben der mittelgroßen Unternehmen und Organisationen in Deutschland werden auch 2005 überdurchschnittlich wachsen. Der Autor Frank Heuer ist Consultant bei der TechConsult GmbHin Kassel. Er leitet das CompetenceCenter Communications und das Projekt Mittelstandsindex. 

Frank Heuer ist Consultant bei der TechConsult GmbH in Kassel. Er leitet das CompetenceCenter Communications und das Projekt Mittelstandsindex.